Hallo Ihr lieben unglücklich Liebenden,
je älter ich wurde, umso mehr wuchs in mir die Fähigkeit, die Liebe noch intensiver zu erleben - und um ein Vielfaches größer empfinde ich auch den Schmerz, der eine Trennung nach sie zieht.
Ich habe für mich beschlossen, mich nie mehr auf jemanden einzulassen. Dafür ist der Schmerz, den ich derzeit erlebe so groß und übermächtig, ganz so, als sei ich gegen einen Bus geknallt oder aus einem Flugzeug gefallen. Er ist allumfassend, was nicht nur allein den Seelenschmerz betrifft, sondern auch viele körperliche Beschwerden nach sich zieht, wie beispielsweise eine üble Magenschleimhautentzündung.
Es bleibt glücklicherweise keine Verbitterung zurück, dafür liebe ich das Leben viel zu sehr.
Dennoch spüre ich, dass das Leben endlich ist und obwohl ich im Vergleich zu vielen meines Alters verhältnismäßig fit bin und oft die Rückmeldung erhalte, ich würde weder wie ü50 aussehen noch wirken, ist das kein Trost, der mich aufbauen könnte, ganz im Gegenteil.
Was nützen mir die wohlmeinenden Sprüche, wie: he, du hast dein Leben voll im Griff, bist intelligent, weißt längst, wo der Frosch die Locken hat und bist zudem auch noch hübsch und attraktiv, du findest jederzeit wieder jemanden! Oder: Andere Mütter haben auch schöne Söhne! (Müßig zu erwähnen, dass die Mütter solcher Söhne, die altersmäßig zu mir passen würden, zumeist gar nicht mehr leben... aber das steht auf einem anderen Blatt.) Sollen mir die Rückmeldungen doch nur sagen, es sei noch nicht zu spät für mich, noch nicht zu spät für eine neue Liebe, woran ich aber weder glauben kann, noch denken mag - und schon mal gar nicht kann.
Müßig ist ebenfalls, solchen Zeitgenossen zu erklären, dass meine Trauer vergleichbar ist mit der, die man beim Tod eines geliebten Menschen empfindet. Schlimmer noch, weil man weiß, dass dieser Mensch lebendig und quietschfidel ist, aber eben nicht mehr für mich erreichbar. Und umso tiefer sitzt der Schmerz, umso länger hält die Trauer an.
Obwohl ich schon viele Achterbahnfahrten hinter mir habe und das Leben nicht immer gut zu mir war, bin ich im Grunde genommen immer ein positiv denkender Mensch gewesen.
Ich habe mir fest vorgenommen, nachdem ich den Trennungsschmerz überwunden habe (her jeh, hoffentlich hört es irgendwann auf, weh zu tun), diese positive Grundhaltung wieder herstellen, sie mir unter allen Umständen zurück zu erobern.
Doch das funktioniert für mich nur noch im Singlemodus, losgelöst vom Paargedanken, alles andere ist für mich undenkbar. Noch einmal schaffe ich es nicht diesen Schmerz zu überwinden, das spüre ich überdeutlich. Nicht noch einmal Vertrauen aufbauen, jenen Worten Glauben schenken, dass ich es sei, um dann zu erfahren, dass das nur Lippenbekenntnisse waren.
Was sehe ich vor mir?
Nicht unbedingt das letzte Lebensdrittel, was ich mir immer gewünscht habe, wollte ich doch an der Seite des Menschen alt werden, den ich liebe.
Aber daneben gibt es noch etwas anderes, nämlich das Gefühl einer allein gelebten Zufriedenheit, und hin und wieder auch Momente des Glücks, die ich dann zwangsläufig für mich allein spüren werde.
Ich finde, dass das nicht das Schlechteste ist, im Vergleich zu dem Herzschmerz, den ich jetzt erlebe.
Wovor ich Angst habe?
Vor der Einsamkeit. Aber auch die kann ich bewältigen, indem ich mich mich Gutem umgebe und mich so beschäftige, dass ich mich davon ablenken kann.
Allen denen, die sich noch einmal auf das Abenteuer
Liebe einlassen wollen, wünsche ich viel Mut und Kraft, sowie die Fähigkeit, früh genug zu erkennen, wenn etwas schief läuft. Ich hatte diese Weitsicht nicht, auch nicht mit zunehmenden Jahren, sondern wollte unbedingt an den Wahrheitsgehalt der schönen Worte glauben. Tröstlich ist nur, dass es mir nicht nur allein so ergeht.
Abby