Zitat von Matida: rede ich mir gern ein, dass die neue Beziehung meines Mannes wahrscheinlich all das hat, was ich auch hatte und zudem noch das hat, was ihm an mir gefehlt hat. Dass es also noch passgenauer passt und beide gar nicht anders konnten.
Ist wahrscheinlich Quatsch, aber hat den Charme einer halbwegs rationalen Erklärung...
Es gibt keine rationale Antwort auf irrationale Entscheidungen.
Dein Mann hatte eine Nebenbeziehung, in der er sich das holte, was zu Hause fehlte oder brach lag. Und er fühlt sich wunderbar angenommmen und akzeptiert, auch weil es seine Chefin ist, die ihn auserwählt hat. Er lebt auf Wolke sieben und fühlt sich wertvoll. Dagegen kommst Du nicht an, egal wie immer Du bist und was immer Du tust.
Beide sind voller Illusionen über die Qualitäten des anderen und sehen sich durch die rosarote Brille und dieser Zustand bringt den gesamten Hormonhaushalt durcheinander. Man lebt in einer Art Beschwingtheit, sieht alles positiv und das was gerade hinderlich ist, wird beiseite geschoben und zwar rücksichtslos. Das ist der gnadenlose Egoismus der Verliebten. Hinzu kommt die MLC, die einen anstachelt, das bisherige Leben auf den Prüfstand zu stellen und es, wenn die Gelegenheit günstig ist, auszutauschen, denn jetzt will man es nochmal wissen. Das kann nicht alles gewesen sein, ich beginne ein neues Leben, denn mit 50 gehört man noch nicht zum alten Eisen.
Du stehst dem machtlos gegenüber und leidest. Ob diese neue Beziehung etwas auf Dauer ist, vor allem bei der Konstellation Chefin und Mitarbeiter, wird sich erst noch erweisen. Meiner Ansicht nach ein NoGo, weil hier höchst emotionale Dinge ins Arbeitsleben, also die Sachebene gezogen werden, die besser getrennt sein sollten. Never f... the company, heißt es nicht umsonst, denn das kann bei einem bösen Ende eine Kündigung nach sich ziehen. Aber doch nicht bei ihm und bei ihr, nein, da ist alles gaaanz anders und vieieiel besser.
Dein Nochmann ist derzeit verblendet und nicht zurechnungsfähig und daher kannst Du dafür keine rationale Antwort finden. Das alles hat nichts mit Dir zu tun, aber Du stehst der Sache gerade im Weg und musstest daher weg.
Hör auf die Tipps anderer und gehe davon aus, dass es hart wird, wenn es an die Finanzen geht. Er wird jetzt nachsichtig tun, aber dann anders handeln, denn auch eine neue Beziehung kostet Geld noch dazu bei dem ungleichen Machtverhältnis. Und dann ist er sich selbst der Nächste und Fairness ein Fremdwort.
Und lass Dich nicht hängen, wenn Du kannst. Zwinge Dich jeden Tag ein wenig zu irgendwas. Geh eine halbe Stunde spazieren, auch wenn Du heulen möchtest. Such Dir Unterstützung, auch bei Freunden, denn das gibt Dir das Gefühl., dass es auch Menschen gibt, die Dich mögen, auch wenn der Eine jetzt ...
Gönne es ihm nicht, Dein Restleben kaputt zu machen und gönne ihm die Macht darüber nicht. Er nimmt sich jetzt rigoros, was er zu brauchen glaubt. Aber lass Dich nicht völlig unterjochen von Trauer, Wut und Angst. Beweise Dir, dass Du etwas für Dich tun kannst. Auch wenn es nur 10 Minuten sind, auch wenn es sich wie eine schnöde Anstrengung anfühlt, es ist besser, sich für eine gewisse Zeit aufzurappeln, auch wenn man bis obenhin mit Trauer voll ist.
Du darfst trauern, Du musst sogar trauern, weil es wichtig ist. Wahrscheinlich denkst Du, es wäre besser, er wäre gestorben als das hier. Auch das ist normal, dass man solche Gedanken hat.
Aber der Mensch hat die wundersame Eigenschaft, die man Überlebenswillen nennt und die hilft jedem, auch dem, der sich jetzt getreten und weggeworfen fühlt.
Es wird mit der Zeit besser, aber der Weg dorthin ist lang und voller Dornen. Im Bett zu liegen, sich zu verkriechen, hat seine Berechtigung, aber diesen Bedürfnis mal nicht gleich nachzugeben, ist ebenso wichtig. Du musst jetzt sehr achtsam mit Dir umgehen, darst Dich nicht überfordern, Dich aber auch nicht komplett hängen lassen, denn dann fühlst Du Dich erst recht ausgeliefert und wertlos.
Du bist stärker als Du jetzt glaubst und die Stärke wird auch wieder zum Vorschein kommen, ganz gewiss. Und auch wenn es nicht unbedingt hilfreich ist und Du es jetzt nicht glauben magst: keiner hat das ewige Glück für sich gepachtet und jeder verlässt irgendwann zwangsläufig die Wolke sieben, weil das kein langfristiger Aufenthaltsort ist.
Meine Freundin wurde auch verlassen, denn er hatte schon längere Zeit eine Neue. Und dann zog er eines Tages aus, nachdem er gesagt hatte: wir müssen reden, ich ziehe aus.
Er packte sein Köfferchen und war weg. Drei Kinder, die älteste 21 und im Studium, die zwei Buben noch in der Schule. Ähnliche Konstellation wie bei Dir.
Es kam eine schlimme Zeit, denn sie musste noch halbwegs funktionieren und arbeiten, den sie musste auch Geld verdienen, jetzt erst recht.
Es ging schnell, das Trennungsjahr und dann die Scheidung. Er zahlte an Unterhalt, was er musste und seine 3 Kinder waren ihm fortan relativ egal. Er wusste nicht mal, dass seine Tochter schon seit Wochen in Schottland zum Studium war. Denn alles managte meine Freundin. Suchte Zimmer und regelte mit ihr den formalen Kram und investierte Geld, damit die Tochter im Ausland zwei Semester studieren konnte.
Dort wurde sie krank, schwer krank. Darmkrebs in sehr jungen Jahren und nicht transportfähig wegen eines Gerinsels im Gehirn. Meine Freundin war über Wochen bei ihr in Schottland, Wie sie das mit dem Job regelte, weiß ich nicht. Dann konnte der Transport nach Deutschland erfolgen, sie war flugfähig und kam mit einem Krankentransport nach Deutschland. Vom Flughafen in die Klinik.
Der Krebs schritt rasch voran und das Mädchen starb mit 23. Meine Freundin hatte ihre einzige Tochter verloren. Die Trennung vom Ehemann war dagegen ein Klacks gewesen, denn das war viel schlimmer.
Wie überlebt man das? Ich weiß es nicht, aber sie schaffte es. Sie überlebte die Trennung, das Desinteresse des Exmannes an der leibliche Familie und den Tod der Tochter. Manche schont das Leben nicht. Aber seltsamerweise gab sie nie die Hoffnung auf, dass sie es schaffen würde.
Und das tat sie. Und weißt Du, was dann zwei Jahre später geschah? Sie verliebte sich neu, hatte zufällig einen Mann, der seine Frau an Krebs verloren hatte und gerade wieder solo war nach einer gescheiterten Beziehung, im passenden Alter kennenglernt. Im Yogakurs. Zwei gebeutelte Seelen fanden zueinander.
Es sind im Dezember drei Jahre, seit sie wieder verheiratet und glücklich ist. Der Ex. ist weg. Es war zu hören, dass das neue Glück doch nicht so tragfähig war wie geglaubt. Er ist in eine andere Stadt gezogen und lebt allein. ist auch besser so, denn er brachte seinen Frauen kein Glück. Aber Geld hat er, ist ja auch was.
Ich erzähle die Geschichte gerne, weil sie Hoffnung macht und zeigt, dass das Leben nicht nur nach einer Seite hängt und dass auf schlimme und dunkle Zeiten wieder helle folgen, Auch bei Dir.