Hallo Liebe Community
Ich habe die letztren Tage mich hier etwas durchgelesen und einige ähnliche Beiträge gefunden.
Nun möchte ich mal irgendwie meine Geschichte teilen. Dies könnte etwas länger werden.
Wie der Titel besagt, meine (ex?) Freundin mit ADHS und mittelschwerer Depression, beides von 3 Fachstellen Diagnostiziert, lässt mich nach 7 Jahren Beziehung und nach 3 letzten schönen Tagen einfach sitzen. Die Diagnose erfolgte erst vor ca. 2 Jahren, haben also einen Grossteil unserer Beziehung ohne gestellte Diagnose gelebt.
Kennen gelernt haben wir uns in einer WG als Mitbewohner, sie war 18, ich 24 (also ich heute 31 und sie 25) ich war damals in einer Fernbeziehung, diese wohnte etwa 200km entfernt und ich fuhr regelmässig am Wochenende zu ihr. Als aber da diese aufgestellte und energiegefüllte junge Frau plötzlich meine Mitbewohnerin war und immer mehr Interesse an mir zeigte, ergab sich daraus eine Beziehung, wofür ich die Fernbeziehung aufgab. Wir hatten während der WG Zeit die perfekte Beziehung, keine Streits, wir wussten wo uns die Zukunft hin führen sollte, haben viel unternommen, S. und allgemeine Nähe war sehr schön und hat nie gefehlt.
Als die WG immer kleiner wurde, Leute wegen ihrer Beziehung oder Jobs ausgezogen sind, war es auch bei uns langsam soweit. Wir sind zusammengezogen und haben zum ersten mal so richtig alleine zusammen gewohnt. Dort hat sich langsam das ADHS gezeigt. Ordnung halten war für sie ein Ding der Unmöglichkeit, Termine hat sie verpasst oder verschlafen, auch dinge die wir zusammen unternehmen wollten hat sie gerne mal vergessen. So richtig böse war ich ihr aber nie, das war sie halt einfach und so funktioniert sie nun mal, dachte ich.
Dinge wie Haushalt schmeissen und administratives lagen zu 100% an mir, ich habe eingekauft, gekocht, Wäsche gewaschen, Wohnung in stand gehalten (Ordnung, Garten, Haustiere) und alles finanzielle geregelt.
Wichtig hier, sie hatte auch nie einen Job, Ausbildung zur Erzieherin musste sie abbrechen (wie wir heute wissen wegen ADHS, und zwar der Eigenschaft, dass Jobs oder Ausbildungen für diese Personen wie eingesperrt sein wirken können, im Sinn von ich stecke jetzt 3 Jahre hier in dieser Ausbildung fest und kann nicht fliehen) Da ich jedoch einen sehr guten Lohn hatte bzw. habe (Knapp 7000Euro Netto pro Monat x13) war das für mich nie wirklich ein Problem. Die klassische Vorstellung einer Hausfrau und Mutter für unser zukünftiges Kind, welche stets zuhause ist, hat mir Sicherheit gegeben. Nur, was bringt mir eine Hausfrau, welche einen Haushalt gar nicht bewältigen kann? Langsam wurden Stimmen aus meiner Familie laut, was ich denn mit o so einer will, eine die nichts arbeitet und zuhause nur rumsitzt und Netflix schaut?
Ich habe mich vor meiner Familie aber immer für meine Freundin eingesetzt, beteuert wie sehr ich sie liebe und sie mehr als gut genug für mich ist.
Jedenfalls ist nach der WG Zeit unser Leben etwas ruhiger geworden, wir hatten beide keinen riesigen Freundeskreis (Sie wegen Schwierigkeiten, Kontakte zu knüpfen, ich wegen Arbeit und meiner Freizeit voll dem Haushalt und Ihr widmen). Unsere 3 Katzen und ich waren alles für sie. Sie genoss jede freie Minute mir mir und ich habe mir hier auch öfters ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn ich mal einfach alleine sein wollte. Alleine irgend eine Dokumentation schauen über Themen welche sie eher nicht interessieren, alleine Videospiele spielen oder alleine mit Freunden raus.
Ich war aber mit dem ruhigen und sicheren Leben sehr zufrieden. Ich bin ein Typ der finanzielle Sicherheit und ein geregeltes Leben sehr schätzt. Hier kommt aber der tödliche ADHS Teil von ihr zum Zug. ADHS-ler fühlen sich in stabilen Beziehungen eingesperrt und gelangweilt. Quasi eben im goldenen Käfig eingesperrt.
Dies war und zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so richtig bewusst, wir lebten 2 Jahre weiter und alles schien in Ordnung, Intimität war immernoch da, gab immer wieder kleine Geschenke, viel Nähe und Geborgenheit, alles was eben eine schöne Beziehung ausmacht.
Nun kommt aber die grosse Explosion. Vor 2 Wochen habe ich eine Woche Urlaub gehabt, habe viel geplant mit ihr zu unternehmen und auch an einem Heiratsantrag gearbeitet! Die ersten 3 Tage verlief der Urlaub super, wir haben über Kindernamen gesprochen, da dies in naher Zukunft ein Thema werden sollte, wir haben uns noch über eine Hundezucht informiert und wollten eigentlich die Tage eine Bewerbung aufsetzen. Ihr grösster Wunsch war ein Australian shepherd welchen sie erziehen wollte bevor wir dann ein Baby bekommen. Wir hatten in diesen 3 Tagen auch erneut sehr schöne zärtliche Zeit zusammen. Sind beim Regen im Bett gelegen, haben gekuschelt und sie sagte mir wie schön es ist, wie beruhigend und ich sei immer ihre Kontinuität und Sicherheit in ihrem chaotischen Leben, ihr Fels in der Brandung und was weis ich.
Aber dann kam es soweit, sie wollte eigentlich für einen Tag / Abend zu einer Freundin und deren Freundeskreis gehen um an einem Spieleabend Teil zu nehmen. Dies tat sie auch und seitdem will sie mich nicht mehr.
Sie hat mir dann per WhatsApp gesagt, dass sie mich gerade nicht mehr sehen will und Zeit braucht um ihre Gefühle zu ordnen. Ich, fast tot umgefallen vor Schreck, habe natürlich sofort intuitiv das falsche gemacht. Habe sie zugetextet, gefragt was denn los sei, was denn das die letzten tage gewesen sei wo alles noch so gut war und jetzt sowas?
Von ihr kam dann aber nur kurz und knapp die Antwort, dass sie gemerkt habe, dass es bei anderen interessanter laufe als bei uns. (Hier sind wir beim eingesperrt fühlen in sicheren beziehungen und dass ADHS-ler andere bzw. neue personen sehr schnell sehr interessant finden)
Nach weiterem nachfragen von mir, was sie denn jetzt will und ob sie jetzt 7 Jahre einfach wegen sowas wegschmeissen will kam erstmal 2 Tage gar nichts. Dann rief mich ein Typ aus der Freundesgruppe an und machte mir klar, dass ich sie jetzt in ruhe lassen soll, sie habe angst vor mir weil ich sie bedränge und immer wieder schreibe usw.
Ich war einfach am Boden zerstört, was soll dieser sch. 7 Jahre und dann einfach alles wegschmeissen und nicht reden wollen? Wie kindisch ist das denn bitte?
Mit der Zeit, welche ich dann halt alleine im Urlaub zuhause rumsass, hab ich mich hier umgeschaut und etwas mehr über ADHS schlau gemacht, da fand ich diese beiden passenden Sätze:
„Auszeit statt Ausrasten“. Erst mal frische Luft schnappen und aus der Situation heraus gehen, um Zeit zu gewinnen und herunter zu kommen. ADHS-ler müssen lernen, rechtzeitig in Auszeit zu gehen und dies auch dem Partner zu kommunizieren. Wichtig ist es dann, später mit klarem Kopf noch einmal die schwierige Situation zu besprechen.
Und für mich wichtig:
Nehmen sie eine Auszeit und diskutieren sie nicht, denn ADHS-ler sind in dieser Situation keinem Argument zugänglich.
In diesem Sinne habe ich sie dann einfach in Ruhe gelassen und mich nicht mehr gemeldet, da ich sie keinesfalls stressen oder eben gar beängstigen will. Nun weis ich einfach nicht wie weiter, wie lange soll ich warten? Was soll ich machen? Hat jemand Erfahrung mit ADHS Partnern und solchen Ausbrüchen?
Vielen Dank für eure Inputs, Gedanken, Worte.
26.05.2023 15:38 •
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