Vom Herzmenschen getrennt und selbst schuld

Zitat von Schweremut:

Das sind auch gerade zu viel Baustellen auf einmal.

Ach Mensch. Heute ist einfach ein doofer Tag. Ich drück Dich auch.

Vergiß nicht! Du bist nicht allein und nichts wird innerhalb von 24h gelöst!

Zitat von Schweremut:

Wieso ich die Ruhe nicht einfach annehmen kann.

Eine mögliche Erklärung wäre, dass -auch wenn die Gewalt nicht direkt gegen dich gerichtet war- du (unbewusst) permanent in Hab-Acht-Stellung warst. Bei Stress schüttet der Körper u.a. Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin aus, was aufputschend wirkt. Bei Dauerstress werden o.g. Hormone eben auch dauerhaft ausgeschüttet. Heißt, dein Körper kennt keinen anderen Zustand als den in ständiger Alarmbereitschaft. Ruhe und innerer Frieden fühlen sich dann ( auch hier: meist unbewusst) unnatürlich an, weshalb der gewohnte Zustand wieder hergestellt werden muss.

Zitat von Schweremut:

Ich dachte mal von mir, dass ich ein guter Mensch bin. Momentan sehe ich nur das Unglück, das ich über alle bringe.

Ich bin überzeugt davon, dass du, trotz deiner Ecken und Kanten, ein guter Mensch BIST. Ruf dir doch bitte einmal deine guten Eigenschaften in Erinnerung. Und wenn du diese und deine schlechten Eigenschaften auf eine Waagschale legst, welche Seite wird wohl überwiegen? Ich wette, die mit den guten Eigenschaften. Also streiche bitte den Gedanken, dass deine schlechten Eigenschaften den Wert deiner guten Eigenschaften schmälern. Das ist nämlich ganz sicher nicht der Fall.

Zitat von Schweremut:

Mein Verhalten macht mich zu einem schlechten Menschen, weil ich anderen Menschen damit schaden zufüge- unberechtigter Weise.

Nein, das macht dich nicht zu einem schlechten Menschen. Das macht dich zu einem grundsätzlich guten Menschen, der wie jeder andere Mensch Fehler macht und damit mitunter anderen ungewollt weh tut. Es gibt keinen Menschen, jedenfalls keinen erwachsenen, der noch nie jemanden ungewollt verletzt hat. Sind das also auch alles schlechte Menschen?

@Schweremut Deinen Thread habe ich eh schon mitverfolgt, aber jetzt komm' ich einfach auch offiziell dazu. Deine Situation kann ich relativ gut nachvollziehen, so:

Zitat von Schweremut:

Heute ist auch ein schlimmer Tag. Ich habe nicht gut schlafen können und bin immer wieder nach Alpträume aufgewacht.

Es gibt für mich keinen glücklichen Lebensentwurf in dem er nicht vorhanden ist. Das ist nur schwer auszuhalten.

Das sind auch gerade zu viel Baustellen auf einmal.

...geht es mir derzeit, immer noch!, auch oft. Nach schlaflosen Nächten sind die Tage sowieso noch schlimmer als sie eh schon sind.
Die Vergangenheit zu beackern braucht Zeit. Man kann nichts, weder Glaubenssätze noch das Verhalten, was über so viele Jahre gewachsen ist, in kurzer Zeit ändern.

Ich drück Dich!

Zitat von GarstigeGräte:

Eine mögliche Erklärung wäre, dass -auch wenn die Gewalt nicht direkt gegen dich gerichtet war- du (unbewusst) permanent in Hab-Acht-Stellung warst. Bei Stress schüttet der Körper u.a. Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin aus, was aufputschend wirkt. Bei Dauerstress werden o.g. Hormone eben auch dauerhaft ausgeschüttet. Heißt, dein Körper kennt keinen anderen Zustand als den in ständiger Alarmbereitschaft. Ruhe und innerer Frieden fühlen sich dann ( auch hier: meist unbewusst) unnatürlich an, weshalb der gewohnte Zustand wieder hergestellt werden muss.

In der Theorie weiß ich das alles. Aber es ist trotzdem irgendwie schwer zu begreifen und auch dem anderen (dem Geschädigten) zu erklären. Auch irgendwie irre, dass sich sowas so einbrennt.

Zitat von GarstigeGräte:

Ich bin überzeugt davon, dass du, trotz deiner Ecken und Kanten, ein guter Mensch BIST. Ruf dir doch bitte einmal deine guten Eigenschaften in Erinnerung. Und wenn du diese und deine schlechten Eigenschaften auf eine Waagschale legst, welche Seite wird wohl überwiegen? Ich wette, die mit den guten Eigenschaften. Also streiche bitte den Gedanken, dass deine schlechten Eigenschaften den Wert deiner guten Eigenschaften schmälern. Das ist nämlich ganz sicher nicht der Fall.

danke. Nur leider wiegt schlechtes ja bekannter Weise immer mehr, als Gutes. Und er hat es lange mit mir ausgehalten…

Zitat von meerweh:

geht es mir derzeit, immer noch!, auch oft

Das tut mir sehr leid für dich, liebe Meerweh.

Zitat von meerweh:

Man kann nichts, weder Glaubenssätze noch das Verhalten, was über so viele Jahre gewachsen ist, in kurzer Zeit ändern.

Ich finde, das wirft mich auch oft zurück in diese Hilflosigkeit, weil ich einfach noch keine andere Strategie für mich habe. Ich sehe nur zu, wie alles zerbricht. Ich habe das Gefühl, die Zeit einfach nicht zu haben.

Zitat von meerweh:

Ich drück Dich!

Danke.

Zitat von E-Claire:

Ach Mensch. Heute ist einfach ein doofer Tag. Ich drück Dich auch

Zitat von Schweremut:

Und er hat es lange mit mir ausgehalten…

Ich wünschte Du hättest wenigstens die Hälfte des Mitgefühls, welche du für ihn hast, für dich selbst.

@E-Claire das ist sehr lieb von dir. Er sagte immer zu mir, dass er dafür kein Verständnis haben kann, denn das würde mein Verhalten legitimieren.
Ich wünschte, er könnte es verstehen. Gutheißen soll er es doch gar nicht. Tue ich selbst auch nicht und daran ist auch nichts gutzuheißen.

Zitat von Schweremut:

Ich habe das Gefühl, die Zeit einfach nicht zu haben.

Kenn ich. Es gibt aber keinen anderen Weg, als sich diese Zeit nehmen zu müssen. Diese traumatischen Erfahrungen haben schließlich etwas mit Dir, etwas aus Dir gemacht. Du kannst nicht sofort anders sein, aber Du kannst es werden, nach und nach. Und das Gute, auch wenn Du es vielleicht noch nicht so siehst, ist: Du weißt, welche Wunden Du angucken und heilen musst. Viele andere mit Traumaerfahrung wissen das noch nicht, sie wissen noch nicht einmal um ihre Wunden.

@meerweh
Ja, ein schwacher Trost im Moment.
Ich habe mich heute auch dabei erwischt, wie ich es einfach weiter aussitze. Darauf hoffe, dass es doch noch weitergeht. Wie die Male zuvor auch.
Ich habe das Telefon nicht in die Hand genommen und mich um eine Wohnung gekümmert.

Zitat von Schweremut:

Er sagte immer zu mir, dass er dafür kein Verständnis haben kann, denn das würde mein Verhalten legitimieren.

So so, sagt er das!?
Verständnis dafür zu haben, welche Auswirkungen deine Kindheitserfahrungen auf dein eigenes Verhalten im Erwachsenenalter hat, bedeutet nicht, dieses Verhalten gut zu heißen oder zu tolerieren. Klingt nicht besonders empathisch.
Bist du sicher, dass du mehr so sein willst wie er?
Sorry für meinen Zynismus.

@GarstigeGräte
Ich glaube, er versteht die Thematik einfach nicht. Ich kann’s aber auch einfach nicht gut erklären. Die letzten Tage (vor der Trennung) hatte er auch noch viele Fragen. Ich denke, er wollte mich verstehen.
Aber ich war auch wieder tief in meinem Film. Habe mich wie in einem Verhör auf der Anklagebank gefühlt und habe nicht sehen können, dass er vielleicht noch nach einer Lösung sucht. Habe nur meine Beschämung wahrgenommen und hatte keinen Rahmen um im Vertrauen antworten zu können.
Dabei ist er sehr einfühlsam und wir konnten auch gute Gespräche führen, wenn wir nicht im Streit waren. Ich denke, er war wirklich bemüht es zu verstehen.
Aber ja, es klingt nicht sehr empathisch. Ich schiebe es auf seine eigene Verletzung.

@Scheol ja, das weiß ich. Das weiß sicher auch er. Aber er sagte mir die Wochen häufiger, er erlebe sich als mein Punchingball.
Selbst wenn er nichts tue, würde er es abbekommen (hat er auch), ich müsse alles nach Außen kanalisieren und er erlebe mich als eine Person, der nie etwas gut genug sei. Das hat gesessen. Weil das ja genau mein Thema ist. Ich sehe mich als nicht gut genug (u.a. für ihn).

Wir haben uns gerade auch irgendwie nichts mehr zu sagen. Das ist so belastend.
Die Woche hat er sich sehr zurückgezogen. Viel gearbeitet, viel Sport. War kaum daheim.
Nächste Woche sind auch seine Kinder wieder da. Er also auch mehr zu Hause. Davor habe ich schon Angst. Ich kann solche Situationen nur schwer aushalten, würde dann am liebsten davonlaufen oder laut schreien und weinen. Mir tut das alles so weh. Es fühlt sich ein, als hätte man mir ein Teil von mir entrissen.