Hallo frost,
also nur weil ich ein Buch vom Dalai Lama gelesen habe, will ich keinesfalls behaupten, ich kenne die buddhistische Lehre.
Mir ist in dem Zusammenhang nur aufgefallen, daß es für mich persönlich eine Erfüllung, vielleicht eine Berufung ist, anderen zu helfen. So wie man bestimmt nicht aus wirtschaftlichen Gründen Krankenpfleger wird. Das ist meine Sicht der Dinge. Ich entnahm dem Buch, daß dies durchaus eine Lebensaufgabe sein kann. Ich sehe dies nicht als Selbstaufgabe, wirklich nicht.
Ich will viele Dinge in Frage stellen, die ich da gelesen habe. Aber der Dalai Lama unterscheidet klar zwischen den Mönchen, für die die Selbstaufgabe gelten mag, an die weltlichen richtet er aber eine andere Botschaft. Nicht jeder ist für ein Zölibat geschaffen.
Jeder muß seinen Weg finden, so wie er ihn richtig findet. Für mich war lange der einzige Sinn und Inhalt im Leben die Partnerschaft. Deswegen war mein Fall auch so tief. Für manche ist es der Reichtum, der Status, der berufliche Erfolg, die Anerkennung. Es mag Menschen geben, (Dalai Lama), die ärmer, unwissender aber zufriedener leben.
Unzufrieden macht nicht das Wissen an sich, sondern die Ungeduld mit sich selbst, den Weg zu finden, den man gehen will und wird. Mir ging es nach der Trennung genauso - ich dachte, das beste ist es, sich selbst umzubringen, da ja eh alles sinnlos ist. Und es dauerte lange, bis ich den Frust über die Weglosigkeit verarbeitet hatte.
Ich will nicht sagen, ich bin angekommen. Das kann so schnell vorbei sein, so schnell können wir alle nicht schauen. Aber ich habe eine Vision, wohin ich will, ein Ziel, mehrere Ziele. Ich weiß noch nicht, ob ich dann glücklich bin, wenn ich es erreicht habe, ich hoffe es. Nur ich will alles mitnehmen und irgendwann sagen können, ich habe gelebt! Das was ich mir vorgenommen habe, meinen Weg, den bin ich gegangen. Und es war schön!
Ich will nicht im Alter grießgrämig werden wie viele alte Menschen (ich habe Zivildienst gemacht, es waren 90 % Nörgler, Griesgrämige, bösartige und traurige Menschen, aber 10 %, die oft viel schlechter dran waren (eine hatte MS im Endstadium), sagten mir: Es ist schade, wie es mir jetzt geht, aber ich bin glücklich, denn ich hatte ein erfüllendes und zufriedenes Leben!), ich will sagen können, es war mein Leben, nicht das Leben des Umfeldes, das mir immer den Weg vorgeben will, sondern mein Leben, das ich leben wollte.
Und ich bin auf der Suche, momentan noch etwas erschüttert über die kalte Welt, über die Veränderlichkeit eines Menschen, dem ich einmal alles gegeben habe, was ich hatte, aber langsam zuversichtlich, da ich fast ganz unten war (nur fast - der mit der Eisenlunge in Großhadern hat ganz andere Probleme) und es immer mehr aufwärts geht. Gruß, Gerd
PS: noch etwas frost: glaubst Du wirklich, daß man NIEMALS die anderen verändern kann? Aktiv manipulativ vielleicht nicht. Aber sind Vorbilder nicht oft Orientierungspunkt für andere Menschen? Ist es nicht so, daß sehr wohl sehr oft Paradigmenwechsel stattfinden können. Dies muß nicht immer ein eigener Schicksalsschlag sein, der einen selbst zu einer anderen Sicht der Dinge veranlasst. Manchmal macht man sich aufgrund des Schicksals (oder des Lebens) eines Dritten Gedanken über sein eigenes Leben.
Nur gibt auch hier oft das Umfeld (Irr-)Wege vor, denen viele Menschen nacheifern. Ich sag mal die Ebenen von Maslow genannt Anerkennung und sozialer Status.
Und nenne Reizbegriffe wie: Mode, Schmuck, Lametta, Orden, Streifen, Rang, Funktionär, mein Auto, mein Haus, mein Boot, Reklame, Urlaub usw...
Da kann der Mensch, der aus Streichhölzern die Titanic nachbaut nur einen Schuss haben :)
16.09.2003 14:37 •
#18