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Vom Umgang mit obsessiven Gedanken

J
Hallo,

ich leide seit meiner Kindheit an OCD und habe festgestellt, dass es mir unheimlich hilft, mit meinen Liebeskummergedanken genauso umzugehen wie mit meinen Zangsgedanken. Deshalb möchte ich es gerne mit euch teilen:

Wann immer Gedanken auftauchen wie seine Hand nehmen wollen (wir wohnen noch zusammen), gehe ich in eine Beobachterposition und sage zu mir: Ich habe den Gedanken, dass. (ich seine Hand nehmen will). Das kann man ruhig x-mal hintereinander machen, wenn der Gedanken sehr klebrig ist. Irgendwann wird es dem Gehirn langweilig und man denkt etwas anderes. Der Zusatz Ich habe den Gedanken, dass hilft dabei, sich innerlich von dem Gedanken und dem damit einhergehenden Dranggefühl zu distanzieren. Du bist nicht deine Gedanken.
Wer noch einen Distanzierungsschritt weiter gehen will, kann zu sich sagen: Ich bemerke, dass ich den Gedanken habe, dass. . Das ist mir persönlich aber zu verwurmt, dabei fühle ich mich nicht mehr authentisch.

Bei sehr quälenden Gedanken hilft es mir auch, mir vorzustellen, wie ein freundliches kleines Monster (mein Favorit ist das Krümelmonster) auf meiner Schuter sitzt und mir den Gedanken erzählt. Am besten sich auch die heisere Simme dazu vorstellen! Fangt an, mit den Gedanken zu spielen, dann kontrollieren sie euch nicht mehr. Stellt sie euch in bunten Buchstaben auf einem Bildschirm vor, rückt die Buchstaben zusammen und auseinander, lasst die Schrift größer und kleiner werden. Singt die Gedanken zu irgendeiner witzigen Melodie, z.B. Happy Birthday.

Ablenkung bzw. Unterdrücken der Gedanken funktioniert meist nur zeitweilig und führt zumindest bei mir dazu, dass die Gedanken umso aufdringlicher werden. Lasst die Gedanken also zu und betrachtet sie wie Hintergrundmusik, Wolken am Himmel. die vorbeiziehen.

(Für euch wahrscheinlich irrelevant:) Bei Gedanken, die starke Angst auslösen, versuche ich mich davon nicht beirren zu lassen und mich voll und ganz auf meine Tätigkeit zu konzentrieren. Was sehe, höre, rieche ich gerade, während ich xy tue?

Vielleicht ist für euch was Hilfreiches dabei. Lasst mir ruhig eure Erfahrungen dazu da oder erweitert es um eure Techniken.

25.09.2024 21:36 • x 8 #1


J
Mir fällt gerade noch was ein,was ich letztens gelesen und für gut befunden habe: Man kann sich auch die Frage stellen, welchen Gedanken man wohl als Nächstes haben wird.

25.09.2024 21:40 • x 1 #2


A


Vom Umgang mit obsessiven Gedanken

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ElGatoRojo
Man sollte schon Wege suchen, zerstörerischen Gedanken nicht in die Tiefe zu folgen. Man kennt sie doch eigentlich schon beim Aufkommen. Da ist noch die bessere Chance, sie gleich zu Anfang niederzubrechen durch Gedanken aus einem ganz anderen Spektrum, die da schon trainiert bereitstehen. Quasi in Vorbereitung. Funktioniert eigentlich ziemlich gut

25.09.2024 21:50 • x 1 #3


H
Wie cool, danke @justawoman , das gefällt mir gut.

25.09.2024 21:51 • x 2 #4


J
@ElGatoRojo : Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Ersetzen von Gedanken bzw. Dagegendenken sind nicht so gut. Das führt bei mir dazu, dass die Gedanken umso hartnäckiger kommen. Aber ich bin ja auch nicht normal , vielleicht funktioniert das bei Gesunden besser.

25.09.2024 22:56 • x 1 #5


Hansl
@justawoman

Hast Du Erfahrungen bzgl. medikamentöser Therapie?

26.09.2024 01:40 • x 1 #6


Laetitia2024
@justawoman
Danke für den Beitrag. Zwangsgedanken können sehr hartnäckig und quälend sein. Deine Tipps finde ich sehr hilfreich. Hier noch einer von mir: Beide Hände mit der Handfläche nach unten auf die Oberschenkel legen. Eine auf das rechte Bein und die linke auf das linke Bein. Dann ganz leicht mit dem Zeigefinger dreimal hintereinander auf den Schenkel klopfen. Erst mit dem Finger der rechten Hand, dann mit dem der linken Hand. Das ganze jeweils dreimal hintereinander wiederholen. Das ist das Minimum. Du kannst es aber auch öfter wiederholen. Solange du willst. Es wirkt sofort, weil du dich mit der rechten und mit der linken Gehirnhälfte darauf konzentrieren musst. Wie beim Jonglieren, was übrigens auch eine gute Methode ist, um Zwangsgedanken loszuwerden.

26.09.2024 08:08 • x 2 #7


Aline_8
Probier mal EFT (klopftechnik, einfach mal googeln)

Oder mit starken Reizen dagegen steuern (in eine zitrone beißen, chilli, kalt duschen, bzw kühlpack in einem Handtuch auf die pulsgelenke legen usw)

Ätherische öle riechen, die direkt in dein limbisches System gehen. Zitrusfrüchte wirken stimmungsaufhellend, Zedernholz oder Sandelholz, Fichte etc zum erden

26.09.2024 08:14 • #8


J
@Hansl
Ja, ich nehme seit fast 3 Jahrzehnten Medikamente. Ohne geht es nicht. Die Medikamente zaubern die Störung natürlich nicht weg, aber sie machen den Umgang damit deutlich leichter und haben mir Fortschritte ermöglicht, die ohne nicht möglich gewesen wären. Ich bin dankbar, dass ich in der heutigen Zeit lebe und es solche Mittel gibt.

26.09.2024 10:11 • x 1 #9


J
@Laetitia2024
Vielen Dank für deinen Tipp! Starke Konzentration auf etwas anderes hilft mir auf jeden Fall auch zeitweilig.

Leidest du auch unter Zwängen?

26.09.2024 10:17 • x 1 #10


J
@Aline_8
Vielen Dank! EFT hab ich schon mal ausprobiert, das lenkt mich kurzfristig ab, während ich klopfe, langfristig hat es bei mir nichts gebracht. Ich kann ja nicht den ganzen Tag klopfen. In schlimmen Phasen habe ich 24/7 Zwangsgedanken, fängt direkt morgens beim Aufwachen an.

26.09.2024 10:20 • x 1 #11


Aline_8
Zitat von justawoman:
@Aline_8 Vielen Dank! EFT hab ich schon mal ausprobiert, das lenkt mich kurzfristig ab, während ich klopfe, langfristig hat es bei mir nichts ...


Ah ok, das wusste ich nicht....Das tut mir leid

26.09.2024 10:44 • x 1 #12


Laetitia2024
@justawoman
Nein, ich leide nicht unter Zwängen, haben den Tipp aber in dem Buch von Doris Wolf Ängste verstehen und überwinden gelesen. Sie ist Psychotherapeutin und antwortet auch persönlich auf Leserbriefe, Erfahrungsberichte von Lesern. In dem Buch sind viele gute Tipps zum Thema wie man seine Ängste, Panikattacken ect. und die entsprechenden Gedanken dazu selbstständig in den Griff bekommt. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Es ist eine Anleitung zur Selbsthilfe, mit vielen Erklärungen, Tipps und Adressen. Ängste sind ja auch oft zurückzuführen auf Zwangsgedanken. Und Ängste hat jeder Mensch mal mehr oder weniger im Laufe seines Lebens.

26.09.2024 10:56 • x 1 #13


J
@Laetitia2024
Die Autorin kenne ich sogar, finde ihre Bücher nicht schlecht. Ehrlich gesagt hab ich fast mehr Hilfe aus Büchern und durch andere Betroffene bekommen als durch Therapeuten. Es ist bisschen traurig, aber man findet kaum jemanden, der sich mit Zwängen gut auskennt.

26.09.2024 17:51 • x 1 #14


A


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