Für alle, die zuviel Zeit haben, hier der Brief an Sie....
Wurde geschrieben, bevor ich von dem anderen kerl wusste.
Edit: namen zensiert.
Hallo xyz!
Okay, ich weiß, ein Brief ist immer irgendwie „unpersönlich“ und „blöd“. Aber ich weiß momentan einfach nicht, auf welche andere Art und Weise ich mich ausdrücken soll. Trotzdem würde ich dich bitten, mir diesen Gefallen zu tun, und das hier zu lesen.
Eigentlich hab ich das alles nur für mich geschrieben, um es zu verarbeiten, und dann wieder zu löschen. Aber jetzt bin ich der Meinung, vielleicht solltest du es doch erfahren, was los ist. Ich schreib das nicht, um dir ein schlechtes Gewissen einzureden – ich schreibs auch nicht, um dich wieder mit irgendwelchen Tricks „um den Finger zu wickeln“ oder sowas. Klar wär es schön, wenn es funktioniert, aber im Endeffekt ist der Grund für den langen Text hier einfach, dass du mich verstehst und nachvollziehen kannst, warum ich manchmal so reagier, oder so bin, wie ich bin.
Aber so doof das klingt, du warst 4 Jahre lang meine Bezugsperson, meine Freundin, meine beste Freundin, meine Schwester – alles für mich. Und in allem, was mich beschäftigt hat, warst du meine Anlaufstelle Nummer 1. Und genau aus diesem Grund hab ich irgendwie immer noch das Verlangen, dir mitzuteilen, wie es mir geht. Noch dazu, wenn du der Verursacher für diese Gefühle bist. Deshalb würde ich dich bitten, dir die 20 Minuten Zeit zu nehmen, das alles zu lesen, wenn möglich zu verstehen. Ich erwarte nicht einmal eine Antwort – wichtig ist mir nur, dass du es verstehst.
Okay, dann fangen wir mal an.
Fast 4 Jahre waren wir ein Team, jeder der uns kannte hielt uns für die Vorbilder schlechthin. In jeder Beziehung gab es Probleme, nur scheinbar bei uns nicht. So dachte ich auch bis vor kurzem – anscheinend hast du Probleme gesehen, die du nicht ausgesprochen hast, und die dazu geführt haben, dass es nun so ist wie es ist. Ich habe dir ja bei unserem ersten Gespräch kurz vorm Urlaub schon gesagt, dass ich dich im Grunde sogar verstehe, deshalb kann und will ich dir ja auch nicht böse sein. Die Tatsache, dass wir zwar das beste Team überhaupt waren, aber leider das Zwischenmenschliche, beziehungsmäßige, die Liebe, auf der Strecke geblieben ist, ist mir auch klar. Aber warum redet man nicht darüber? Wieso kämpft man nicht? Warum gibt man kampflos auf, wirft wirklich alles weg? Hast du zu wenig Mut, zu wenig Kraft? Warum arbeitet man nicht aneinander?
Ich weiß auch, wenn die Gefühle weg sind, kann man nichts mehr erzwingen. Aber ich möchte auch ehrlich zu dir sein, und ich bin der Meinung, dass ich in den letzten 3 Wochen dich zumindest großteils verstanden, durchschaut habe, deine Motivationen, deine Hintergründe, deine Denkweise. Ich kenne dich jetzt 4 Jahre und kann dich sehr gut einschätzen.
Ich glaube, dass bei uns beiden die Gefühle nachgelassen haben. Sonst wären wir nicht so selbstverständlich miteinander umgegangen. Haben uns gegenseitig nicht mehr genug geschätzt, es war halt so, fertig. Das war falsch.
Dadurch, dass du noch relativ jung bist, seit deiner Jugend nur in festen Beziehungen warst, hattest du nie die Chance, dich „auszuleben“, für dich selbst verantwortlich zu sein. Deine Freiheiten, deine Grenzen auszutesten. Deinen „Marktwert“ auszutesten. Und ich kann sogar nachvollziehen, dass man das nötig hat. Ich musste auch dadurch, bevor ich bereit war für dich. Aber hey, du hattest selbst in einer Beziehung mit mir die Möglichkeit, Dinge allein zu tun, wenn du es gewollt hättest.
Weißt du, du hast vor allen immer soviel reifer gewirkt, überhaupt nicht wie 20 jahre alt. Und ich glaube, dass du jetzt im Moment einfach wieder 20 sein willst.
Du magst am liebsten alle Verantwortung, die du hattest, über Bord werfen. Frei sein, unabhängig sein.
Deswegen bist du auch so spontan zurzeit. Zum Beispiel die Meerschweinchen – Alle Verantwortung nur weg von dir, die Tiere, für die du 4 Wochen vorher noch 200 Euro Tierarzt gezahlt hast, bloß schnell weg. Alles aus dem alten, verantwortungsbewussten Leben weg. Keine Gedanken mehr machen müssen. Für dich allein zuständig sein, dein Leben zu genießen.
Aber die andere Seite der Medaille ist, dass kein Mensch auf der Welt innerhalb von 2-3 Wochen seine Gefühle komplett verlieren kann. Du magst es bestimmt im Moment so fühlen, das ist klar! In deinem jetzigen Zustand befindest du dich in einer Art „Rausch“, in der du alles neue in dich aufsaugst, das positive am Single-Leben entdeckst, dich frei und unabhängig fühlst, das Gefühl hast, alles richtig gemacht zu haben, dich selbst wiederentdeckst. Das mag auch alles wahr sein, und in deinem momentanen Leben das Beste für dich sein, okay. War ja kurz bevor wir zusammen gekommen sind schon einmal so eine Phase. Und ich bin mir sicher, auch das hat dir gut getan.
Aber es sind auch bei dir noch Rest-Gefühle da, dessen bin ich mir sicher. Du hast sie momentan verdrängt, dein Herz, dein Verstand spielen dir eine heile Welt vor. Aber auch du wirst dich irgendwann damit befassen müssen. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht nächste Woche. Vielleicht auch erst in 1-2 Jahren. Aber irgendwann hängt dir alles, was du jetzt gerade neu zu schätzen weißt, zum Hals raus und du begreifst, was du aufgegeben hast. Ob du es dann immer noch gut heißt, oder es im Nachhinein in deinen Augen ein Fehler war, steht auf einem anderen Blatt.
Ich weiß nicht, wie ich dir am Besten erklären soll, was in mir vorgeht, ohne dich persönlich anzugreifen oder zu verletzen. Du kennst mich mittlerweile auch gut genug, um zu wissen, dass ich dir nie etwas Schlechtes wollen würde, oder dich angreifen oder verletzen wollen würde.
Ich selbst habe auch manchmal gemerkt, dass es zwischen uns nicht mehr so intim und tiefgründig ist, wie es anfangs einmal war. Aber sind wir mal ehrlich – eigene Wohnung, gemeinsame Finanzen, Alltag, Arbeit, Freunde, Leben – da ist das denke ich normal, dass so etwas auch mal abflacht. Ich war eigentlich felsenfest davon überzeugt, dass die freie Woche hier und die Woche in Bulgarien uns mehr denn je zusammenschweißt. Die Jahre zuvor hat uns der Urlaub, die 24h zusammen, auch immer zusammengeschweißt wie Pech und Schwefel.
Ich wollte mit dir picknicken gehen, baden gehen, essen gehen, ausgehen, das Leben genießen. Und sei ehrlich zu dir selbst, auch wenn du jetzt alleine deinen Spaß hast, egal was wir zu zweit angepackt haben, es war die größte Gaudi, die man sich vorstellen konnte. Niemand hat sich so gut miteinander verstanden wie Wir, niemand war sich so nahe, niemand kannte sich so in und auswendig. Ich erinnere mich nur zu gern an den Robo-Dance auf dem Balkon. Oder die lustigen Abende im Tzar… Move like jagger, uhuuuuuhhhuhhh Oder die gut Elektrofahrräder, Skyline-Park, Tropical Island, Cas., London im strömenden Regen oben aufm Bus, Buckingham Palace, London Dungeon, diese ganzen Sachen, einfach unvergesslich. Aber genauso die kleinen Sachen, die ich nie wieder vergessen werde. Allein wie du schläfst… Oder deine ganzen lustigen Worte die du immer so erfunden hast. Dass du es hasst wenn mit Schlag gebohrt wird. Dass du immer Todesangst bekommen hast, wenn Spitzle angefangen hat zu spielen
Wir hatten eigentlich alles Glück der Welt. Es hat uns nichts mehr gefehlt.
Ich war noch nie vorher so glücklich, so zufrieden, so sicher in dem was ich tue wie mit dir. Vor allem in den letzten Monaten. Und ich war nie vorher einem Menschen so nahe, wie dir. Genauso war ich noch nie einem Menschen, den ich liebe, so fern, wie jetzt im Moment. Ist einfach unfassbar schmerzhaft, dich zu verlieren.
Ich kann es einfach immer noch nicht so richtig verstehen, dass du dich anscheinend so sehr von mir entlebt hast, ohne auch nur einmal darüber zu sprechen. Dass es das wert ist, ALLES was wir uns aufgebaut haben ohne Rücksicht auf Verluste niederzureißen. Die Wohnung, das Auto, unsere Familien, unsere gemeinsamen Freunde, unsere Hobbys, die ganzen Kleinigkeiten, die uns zu dem gemacht haben, was wir als Paar waren.
Du hast zu mir gesagt, du liebst mich nicht mehr wie einen Partner, eher wie einen Bruder. Im Nachhinein muss ich sagen, wenn das wirklich so ist, ist es eigentlich der beste Beweis dafür, dass wir zusammen gehören. Wenn es irgendwen gibt, den man mehr liebt, als seinen Partner, dann sind es die Eltern und die Geschwister. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass du gerade einen großen Fehler machst – auch wenn es dir momentan nicht so vorkommt.
Es gab und gibt nichts Schöneres für mich auf der Welt, als dich lachen zu sehen, als dein Strahlen zu sehen. Du wenn glücklich bist, geht mir das Herz auf. Und ich wollte wirklich mit dir mit Delphinen schwimmen. Ich wollte wirklich um deine Hand anhalten. Und ich wollte Kinder mit dir. Und es ist noch gar nicht so lange her, da wolltest all das auch du.
Wir haben spaßeshalber Locations für unsere Hochzeit gesucht, uns über Brautkleid und Anzug unterhalten, mit wem wir feiern, wer unser Trauzeuge wird – und zu dem Zeitpunkt war das auch alles unser Ernst, ich denke nicht, dass es nur gespielt war.
Jetzt drängt sich allerdings in mir die Frage auf, was muss in den letzten paar Wochen alles schief gelaufen sein, dass es so gekommen ist, wie es nun mal ist?
Außer dass wir begonnen haben, auch mal getrennt voneinander was zu machen, hat sich im Grunde nicht viel geändert. Vielleicht war das das Todesurteil? Ist mir aber unverständlich, weil selbst wenn ich ohne dich bin, war es für mich nie eine Frage, ob allein sein auf Dauer glücklich macht. Anscheinend hat die Zeit, die du dann ohne mich verbracht hast (mit abcde, deinem Training usw.) irgendeinen Schalter in dir umgelegt. Ich hoffe, es gibt eine Möglichkeit, diesen Schalter wieder zurückzudrücken.
Und seitdem gehen wir nun also getrennte Wege. Ich weiß, dass es dir gut geht dabei – dass du dich wohl fühlst. Aber ich denke, als die Person, der ich mich vier Jahre lang geöffnet habe, mit der ich mein ganzes Leben geteilt – nein, gemeinsam aufgebaut habe – solltest du auch wissen, wie es mir dabei geht.
Natürlich versuche ich, wenn du hier bist, so normal wie möglich zu wirken. Ich möchte nicht, dass du Mitleid hast oder dich mir gegenüber anders verhältst. Ich weiß nicht, wie es sein wird, nachdem du diesen Brief gelesen hast. Aber ich bin mittlerweile an dem Punkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, und dir direkt ins Gesicht schaff ichs sowieso nicht, meine Gefühle so auszudrücken, wie ich es vielleicht gern möchte.
Mir geht es dreckig. Ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt wie jetzt. Ich habe innerhalb von wenigen Sekunden alles was mir wichtig war verloren. Dich, deine Eltern, die Zukunft, meine Perspektive, alles, wofür ich das hier alles überhaupt gemacht habe. Momentan weiß ich nicht, wofür ich früh das Haus verlasse. Wozu Geld verdienen, wenn es niemand gibt, mit dem man seine Urlaube teilen kann? Wozu mach ich das alles überhaupt noch? Ich häng die Wäsche auf, leg deine Sachen zusammen, räum die Wohnung auf, tu so wie wenn nie was gewesen wäre. Aber am Ende lieg ich doch jeden Abend allein im Bett.
Egal was ich unternehm oder wohin ich gehe, um mich abzulenken, ich komm einfach nicht raus aus meinem Teufelskreis. Bin ich zuhause, will ich weg. Bin ich weg, will ich so schnell es geht wieder heim. Bin ich dann daheim, bin ich wieder einsam und will weg… und so weiter.
Wenn ich irgendwo bin und irgendwas mache, kann ich nicht anders, als mir vorzustellen du wärst dabei. Du würdest weiterhin meine Erlebnisse und Erfahrungen mit mir teilen. Wir könnten wie immer auf dem Heimweg über die anderen reden, würden zusammen lachen, uns freuen, lästern, wären füreinander da… das Team fehlt, verstehst du? Ich kann egal mit wem was unternehmen, ich bin immer einsam, weil es mich nur noch alleine gibt. Ich helfe Fghi und Jklm beim Umzug, und kann nur daran denken, wie souverän und toll wir zwei das damals gemeistert haben, als wir aus Salzburg wieder gekommen sind. Ich helfe nopq und rstu beim Umzug und kann nur sehen, dass wir das alles ja soviel besser gemacht haben. Ich sehe Beziehungen um mich rum, die einfach von Anfang an so viel schlechter laufen als unsere es jemals war. Und dennoch sind die Personen glücklich miteinander, greifen Hand in Hand, und schaffen es irgendwie. Deshalb kann ich es nicht verstehen, wie du dich so schnell von mir lösen konntest und mir keine Träne nachweinst. Du fühlst dich Ohne mich besser – Wow, gibt es überhaupt irgendeinen Satz, der einem mehr wie ein Schlag in die Fresse vorkommt?
Es is echt schei. was wir erlebt haben, es war alles auf seine eigene Art und Weise einmalig. schei. ob es Bulgarien war, ob es Italien war, ein Bayernspiel, wii spielen, Xbox, Filme gucken, ob es nur das zusammen im Krankenhausbett DVDs gucken war (Gehirnfrost!), oder zusammen zelten (als du das Ozonloch mit deinem Insektenspray verdoppelt hast…), Möbel aufbauen, einkaufen, Tuningworld, Eltern besuchen, alles Erinnerungen, die ich bis an mein Lebensende nie vergessen werde. Ach komm, jeder pipifax Lebensmitteleinkauf war irgendwie typisch für uns.
Was ist auf einmal passiert, dass es die Frau, dich, in der Form nicht mehr gibt?
Die letzten Tage waren echt nicht schön. Ich leg mich um 1 ins Bett, geh um halb 5 nochmal eine rauchen, weil ich mich vor lauter Gedanken nicht zum Einschlafen zwingen kann.
Und das schlimme ist, so sehr ich es auch versuche, ich kann nicht damit abschließen. Ich will, aber kann es irgendwie nicht akzeptieren. An jeden rettenden Grashalm, der mir irgendwie Hoffnung gibt, klammer ich mich wie wild. Und jedes Mal wenn er abknickt bin ich kurz vorm ersaufen.
Ich hoffe immer noch, auch wenn es hirnrissig ist, dass du nur eine Phase durchmachst, und wir bald die Chance zu einem Neustart bekommen.
Mir ist auch klar, dass das alles andere als einfach werden würde. Auch von der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen würden usw.
Aber Egal wie es jetzt weitergeht, es wird so oder so mehr als schwierig.
Ich bin immer noch felsenfest davon überzeugt, dass wir die Chance auf einen Neustart nicht leichtfertig verspielen sollten. Es ist einfach alles wegzuwerfen, alle Zelte abzubrechen und so zu tun, als wäre nie was gewesen.
Aber die wahre Aufgabe besteht doch darin, etwas Wertvolles, Kostbares, UNS zu retten. Es kostet Überwindung, man muss mit sich selbst hadern, man muss vielleicht auch einfach über seinen Schatten springen. Aber das alles wäre viel zu schade, um es kampflos aufzugeben. Gemeinsam haben wir bisher jede Prüfung gemeistert.
Ich hatte einfach viel Zeit zum Nachdenken die letzten 3 Wochen. Wir haben uns beide gegenseitig immer vertraut, und auch wenn ich fürchte, dass du jetzt mehr auf deinen eigenen Kopf hören wirst, aber es wäre wirklich schade drum, jetzt schon das Handtuch zu werfen.
Weißt du, wenn wir ne kack Beziehung gehabt hätten, die viel zu viel Probleme gehabt hätte, in der wir beide unzufrieden gewesen wären, okay, ich könnts nachvollziehen und würde vielleicht sogar selbst so denken.
Aber bei uns beiden war im Grunde alles in bester Ordnung bis auf paar Ecken und Kanten, über die man hätte reden können. Es ist wahrscheinlich hauptsächlich wirklich nur dein Freiheitsdrang, und der Alltag, der dir all die störenden Kleinigkeiten, die sonst nie ein Problem waren, wie unüberwindbare Hürden vorkommen ließ. Hör auf dein Herz und lass dir nicht von deinen Gedanken einen Streich spielen. Wenn du mal zur Ruhe kommst irgendwann, dann denk mal über uns nach. Auch wenn wir im Jetzt leben, wir hatten eine wahnsinnig tolle Vergangenheit. Und uns wäre auch eine unglaublich schöne Zukunft bevor gestanden. Trauer, Gefühle, Liebe, Schmerz, Einsamkeit, Glück… das alles ist nichts weiter als chemische Reaktionen in unserem Körper. Und deine Chemie ist irgendwie vor ein paar Wochen übergeschwappt.
Du musst nur versuchen, die Sauerei wieder aufzuwischen und einen Weg zu finden, dich frei zu machen. Ich helfe dir gern dabei.
Was füreinander bestimmt ist, findet auch wieder zusammen – in guten wie in schlechten Zeiten. Gemeinsam ist es soviel einfacher, wenn man feststellt, da ist jemand, der zu einem steht, hinter einem steht, mit einem durch alle Facetten des Lebens geht.
Vielleicht ist es wirklich auch der räumliche Abstand, wenn du jetzt in einer eigenen Wohnung bist, der uns die Möglichkeit gibt, wieder zueinander zu finden. Was ist denn an mir jetzt so viel anders, als an dem freeze, in den du dich vor 4 Jahren verliebt hast? Oder was ist an dir seitdem so anders geworden? Außer dass wir aneinander gewachsen sind, doch eigentlich nichts?
Ich weiß, dass ich es manchmal wirklich ZU gut gemeint habe, und dir immer alles Recht machen wollte, obwohl ich selbst vielleicht anders gedacht habe. Das war einer meiner Fehler und ich würde das in der Form auch nicht mehr tun. Im Prinzip bin ich nicht so – nur meine Liebe zu dir hat mich zu dem „Weichei“ werden lassen, der kaum noch eine eigene Meinung hat. Beziehungsweise sie nicht äußert und dazu steht.
Aber gerade in Momenten, in denen es dir schlecht ging, habe ich gemerkt, dass du gerne die Kraft annimmst, die ich dir gebe. Die Ablenkung, die Zweisamkeit. Dinge, die wir gemeinsam durchgestanden haben. Deine OPs im Krankenhaus, bei denen ich dich über den Tag gebracht habe, den Verlust deiner Familie, bei dem ich dir zur Seite gestanden habe, den Tod von Struppi, den wir beide durchstehen mussten, die Zeiten, als du noch bei der exchefin warst, und ich dir Abende lang zugehört habe, all diese Dinge.
Bist du wirklich gerne ohne mich? Ich kanns einfach nicht verstehen. Probleme, Unzufriedenheiten, Kleinigkeiten hin oder her – wir waren ein gut Team.
Und ich glaube niemand hat soviel Spaß dran gehabt, Boomer abzuschlachten, Licker abzumetzeln, oder bei Resident Evil 5 vor dem Schlächter wegzurennen, wie wir beide.
Du hast dich lautlos und leise von mir entfernt, Stück für Stück, ohne dass ich es wahrgenommen habe. Die Signale hab ich nicht verstanden, und dann war es zu spät.
Jetzt ist es meine Aufgabe, mich Stück für Stück dir wieder anzunähern. Dass es nicht so weitergehen kann wie bisher, das ist völlig klar. Wenn das alles Hand und Fuß haben soll, dann muss man von vorne anfangen. Ich bin dazu bereit. Auch wenn es schwer wird. Ich hoffe, dass du mir irgendwann die Möglichkeit dazu gibst.
Weißt du, Beziehungen gehen kaputt weil der Mann seine Frau schlägt, weil man sich betrügt, weil man nicht zusammen passt, weil Vertrauen fehlt, weil man ein A...loch als Partner hat – aber nicht, weil man keinen Mut hat, einen Neustart zu machen.
Und durch die 3 Wochen ohne dich ist mir bewusst geworden, was du eigentlich für mich bist. Und ja, ich möchte dich wieder zurück. Trotz allem was du mir angetan hast.
Ich habe – wenn auch sehr spät – gemerkt, was du mir bedeutest. Wie du mein Leben bereichert hast. Ich steh wieder an dem Punkt von vor vier Jahren, mit nix in der Hand.
Außer ein paar Erinnerungen, die mir wie feiner Sand durch die Finger rieseln, egal wie sehr ich versuche, diese festzuhalten.
Ja, es ist vorbei – das habe ich nun auch verstanden.
Aber warum, wenn sich das alles etwas gesetzt hat, wir beide zu unserem richtigen ICH gefunden haben, warum soll es denn dann nicht möglich sein, sich neu zu verlieben?
Wir wissen beide, wie gut wir zueinander passen. Wir wissen beide, dass es sehr lange sehr gut funktioniert hat. Warum soll ein Neuanfang dann so ausgeschlossen sein?
Wir wissen, dass wir von den Eltern, Freunden akzeptiert werden, genauso wie wir waren. Dass wir uns gegenseitig vertrauen können. Dass wir zusammen passen, ähnliche Ansichten haben, dass wir über unseren Humor gegenseitig uns so weglachen können, dass es einfach funktioniert.
Vielleicht bin ich jetzt wie ein trotziges Kind, mag sein, aber es ist für mich einfach so unlogisch, einfach nur dazusitzen, zu sagen, ja ok, Ende im Gelände, ab sofort bin ich wieder allein.
Lass die Erinnerungen Erinnerungen sein und fertig.
Ich finds einfach komplett falsch so wie es jetzt ist. Das ist ein Fehler in der Matrix, so wie es jetzt ist, ist es nicht vorherbestimmt.
Ich sitz mit Freunden in ner Bar und fühl mich komplett fehl am Platz, ich sollte doch eigentlich da sein, wo du bist?!
Ich komm nach Hause und rede den ganzen Abend mit mir selbst, erzähl den Fischen oder dem Spitzle wie der Tag war.
Xyz, ich wollte eigentlich dir nicht das Gefühl geben, dass deine Abwesenheit mich so zerstört. Und ich wollte eigentlich vor dir immer zeigen, dass ich auch alleine sehr gut zurecht komm und nicht auf dich angewiesen bin. Das mag in vielen Dingen auch stimmen – den Tag bekomm ich meistens wirklich ganz gut rum.
Aber im Endeffekt waren wir immer ehrlich zueinander, warum also sollte ich gerade jetzt anfangen, es nicht zu sein?
Mir geht es schrecklich, ich vermisse dich bei allem was ich auch tu. Mir fehlt ungefähr alles.
Ich will dich hiermit auch nicht anbetteln, dir ein schlechtes Gewissen machen oder sowas. Das führt ja zu nix!
Ich möchte dir nur, so wie ich es immer getan habe, einen Einblick in mich selbst geben.
Ich hab keine Ahnung was ich damit in dir bewirke, ob ich dich damit nur noch weiter von mir fort treibe – aber das ist mir in meiner jetzigen Situation auch echt egal.
Natürlich, ich bin ja nicht blöd, ich weiß auch, dass Liebeskummer vergeht. In nem halben Jahr würde ich bestimmt auch wieder ganz anders beieinander sein. Aber eins kann ich dir ganz ehrlich sagen – ich könnte wahrscheinlich nie wieder eine andere Frau lieben, ohne sie mit dir zu vergleichen. Es gibt niemand, der dir annähernd das Wasser reichen könnte. Auch keine Fernanda Brandao. Zwischen uns beiden gab es immer so eine Ebene des Vertrauens, der Selbstverständlichkeit, eine Grundbasis, auf der wir beide standen und immer aufeinander zählen konnten. Und das gespickt mit den ganzen kleinen Details, die unsere Partnerschaft ausgemacht haben. Allem, was wir gemeinsam durchgestanden und erlebt haben. Das kann mir niemand ersetzen.
Das, was wir erlebt hatten, da brauchen andere ihr ganzes Leben dazu.
„Ich liebe dich“ ist nichts anderes als eine hohle Phrase, die nix zu bedeuten hat. Erst das, was dahinter steckt – unsere Vergangenheit, macht den Satz zu dem, was er ist. Noch nie hab ich den Satz zu dir gesagt, ohne mich zuvor zu vergewissern, ob es auch die Realität ist.
Ich könnte wahrscheinlich noch 30 Seiten schreiben, es hört einfach nicht auf, aus mir herauszusprudeln. Vielleicht sollte ich doch Schriftsteller werden, wie ich es als Kind wollte.
Falls du die Seiten bisher nur überflogen hast, hier die Kurzzusammenfassung:
Mir geht es nicht so gut wie es scheint, du fehlst mir sehr, du machst einen Fehler, finde zurück zu dir selbst und dem, was WIR waren, spring über deinen Schatten und lass zusammen sein, was zusammen gehört.
Ich habe jetzt mit Absicht nicht NOCH mehr von mir geschrieben. Niemand kennt mich so gut wie du, also wirst du wahrscheinlich ungefähr wissen, wie es in mir aussieht.
Wenn du trotzdem ungefähr wissen möchtest, wie ich mich fühle, tu mir noch den Gefallen, geh auf myvideo.de und such nach dem Lied „Curse – und was ist jetzt“ – höre ich auch gerade und beschreibt meine Gefühlswelt einigermaßen.
Achja und ich weiß auch, dass Liebeskummer einem oft alles vernebelt, und man nur das sieht, was man sehen will. Aber ich hab mich wirklich sehr lange mit mir selbst befasst, um herauszufinden, was davon Schönmalerei und was die Realität ist. Ich bin mir sehr klar über meine Gefühle und Gedanken.
Ich weiß auch, dass ein von Hand geschriebener Brief persönlicher wäre – aber erstens schreib ich viel langsamer als mit dem PC und zweitens tust du dir bei meiner Sauklaue dann nur schwer beim Lesen
Ich hoffe, dich mit diesem Brief nicht zu sehr erschlagen zu haben. Das war nicht meine Absicht. Aber es gibt soviele Dinge in mir, die ich irgendwie rausbringen muss, und das war mir im Moment der sinnvollste Weg.
Ich erwarte keine große Antwort von dir, ich werde auch nicht mehr weiter nachfragen. Ich erwarte nur, dass du es bis hierher gelesen hast, darüber nachdenkst, es verstehst. In dich gehst. Das bist du uns schuldig nach allem, was wir zusammen erlebt haben.
In Liebe und Verzweiflung
Freeze
30.07.2013 20:26 •
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