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Verzweiflung und Frage nach Scheidung

H
Hallo ihr Lieben, ich bin schon eine ganze Weile sehr verzweifelt und hoffe hier Rat zu finden. Ich lebe seit 14 Jahren mit meinem Mann zusammen und seit 3-4 Jahren hat sich unsere Beziehung sehr verändert. Bereits im Frühjahr habe ich nach einem schlimmen Streit hier einen Post verfasst weil ich Trennungsgedanken hatte. Zu unserer Situation: wir haben zwei kleine Jungs 4 Jahre und knapp 2 Jahre alt. Wir sind beide berufstätig (75%). Schon seit längerer Zeit sind unsere Kommunikationsmuster immer destruktiver geworden. Mein Mann ist Choleriker und hat mit der Zeit immer mehr emotionale Grenzen von mir überschritten. Was ich ihm auch anschließend in Ruhe immer noch mal klar vor Augen geführt habe. Er ist ein toller Papa, hat sich aber aus der Paar Beziehung mehr und mehr zurück gezogen. Ich habe gefühlt 1000x das Gespräch gesucht und mich auch in psychologische Behandlung begeben in der Hoffnung von meiner Seite aus die Muster in unserer Beziehung ändern zu können. Im letzten halben Jahr habe ich emotional viele Dinge mit mir selbst aus gemacht. Hinzu kommt das mein Vater (69 Jahre alt) nach 50 Jahren Beziehung meine Mutter mit einer Frau betrogen hat die so alt ist wie ich und meinen Bruder, meine Mutter und mich durch seine Lügen sehr verletzt hat. Wir hatten alle eine extrem enge, vielleicht zu enge, Beziehung in meiner Ursprungsfamilie und mein Vater ist für mich immer eine sehr wichtige Vertrauensperson gewesen und auch ein Vorbild. Alle diese Dinge haben mich wirklich sehr belastet. Und dann habe ich an mir festgestellt dass ich nach Auseinandersetzungen mit meinem Mann zb. Schon nach wenigen Tagen nicht einmal hätte wieder geben können was denn Überhaupt vorgefallen ist, selbst wenn ich versucht habe mich zu erinnern. Ich habe alle Verletzungen komplett ausgeblendet. Diese Muster kenne ich von mir nicht, da ich immer versucht habe Dinge zu verarbeiten und die Ereignisse auch auf zu arbeiten. Es ist als sei meine Seele in einen Notmodus gegangen. Das hat mich ziemlich erschrocken. Dazu kommt, dass ich die letzten Wochen viele Gespräche mit einem Arbeitskollegen geführt habe. Wir sind beide Ärzte, er kommt aus Indien und wir kennen uns nun schon ein paar Jahre. Er hat im Moment auch sehr vielen Probleme durch eine arrangierte Ehe und wir haben zunehmend Vertrauen zu einander gefunden. Nun war ich vor zwei Wochen mit meinem besten Freundinnen das erste mal alleine weg. Sie stehen mir alle sehr nahe und ich habe gemerkt wie schlecht es mir eigentlich innerlich geht und wie verzweifelt ich mich in meiner Ehe fühle. Ich habe mich schon länger mit den Mustern bei uns beschäftigt und habe festgestellt das wir sehr toxische Beziehungsmuster haben und ich alleine daran einfach nichts ändern kann. Ich habe letzte Woche meinem Mann gesagt das ich so nicht weiter machen kann und für mich keine Option mehr für unsere Ehe sehe. Er war das erste mal seit Jahren für mich in einem Gespräch zugänglich und hat gesagt das er mich versteht und das alles nachvollziehen kann. Seitdem beschäftigt er sich sehr mit diesen Themen und schaut in die Zukunft und sagt er will die Ehe retten. Ich weiß nicht ob es für meine Gefühle vielleicht schon zu spät ist, da ich, um zu überleben mich schon ziemlich davon distanzieren musste. Außerdem verletzt es mich sehr das es so einen Paukenschlag bedarf um so etwas auszulösen. Hinzu kommt das ich merke wie gerne ich die Gegenwart meines Kollegen im Moment habe und wir in unserem Leid verbunden sind. Ich kann diese Situation für mich nicht zu ordnen. Da wir beide bald unseren Facharzt machen wollen, haben wir uns auch ein paar mal außerhalb des Krankenhauses getroffen. Ich habe in meinem Kopf einfach nur Chaos und habe das Gefühl das ich mich selbst wieder spüren muss nach all diesen Jahren. Dies gelingt mir momentan in diesem engen Familiengefüge mit meinem Mann kaum. Habt ihr einen Rat für mich?

15.10.2020 21:06 • x 1 #1


A
Zitat von Hellaku:
Habt ihr einen Rat für mich?


Grüß Dich!
Selbe Problematik wie im Februar (siehe erster Thread).
Dort hast du doch massig Ratschläge erhalten und warst plötzlich weg.

Welche der vielen Tipps und Ratschläge hast du denn beherzigt?

15.10.2020 21:27 • #2


A


Verzweiflung und Frage nach Scheidung

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H
Naja ich bin auf meinen Mann zu gegangen und habe versucht zu verstehen wodurch seine Verletzungen entstanden sind und habe mehrfach versucht ihn zu einer Paartherapie zu bewegen. Ich habe ihn bei seinen Ausbrüchen ins leere laufen lassen und habe am Tag danach mit ihm gesprochen. Aber auch aufgrund meiner Situation mit meinem Vater habe ich zunehmend weniger Energie dazu aufbringen können. Mein Mann ist aktuell an dem Punkt das ihm jetzt erst klar geworden ist wie wichtig ich ihm bin und das er daran arbeiten will. Ich habe das Gefühl diese Energie nicht mehr aufbringen zu können. Aber aufgeben war für mich im tiefen inneren keine Option. Aber im Moment fühle ich dieses Band von früher nicht mehr zwischen uns und beschäftige mich auch mit meiner zu Teilen abhängigen Beziehung zu ihm. Diese Erkenntnis ist für mich neu und es fällt mir schwer mich davon abzugrenzen und unsere Beziehung anders zu definieren

15.10.2020 21:39 • #3


tina1955
Würdest Du auch so fühlen, wenn es diesen Kollegen nicht geben würde?

Vielleicht sind die Gespräche mit ihm jetzt gerade der Grund, dass Du über eine Scheidung nachdenkst?

Wie würdest Du handeln, wenn Du nicht so viel Unterstützung und Verständnis von Deinen Freundinnen hättest?

Liebe TE, lasse Dich bitte nicht von Meinungen anderer Leute überzeugen, dass Deine Ehe zu Ende ist.

15.10.2020 21:54 • x 1 #4


Gorch_Fock
Als Rat gebe ich Dir schon mal mit, Dich nicht auf Deinen Kollegen einzulassen. Frauen in Deiner Position sind schwer bedürftig. Und das kriegt auch das Umfeld mit. Mit ein paar Tricks hat Dich dieser Kollege im Bett. Und dann?
Gefühle sind nicht verhandelbar. Du kannst mit ihm gemeinsam noch mal eine Ehetherapie machen. Wenn die Gefühle aber weg sind (was verständlich nach so einem Vorleben ist) solltest Du die Trennung aussprechen. Dann seid ihr einfach noch verantwortliche Elternteile und könnt Euren Lebensweg selbständig wieder gestalten.

15.10.2020 21:56 • x 3 #5


T
Zitat von tina1955:
Würdest Du auch so fühlen, wenn es diesen Kollegen nicht geben würde?

Beste Hilfe bisher... Diese Frage sollte sich die TE stellen und schonungslos ehrlich zu sich selbst sein. Dann kommt die Klarheit - nach Klarheit kommen Handlungen.

15.10.2020 22:04 • x 2 #6


H
Ja bei meiner einen Freundin ist es einfach so das sie mir wirklich sehr nahe steht und schon vor einigen Jahren einmal den Satz zu mir sagte, dass ich Verhaltensweisen zeige die Frauen zeigen die Gewalt erfahren. Weil ich einfach immer bei allem die Schuld bei mir gesucht habe. Es fällt mir insgesamt schwer über meine Ehe zu reden obwohl sie mir sehr nahe steht. Ich habe diesen Satz einfach oft im Kopf und frage mich warum sie das gesagt hat. Niemand hat gesagt ich soll mich trennen sondern es ist eher so das alle besorgt sind um mich. Mein Vater hat stark narzisstische Züge, was mehrfach psychologisch bestätigt wurde, und ich habe jetzt auch einfach das Bild der Ehe meiner Eltern vor Augen und leide sehr darunter wie schlecht es meiner Mama geht.
Entgegen der oft gewählten Option sich zu trennen habe ich für mich immer gedacht dass ich kämpfe bis zum Schluss aber jetzt bin ich einfach an einem Punkt an dem ich merke das gewisse Dinge in mir selbst einfach sich nicht weiter entwickelt haben. Und meine gute Freundin sagte zu mir dass sie der Meinung ist dass ich schon wirklich eine hohe Leidensfähigkeit an den Tag lege und ich frage mich halt ob dies die Basis einer Beziehung sein kann. Die Entwicklungen meines Mannes sind für mich einfach irgendwie zu spät im Moment. Über die Rolle meines Kollegen finde ich keine Klarheit. Aber klar bin ich bei dem Punkt das eine Affäre oder ähnliches für mich absolut keine Option darstellen.

15.10.2020 22:10 • #7


H
Naja dazu ist vielleicht zu sagen das ich beruflich eine absolute Powerfrau bin und einfach jeder denkt ich sei das absolute Abbild einer taffen, selbstbewussten Frau. Von meinen privaten Dingen ahnt da niemand. Auch er nicht. Auch wenn ich ihn manche Einblicke gegeben habe. Und er ist auch nicht der Typ der es darauf anlegt. Unter anderem auch deswegen weil unser Chef signalisiert hat das wir dort leitende Tätigkeiten erfüllen sollen. Insofern gehe ich davon aus das er da auch nichts riskieren will was nicht sein muss.

15.10.2020 22:15 • #8


H
Naja dazu ist vielleicht zu sagen das ich beruflich eine absolute Powerfrau bin und einfach jeder denkt ich sei das absolute Abbild einer taffen, selbstbewussten Frau. Von meinen privaten Dingen ahnt da niemand. Auch er nicht. Auch wenn ich ihn manche Einblicke gegeben habe. Und er ist auch nicht der Typ der es darauf anlegt. Unter anderem auch deswegen weil unser Chef signalisiert hat das wir dort leitende Tätigkeiten erfüllen sollen. Insofern gehe ich davon aus das er da auch nichts riskieren will was nicht sein muss.

15.10.2020 22:15 • #9


tina1955
Dann handelt Du im Prinzip jetzt, weil Deine Freundin der Meinung ist, Du würdest leiden?

Ist Deine Freundin eigentlich glücklich verheiratet?

Über die Rolle des Kollegen solltest Du Dir auf jeden Fall ernsthaft Gedanken machen.

Und bitte orientiere Dich nicht am Beispiel der Ehe Deiner Eltern. Dass Deine Mutter leidet ist traurig, aber ihr Schicksal muss nicht auch gleichzeitig auf die Ehe bezogen, Deines sein.

15.10.2020 22:16 • #10


H
Ich handel weil ich definitiv leide. Und ich habe meinem Mann auch die klare Grenze gesetzt, dass falls er gegenüber den Kindern cholerische Ausfälle hat, es für mich eine definitive Grenze ist. Und die letzten Wochen hatte ich das Gefühl das er das verliert. Und letztlich ist es ja auch normal das man sich Rat sucht bei Menschen die einem nahe stehen. Und meine besagte Freundin ist eher die Kategorie die, die Ehe als eine einmalige Sache im Leben betrachtet und sich wünscht das wir zueinander finden.

15.10.2020 22:23 • #11


Z
Ich lese heraus, dass es für dich aus ist. Du aber nicht den absprung schaffst. Den endgültigen Schritt zu gehen.
Da kann dir niemand helfen.. es fehlt nur noch der letzte Tropfen bis das Fass überläuft.

Ich würde mit dem Kollegen auch nichts anfangen. Das wird nix fixes und der Typ für eine Affäre bist du nicht. Lass es bei der Freundschaft

15.10.2020 22:37 • x 1 #12


H
Ich möchte auch mit ihm nichts anfangen, merke aber das die Defizite in unserer Ehe für mich immer unerträglicher werden. Mein Mann ist im Moment wirklich absolut bemüht. Mich verletzt auch sehr das er einfach vorher meine Gefühle so übergangen hat. Nun mit dem Kollegen ist es halt so das ich ihn täglich sehe und dadurch manche Dinge vielleicht auch wichtiger erscheinen als sie sind. Ich habe Angst mich richtig zu verlieben und habe dann eher ein Problem mehr als eines weniger.

16.10.2020 22:18 • #13


Zweizelgänger
Ich lese bei dir immer ja aber...
Du hast also deine Entscheidung schon getroffen.

Jetzt musst du sie nur umsetzen.
Alles andere ist Rumgeeiere.

Regel die zukünftige Wohnsituation und den Umgang mit euren Kindern.

17.10.2020 05:34 • #14


Heffalump
Zitat von Hellaku:
Mein Mann ist im Moment wirklich absolut bemüht.

Habt ihr eine Paartherapie im Auge? Es könnte Euch beiden helfen, die Ehe zu führen oder auch zu beenden, je nachdem, was man sich dort erarbeitet.

Zitat von Hellaku:
Mein Vater hat stark narzisstische Züge, was mehrfach psychologisch bestätigt wurde

Kinder aus solchen Konstellationen, das du ja bist, haben selbst Schwierigkeiten weniger psychologische Beziehungen zu führen. Daher rate ich dir, zu Einzeltherapiestunden - um Dich selbst besser kennen zu lernen, da wird einiges in deiner erlebten Kindheit zu finden sein.

17.10.2020 06:24 • #15


A


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