Hey ihr lieben Forumsmitglieder und fremde Trostspender. Ich möchte hier meine Geschichte aufschreiben, in der Hoffnung, dass es mir hilft klarer zu werden und die innere Anspannung und Unruhe zu lindern.
Ich bin jetzt 31 Jahre alt. 2012 habe ich einen Mann kennengelernt, für den ich Liebe auf den ersten Blick empfunden habe (falls es das gibt). Er kam damals neu zu meinem Freundeskreis hinzu. Sein Lächeln, sein Humor, sein Auftreten, sein Kleidungsstil, . wow. Allerdings waren wir beide zu der Zeit in einer (unglücklichen) Beziehung.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir kamen uns näher, haben Gemeinsamkeiten entdeckt und er hat dann seine damalige Freundin verlassen. Für diese Freundin kam die Trennung wie aus dem nichts. Er kam von der Arbeit nach Hause, hat ihr erzählt, dass er sie nicht mehr liebt und ist zu seinen Eltern gegangen. Ein paar Tage später kam er mit einem Hänger und hat alles was ihm gehört aus der gemeinsamen Wohnung geräumt. Kurzer Prozess. Sie ist damals völlig zusammengebrochen. Er sagte dann später zu mir, er hätte ohne mich nie den Mut gefunden sie zu verlassen. Hätte er mich nicht kennengelernt, hätte er sie irgendwann geheiratet und Kinder mit ihr bekommen. Ich betone diese Geschichte hier so, weil es wichtig für später ist.
Ich habe dann meinen damaligen Freund auch verlassen und der Traummann und ich wurden 2013 ein Paar. Wir verloren dadurch unseren gesamten Freundeskreis und waren auf uns allein gestellt. Das machte aber ja nichts, denn wir waren so verliebt und füreinander bestimmt. Innerhalb weniger Monate entschieden wir uns ein Baby zu kriegen und das klappte auch recht schnell. Ein Jahr, nachdem wir zusammen gekommen waren, war ich schwanger und er machte mir einen Heiratsantrag. 2017 haben wir letztendlich geheiratet.
Mein Mann hat einen sehr zeitaufwendigen Beruf im Krankenhaus, mit vielen Schichten und Wochenenddiensten. Außerdem ist er aktives Mitglied eines Theatervereins, der oft Auftritte am WE organisiert. Er geht gern mit Kollegen nach der Arbeit in die Sauna und fährt gern allein Fahrrad. Es kam also der Tag, ab dem ich eine mürrische, unzufriedene, zickige und sich einsam fühlende Ehefrau geworden bin. Er hatte für alles Zeit, nur für mich nicht. Da ich sehr kommunikativ bin, nichts für mich behalten kann und mit Kritik sofort herauspoltere, hat er das oft und lautstark um die Ohren gehauen bekommen. Das Ergebnis war, dass er all seine Hobbies fast komplett für mich aufgegeben hat, weil er keinen Streit wollte. Es gab dazu kaum Diskussion. Ich beschwerte mich, also setzte er alles hinten an und machte seinen Unmut darüber leise mit sich selbst aus.
Aus meinem Traummann ist so ein wütender, depressiver und unglaublich unglücklicher Mensch geworden, was natürlich massive Auswirkungen auf unsere Beziehung hatte.
Dazu kam natürlich noch die Tatsache, dass wir 2015 Eltern eines hochsensiblen Sohnes geworden sind, der seitdem all unsere Zeit und Energie fordert (ja, das tun Kinder, das ist uns vorher klar gewesen!, trotzdem hat uns das Elternsein anscheinend völlig überfordert).
Im Oktober 2019 lernte mein Mann auf Arbeit eine neue Kollegin kennen. Sie war witzig, schön, schlank und in einer unglücklichen Beziehung. Sie verliebten sich ineinander. Ich habe gespürt, dass etwas nicht stimmt und habe meinen Mann solange gelöchert, bis er zugab sie geküsst und sich verknallt zu haben. Wir redeten, schrien, weinten und diskutierten solange, bis er im Dezember 2019 den Kontakt zu ihr abbrach und mir versicherte, dass wir an unseren Problemen zusammen arbeiten und das alles schon wieder hinkriegen würden. Schließlich wären wir eine Familie und unser Kind würde eine Trennung nicht verkraften.
Während ich das schreibe, fällt mir ein, dass ich den Hausbau in der Geschichte vergessen habe. Wir hatten beide den großen Wunsch nach einem Eigenheim, haben aber in unserer Gegend auch nach jahrelanger Suche kein passendes Grundstück gefunden. Also engagierten wir 2018 ein Bauunternehmen, das uns ein Haus plant und gleichzeitig für uns auf Grundstückssuche geht.
Zurück zur Gegenwart. Gleich zu Beginn von 2020 habe ich erneut bemerkt, dass sich mein Mann komisch verhält. Ich fragte ihn, nach der Frau, zu der er doch eigentlich den Kontakt abgebrochen hatte. Er antwortete mir, dass er dies getan hat, es da mittlerweile aber eine zweite Frau gibt. Diese ist ebenfalls eine neue Kollegin. Wir stritten und schrien und diskutierten wieder, aber diesmal war es anders. Mein Mann, der jahrelang allen Frust heruntergeschluckt und mit sich selbst ausgemacht hat, beharrte plötzlich auf seinem Standpunkt weiterhin Kontakt mit dieser Frau zu haben.
Nach wochenlangem Hin und Her erfuhr ich dann unter Tränen von ihm die Wahrheit der letzten Jahre:
-Er ist totunglücklich und kann sich in der Ehe mit mir nicht verwirklichen.
-Er wird jetzt bald 30 und hat Angst davor.
-Er glaubt etwas zu verpassen, wenn er sein Leben lang mit mir zusammen bleibt.
-Die Verantwortung für das Kind ist ihm zu groß.
-Die Verantwortung mit dem Haus ist ihm zu groß, wir würden das nicht schaffen.
-Er liebt mich nicht mehr.
-Er liebt diese Frau, seit dem ersten Tag an dem er sie gesehen hat. Sie ist sein Zwilling und seine Seelenverwandte. Er konnte sich noch nie einem anderen Menschen so öffnen wie ihr. Er wird mich früher oder später mit ihr betrügen, weil er das Verlangen nach ihr nicht unterdrücken kann. Sie ist neu und spannend und aufregend, mich kennt er ja schon.
Und ja, das ist leider mein Ernst. Das alles waren seine Worte. Ja, wir hatten oft Streit, oft wegen Kleinigkeiten des Alltags. Ja, ich habe gesehen, dass mein Mann sich nicht wohl fühlt in der Ehe mit mir. Und ja, ich hätte eher reagieren müssen.
Aber das es so heftig kommt, hat mich völlig überrollt. Ich naive, dumme Kuh. Das hätte ich doch sehen müssen?! Oder er hätte viel eher etwas sagen müssen?!
Nach weiteren Tagen des Redens und Bettelns und Flehens meinerseits, sagte er der neuen aufregenden Frau, dass er seine Ehefrau und seinen Sohn niemals verlassen würde. Schon aus Verantwortungsgefühl. Und was sollten denn sonst die Leute von ihm halten.
Ich glaubte, noch ein letztes Mal meine Ehe gerettet zu haben und gab mir riesige Mühe. Ich tat alles für meinen Mann und damit meine ich wirklich alles. (Ich bin doch völlig verblödet oder?)
Am 05. April verbrachten wir zusammen ohne Kind einen wunderschönen Tag. Er sagte mir, dass sich wieder Gefühle für mich entwickeln, er hätte wieder Schmetterlinge im Bauch bei mir. Er schlief mit mir und schenkte mir ein Armband mit dem Unendlichkeitssymbol. Er und ich - für immer - wir kriegen das hin und gehen gestärkt aus dieser Krise hervor. Das waren seine Worte an diesem Tag.
Zwei Tage später, am 07.04., kam er von der Arbeit nach Hause und teilte mir folgendes mit: Die Gefühle für die andere Frau sind zu stark. Er wollte gern eine glückliche Ehe mit mir zu Hause führen und sie als Geliebte auf Arbeit haben. Als ich das verneinte und ihm sagte, dass ich keine Ehe zu dritt führen kann, hat er mich endgültig und ziemlich emotionslos verlassen.
Wie ihr dem heutigen Datum entnehmen könnt, ist das Geschehene jetzt eine Woche her. Unsere gemeinsame Wohnung ist durch ihn bereits leer geräumt worden. Er hat mich nicht für die Andere verlassen, sondern weil sie ihm den Mut dazu gegeben hat. Ihr seht, es gibt große Parallelen zu seiner ersten Trennung.
Am Abend, als er mir seine Entscheidung mitgeteilt hat, bin ich zusammengebrochen. Ich habe kleine Gedächtnislücken, es war so traumatisch für mich, dass ich manches nicht mehr nachvollziehen kann. Ich fand mich dann auf der Psychiatrie wieder und hier liege ich jetzt immer noch. In der Krisenintervention, unter Beruhigungsmitteln und Antidepressiva.
Ich habe vor oder während meines Zusammenbruchs gesagt, dass er sich um unseren Sohn kümmern muss, weil ich wahrscheinlich gemerkt habe, dass ich hier so schnell und alleine nicht wieder rauskomme. Er ist zu seinen Eltern gegangen und hat unseren Sohn und alle Kinderzimmermöbel mitgenommen. Der Lebensmittelpunkt des Kindes wurde jetzt also mega schnell woanders hin verlagert. So gut vorbereitet war er auf die Trennung.
Morgen wird ein Gespräch stattfinden zwischen ihm, mir und unseren Familien. Also die Familien werden reden und verhandeln und wir werden schweigen, damit es nicht eskaliert. Ich darf für dieses Gespräch das Krankenhaus ein paar Stunden verlassen, trotz Corona. Es soll um das Umgangsrecht gehen, die Wohnung, den Unterhalt usw. Meinen Sohn habe ich seit der Trennung nicht mehr gesehen. Durch den jetzt nicht stattfindenden Hausbau werden enorm hohe Strafen auf uns zukommen. Also wir reden hier von bis zu 50000 EUR. Obwohl er so unglücklich war, die Trennung gedanklich schon vorbereitet hatte und sich schon in die andere Frau verliebt hatte, hat er Ende Januar noch den Kreditvertrag für das Haus unterschrieben. Dieser Vollidiot! Wie kann man denn sowas tun? Und jetzt stehen wir nicht nur vor einem Ehe-Scherbenhaufen, sondern auch vor einer riesigen finanziellen Belastung.
Ich habe Angst. Angst um mein Kind, Angst um meine finanzielle Existenz und meine Gesundheit. Ich spüre nur Leere. Kein Lebensziel mehr, keine Familie, kein Haus, keine Liebe, Geborgenheit oder Sicherheit.
Wie konnte mir so etwas passieren? Ich hätte es merken müssen, verhindern müssen, nicht klammern dürfen.
Wenn ich sie als Geliebte akzeptiert hätte, wäre ich jetzt nicht so schrecklich allein mit diesen grausamen Schmerzen im Herzen. Wie konnte er mir das antun? Der Mutter seines Kindes. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie ich weiterleben soll ohne diesen Mann, der doch eigentlich mein Traummann war und es immer noch ist.
Großen Respekt an jeden, der das hier bis zum Ende ausgehalten hat, vielen Dank!
15.04.2020 19:08 •
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