Völlig zerbrochen - Trennung nach 30 Jahre

Zitat von Unterwegs2023:

Ich glaube, Du machst einen Denkfehler, wenn Du Dir überlegst, wie schrecklich Du warst. Der letzte Satz ist vermutlich der entscheidende. Für mich war es schlimm und gleichzeitig hilfreich zu erkennen, dass ich eben gar nicht der Grund war und vermutlich die kleinste Rolle gespielt habe - es war ein bisschen egal, ...

Wollte ich gerade mehr oder weniger wortwörtlich auch so schreiben. Da kann ich mir das Tippen sparen.

@Matida also ich verstehe Dich schon - ich bin als Mann auch so ein Langzeit-Leider. Ich habe leider selbst auch kein allgemein gültiges Rezept. Seit Kurzem habe ich mir aber gedacht: Habe meiner Ex noch meine großen Gefühle gestanden - für was? Sie hat schon längst mit mir abgeschlossen und datet sich wahrscheinlich schon mit einem Anderen. Oder meine sinnlosen Fragen nach dem Warum oder Selbstvorwürfe? Es ist nichts mehr zu ändern an der Situation, sprich mein Leiden ändert Null an der Situation!, während meine Ex vergnügt weiterlebt. Das ist doch bescheuert was ich tue! Ich mache mich völlig kaputt. Das ist jetzt mein erster Schritt im Kopf! Vielleicht hilft Dir der Gedanke auch. Außerdem versuche irgendetwas um diese Leidenszeit, abzukürzen. Z.b. träume ich mir über die Musik (vielleicht findest Du ja was Anderes um Dich zu entspannen ), ich finde in nächster Zeit eine neue Partnerin, mit der ich glücklich bin, egal ob dass realistisch ist oder nicht. Ich träume dann so ne Stunde vor mich hin. Mir geht's in der Zeit sogar gut. Ich mache auch noch keinen Sport, vielleicht kommt das als nächstes, wenn ich dazu bereit bin. OK Du bleibst vorerst im Bett liegen auch Ok. Ich will einfach nicht ewig der Gearschte sein!

Zitat von Fastnormal07:

Mir geht's in der Zeit sogar gut.

Hast du dann keinen Aufschlag in der Realität hinterher?

Ich bin total weggegangen von dem Partnerschaftsgedanken und setze den Fokus nur auf mich.

Zitat von Fastnormal07:

ich bin als Mann auch so ein Langzeit-Leider. Ich habe leider selbst auch kein allgemein gültiges Rezept

Nicht Allgemeingültige, aber mein kleiner Weg bisher.

Ich habe mir nach der Trennung ein Coaching gesucht.

Das startete mit einer realistischen Analyse der Partnerschaft vor der Trennung. Mir hat das geholfen zu Erkennen, dass es auch aus meiner Sicht heraus Dinge gab, die ich quasi hinbekommen habe. Das hat mir geholfen meinen Ex vom Podest zu nehmen und zu erkennen, wo unsere Beziehung auch für mich nicht so war, wie ich es mir gewünscht hätte.

Ein wichtiger Fortschritt war, als sie mir den Unterschied zwischen Fühlen und Leiden erläutert hat. Ein Gefühl erzeugt nur dann ein Leiden, wenn man in die Vergangenheit oder Zukunft geht. Im hier und jetzt gibt es nur das Gefühl. Das kann man benennen, fühlen und gehen lassen. Klingt ein wenig abstrakt, aber mir hat es tatsächlich geholfen. Wenn ich traurig bin, dann sag ich mir das, lasse die Tränen kullern und dann ist es gut. Es geht dann in den Moment nicht darum zu schauen warum man traurig ist, dass erzeugt dann das Leiden.

Der nächste Schritt war zu schauen, was will ich eigentlich. Welche Wünsche und Träume habe ich. Beruflich, Gesundheitlich, in Bezug auf Familie, Freunde und Partnerschaft sowie im Bereich Hobbys/ Abenteuer. Eine Art Wunschliste oder Vision Board.

Und jetzt geht es an die Umsetzung meiner Wünsche. Und da spielt eine neue Partnerschaft erst mal keine Rolle.

@Birkai: Toll geschrieben. So ähnlich sind meine Gedanken auch.

@Matida

Zitat von Matida:

Ich habe in dieser Woche drei Tage am Stück im Bett gelegen, das war für mich der tröstlichste Ort und tat gleichzeitg gut und war schrecklich, wenn ich von außen auc mich selbst geschaut hab (hab ich natürlich versucht auszublenden)

Vielleicht noch eine Idee, wie du die Zeit auch ein wenig überbrücken kannst, bis du eine Begleitung hast. Es gibt auch ganz gute Apps, bspw. PTSD Coach ( ist hoffentlich erlaubt), kostet auch nichts, mit denen du starten kannst.
Sehr viel davon kann man auch im Bett machen , aber es gibt darin echt gute Übungen oder Hilfestellungen, einfach, wenn alles zu überwältigend ist.

Und wie schon öfter gesagt wurde, geführte Meditationem oder Hypnosen.
Manchmal ist es einfach gut, die eigenen Gedanken nicht zu hören.

Ich wünsche dir, dass du heute wenigstens mal kurz, dir die Sonne ins Gesicht scheinen lässt

Zitat von Matida:

Wie schrecklich muss es also plötzlich hier mit mir gewesen sein, um wie auf der Flucht auszuziehen?

Ich erinnere mich, dass ich genau diesen Gedanken hatte. Wie schlimm muss es mit mir gewesen sein, dass er an nichts aus der Vergangenheit erinnert werden möchte?

Heute weiß ich, dass der Gedanke nur in meinem Kopf war. Es gab bei ihm mehrere Gründe. Einer davon war, dass er mir die Wohnung nicht auseinander reißen wollte. Er ließ praktisch alles hier, bis auf seinen Schreibtisch mit Stuhl, PC, einen Sessel und ein Regal. Sein Auto, sein TV und ein wenig Werkzeug. Das war es. Darüber war und bin ich heute noch ehrlich gesagt ziemlich dankbar. Das Geld hier eine Wohnung wieder neu einrichten zu müssen, hätte ich damals nicht gehabt. Trotzdem kam es mir wie eine Flucht vor.

Für ihn war es, dass er Tabula Rasa machen und nochmal ganz von vorn starten wollte. Kann ich irgendwie auch verstehen. Wenn jemand sich wirklich trennt, dann kann das Bedürfnis, alles auf null zu stellen, recht stark sein.

Zitat von SchlittenEngel:

Ich wünsche dir, dass du heute wenigstens mal kurz, dir die Sonne ins Gesicht scheinen lässt

Hab ich gemacht, lieber SchlittenEngel. Heute ist wieder einer dieser endlosen Wochenendtage. War zwar längere Zeit im Garten und hab beim Werkeln Sonne getankt, hab für meine Jungs und mich gekocht - und dennoch ist es ein schwerer Tag, gerade wegen des schönen warmen Wetters. Zurückgeträumt wäre heute, wären wir hier noch zu zweit, sicher irgendwas mit Eisessen, Ausflug o.ä. angesagt. Allein dazu aufraffen kann ich mich nicht, andere fragen will ich auch nicht, weil es dann nur so ist, als wäre es nett, aber eigentlich traurig bleibt. Ich ahne, der Sommer wird nochmal um einiges trauriger, anstrengender und einsamer als die vergangenen Wochen/Monate....

Zitat von Matida:

Zurückgeträumt wäre heute, wären wir hier noch zu zweit, sicher irgendwas

Liebe Matida, ich hoffe, Du hast heute einen zumindest ok'en Tag. Zu Deinem Zitat nur auch eine Erinnerung: Das Gehirn macht genau das, was Du beschreibst. Es sucht sich aktuell ausschließlich die schönen Erinnerungen. Vielleicht gab es in Deiner Beziehung wirklich nur schöne Zweier-Wochenenden? Das wäre Dir zu wünschen, es wäre auch ein bisschen erstaunlich. Letztlich ist es auch eine Entscheidung, worauf Du - aktuell - schauen willst.

Zitat von Birkai:

Das hat mir geholfen meinen Ex vom Podest zu nehmen und zu erkennen, wo unsere Beziehung auch für mich nicht so war, wie ich es mir gewünscht hätte.

Das war auch für mich sehr hilfreich. Es ist Arbeit, den Ex nicht zu idealisieren. Man muss auf gar keinen Fall den Ex schlechter machen. Aber zu versuchen zu sehen, wo die Beziehung, vielleicht auch genau durch das Verhalten des Ex, nicht gut für Dich war, ist gut.

Zitat von Matida:

... andere fragen will ich auch nicht, weil es dann nur so ist, als wäre es nett (...). Ich ahne, der Sommer wird nochmal um einiges trauriger, anstrengender und einsamer als die vergangenen Wochen/Monate....

Was ich mich frage: Wenn Du eine angenehme Zeit hast, z. B. ein Kaffeeklatsch mit einer Freundin - zählt die dann weniger, weil Du im Hintergrund traurig bist? Auf keinen Fall. Die Zeit ist doch schön. Ich fände es schade, wenn Du Dir angenehme kleine Aktivitäten selbst verbietest, weil Du traurig bist? Das ist ganz schön unlogisch.

Ich stimme aber komplett zu, dass man (ich auch) einfach keine Lust hat, Leute anzurufen, sogar wenn man merkt, dass es ganz gut wäre. Weil man auch spürt, dass sich deren Leben ja nicht geändert hat. Nur das eigene. Wenn ich drei Freundinnen am Wochenende angerufen hatte und gehört, dass die mit ihren Partnern was machen und sich gern am Datum x mit mir verabreden würden ... dann hatte ich auch keine Lust mehr.

Ich habe mir auf einen Tipp hier im Forum die App Spontacts installiert - eine reine App für Freizeit, nix Dating (könnte man, müsste man extra einstellen, haben ganz wenige). Bei mir war die Trennung länger her, aber früher wäre vielleicht gut gewesen.

Dieses App-Prinzip war mir maximal! fremd. Ich hab zu Beginn eine Freundin mitgenommen auf Aktivitäten. Das Prinzip ist: Du gibst Deine Postleitzahl ein und kannst an Gruppen teilnehmen, die Dir entsprechen: viel Sport, Wandern, Radfahren, Badminton. Viel Kultur. Viel Alltag: Biergarten, Spieleabende, Essengehen, tanzen gehen, Konzerte. Ich hab nach Alter begrenzt, 10 Jahre plus und minus. Die App funktioniert in größeren Städten vermutlich besser, hier im Rheinland werden mir dann Berge von Aktivitäten angezeigt, bei denen ich einfach auf teilnehmen klicken kann. Oder Teilnahme anfragen. Und dann fahre ich zum Treffpunkt und gehe mit einer Runde von z. B. zehn Leuten ein paar Stunden wandern. Kostet nichts, nur etwas Überwindung. Du wirst im Sommer vielleicht noch oft traurig sein.

Aber ob Dein Sommer einsamer ist oder nicht - das hast Du in der Hand. Du könntest es Dir mal anschauen, brauchst dafür auch kein Smartphone, kannst Du auch vom PC aus aufrufen. Ich würde Dir wünschen, dass Du es testest. Ich habe darüber viele nette, ganz normale Menschen kennengelernt. Ich möchte auch Spontacts nicht idealisieren - es ist zum Teil anstrengend sich zu kümmern und es ersetzt keine Zweisamkeit. Es schafft aber schöne Zeiten sehr unkompliziert, ohne großes Rumtelefonieren und ohne sich als Fragerin bedürftig zu fühlen.

Zitat von Margerite:

Sie ist eine Wolke, nicht mehr und nicht weniger. Die zieht mal auf, die verdunkelt das Licht, die stört, die sorgt für schlechte Stimmung. Aber sie wird auch wieder weiter ziehen.

Schönes Bild, danke dafür.

Zitat von Unterwegs2023:

Ich habe mir auf einen Tipp hier im Forum die App Spontacts installiert - eine reine App für Freizeit, nix Dating

Ich schau mir das mal an. Aber grundsätzlich: Das schöne Wetter ist nichts für traurige Leute. Ich hätte gern schlechtes Wetter. Sonnenschein gibt immer das Gefühl, man müsse doch nun mal raus...

Hallo @Matida, wie geht es Dir?

@Matilda
Ich habe jetzt nicht alles gelesen. Aber ich kann Dir sagen, dass ich mich aktuell ähnlich fühle. Kannst Du gerne bei mir nachlesen, auch qenn meine Geschichte eine andere ist und ich mit meiner Partnerin nur 2 Jahre zusammen war.

Auch bei mir scheint es, als würde der Schmerz nicht enden.
Ich kann Dir aber sagen, dass ich in einem ähnlichen Alter bin wie Du und man sich in unserem Alter noch einmal genauso neu verlieben kann wie damals. Auch Du wirst in Deinem Alter noch wunderbare Männer finden, die für Dich ein liebevoller Partner sein werden.

Also nimm Dir die Zeit zum Trauern und dann geh auf die Suche nach einer weiteren ganz großen Liebe.
Sie wird früher oder später wieder zu Dir kommen, da bin ich sicher.
Bei mir war es so und so wird es auch so sein

Zitat von Kiki66:

Hallo , wie geht es Dir?

Liebe @Kiki66 - habe heute wieder einen ganz schlechten der schlechten Tage erwischt. Ein erdrückendes Gefühl absoluter Verlorenheit, seit ich gegen vier wach geworden bin. Trotz Arbeitsablenkung usw. Heute würde ich gern laut anschreien gegen diese furchtbare, aufgezwungene neue Leben. Und vor zwei Tagen etwa hatte ich noch sowas wie ein winziges Gefühl, es könnte ein bisschen erträglicher geworden sein. Ein riesen Sch... das alles, ich heule ein bisschen vor mich hin...

Zitat von Matida:

Heute würde ich gern laut anschreien gegen diese furchtbare, aufgezwungene neue Leben.

Gut! Dann bist du ja bereits in der Wutphase.

Liebe @Matida : Du wirst es in sehr vielen Threads lesen, dass einen diese Schwankungen kirre machen können - und jede/r hat sie. Die hellen Zeiten werden länger, die dunklen kürzer, irgendwann denkst Du gar nicht mehr an die Traurigkeit und bist frustriert und irritiert, wenn Du doch nochmals in die Verzweiflung fällst. Es ist normal. Wenn Du die Schwankungen akzeptierst, brauchst Du zumindest darauf nicht wütend sein. Auf Dich solltest Du eh nicht wütend sein . Oh, und eins: Wie sehr einen eine Nacht, die um 4 Uhr endet, mental durchlässig macht, merkt man in der Regel erst am nächsten Tag ... Wenn klar ist, dass Du für Deinen Bedarf zu wenig geschlafen hast, dann sei erst recht milde mit Dir.

Sehr pragmatische Tipps von mir: übergangsweise Magnesium und B12 ergänzen, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D auch. Und am wichtigsten: jeden Tag mindestens 20, besser 30 Minuten zu Fuß gehen, ruhig schnellen Schritts. Alles Gute für Dich!

Zitat von Unterwegs2023:

übergangsweise Magnesium und B12 ergänzen, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D

Pflanzliche Proteine sind für Ü50 Frauen auch sehr wichtig. Und Vitamin C täglich. Wenn ich wieder ins Gedanken Karussell falle, mache ich mein individuelles Selfcare Programm und schreibe alles im Selfcare Tagebuch auf. Meist abends. Das hilft am besten. Leider kam ich zu spät auf den Tipp! Und das Seelsorge Telefon steht ja auch rund um die Uhr für ein Gespräch zur Verfügung. Kümmern dich gut um deine Seele und deinen Körper. Dann fällt man nicht so tief in so einer Krise und regeneriert sich wieder! Alles Liebe.