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Vom Wirrwar im Kopf (Ein "Roman")

H
Willkommen im Club, sage ich mir gerade. Im Club der Verlassenen.

Fast eine Woche ist es jetzt her, da sich meine Liebste urplötzlich von mir verabschiedet hat. Wahrscheinlich endgültig, auch wenn sie bisher noch von Pause spricht. Wir haben uns während des Abiturs (Zweiter Bildungsweg) kennengelernt. Wir kamen beide aus relativ langen Beziehungen, die während der Zeit an der Schule zerbrochen sind. Am Anfang tat ich mich schwer, mich auf diese Frau, die vollkommen in Flammen stand, einzulassen. Wie gesagt, ich kam aus einer langen Beziehung und war frisch getrennt. Also beließ ich es zu Anfang bei einer Freundschaft, wir halfen uns beim täglichen Unterrichtskram und gingen nach der Schule in die Kneipe und redeten bis in die späte Nacht. Irgendwann habe ich mich dann doch auf sie eingelassen, obwohl es nicht wirklich Liebe auf den ersten Blick war. Doch ich wurde positiv überrascht und es entwickelte sich schnell eine tiefe, ero. Beziehung. Ja, ich hatte mich verliebt. Wer hätte das gedacht. Ein Jahr nach der Trennung. Dass das noch einmal möglich ist und man den ganzen Tag mit einer Frau verbringen kann und sich wieder fallen lässt, hätte ich nicht erwartet.
Zwischendurch hatte ich noch einmal eine schwere Zeit zu durchstehen, da ich plötzlich an Panikattacken litt und diese in einer Psychotherapie überwinden konnte. Sie hat mich immer dahin begleitet und mir ging es relativ schnell wieder gut, auch wenn es kleinere Rückschläge gab und ich mich viel abgeschottet habe, um wieder zu mir selbst zu finden.
Wir beendeten beide, übrigens mit gleichem Durchschnitt, die Schullaufbahn. Danach fing ich mein Studium an und sie ging noch ein Jahr jobben, da sich ihr Studienwunsch nicht erfüllt hat. Leider habe ich mein Studium abgebrochen, da ich zwischendurch geerbt hatte und der Studien-gang sich als unpassend herausstellte. Nun ja, damit bin ich nicht er Einzige.

Ich lebte die nächste Zeit frei und unbeschwert vom Erbe und wir hatten viel Zeit füreinander, die wir großzügig ausgekostet haben. Irgendwann fing sie an zu studieren, da es endlich mit dem Studienplatz funktioniert hatte. Die Freizeit verbrachten wir wieder miteinander, wenn auch nicht mehr so ausgiebig wie früher. Irgendwann stand sie am Ende des Studiums und es kam der erste Bruch. Sie hatte an dem Tag eine mündliche Prüfung. Ich wünschte ihr viel Glück und freute mich, sie danach wiederzusehen und die überstandene Hürde zu feiern.
Doch es kam anders. Ganz anders. Es klingelte an meiner Tür und sie stand tränenüberströmt vor mir und verkündete: Ich kann, glaube ich, nicht mehr mit Dir zusammen sein!. Wie jetzt? Über mir brach alles zusammen. Ich war am Ende und konnte nicht anders, als sie zwei Tage später zu besuchen und sie tränenreich um eine zweite Chance zu bitten, die ich auch gewährt bekam. Sie wolle sie auch, sagte sie. Als Grund für die Trennung gab sie an, dass sie meine Unordnung da-heim nicht aushalten würde und das ich mich um meine Zukunft kümmern solle. Ich versprach das. Und sie sprach vom Zusammenziehen und Kinderkriegen irgendwann. Sie sagte auch, dass sie mich mit oder ohne Geld lieben würde, aber das ich eben etwas aktiver an meiner Zukunft feilen sollte.
Wir ließen uns etwas Zeit mit der Versöhnung und fanden wieder zusammen. Sie zog zwischendurch um (anderer Stadtteil als ich) und begann ihre Arbeit im studierten Beruf. Es begann eine quasi Wochenendbeziehung, weil es, ob ihrer Arbeitszeiten, kaum noch Zeit für Gemeinsames gab.

Ich meldete mich irgendwann arbeitslos, bekam ALG2 und landete in einer dämlichen Maßnahme mit lauter Arbeitslosen, wie man sie aus dem Privatfernsehen kennt. Zahnlos und hoffnungslos. Und ich mittendrin.
Wir sahen uns also noch weniger, da ich auch am Wochenende arbeiten musste. Und ich habe ehrlich gesagt auch mehr Zeit für mich gebraucht, um mit der Situation klar zu kommen und mir eine Perspektive für die Zukunft auszudenken. Ich konnte mir nicht noch einen Fehltritt leisten. Und ich wollte ja auch, dass ich unsere gemeinsame Zukunft in Lohn und Brot mitgestalten kann. Einer muss ja arbeiten gehen, wenn die Frau mit dem Kind daheim bleiben muss. Also beschloss ich, mich im Berufsfeld der Pflege erneut ausbilden zu lassen. Ich hatte da schon während des Zivildienstes gearbeitet und irgendwie hat mich der Beruf nicht losgelassen.
Mit der Zeit merkte sie, dass sie in der Einrichtung, in der sie arbeitete, nicht wirklich zufrieden ist. Ich hatte das schon lange bemerkt, weil ich weiß, wie sich Glück bei ihr äußert. (Mittlerweile hatte sie ein Vorstellungsgespräch bei einer anderen Arbeitsstelle.)
Und dann kam Bruch Nummer zwei. Ich hatte schon längere Zeit bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie meckerte einfach zu viel an mir herum. Plötzlich störten sogar Äußerlichkeiten. Und eben meine Unordnung, die ich immer noch nicht wirklich im Griff hatte. Bei mir schlichen sich langsam Zweifel ein. Auch rief sich mich mehrmals nicht an, obwohl sie es versprochen hatte. Nun ja, ich wollte das nicht überbewerten. Vielleicht aus Angst, dass da mehr dahintersteckt. Und die Angst war berechtigt, wie sich bald herausstellen sollte. Doch war die Zeit bis zum Bruch geprägt von viel Zärtlichkeit, „Ich-lieb-Dich’s“ gemeinsamen Unternehmungen und so viel Zeit im Bett, wie wir sie lange schon nicht mehr hatten. Meine Antennen hatten mir allerdings schon gemeldet, dass das wahrscheinlich das letzte Aufbäumen einer Beziehung im Todeskampf sein wird. Es war so ein Gefühl.

Sie kam abends mit einer Flasche Wein zu mir. Ich hatte sie vorher etwas brüskiert angerufen, da sie unterwegs war und sich nicht gemeldet hatte, wann sie wieder daheim ist. Das nahm sie mir übel und ich entschuldigte mich dafür. Und dann, nachdem sie zwei Gläser Wein getrunken hatte, rückte sie plötzlich mir dem heraus, was sie offenbar schon länger auf dem Herzen trug. Sie sagte, sie wisse gerade nicht was sie wolle und das sie sich mehr „Freundschaft“ als Basis für die Beziehung wünschen würde. Und sie verlangte plötzlich in einem Nebensatz, dass ich einen Seitensprung akzeptieren müsse, falls der vorkommen sollte. Ich fiel fast vom Stuhl. Was war das jetzt und warum und wie und überhaupt? Verdattert fragte ich, ob sie eine Pause wolle. Sie bejate und wollte kurz danach nach Hause gehen. Ich bat sie zu bleiben, was sie auch tat. Geschlafen haben wir in der Nacht beide kaum. Geredet haben wir allerdings auch nicht. Ich konnte nicht und sie auch nicht. Am nächsten Morgen ging sie nach dem Kaffee. Wir blieben sprachlos.
Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, bat ich sie höflich aber bestimmt, dass ich gerne noch die Schlüssel und ein paar persönliche Dinge austauschen wollte, was wir ein paar Tage später auch getan haben. Wir trafen uns und setzten uns noch für eine Stunde in die Natur und sprachen über den täglichen Kram. Das Aus kam nicht zur Sprache. Ich wunderte mich, wie souverän ich als Gesprächspartner auftreten konnte. Keine Tränen, keine emotionale Äußerungen, kein Betteln. Mir ging es sogar relativ gut. Ihr nicht. Sie würde zuviel trinken, sagte sie und sie fühle sich schlecht. Nach dem Zusammentreffen forderte ich eine Kontaktsperre von einem oder eineinhalb Monaten ein, um reflektieren zu können. Sie fragte: „Das Gespräch?“ und ich erwiderte: „Nein, so generell die gemeinsame Zeit“. Sie umarmte mich, während ich diese körperliche Nähe bewusst nicht zurückgab.

Jetzt sind ein paar Tage vergangen und die Gedanken fahren Achterbahn in meinem Kopf. Es sind all die Dinge zutage getreten, die einen zweifeln und dann wieder hoffen lassen. Einmal macht man seinen Frieden, dann verzehrt man sich wieder in Hoffnung. Es kämpfen gerade Verstand gegen Herz. Aber ich habe das Gefühl, dass die Vernunft siegen wird und ich akzeptiere langsam, dass dies wohl das Ende unserer gemeinsamen Zeit sein wird. Und ich sehe die ganzen Unterschiede, die dafür wahrscheinlich die Ursache sein werden und die ihre Gefühle in’s Wanken gebracht haben und meine irgendwann sicher auch.
Ich habe im Rückblick das Gefühl, sie nicht wirklich kennengelernt zu haben. Das liegt daran, dass sie mich nie wirklich an sich herangelassen hat. Körperlich ja, aber emotional für mich zu wenig. Das Problem ist, dass sie sich quasi „über jeden Zweifel erhaben“ ansieht. Wenn man versucht, ihr einen guten Ratschlag zu geben, blockt sie sofort bzw. negiert ihn.
Ich bin ein sehr sensibler Mann, der sofort merkt, wenn der Mensch neben mir innerlich irgend-wie im Ungleichgewicht ist. Aber das lässt sie nicht gelten. Das war auch von Anfang an schon so.
Manchmal kam sie zu mir und ich erkannte sie fast nicht mehr, so war sie in Unordnung. Meist endete das dann bei ihr mit Weinkrämpfen und Selbstvorwürfen. Aber an der Stelle lässt sie sich nur durch Nähe beruhigen. Ein Aufarbeiten der Ursachen für solche Aussetzer, die mindestens einmal im Jahr kamen, durften von mir nicht weiter ergründet werden. „Ich bin eben so“, war das „Argument“ mit dem all das abgetan wurde. Ich muss zugeben, dass ich irgendwann resigniert habe, ihr da helfen zu wollen. Wer meine Hilfestellungen als Angriff auf sein Innerstes begreift, dem werde ich sie nicht mehr unterbreiten. Und wer nicht akzeptieren kann, dass er von einem geliebten Menschen in Teilen „durchschaut“ wird, hat eigentlich keine Chance auf eine gesunde Beziehung.
Sie kommt da (leider) nach ihrer Mutter, die „mit dem Kopf durch die Wand“ zur Lebensmaxime erhoben hat. Sagen kann man ihr auch nichts, sie ist resistent gegenüber Lebenshilfen anderer und hat das „Ich“ ins Zentrum ihres Daseins gesetzt. Für mich und viele andere oft sehr unangenehm, weil sie sich angewöhnt hat, immer sofort in Opposition zu gehen. Selbst meine Liebste hat sich oft für Diskussionsabende mit ihr geschämt. Und trotzdem fängt sie an, den gleichen Weg einzuschlagen. Bezeichnend dafür ist ein Ring, den sie seit Jahren trägt und der Ausdruck dafür ist, dass sie „mit sich selbst verheiratet“ ist.
Ich habe eigentlich nur ein einziges Mal erlebt, dass sie ihre Denkweise kritisch mit der Erziehung durch die Mutter in Verbindung gebracht hat. Aber geändert hat sich nichts. Lieber weiter vor sich und zu nahen Menschen wegrennen. Ich finde das unendlich traurig, weil ich mir das Ende vom Lied schon ausmalen kann. Kein Liebender der Welt macht das dauerhaft mit, wenn er nicht völlig ignorant und unfähig zur Empathie ist. (Wenn ich ihr das so offen gesagt hätte… Sie hätte mich sofort herausgeworfen!)

Ich scheine mich gerade in der Stufe der „Erkenntnis“ zu befinden und die rosarote Brille lang-sam von der Nase gleiten zu lassen. Wie gesagt, mit etwas Abstand kommen die Dinge zum Vor-schein, die zum Scheitern führen mussten. Auf beiden Seiten. Und diese Analyse ist verdammt wichtig. Mir wird langsam klar, warum ich mit der Zeit immer mehr Nähe abgebaut habe, was dann als „Bumerang“ zu mir zurückkam. Ich will dem Menschen, den ich liebe, einfach offen begegnen können. Es muss Freundschaft die Basis von Liebe sein. Anders funktioniert das nicht.

Wenn wir uns wirklich noch einmal „anders begegnen“, wie sie es sich im Moment des Schlussmachens gewünscht hat, muss diese „Freundschaft“ erst wachsen. Das ist die einzige Chance für eine Liebe, die eigentlich eine Zukunft verdient hätte. Denn auch Außenstehende meinten immer, dass wir ein schönes Paar abgeben würden. Aber irgendwie bin ich mit meiner Kraft gerade auch am Ende. Die Zeit wird zeigen, ob und wie es weitergeht. Ich kann mir jedenfalls eine Freund-schaft vorstellen. Sollten wir uns darüber noch einmal näherkommen, so wäre das wunderschön. Wenn nicht, so ist das auch in Ordnung.

Ich halte jetzt jedenfalls die Kontaktsperre aufrecht, möchte irgendwann noch einmal ein klärendes Gespräch führen und kümmere mich um mich und mein berufliches weiterkommen. In erster Linie für mich.

Was meint ihr? Muss man wirklich alles an einem Menschen akzeptieren, denn man liebt? Ist eine Liebe nicht auch immer das Wachsen aneinander und muss den Mut zur Veränderung beinhalten?

07.06.2014 19:49 • #1


H
Da keiner antwortet, antworte ich mir eben selbst.
Ich sehe mittlerweile wirklich klarer und mich beschleicht das dumpfe Gefühl, dass ich es mit einem Menschen zu tun hatte, der Bindungsängste hat. Sie war schließlich ein Scheidungskind und da liegt ein solches Verhalten im Bereich des Möglichen.
Die Scheidung hat tiefe Risse in der Familie hinterlassen. Der Vater ist danach zum Beispiel depressiv geworden und hat bis heute nicht wirklich den Weg zurück in ein normales Leben gefunden. Ihre Schwester hat ein offensichtliches Alk.. Und von der Mutter hatte ich ja schon geschrieben. Dann gibt es noch eine Schwester mit einem anderen Vater, der Suizid begangen hat und das Mädel völlig aus der Bahn geworfen hat. Sie hat eine Dro. hingelegt und ist darüber schizophren geworden. Alles in Allem nicht das, was man sich als geordnete Familienverhältnisse so vorstellt.
Und ich denke, dass all diese Vorkommnisse tiefe Narben im Seelenleben meiner Ex hinterlassen haben und sie deshalb nicht bindungsfähig ist.
In der Zeit nach der Trennung habe ich mich mit den Symptomen einer solchen Störung befasst und ich finde Einiges wieder, wenn ich sie noch einmal rückblickend analysiere. Schon das Schlussmachen ohne eine wirkliche Begründung bzw. mit der, dass sie noch etwas erleben will und offene Beziehungen in Betracht zieht bzw. das sie gerade nicht weiß was sie will, sind typisch für solche Menschen. Das fehlende, positive Gefühl für den eigenen Körper (Ich glaube, mir ist mein Körper ziemlich egal.) ist so eine Sache. Auch das ganz plötzliche Auflösen von Beziehungen, wenn es ernst wird und wirklich über eine Zukunft nachgedacht wird, ist ein Symptom.
Ich meine auch, den Auslöser dafür gefunden zu haben.

Wir hatten vor einiger Zeit einen kleinen Unfall im Bett und es stand die Möglichkeit einer Schwangerschaft im Raum, die dann aber nicht eintrat. Vielleicht hat sie diese eventuelle Verbindlichkeit dazu gebracht, die Flucht anzutreten. Dazu muss man sagen, dass viele ihrer Freundinnen in Partnerschaften mit Kindern leben, die nicht unbedingt als glücklich zu bezeichnen sind.
Es könnte doch sein, dass plötzlich wieder die unterbewusste Verbindung von Beziehung bzw. Bindung (Stichwort: Kind) und Leid hergestellt hat? Wir hatten zwar früher oft über ein gemeinsames Kind geredet und ich hatte nie das Gefühl, dass sie dem ablehnend gegenüberstand. Im Gegenteil. Sie hat sogar oft gesagt, dass ich mal ein guter und entspannter Vater werden würde.

Es klingt vielleicht so, als würde ich die Schuld für das Scheitern nur bei ihr suchen und mich ausnehmen, aber dem ist keinesfalls so! Ich kenne auch meine Fehler und weiß, woran ich - auch biographisch - arbeiten muss. Meine Passivität in Partnerschaften zum Beispiel, die ich mir bei meinem Vater abgeschaut habe.

09.06.2014 14:53 • #2


A


Vom Wirrwar im Kopf (Ein "Roman")

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H
Nach einiger Recherche habe ich gefunden, was bei meiner Ex im Argen liegt. Es nennt sich in der Psychologie (gepanzerte) Amazone und hat etwas mit einem gestörten Tochter-Vater-Verhältnis zu tun. Wie gesagt, sie ist ein Scheidungskind mit einem schwachen Vater.

Zitat:
Nach außen hin präsentiert sie sich als erfolgreiche, selbstbewusste Frau, die keinen Menschen braucht, sondern alles allein bewältigen kann. Diese typischen männlichen Merkmale, die sie sich anzueignen versucht, können aber nicht immer verbergen, wie es wirklich in ihr aussieht. In einer Beziehung beispielsweise, versucht sie viel zu oft unerfolgreich die Ängste, die sie hat zu überspielen. Ein Partner, der merkt, dass etwas nicht stimmt, versucht sie dann natürlich zum Reden zu bringen. Da dies für die Amazone aber wieder etwas ist, dass ihr Angst macht – Angst davor mit den eigenen Schwächen nicht akzeptiert zu werden – kann es hier zu Konflikten kommen, die für den Partner dann unverständlich sind.

Wenn die Zeit reif ist, werde ich ihr das einmal als kleine Anregung mit auf den Weg geben. Mir ist im Nachhinein sogar noch eingefallen, dass sie mal gesagt hat, sie fühle sich wie ein Mann in einem Frauenkörper. Und das ist ein mehr als eindeutiges Zeichen, dass sie keine wirkliche Identität entwickeln konnte. Dafür spricht auch, dass sie quasi zum Ausgleich anfängt, Verhaltensweisen ihrer (ebenfalls amazonenhaften) Mutter zu übernehmen.
Und vieles Andere spricht auch dafür. Wie sich einrichtet zum Beispiel. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Gestaltung des Lebensraums keine wirkliche Handschrift hat. Sie lebt immer in einer Art Provisorium, so sie denn überhaupt mal daheim ist. Immer in der Lage, die Zelte schnell abbrechen zu können. Für sie sind die eigenen vier Wände kein Rückzugsort, sondern pragmatischer Wohn- und Schlafraum. Ich bin das komplette Gegenteil. Mein Zuhause ist meine Höhle, in der ich mich wohlfühlen möchte und der Raum für Reflexion und Entspannung ist. Er ist quasi eine Erweiterung meiner selbst und gefüllt mit kleinen Sentimentalitäten und Dingen, die mir Freude machen. Bücher zum Beispiel.
Sie hat sogar schon lange in Wohnungen gelebt, die wirklich nicht lebenswert waren. Und trotzdem hat sie sich eingeredet, es sei schön da. Und wehe, ich habe das anders gesehen... Irgendwann hat sie sich dann selbst wieder nicht mehr wohlgefühlt und ist umgezogen.
Sie sehnt sich auch nach der Zeit zurück, in der sie in einer WG gelebt hat. Also in einer Umgebung der relativen Unverbindlichkeit.

Das Puzzle fügt sich immer mehr zusammen. Sie weiß nicht, wer oder was sie ist. Und sie hat verdammte Angst davor, sich dem zu stellen. Ich kann das verstehen. Aber ich sehe auch, wo das hinlaufen wird. Und ich wünsche mir so sehr, dass sie sich dafür mal in professionelle Hände begibt, selbst wenn ich jetzt nicht mehr für sie verantwortlich bin. Ich möchte keinen späten Triumph, sondern nur, dass sie mal erkennt, dass meine Konfrontationen ein Akt ehrlicher Zuneigung und Liebe waren und kein Versuch, sie zu kontrollieren oder in meinem Interesse verbiegen zu können.

12.06.2014 05:46 • #3


S
Guten Morgen Hinrich,

aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer eine Trennung von einem geliebten Meschen ist und diese Erfahrung habe ich schon einige Male durchmachen müssen.
Mit dem Loslassen haben sehr viele Menschen Probleme und dieser Prozess ist einfach nur schmerzhaft.
Bei dir fällt auf, dass du bis ins kleinste Detail deine Ex und diese Beziehung analysieren willst, herausfinden woran es lag, dass diese Beziehung scheiterte. Man kommt praktisch aus dem Grübeln nicht mehr heraus, findet immer wieder neue Aspekte an was es gelegen haben könnte.
Ich denke, die Kindheit spielt eine große Rolle, aber man kann nicht alle Ungereimtheiten in einer Beziehung auf die Kindheit beziehen, denn schließlich entwickelt man sich ja weiter und es kommen immer wieder neue Entwicklungen hinzu.
Bei beziehungsunfähigen Menschen ist das um so schwerer eine rationale Begründung zu finden, warum die Beziehung gescheitert ist.
Es ist vollkommen natürlich, dass man nach Antworten sucht, aber wird man die auch finden?
Wenn man mit einem Menschen eine lange Zeit zusammen war, denkt man, man kennt den anderen haargenau und das ist meiner Meinung nach ein Trugschluss.
Wie du selbst hier im Forum lesen kannst, entpuppen sich Partner nach Jahrzehnten zu Monstern und man dachte, man kennt nach einer so langen Zeit den Partner.
Du musst dir auch vor Augen halten, dass du selbst den Anderen nicht ändern kannst, wenn einer eine Veränderung möchte, dann zieht er das auch durch.
Es hat halt nicht gepasst und man sollte doch eigentlich froh sein, dass man nicht mehr Lebenszeit in eine Partnerschaft investiert hat, die irgendwann mal in die Brüche gegangen wäre.
Du hast das doch eh schon in einem anderen Thread geschrieben, wieviele unglückliche Paare auf dieser Welt rumlaufen.
Natürlich kann man in der ersten Zeit nach einer Trennung keinen klaren Gedanken fassen, aber es kommt ja auch eine Zeit danach und die sollte man nutzen, um sich klar zu werden, was habe ich aus der alten Beziehung gelernt, was kann man in der nächsten Beziehung besser machen, was ist mir besonders wichtig, was möchte man auf gar keinen Fall mehr.
Ein Partner muss zu einem passen, wenn das nicht der Fall ist, ist die Beziehung zum Scheitern verurteilt, da kann man noch so viel herumdoktern.
Viele Grüße von Saline

12.06.2014 08:44 • x 1 #4


H
Zitat von Saline:
Guten Morgen Hinrich,

aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer eine Trennung von einem geliebten Meschen ist und diese Erfahrung habe ich schon einige Male durchmachen müssen.
Mit dem Loslassen haben sehr viele Menschen Probleme und dieser Prozess ist einfach nur schmerzhaft.
Bei dir fällt auf, dass du bis ins kleinste Detail deine Ex und diese Beziehung analysieren willst, herausfinden woran es lag, dass diese Beziehung scheiterte. Man kommt praktisch aus dem Grübeln nicht mehr heraus, findet immer wieder neue Aspekte an was es gelegen haben könnte.
Ich denke, die Kindheit spielt eine große Rolle, aber man kann nicht alle Ungereimtheiten in einer Beziehung auf die Kindheit beziehen, denn schließlich entwickelt man sich ja weiter und es kommen immer wieder neue Entwicklungen hinzu.
Bei beziehungsunfähigen Menschen ist das um so schwerer eine rationale Begründung zu finden, warum die Beziehung gescheitert ist.
Es ist vollkommen natürlich, dass man nach Antworten sucht, aber wird man die auch finden?
Wenn man mit einem Menschen eine lange Zeit zusammen war, denkt man, man kennt den anderen haargenau und das ist meiner Meinung nach ein Trugschluss.
Wie du selbst hier im Forum lesen kannst, entpuppen sich Partner nach Jahrzehnten zu Monstern und man dachte, man kennt nach einer so langen Zeit den Partner.
Du musst dir auch vor Augen halten, dass du selbst den Anderen nicht ändern kannst, wenn einer eine Veränderung möchte, dann zieht er das auch durch.
Es hat halt nicht gepasst und man sollte doch eigentlich froh sein, dass man nicht mehr Lebenszeit in eine Partnerschaft investiert hat, die irgendwann mal in die Brüche gegangen wäre.
Du hast das doch eh schon in einem anderen Thread geschrieben, wieviele unglückliche Paare auf dieser Welt rumlaufen.
Natürlich kann man in der ersten Zeit nach einer Trennung keinen klaren Gedanken fassen, aber es kommt ja auch eine Zeit danach und die sollte man nutzen, um sich klar zu werden, was habe ich aus der alten Beziehung gelernt, was kann man in der nächsten Beziehung besser machen, was ist mir besonders wichtig, was möchte man auf gar keinen Fall mehr.
Ein Partner muss zu einem passen, wenn das nicht der Fall ist, ist die Beziehung zum Scheitern verurteilt, da kann man noch so viel herumdoktern.
Viele Grüße von Saline


Guten Tag Saline,

Danke für die Antwort!

Ich muss sagen, das die Trennung jetzt nicht mehr so schwer zu verkraften ist wie die davor. Damals bin ich wirklich die Wände hochgegangen. Und das, obwohl sich das Ende schon lange abgezeichnet hatte. Offenbar habe ich etwas dazugelernt. Hart ist es diesmal natürlich trotzdem. Keine Frage!

Klar, will ich wissen, welche Mechanismen dazu geführt haben, dass man abgeschossen wurde. Schon deshalb, weil dies mit egoistischen Gründen geschah und nicht explizit gesagt wurde, dass die Liebe fehlt. Und wenn ein Mensch die Liebe zugunsten der persönlichen Freiheit aufgibt, möchte ich das schon genauer analysieren. Ja, ich weiß, solche Gründe können auch zum Schutz vorgeschoben werden. Aber ich habe meine Ex immer als tief ehrlichen Menschen erlebt, der sich nicht verstellen kann, wenn es um Gefühlsdinge geht. Und ich komme auf den Bezug zur Kindheit nur, weil ich die Hintergründe des familiären Leides durchaus kenne und gesehen habe, was dieses angerichtet hat. (Siehe oben)
Ich würde mir übrigens nie anmaßen, zu behaupten, ich würde sie wirklich kennen. Denn wie ich schon oben geschrieben habe, war das auch kaum möglich.

Und ich will auch nicht selbst die Veränderung durchführen, sondern nur den Anstoß dazu geben. Den Weg der Veränderung muss jeder Mensch selbst gehen, das ist schon klar. Das war bei mir auch so, als ich mir zeitweise mal eine Maske aufgesetzt habe, mit der ich scheinbar gut leben konnte. Der Anstoß kam durch die Reaktionen von außen. Erst da fing ich an, über mich selbst nachzudenken und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass mich Menschen dazu gebracht haben.
Ich finde übrigens nicht, dass einer mit dem Wunsch nach Veränderung, diese auch zwangsläufig durchzieht. Denn manchmal ist dieser Weg ein verdammt steiniger. Viele geben auf und verfestigen das, was ihnen eigentlich nicht gut tut. Eben, weil keiner mal den Mund aufgemacht hat.

Ich finde, der Mensch lebt nicht im luftleeren Raum. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir soziale Wesen sind und durch Interaktion und Kommunikation voneinander lernen. Vielen ist das sicher egal, weil sie im Ich leben und davon ausgehen, jeder sei seines Glückes Schmied. Aber es gibt eben auch Menschen wie mich, denen das Gegenüber nicht egal ist und der feine Antennen für Emotionen und innere Kämpfe hat. Und warum soll mir ein Mensch, der mir so nahe steht, egal sein? Meine Freunde und meine Familie sind mir das auch nicht! Klar, eine Liebesbeziehung unterscheidet sich in gewissen Punkten davon, aber wenn wir einmal Freundschaft als notwendige Basis für Liebe betrachten, dann sollte es auch Gemeinsamkeiten zwischen diesen Verbindungen geben. Und dazu gehört für mich, dass ich offen ansprechen darf, wie meine Außensicht auf denjenigen ist. Es muss ja noch nicht einmal Kritik sein. Einfach, dass ich sagen kann, wie er auf mich und andere wirkt. Im Positiven wie im Negativen. Und ich weiß aus Erfahrung, dass ich da ein gutes Händchen habe und meistens richtig liege.
Vielleicht kommt das daher, dass ich mir viel Zeit lasse, mich mit mir selbst zu beschäftigen und Emotionen einschätzen gelernt habe. (Wie schon erwähnt, hatte ich auch meine unruhigen Zeiten.)
Und irgendwas scheine ich richtig zu machen, wenn ich das sagen darf.
Ich bin zum Beispiel jemand, der hochgekochte Emotionen wieder abkühlen kann, wenn das z.B. auf Arbeit passiert. Und ich bin jemand, über den viele sagen, er würde in sich ruhen. Darüber freue ich mich jedesmal. Von meiner Ex kamen diesbezüglich meist nur herabwürdigende Äußerungen, was mich verletzt hat. Denn ich bin froh und dankbar über diese Kompetenz.

Klar bin ich heilfroh, dass die Beziehung nicht soweit gegangen ist, dass eventuelle Kinder betroffen gewesen wären. Das wäre für mich nur sehr schwer auszuhalten.

Ich finde übrigens, dass ich gerade durchaus klar sehe. Der Nebel der Liebe hat sich gelegt. Und wenn ich mir irgendwelche Hoffnungen mache, dann beziehen die sich auf eine ferne, ferne Zeit. An dem Punkt, an dem ich alle Anstrengungen unternehmen würde, sie zurück zu gewinnen, stehe ich ganz sicher nicht bzw. stand ich noch nie. Denn Zweifel gab es bei mir auch ab und an; verflogen aber wieder.
Mir ist auch jetzt schon klar, dass ich einen Menschen, der so emotional tief verschlossen ist, nicht lieben kann. Und erst recht keinen, der sich selbst nicht liebt und letztlich ein Haufen Selbstzweifel ohne Identität ist.
Falls ich trotzdem noch einmal auf einen solchen hereinfalle, werde ich sofort die Reißleine ziehen. Das ist die Lehre aus der Beziehung.

Es tut sich übrigens jetzt schon ein leichter Hauch von Freiheit und Kraft auf. Komisch, aber es ist so. Schlafen kann ich auch. Der Appetit kommt auch langsam wieder. Nur: ich rauche gerade nur zuviel.

Liebe Grüße zurück!

12.06.2014 14:36 • #5


H
Antwort an mich.

Langsam fange ich an, auch meine Verantwortung am Scheitern genauer sehen zu können.
Ich werde in Beziehungen bequem und vernachlässige mich selbst und irgendwann auch den anderen. Es fällt mir dann schwer zu sehen, wie sehr sich der geliebte Mensch um mich kümmert. Ich werde zum Nehmer, der nichts mehr gibt und damit provoziere ich Konflikte und Trennungen. Mir wird klar, dass ich mich lange Zeit fast nur noch um mich selbst gedreht habe und meiner Partnerin teilweise die Verantwortung für die Beziehung übertragen habe. Aber ich hatte eben innerlich auch ein wenig resigniert, weil ich bei ihr emotional nicht weiterkam und z.B. meine Vorschläge zur aktiven Freizeitgestaltung nicht angekommen wurden. Und mir fehlten die früheren Rituale, die mir im Leben sehr wichtig sind. Gemeinsames Kochen zum Beispiel. Wobei eigentlich immer ich gekocht habe. Ich habe oft eingefordert, dass sie da mit hilft, aber das wurde ignoriert.
Aber sicher hat hier eins zum anderen geführt. Und mangelnde Kommunikation über Dinge, die einen stören oder gefallen, war dann vielleicht der Sargnagel. Ich bin in dem Punkt sicher der Hauptschuldige, weil ich eben zu träge oder beziehungsfaul geworden bin. Am Anfang der Beziehung war ich da um Einiges offener. Ich weiß auch nicht, warum ich mich mit der Zeit so zurückgestellt habe. Vielleicht ist das wirklich die Prägung durch den Vater, der sich im Grunde genau so verhält. Das soll keine Entschuldigung sein, aber jeder Mensch ist eben auch das Opfer der eigenen Erziehung. Es ist auch eine Lehre aus dem Scheitern, an solchen Dingen zu arbeiten bzw. sie über Bord zu werfen.
Und ich muss meine Lethargie und Angst bezüglich der beruflichen Zukunft aufgeben lernen. Meinen Hintern hochbekommen! Ich kann das und weiß das auch. Mein Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg habe ich schließlich auch aus freien Stücken angefangen und durchgezogen, obwohl es mir zwischendurch nicht besonders ging. (Trennung und psychische Probleme)
Den ersten Schritt habe ich bereits getan und auch eine positive Resonanz aus einem Krankenhaus bekommen, dass ich mich, auch in meinem Alter, noch einmal bewerben kann. Ich habe demnächst auch einen Termin beim Amt, um eine eventuelle Förderung zu bekommen, falls das Lehrgeld doch nicht ganz so üppig ausfallen sollte. Dann kann es losgehen! Ich weiß, dass das der Beruf ist, in den ich eigentlich gehöre und der mich erfüllen wird. Dann wird auch der Rest meines Lebens wieder mehr in Ordnung kommen und ich kann offener für die Liebe sein. Denn wenn das Selbstbewusstsein durch Angst und fehlende Perspektive leidet, wird jede Beziehung irgendwann in die Brüche gehen. Eigentlich weiß ich das auch.

Hach, manchmal ist man schon ein Depp mit einem großen Brett vor dem Kopf...

Ich will an dieser Stelle einmal allen danken, mit denen ich mich hier im Forum gerade austausche! Es hilft ungemein. Danke!

14.06.2014 08:25 • #6


H
Bericht:

Gestern war ich auf dem Weg zur Bank und wer lief mir über den Weg? Sie! Schon ein komischer Zufall (Ich glaube nicht an Zufälle...). Aber: kein Herzrasen und kein ungutes Gefühl bei mir! Sie fragte mich, ob wir noch eine zusammen rauchen wollen und ich bejate, weil ich einfach wollte. Einfach so. Ganz freundschaftlich.
Aus der Zig. wurden zwei Stunden, in denen wir auf dem Stadtfest, dass gerade in meinem Viertel stattfindet, herumliefen und uns unterhielten. Nicht über die Beziehung und das Aus, sondern über Dies und Das. Und wir lachten sogar gemeinsam. Keine Spur von Trauer oder Verbitterung. Aber eben auch keine körperliche Nähe mehr, was noch komisch ist.
Wir schauten zusammen Fußball und tranken etwas und verabredeten uns für den späteren Abend, um zwei weitere Fußballspiele beim public viewing zu schauen, was wir dann auch taten. Um drei war ich daheim. Und es war nicht so, dass ich vor lauter Sehnsucht und Trauer gegrübelt habe und nicht zur Ruhe gekommen bin. Nur über das Fehlen der körperlichen Nähe, also das Küssen und im Arm halten, dachte ich kurz nach. Aber nur kurz.
Sie hat mir erzählt, dass sie letztens die Ohrringe getragen hat, die ich ihr einmal geschenkt habe. Das hat mich sehr gefreut! Damit weiß ich, dass ich zumindest noch in guter Erinnerung bin.

Es scheint, als ob ich die Trennung schon fast akzeptiert habe. Das liegt vielleicht daran, dass ich mir viel Zeit genommen habe, sie, mich und das ehemals Verbindende und Nicht-Verbindende zu analysieren und zu hinterfragen, anstatt mich permanent abzulenken. Das ist auch wichtig, aber ich habe keine Lust darauf, dass in stillen Momenten wieder alles hochkommt. Und das wird auch nicht mehr passieren.

Wenn die Zeit reif ist und ich meine Analysen abgeschlossen habe, werde ich sicher noch einmal ausführlich über das Vergangene reden wollen, um komplett abschließen zu können. Auch damit sie merkt, dass mir das alles nicht egal war und ich mir bestimmte Fragen gestellt habe bzw. gewisse Einsichten gewinnen konnte. Ich will das nicht tun, um sie irgendwie wieder zurückzubekommen!

15.06.2014 08:02 • #7


H
Notiz
Was mir rückblickend noch einfällt:

Liebst Du mich? kam teilweise mehrmals pro Stunde, obwohl ich schon beim ersten Mal meine Bestätigung gegeben hatte. Ich kam teilweise nicht mehr dazu, meine Liebe von mir aus zu gestehen. Die Gegenfrage, die eigentlich von mir hätte kommen müssen, wäre gewesen: Liebst Du Dich?. Denn wenn jemand ständig nach Liebe fragt, ist das ein eindeutiges Zeichen für einen Mangel an Selbstliebe. So ein Mensch muss sich ständig versichern, dass einer das, was er an sich für nicht liebenswert hält, liebt. Und trotzdem wird er diese Bekundung nicht wirklich annehmen können. Weil diese Liebe in der Vorstellung von sich selbst nicht vorkommt.

17.06.2014 09:21 • #8


S
Lieber Hinrich,

Zitat:
Mir ist im Nachhinein sogar noch eingefallen, dass sie mal gesagt hat, sie fühle sich wie ein Mann in einem Frauenkörper. Und das ist ein mehr als eindeutiges Zeichen, dass sie keine wirkliche Identität entwickeln konnte.


Ja ist es? Warum?

Finde Deine Schlussfolgerung etwas gewagt ...

Was ist eine Identität? Ein Mensch der sich seiner selbst unsicher ist, der niemanden richtig an sich heran lässt, ist nicht gleich identitätslos, sondern oftmals einfach noch in der Entwicklung.Du schreibst hier über einen Menschen als fälltest Du ein Urteil. Gestehe ihr doch ihre Zeit, ihre Entwicklung ein. Keine Persönlichkeit ist statisch, wer den Wunsch hat und auch etwas dafür tut, der kann sich entwickeln.
Dass sie sich Dir nicht so öffen konnte oder wollte, wie Du es Dir wünschst, heißt nicht, dass sie es nicht kann. Wer weiß, inwiefern Du dazu beigetragen hast.
Du gebrauchst sehr oft das Wort analysieren, wie wärs mal mit ein wenig Synthese?
Sicherlich ist an Deinen Analysen etwas dran aber kein Mensch ist so einfach gestrickt, als dass er sich mit so einer Analyse erfassen ließe.
Panikattacken sprechen auch nicht gerade für ein gefestigtes Selbst also mal gemach mit den Diagnosen

liebe Grüße

17.06.2014 13:43 • x 1 #9


S
Zitat:
Liebst Du Dich?. Denn wenn jemand ständig nach Liebe fragt, ist das ein eindeutiges Zeichen für einen Mangel an Selbstliebe.


Zitat:
Und das ist ein mehr als eindeutiges Zeichen, dass sie keine wirkliche Identität entwickeln konnte.


Du solltest mal etwas mehr nach den eindeutigen Zeichen die Du in Beziehungen setzt fragen

17.06.2014 13:45 • #10


H
Zitat von Synthese:
Finde Deine Schlussfolgerung etwas gewagt ...

Was ist eine Identität? Ein Mensch der sich seiner selbst unsicher ist, der niemanden richtig an sich heran lässt, ist nicht gleich identitätslos, sondern oftmals einfach noch in der Entwicklung.Du schreibst hier über einen Menschen als fälltest Du ein Urteil. Gestehe ihr doch ihre Zeit, ihre Entwicklung ein. Keine Persönlichkeit ist statisch, wer den Wunsch hat und auch etwas dafür tut, der kann sich entwickeln.
Dass sie sich Dir nicht so öffen konnte oder wollte, wie Du es Dir wünschst, heißt nicht, dass sie es nicht kann. Wer weiß, inwiefern Du dazu beigetragen hast.
Du gebrauchst sehr oft das Wort analysieren, wie wärs mal mit ein wenig Synthese?
Sicherlich ist an Deinen Analysen etwas dran aber kein Mensch ist so einfach gestrickt, als dass er sich mit so einer Analyse erfassen ließe.
Panikattacken sprechen auch nicht gerade für ein gefestigtes Selbst also mal gemach mit den Diagnosen

liebe Grüße


Hallo Synthese,

das wollte ich damit auch nicht sagen! Dass man in seinem Leben durch verschiedene Stadien der Selbstfindung geht, weiß ich und habe das bei mir auch selbst so erlebt. Aber ich rede eben von der Identität mit seinem Geschlecht und seinem grundlegenden Menschsein. Und ich rede auch nicht von einem 15 oder 18jährigen Menschen, sondern von einem Erwachsenen. Da liegt das Problem. Die Identitätsfindung sollte doch bis dahin abgeschlossen sein, da es sonst zu psychischen, teils schwerwiegenden Auswirkungen kommt. Das ist nachgewiesenermaßen so.
Sie konnte sich öffnen, aber eben nur in bestimmten Bereichen. An die Innenwelt war kein Herankommen.

Klar, analysiere ich hier gerade meine ehemalige Beziehung, sie und mich. Dafür ist die Zeit nach der Trennung da. Und auch vorher habe ich all das immer wieder für mich selber hinterfragt und ergründet. Eines der Eingangsthemen des Forums lautet ja auch: War der Partner wirklich gut für mich?. Das ist genau das, was ich gerade erörtere. Und wenn ich teils auf ein Nein stoße, dann will ich wissen, was dieses zu bedeuten hat um warum es existiert.

Was soll das, meine längst vergangenen Panikattacken gegen mich ins Feld zu führen und mir ein labiles Selbst zu unterstellen?
Das Kapitel ist abgeschlossen und eben deshalb, weil ich mich damals in Therapie begeben und aufgearbeitet habe, was genau die Auslöser waren und welchen Rucksack ich auf den Schultern trug. Bei mir hing das damit zusammen, dass ich den Krebstod meiner Mutter, den ich hautnah miterleben musste/durfte, nicht ausreichend verarbeitet hatte. Die damalige Trennung von meiner damaligen Freundin und der Auszug aus der geliebten Wohnung, hat das wieder aufgewirbelt, weil eben wieder der Verlust zu spüren war. Aber ich habe eben daran gearbeitet, um noch näher bei mir selbst zu sein.
Ich weiß also, wohin Verdrängung von grundlegenden Lebenserfahrungen führen kann. Und deshalb möchte ich den Menschen, der mir am liebsten ist, davor schützen. Ist das so unmenschlich? Wie schon gesagt; ich will nur den Anstoß geben, dass sie sich mal wirklich mit ihrer Biographie und sich selbst auseinandersetzt. Damit es ihr gut geht.
Und ihr geht es oft nicht gut! Soll ich dann daneben sitzen und das einfach akzeptieren? Es gab sogar schon Situationen, in denen ich sie so wenig wiedererkannt habe, dass ich sie nach Hause schicken musste. Ich hatte das Gefühl, sie läuft auf 200% und ist nicht mehr sie selbst. Das Gegenteil, also plötzliche Lethargie, gab es auch. Ich habe das immer schon daran gemerkt, dass sich ihr Gang veränderte und sie mir und anderen nicht mehr direkt in die Augen schauen konnte. Und sie wirkte merkwürdig fahrig. Beispiel: einmal war sie so abwesend, dass sie gekochte Nudeln zum Anbraten direkt auf die heiße Herdplatte geschüttet hat, weil sie die fehlende Pfanne überhaupt nicht mehr bemerkt hatte. Oder sie war plötzlich leicht orientierungslos, wenn wir unterwegs waren und hat zum Beispiel Läden an der falschen Stelle gesucht.
Und da steh ich dann liebend daneben und muss den Mund halten. Verstehst Du was ich meine? Das macht einen total hilflos! Ich bilde mir doch die ganzen Sachen nicht ein.

Ich sage nochmal, dass das mit der Frage nach der Liebe mehrmals hintereinander kam, obwohl ich das bejat habe! Einfach mal selber vor Augen führen, was das für einen Eindruck hinterlässt. Das wirkt zweifelnd und so, als könne das Gegenüber nicht annehmen, dass man längst seine Liebe geäußert und bestätigt hat. Dann ist ja gut. Ich Dich nämlich auch! kam dann zwar meistens, wurde aber kurze Zeit wieder hinterfragt bzw. wurde geäußert: Du bist ja total verrückt!. Und das sagt, so finde ich, schon viel aus.

Verstehst Du mich jetzt ein bisschen besser? Ich würde mich freuen.

Beste Grüße!

17.06.2014 18:37 • #11


S
Lieber Hinrich,

Zitat:
Und ich rede auch nicht von einem 15 oder 18jährigen Menschen, sondern von einem Erwachsenen. Da liegt das Problem. Die Identitätsfindung sollte doch bis dahin abgeschlossen sein,


Ja und nach dem Schul-oder Studienabschluss sollte man auch nie wieder ein Buch in die Hand nehmen

Nein, jetzt mal ernsthaft. Natürlich ist es wunderbar, wenn ein Mensch eine gute Erziehung genossen hat und mit sich im Reinen ist (selten meiner Meinung nach). Wenn das nicht gegeben ist, dann muss man es eben nachholen.

Die Beispiele die Du erwähnst, klingen wirklich traurig-rührend. Wie hast Du denn z.B. reagiert als sie die Nudeln auf der Herdplatte plazierte? Es interessiert mich damit ich mir euren Umgang etwas besser vorstellen kann.

Und wie lange wart ihr zusammen? Vertrauen braucht halt zeit. Wenn ich eine schwere psychische Störung hätte, würde ich mich auch nicht jedem öffenen...um dann hinterher zu hören Zu krank.Und Tschüss

Zitat:
da es sonst zu psychischen, teils schwerwiegenden Auswirkungen kommt. Das ist nachgewiesenermaßen so.


Ach Du bist irgendwie süß das ist nachgewiesenermaßen so Ja Hinrich aber es gibt auch Erwachsene, die gelernt haben mit schweren Persönlichkeitsstörungen ein anständiges Leben und eine Beziehung zu führen und es gibt auch nachgewiesene Fälle von Genesung- zugegebenermaßen sind die selten.

Daraus folgt natürlich nicht, dass Du Dir so eine Partnerin suchen sollst Aber wenn man weiß dass der Partner psychische Probleme hat, dann kann man sich dafür oder dagegen entscheiden.Hängt halt davon ab, was dieser Partner einem geben kann, wie sehr man ihn liebt...

Zitat:
Sie konnte sich öffnen, aber eben nur in bestimmten Bereichen. An die Innenwelt war kein Herankommen.


Wie sah das denn genau aus? Dieses nicht Herankommen? Konntet ihr euch umarmen? Hat sie mit Dir über ihre Gefühle gesprochen?

Und auch wenn Du es mir übel nimmst, ich glaube, dass jede Beziehung uns etwas darüber verrät, wo wir uns zur Zeit emotional befinden.

Es ist spannend zu lesen, wie detailgenau Du über ihre Problematik sprichst aber sofort abwehrst wenn Du auf Deine Panik angesprochen wirst. Es liest sich fast so, als seist Du nicht als Partner, sondern als Therapeut in der Beziehung gewesen. Warst Du dabei?

Was ist mit Deinem Gefühlsleben?

lieben Gruß

17.06.2014 19:29 • #12


H
Zitat von Synthese:
Lieber Hinrich,

Zitat:
Nein, jetzt mal ernsthaft. Natürlich ist es wunderbar, wenn ein Mensch eine gute Erziehung genossen hat und mit sich im Reinen ist (selten meiner Meinung nach). Wenn das nicht gegeben ist, dann muss man es eben nachholen.

Exakt das ist auch mein Ansatz. Meine Familie ist zum Beispiel auch nicht das, was man sich als gelungen vorstellt. Aber ich bin dem eben nicht davongerannt, sondern alles für mich ergründet und dann meinen Frieden gemacht, so gut es eben ging. Ich kann nicht auch noch das mitschleppen, was da so schiefgelaufen ist.

Die Beispiele die Du erwähnst, klingen wirklich traurig-rührend. Wie hast Du denn z.B. reagiert als sie die Nudeln auf der Herdplatte plazierte? Es interessiert mich damit ich mir euren Umgang etwas besser vorstellen kann.

Ich war da nicht dabei, aber sie hat es mit kurz danach am Telefon erzählt. Ich habe es mit Humor genommen und erst später wieder gedacht, dass etwas nicht stimmt. Ihr selbst war das unangenehm.

Und wie lange wart ihr zusammen? Vertrauen braucht halt zeit. Wenn ich eine schwere psychische Störung hätte, würde ich mich auch nicht jedem öffenen...um dann hinterher zu hören Zu krank.Und Tschüss

Es waren fast sieben Jahre. Zu krank. Und Tschüss hätte ich nie, niemals gesagt! Dafür habe ich sie zu sehr geliebt.

Zitat:
da es sonst zu psychischen, teils schwerwiegenden Auswirkungen kommt. Das ist nachgewiesenermaßen so.


Ach Du bist irgendwie süß das ist nachgewiesenermaßen so Ja Hinrich aber es gibt auch Erwachsene, die gelernt haben mit schweren Persönlichkeitsstörungen ein anständiges Leben und eine Beziehung zu führen und es gibt auch nachgewiesene Fälle von Genesung- zugegebenermaßen sind die selten.

Aber diese Beziehungen funktionieren meist nur mit ihresgleichen. An die spontane Selbstheilung glaube ich eher weniger.

Daraus folgt natürlich nicht, dass Du Dir so eine Partnerin suchen sollst Aber wenn man weiß dass der Partner psychische Probleme hat, dann kann man sich dafür oder dagegen entscheiden.Hängt halt davon ab, was dieser Partner einem geben kann, wie sehr man ihn liebt...

Ich habe sie sehr, sehr geliebt! Und deshalb bin ich auch geblieben. Es gab ja eben auch den normalen Menschen, der für mich einfach nur liebenswert war. Und gegeben hat sie mir viel! Viel Zärtlichkeit, Liebe, eine gute Kommunikation und tollen S..

Wie sah das denn genau aus? Dieses nicht Herankommen? Konntet ihr euch umarmen? Hat sie mit Dir über ihre Gefühle gesprochen?

Ja, an Zärtlichkeit und ero. Spielen mangelte es definitiv nicht. Das war auch bis zum Schluss so.
Über Gefühle gesprochen? Nun ja. Wie sie sich fühlte ja, aber warum wollte sie nicht beantworten. Zumindest bei den negativen Dingen.

Und auch wenn Du es mir übel nimmst, ich glaube, dass jede Beziehung uns etwas darüber verrät, wo wir uns zur Zeit emotional befinden.

Das nehme ich Dir absolut nicht übel! Aber emotional bin ich ganz bei mir, auch wenn jetzt gerade alles ein wenig durcheinander ist. Aber das kommt wieder ins Lot. Ich mache große Fortschritte. Zum Beispiel habe ich große Lust auf die Zukunft in meinem angestrebten Beruf.

Es ist spannend zu lesen, wie detailgenau Du über ihre Problematik sprichst aber sofort abwehrst wenn Du auf Deine Panik angesprochen wirst. Es liest sich fast so, als seist Du nicht als Partner, sondern als Therapeut in der Beziehung gewesen. Warst Du dabei?

Ja, weil das Thema für mich anstrengend war und abgeschlossen ist. Ich bin damit wirklich durch. Es war ja auch nur eine sehr kurze Zeit, in der ich daran gelitten habe. Trotzdem bin ich stolz, dass ich das überwunden habe. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Das mag in Teilen stimmen. Es war aber bei Weitem nicht so, dass ich nun den ganzen Tag damit beschäftigt war, wieder irgendwelche Symptome zu suchen und therapieren zu wollen. Wir hatten sehr viele, sehr schöne Tage zusammen. Ganz unbeschwert. Und mein Selbstverständnis in der Beziehung war ein helfender Partner, der nicht als Bedrohung wahrgenommen wird.

Was ist mit Deinem Gefühlsleben?

Ich bin frisch getrennt und ab und zu wogen noch die Wogen. Aber es ist längst nicht so schlimm, dass ich nicht funktionieren könnte. Es muss jetzt um mich gehen. Ganz egoistisch. Emotional verabschiede ich mich gerade von ihr. Das tut mir sehr leid, aber meine Leidensfähigkeit und Kraft haben auch ihr Ende. Ansonsten bin ich so entspannt wie immer. Und ich weiß, dass ich auch alleine leben kann. Konnte ich vor der Beziehung auch und ich habe keine Erinnerung daran, mich damit schlecht gefühlt zu haben. Also es besteht keine ängstliche Sicht auf die Zukunft mit mir. Und wer weiß, ob morgen nicht plötzlich jemand im Raum steht, mit dem es wirklich passt. Panta rhei.


Danke für die Antwort und beste Grüße!

17.06.2014 19:57 • #13


T
Also ich bin etwas bestürzt.
Nach erfolgreichem Abi und angefangenem Studium brichst Du alles ab weil Du geerbt hast, das wiederum hast Du anscheinend verprasst und landest dann im Arbeitslosengeld und Zwangsmaßnahmen des Arbeitsamtes.
Ganz ehrlich, mit Ruhm hast Du Dich nicht bekleckert. Das ist in meinen Augen sogar eine ganz schwache Lebensleistung, und Du scheinst gerne den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, in allen Lebenslagen. Wenn ich das schon lese, dass Du erst in die Puschen kommst um Geld zu verdienen damit Du Frau und Kind ernähren könntest. Kannst ja auch selbst die Elternzeit machen, aber bei chronischer Unordnung könnte es passieren das Du das Baby nicht mehr in der Wohnung findest.
Du suchst ganz viele Gründe bei Deiner Ex für das Scheitern der Beziehung, analysierst sie durch und durch. Aber was ist mit Dir?
Wärst Du meiner gewesen, wäre bereits im Stadium des Erbens mein Respekt vor Dir verschwunden.
Fauler Lebenskünstler.
Auch das sie sich als Mann in Gestalt einer Frau fühlt wundert mich nicht. Sie musste wohl schon immer an verschiedenen Fronten ihren Mann stehen, für andere sorgen, andere antreiben, und sich gleichermaßen um sich selbst kümmern. Das hat nichts mit Amazonengeplänkel zu tun, sondern sie ist eine Macherin. Und Du ein unordentlicher, bequemer, unentschlossener Schlumpf.

Das sie nach ihrer Mutter kommt ist normal. Nach wem kommst Du denn? Wir sind in unserem Wesen alle samt das Ergebnis unserer Kindheitsprägungen. Schon im Mutterleib fängt das an, und zieht sich dann durch über die Kindheit, die Familie, die Freunde, in der Clique, durch Lehrer.
Alle prägen uns mehr oder weniger bewusst, wir übernehmen Werte weil wir sie gut finden, oder bekommen welche eingetrichtert die wir gut zu finden haben. Und wenn diese bisher niemanden geschadet haben können sie ja auch nicht die schlechtesten sein.

Die wenigsten Menschen schaffen es ganz oder wenigstens teilweise diese Prägungen abzulegen, weil sie sich ihrer gar nicht bewusst sind, es nicht können oder auch einfach nicht wollen. Sich von ihnen zu befreien, und sein eigenes Brainstorming beginnen, sich selbst neu zu formen und mit eigenen Ansichten, Einstellungen, Wünschen und Träumen zu füllen, die alt hergebrachten, überlieferten Denk- und
Handlungsschemata ablegen, all das ist ein großes Stück Arbeit an sich selbst.
Deine Ex sollte diesen Weg gehen. Offensichtlich, wenn Deine Schilderungen nicht nur einseitig aus Deiner Sicht sind, gerät sie in Konfrontation mit ihrer Mutter und an anderen Stellen, weil sie ist wie sie ist. Sie mag sich dafür nicht aber kommt nicht darauf das sie sich ihrer Prägungen bewusst werden muss um diese umzupolen.

Dir rate ich ganz dringend aufzuhören andere zu analysieren und Dein Scheitern auf die Fehlerhaftigkeit der anderen zu schieben.
Werde erwachsen, werde ein Mann, gehe Deinen beruflichen Weg, werde verlässlich und konsequent, ordne Dich (und Dein Wohnumfeld), dann kann man Dich respektieren, Dich auf Augenhöhe ernst nehmen und wenns ganz gut läuft kann sich sogar wieder eine in Dich verlieben, weil sie Dich toll findet.
Alles andere müffelt nach alten Socken.

18.06.2014 13:04 • #14


H
Hallo Tingeltangel,

Danke für die Antwort.
Ja, ich habe abgebrochen und das aus zwei Gründen. Mein Anspruch auf BAföG erlosch mit der Annahme des Erbes und dieses Erbe war nicht groß genug, um den Rest des Studiums finanzieren zu können. Ich bin erwachsen, wohne eigenständig und musste meine Krankenversicherung selbst zahlen. Zudem lag mir das Studium nicht. Das hatte ich aber oben schon geschrieben.
Und ich will noch einmal sagen, dass ich mein Erbe keinesfalls verprasst habe, sondern ganz normal davon gelebt habe. Und wozu ist Geld da? Richtig! Zum Leben. Und ich habe nebenbei immer etwas gearbeitet. Zum Beispiel habe ich Flyer gestaltet und das Artwork für Platten übernommen. Darüber wollte ich versuchen, beruflich in Richtung Grafikdesign zu gehen. Ein Bewerbungsgespräch mit ein paar Stunden Probearbeiten kam auch zustande, wurde aber nicht von Erfolg gekrönt. Ich habe auch gemerkt, dass man für diesen Beruf wirklich etwas auf dem Kasten haben muss und ich da einige Fehlstellen habe. Also habe ich mich davon verabschiedet, da eine Ausbildung in dem Bereich nicht mehr finanzierbar wäre und auch die Zukunftsaussichten eher mau sind. Viele Grafiker arbeiten als unsichere freelancer, die teilweise wieder auf's Amt laufen, weil das Einkommen nicht zum Leben reicht.
Wenn das für Dich der Weg des geringsten Widerstands ist, dann muss das eben so sein. Ich sehe das anders.

Na klar unternehme ich als verantwortungsvoller Mensch Anstrengung, um eine eventuelle Familie ernähren zu können! Dafür sind wir früher mal auf Arbeit gegangen. Aber Du siehst das etwas falsch. Der Wunsch nach einer Zukunft in der Krankenpflege kam nicht erst auf, als das Thema Familie konkret wurde. Ich habe lange mit mir gerungen, ob das wirklich mein Lebensweg sein soll. Noch eine Fehlentscheidung will und kann ich mir nicht leisten. Und so einen Beruf muss man aushalten können.

Ich finde es etwas schade, dass Du Menschen nicht ihren Weg zugestehst, sondern offenbar von erzkonservativen, gerade Lebensläufen ausgehst. Ich sehe mich ganz sicher nicht als Bohemien oder Lebenskünstler, nur weil ich mal kurz ein unbeschwertes, freies Leben geführt habe. Was ich mit meinem Erbe anstelle, ist ganz allein meine Entscheidung.
Klar, bin auch ich mit mir hart ins Gericht gegangen, denn zum Scheitern einer Partnerschaft gehören nun einmal zwei Menschen. Und ich schrieb ja auch oben schon, was ich dabei an mir entdeckt habe und was es zu ändern gilt.

Das mit dem Amazonengeplänkel hast Du leider falsch verstanden bzw. nicht richtig gelesen.
Ich habe absolut nichts gegen starke Frauen. Ganz im Gegenteil. Das war ein Aspekt, warum ich mich in die Frau verliebt habe. Sie ist frei, (scheinbar) unabhängig und (scheinbar) stark. Das, was ich eben nicht auf ganzer Linie bin. Da magst Du recht haben. Ich habe meine Stärken aber an anderen Stellen.
Aber ich schrieb ja oben schon, dass ihre Stärke und Unabhängigkeit eben nur eine Maske sind und sie im Inneren der quasi konträre Mensch ist. Und ich denke mir das nicht aus, sondern habe das so erlebt. Deshalb auch die ganzen Beispiele da oben. Um noch eines nachzuliefern: Sie kann nicht mit sich allein sein. Immer ist da keiner sagte sie, wenn sie doch einmal allein daheim war. Ich finde das schade, da ich Zeiten der Selbstreflexion mit sich allein für sehr wichtig halte. Aber wenn einer mit sich nicht wirklich klarkommt, dann sind solche Prozesse natürlich schmerzhaft. Und diese Flucht vor sich selbst ist bei ihr symptomatisch. Sie sucht die Anerkennung nur außen und nicht innen. Das ging sogar schon soweit, dass sie ihrer eigenen Schwester den Freund ausgespannt hat. Soweit muss man erst einmal gehen können. Und das nur, damit einem jemand sagt, dass man gut ist. Ich finde das befremdlich. (Leider habe ich das erst nach der Trennung über drei Ecken erfahren. Sonst wäre ich vorsichtiger gewesen.)

Ich habe nichts dagegen, dass sie von ihrer Grundstruktur nach ihrer Mutter kommt, denn ich habe ganz sicher auch große Teile meiner Mutter in mir. Was mich nachdenklich stimmt ist das, was sie an Lebensweisen und Schutzmechanismen von ihr übernommen hat. Sie stört das nämlich bei ihrer Mutter selbst und trotzdem eifert sie ihr nach. Dort findet sich nämlich auch wieder diese Flucht vor sich selbst. Bei der Mutter geht das sogar soweit, dass sie unter falschem Vornamen lebt. Dass ist in dem Falle aber kein sympathischer, künstlerischer Spleen, sondern eine klare Aussage. Für mich ist das übrigens auch eine Form des Weges des geringsten Widerstands. Und die Auswirkungen sieht man eben bei Mutter und Tochter. Aber das habe ich oben schon groß und breit beschrieben.
Ja, und genau zu dieser Arbeit an sich selbst, wollte ich sie ermuntern, damit sie nicht so unzufrieden mit sich ist und mal ihren Takt findet.

Ich schiebe mein Scheitern nicht auf andere! Ich reflektiere nur gerade, warum ich wie gehandelt oder nicht gehandelt habe und was die Auslöser dafür waren. Und das mache ich bei mir und bei ihr. In der Beziehung konnte ich das ja leider nicht und bin ihr so nicht wirklich nahe gekommen. Ein Gefühl von verletzter Eitelkeit habe ich nicht. Ich finde es einfach nur schade, dass sie jemanden, der sich wirklich für sie interessiert hat, nicht als solchen wahrnehmen konnte.

Ja, das im letzten Satz gesagte, werde ich auf jeden Fall auch so angehen. Aber das steht ja schon lange fest. Danke trotzdem für die Anregung.

19.06.2014 08:30 • #15


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