Guten Abend Mangoon,
nochmals vielen Dank für diesen Beitrag übers Jammern und Handeln.
Ich kann darin viel Wahres für mich entdecken, dennoch mache ich gerade praktische Erfahrungen mit dieser von Dir beschriebenen Zwischenphase und hänge zur Zeit in der Luft.
Um es mit Deinen Worten zu sagen: Ich bin zwar schon beinahe reif, aber mit dem Ernten sollte man noch warten...
Zitat Mangoon:
Nun, alles hat seine Zeit:
So wie bei jedem Obst-und Gemüseanbau das Pflügen, das Sähen, das Wachsen und das Ernten in einer bestimmten Reihenfolge erfolgt ,ist das auch beim Trauerprozess. Keine Phase läßt sich abkürzen und keine Überspringen. Am Anfang steht meist- das Jammern.
Doch dann kommt plötzlich irgendwann, der Tag, die Stunde, da sind wir aufgerufen etwas *zu tun* zu handeln. Wir spüren das auch aber etwas hält uns zurück.
Mit jedem weiteren Wort, das aus dem Mund kommt, oder das wir zu Papier bringen spüren wir genau, das eine erneute Antwort uns nicht weiter bringt. Wir drehen im Kreis. Das jammern läutet sein Ende ein.
Mir ergeht es so: Ich merke, dass all mein jammern, Anklagen, Grübeln usw. mir nur Kraft raubt, um endlich an mein eigenes Leben in Angriff zu nehmen. Es bringt mir nichts mehr. Dennoch erlebe ich mich noch als zu unkonzentriert, innerlich gehetzt, teilweise aber auch apathisch, müde und erschöpft, um ein aktives Handeln einleiten zu können. Ich habe viel über mich nachgedacht, viele Erkenntnisse gewonnen usw. Auch habe ich viele Pläne, Ziele und Ideen, wie ich mir mein eigenes Leben vorstelle. Aber ich bin zur Zeit nicht in der Lage, meine theoretischen Überlegungen praktisch umzusetzen.
Ich frage mich - und damit erhoffe ich mir auch einige Tipps von Dir, wie Du sicherlich merkst- wie ich es am besten schaffen könnte, meine Ziele für mich nun auch in die Tat umzusetzen. Ist es denn richtig, dass dies nicht plötzlich und quasi von jetzt auf nachher funtionieren kann, den Weg zum aktiven Handeln anzutreten? Ist das auch ein schrittweiser Prozess?
Ich dachte mir: Ich fange zunächst an, mich selbst zu beobachten und mir zu notieren, wann es mir richtig schlecht geht, weil ich so unzufireden bin mit meiner Unfähigkeit zu handeln. Ich weiß, ich sollte irgendwo beginnen, um diese meine Unzufriedenheit allmählich zu durchbrechen. Dann erstelle ich mir Tag für Tag einen Plan für mich, der jeweils kleine Schritte zum aktiven handeln enthält und halte mich diszipliniert an diesen, auch wenn ich mich kraftlos, apathisch oder völlig durch den Wind fühle. Somit erhoffe ich mir, Schritt für Schritt positive Erfahrungen mit meinem schrittweisen Handeln zu sammeln, bis ich wieder ganz da bin.
Meinst Du, dies wäre eine erfolgsversprechende Methode, um von der Theorie (Ziele, Pläne, Vorstellungen von meinem Leben Danach) zum praktischen Handeln zu gelangen?
Ist es denn normal, dass dieses aktive Handlen, wie Du es beschreibst, auch nur ein allmählich beginnender Prozess ist, den man wieder ankurbeln muss? Oder sollte das alles von selbst kommen und man wacht eines Tages auf und fühlt sich bereit zu handeln? Ich empfinde es so, dass in der Phase, in der ich gerade stecke, keine Emotion und auch kein Vorhaben wirklich konstant ist.
Vielleicht hast Du ja einige Tipps für mich, wie ich zum aktiven Handeln gelangen kann. Oder fühle ich mich noch zu wohl in meiner Apathie und muss noch Energien und Kräfte sammeln? Allerdings empfinde ich es gerade nicht als Stärkung meiner selbst in dieser Apathie und Starre zu verharren, denn es macht mich nur unzufrieden mit der Situation, statt mir Energie zurückzugeben. Was meinst Du?
Noch eine ganz andere Frage an Dich:
Ich habe nach langem Überlegen entdeckt, dass ich auf einem Gebiet meines Lebens von völliger Unsicherheit zum absoluten Selbstbewußtsein und Stärke gelangt bin, durch einen langen Prozess des Lernens und des Erfahrungen sammelns: Mein Beruf! Zu Beginn war ich sehr unsicher, was meine Fähigkeiten anging, ich konnte nicht offen mit Fehlern umgehen, habe versucht diese zu verbergen, hatte ständig Angst, etwas falsch zu machen und ersetzt zu werden. Ich war stets darauf angewiesen, von Vorgesetzten gelobt zu werden usw. Heute bin ich sicher, dass ich meinen Job gut mache. Ich kann zu Fehlern stehen, die mir passieren, ich bin nicht mehr angewiesen auf das Wohlwollen meiner Chefs, muss Kollegen nicht mehr jeden kleinsten Fehler vorhalten, um mich besser zu fühlen usw. Ich weiß, was ich kann! Diese Gelassenheit und auch das Wissen um meine Fähigkeiten macht mich besser in meinem Job, denn je. Das war ein langer Weg für mich.
Nun meine Frage an Dich:
Kann es sein, dass man als Persönlichkeit auch einen ähnlichen Prozess des Selbstzweifels und der mangelnden Eigenliebe durchbrechen kann und das ebenso daran erkennt, dass man nicht mehr auf einen wohlwollenden Partner angewiesen ist, dass man gelassener wird und weniger fordernd? Ich glaube nämlich allmählich, dass ich aufgrund mangelnder Selbstliebe irgendwie auf die Liebe meines Ex-Partners angewiesen war (so wie ich nur in meinem Job selbstbewußt war, wenn meine Chefs mit mir zufireden waren). Ich geriet in Abhängigkeit und konnte aufgrund mangelnder Selbstliebe ohnehin nie wirklich glauben, geliebt zu werden (so wie ich dachte, im Job nie gut genug zu sein). So wurde ich biestig, anklagend, jammernd usw. Wenn ich doch aber Selbstliebe aufbaue, bin ich nicht mehr abhängig, weiß um meinen eigenen Wert und nehme die Liebe meines Partners an, weil ich glaube es wert zu sein, geliebt zu werden. Ich werde gelassener, nicht mehr abhängig vom Partner und kann erst dadurch wirklich beziehungsfähig werden. Ist Selbstliebe und Selbst-Bewußtsein nicht überhaupt die Basis schlechthin dafür, um eine funktionierende Beziehung aufzubauen?
Ich hoffe, Du kannst mir einige Deiner Tipps mit auf meinen Weg geben, wenn Du die Zeit dafür aufbringen kannst!
Viele Grüße
Ariane
02.09.2005 22:24 •
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