Hallo liebe Leute.
Schön, dass es so ein Forum wie dieses gibt. Sonst wüsste ich nur schwer weiter.
Wie schon mein gewählter Betreff beschreibt, ging letzte Woche meine Beziehung binnen 48 Stunden komplett in die Brüche.
Das Gefühl, daß jetzt alles vorbei ist, zerreißt mich förmlich in der Luft.
Die Gründe sind so derart verrückt, ich versuche mal den Hergang zu schreiben.
Vielleicht beschreibe ich dazu meine Freundin mal ein wenig.
Ihre Kindheit war nicht einfach. Ich kann sogar behaupten, daß sie durch die Hölle ging. Nun ist sie 48 Jahre alt und hat einen 18 jährigen Sohn, der noch bei ihr zu Hause wohnt und ihr große Sorgen macht.
Auch ihr Arbeitsumfeld ist nicht ganz so einfach.
Man kann wohl behaupten, daß sie ganz schön zu schultern hat.
Ihre Eigenschaft ist, sehr empathisch zu sein.
Auch mich möchte ich ein wenig beschreiben. Ich bin 45 Jahre alt, mit meinen Arbeitsstellen klappt es mal mehr, mal weniger gut.
Vor ein paar Wochen musste ich diese aus gesundheitlichen Gründen aber beenden. Dabei hat mich meine Freundin auch sehr unterstützt.
Kinder habe ich keine. Leider bin ich nicht ganz so empathisch wie meine Freundin. Bei manchen Dingen eher direkt.
Kennengelernt haben wir uns vor sechs Monaten auf einem Internetportal. Wir wohnen sehr ländlich, sogar gar nicht weit auseinander. Die Sympathie zwischen uns war sofort da. Wir hatten sehr viele Gemeinsamkeiten an uns entdeckt.
So waren wir auch schon zwei Wochen später ein Paar.
Anfangs hatte ich etwas Angst und Zweifel an mir selbst, da ich eigentlich nie der Typ für Beziehungen gewesen bin. Meine längste Beziehung ging bis dato etwas über ein Jahr. Wenn ich einmal die Zeit der Trennungen und wieder mit der Ex zusammen sein abziehe.
Aber diese Beziehung war die Langeweile in Person. Es ging wohl nur so lang, weil sie im selben Haus wohnte.
Zu anderen Beziehungen kam es erst gar nicht, da ich von diesen Frauen schon nach wenigen Tagen genervt gewesen bin.
Nun aber war SIE da!
Ich entdecke Seiten an mir, die ich noch gar nicht kannte.
Das waren die letzten fünf Monate.
Nun zu den Ereignissen der letzten Woche.
Es fing alles damit an, daß meine Freundin auf der Arbeit einen Anruf von ihrem Sohn bekam. Unter Tränen sagte er ihr, dass er große Probleme hat an dem Tag die Schule besuchen zu können.
Das schrieb mir meine Freundin natürlich sofort, mit der Frage, was sollen wir nur tun?
Ich spürte ihre Angst und schrieb ihr zurück, dass sie sich an einer örtlichen psychosozialen Einrichtung doch einmal informieren möge.
Denn meine Kompetenz war da eindeutig überschritten.
Da bekam ich die Antwort, daß die das bestimmt nicht machen werde, denn es bestünde die Gefahr, daß sie dort Menschen trifft, die sie aus ihrem früheren Wohnort kennt.
Etwas genervt fragte ich per SMS zurück, ob ihr Sohn jetzt deswegen nicht da hin soll, weil sie mit manchen Leuten Probleme dort hat.
Da gab es bei ihr kein Halten mehr. Sie hätte schon genug Sorgen, auch um ihre Arbeit, daher kann sie auf solche dummen Sprüche verzichten.
Während ich ihr antwortete, traf auch schon die nächste SMS von ihr ein, mit dem Inhalt: lass mich einfach in Ruhe, ok?.
In dem Moment fühlte ich mich nicht nur angegriffen, sondern bekam richtig Panik, daß es das jetzt gewesen ist und schrieb entsprechend zurück, dass ich echt kein Bock mehr darauf habe mich immer von ihr anpflaumen zu lassen. Das ist schon öfters passiert, aber anstatt es zu sagen, habe ich es in mich gefressen.
Ich steigerte mich derart in diese Situation hinein, daß ich einfach das Gefühl hatte alles ändern zu müssen.
Ich eröffnete einen Account auf dem Internetportal, auf dem wir und kennengelernt haben. Beim ausfüllen des Profils merkte ich zwar, daß ich gerade echt Mist baue, denn ich wollte ja gar keine andere Frau, aber einfach das Gefühl ihr eins auszuwischen ließ es wie ein Selbstläufer werden. Die Gedanken sprudelten geradezu und füllten das Profil, mit allen Eigenschaften, die sie nicht hat.
So kannte ich mich auch noch gar nicht. Es war kein Hass auf sie.
So ließ ich das Profil dann stehen, aber mit dem Gedanken es eh wieder zu löschen, wenn ich mich abgeregt habe.
Nur leider näheren am späten Abend noch weitere SMS meine Panik, daß es zu Ende ist.
Es gibt den Satz, aus Angst vor dem Tod, Selbstmord begehen.
Das tat ich dann in Textform. Ich schrieb ihr, daß ich mich für die schöne Zeit bedanke, ich ihr alles Gute wünsche.
Ihre Antwort SMS war, ok, danke dir auch und ebenso.
In der Nacht wurde ich wach, und mir wurde die Katastrophe, die ich angerichtet hatte bewusst. Sofort schrieb ich ihr, daß ich das alles gar nicht will.
Am nächsten Tag, so kurz vor Mittag, öffnete ich eine Flasche Sekt. Ich trinke nur sehr selten Alk.. Aber ich wollte den ganzen Stress vom Vortag einfach los werden.
Da kamen wir wieder per SMS etwas in Streit. Was das jetzt wieder soll. DU hast schließlich Schluss gemacht, DU wolltest es so. Sie hätte alle Fotos und Nachrichten gelöscht, damit wäre es für sie auch erledigt. Dann meinte sie noch, ihr Vorschlag wäre gewesen, daß wir uns einfach ein paar Wochen nicht sehen, damit sie gucken kann, ob nach etwas da wäre.
Darauf schrieb ich zurück, daß wir das doch so machen können. Toller Vorschlag.
Ich trank auf Antwort wartend meinen Sekt weiter. Die Wirkung setzte ein und ließ mir langsam alles egal werden.
Dann die Antwort von ihr, daß wir das so machen. Also die Beziehungspause.
Ich schrieb noch einmal zur, dass ich mich auch nicht melden werde, um alles sacken zu lassen.
Ich trank weiter meinen Sekt.
Am Abend legte ich mich hin und schlief ein, bis ich mit einem riesen Schrecken aufgewacht bin. Das Profil im Netz! Es ist noch da! Das muss ja weg!
Aber der Alk. wirkte dann doch noch zu sehr. Mach ich gleich, dachte ich mir.
*Ding* das Handy meldete sich. Oh meine Freundin hat geschrieben, Mal sehen was sie jetzt will.
Sie hätte das Profil im Netz von mir entdeckt. Nicht nur, daß ich eines erstellt hätte, hat sie schockiert, sondern auch deren Inhalt, dass es so viele Dinge gibt, die mich an ihr stören.
Für sie ist es jetzt komplett vorbei.
Was soll ich sagen, der Abend war für mich gelaufen.
Ich versuchte sie anzurufen, auch wenn da wohl jede Erklärung sinnlos gewesen wäre. Aber die SMS danach von ihr war nicht ohne.
Sie will nicht mit mir reden, ich soll mich von ihr, ihrer Familie fernhalten und keinen Kontakt zu ihr aufnehmen, sie hat einen Bekannten der bei der Polizei ist, dem würde sie das dann mitteilen.
Von da an würde mir erst das ganze Ausmaß bewusst, was ich da fabriziert habe. War aber noch zu aufgewühlt um irgend etwas sagen zu können.
An dieser Stelle sei vermerkt, daß meine Freundin und ich immer nur im Streit geraten sind, wenn wir über SMS kommunizieren. Daher hatten wir eigentlich den Entschluss gefasst keine wichtigen Dinge mehr über SMS zu besprechen. Wenn wir und gegenüber standen verlief immer alles sehr harmonisch.
Das ist jetzt alles eine Woche her. Meine Panik ersetzte sich in der Woche durch den totalen Liebeskummer. Mich plagen die heftigsten Schuldgefühle. Am Samstag packte ich meine Koffer und fuhr 250 km zu meiner Schwester. Erstmal weg, war mein Gedanke.
Hier ging es dann richtig los. Ich starrte permanent auf mein Handy, in Hoffnung, daß sie sich melden wird. Setzte mich zu meiner Schwester und wechselte wieder unter Heulattacken ins Bett.
Ich schrieb meiner Freundin eine sehr lange E-Mail, warum, weshalb wieso. Daß ich auch nicht weiß was da mit mir los gewesen ist, ich total die Panik bekommen habe, als sie mir schrieb, dass ich sie in Ruhe lassen soll. Ich hatte einfach Angst, daß es das gewesen sein soll. In so einem Zustand habe ich mich noch nie befunden, wie in den zwei Tagen.
Sie war das wichtigste was ich hatte, warum habe ich das getan?
Sie antwortete sogar auf meine Mail, dieses Mal aber ruhig und bedacht.
Dort schrieb sie, daß sie für mich nichts mehr fühlt und als sie das Profil gelesen hat, das wäre so durchdacht gewesen, ich hätte meine neue Frau so perfekt beschrieben und ihr gleichzeitig Ohrfeigen verteilt, an Dingen wo sich gar nicht wusste, daß sie mich an ihr stören.
Jetzt mache ich mir natürlich die schwersten Vorwürfe, war doch das Profil erstunken und erlogen. Sie hat schon so ein schweres Leben, und ich haute einfach drauf.
In einer Mail schrieb ich ihr das auch noch einmal, daß mich nichts an ihr gestört hat. Daß mir alles so leid tut. Und fing wieder an zu weinen.
Das tut ich auch gerade jetzt, während ich diese Zeilen schreibe.
Aber ihr Entschluss steht fest.
Ich weiß nicht mehr weiter. Auch mein Verhalten gibt mir die größten Rätsel auf.
Danke für das Lesen.
25.09.2018 09:12 •
#1