Verzweifelt mit 51

Zitat von Joanna2020:

Ich ärgere mich heute mehr über mich,

das ist rum ums Eck. Es waren einfach die Zeiten damals und wir waren (ein Stück weit) brave Töchter. Über vergossene Milch nachzudenken ist das Eine, sich zu freuen, das die Milchtüte nicht auch hinunter fiel, ist das andere

Oh Gott,was habt ihr erlebt.
Meine Mutter Jahrgang 1938 war Oswald Kolle Anhängerin. Sagt wahrscheinlich schon alles.
Ich wuchs total frei und offen auf. Pille nahm ich mit 15. Aufgeklärt war ich mit 9 und wusste da was GS ist.
Mama hatte schwu le Freunde und azu waren wir im Sommer meist FKK.
Bei uns würde über S e x gesprochen wie über ein Kuchenrezept.
Da meine Mutter selbst sehr s e x u a l feindlich aufwuchs war ihr klar,dass sie es besser machen wollte.

Zitat von Butterblume63:

Meine Mutter Jahrgang 1938

Jahrgang 1926
vom Dorf, tiefste Provinz Niederbayern, wo der Pfarrer von der Kanzel Sünde schreit

Meine Mutter hatte mal erzählt, dass ihre Mutter ihr vor der Hochzeit Unterhosen gekauft hat, die fast bis zu den Knien gingen und sie hat es gehasst. Da fragt man sich schon, warum hat sie es dann mit ihrer Tochter nicht anders gemacht... Bei meinen Brüdern hat sie das lockerer gesehen. Schon zum k...

Zitat von T4U:

Jahrgang 1926
vom Dorf, tiefste Provinz Niederbayern, wo der Pfarrer von der Kanzel Sünde schreit

Jo, das war dann vermutlich auch der, der dann die Messdiener befummelt hat oder ein Verhältnis mit der Haushälterin - warum ist die eigentlich immer weiblich - hatte. Gut, das Zölibat ist natürlich wieder ein anderes Thema, aber die doppelte Moral, die oft dahinter steckt, die ist noch das Schlimmste.

Zitat von Joanna2020:

Bei meinen Brüdern

Sind ja auch nicht in der Lage schwanger zu werden. Meiner Mum wurde teils von ihrer Mum eingetrichtert, man könne durch das Küssen schwanger werden. Die Größte Sorge meiner Mutter war, ich bekäme ein uneheliches Kind!

Die Schwester meiner Mutter bekam so um 1960 rum ein uneheliches Kind. Der Vater war ein verheirateter Mann, der natürlich bei seiner Frau blieb. Er wollte bloß mal drüber, das junge Ding beschlafen. Einmal reicht und sie war schwanger.

Die Tiraden meiner Mutter über das uneheliche Kind, die sie immer wieder los ließ, sind mir heute noch im Ohr. Sie hielt auch nicht mit Aussagen gegenüber ihrer Schwester hinter dem Berg, dass sie ja alles richtig gemacht hatte. Nie hätte sie sich vor der Ehe einem Mann hingegeben (ich wette, sie da was ausgeblendet, denn ich fand später Briefe, die eindeutig auf GV hindeuteten), sie hätte geheiratet und dann Kinder bekommen.
Ich habe das damals als ziemlich schrecklich und beschämend empfunden, wie sie sich so aufspielte und damit über ihre Schwester stellte, die das auch noch hinnahm, ohne sich zu wehren.
Als viel später meine Mutter krank wurde, gingen wir Kinder oft zu der Tante zum Essen. Sie war eine ganz liebe und bescheidene Frau.
Das Verhalten meiner Mutter fand ich manchmal grausam.Erstaunlich, wie Kinder das schon spüren, dass da was nicht in Ordnung ist.

Meine Mutter war ja auch kathonisch und streng gläubig, aber es war wie bei vielen Menschen, die ich kannte.Regelmäßiger Kirchgang am Sonntag, Knieen im Gottesdienst, Beichten gehen und natürlich zur Kommunion gehen. Man hörte sich das alles an, aber im Alltag gelebt wurde nichts davon. Ich habe mich oft gefragt, warum die christlichen Tugenden bei all der scheinbaren Religiosität dann nicht gelebt wurden. Eine schreckliche Generation war das damals. Aber sie konnte auch nichts dafür, denn sie war auch schon wieder von den Eltern und den damaligen gesellschaftlichen Normen geformt. Daher sollte man nicht so hart darüber urteilen. Jede Generation gibt das weiter, was sie gelernt und verinnerlicht hat.

Begonie

Zitat von T4U:

man könne durch das Küssen schwanger werden. Die Größte Sorge meiner Mutter war, ich bekäme ein uneheliches Kind!

Diese Vorwarnung kenne ich auch. Aber auch die Nachbarn haben hinter Gardine aufgepasst, wer mich in der Dunkelheit vor die Haustür brachte. Sie haben es meine Mutter, die allein erziehend war mit drei Kinder gepetzt, wenn sie im Monat schon den zweiten Mann an meine Seite gesehen hat.

Doch wie schon einmal erwähnt! Alles hat seinen Hintergrund auch in der heutigen Erziehung, wo vieles locker vom Hocker geht.

Zitat von hojaki:

Aber auch die Nachbarn haben hinter Gardine aufgepasst, wer mich in der Dunkelheit vor die Haustür brachte. Sie haben es meine Mutter, die allein erziehend war mit drei Kinder gepetzt, wenn sie im Monat schon den zweiten Mann an meine Seite gesehen hat.

Aber sowas von!

Zitat von Begonie:

Jede Generation gibt das weiter, was sie gelernt und verinnerlicht hat.

Darum sind auch heute noch viele von Prüderie geprägt und beneiden doch oft insgeheim die Wilden Joannas dieser Welt.

Da wird ein Wasserbett als vulgär betrachtet. Der Schlafkomfort fällt hinten über. Rote Bettwäsche (an Weihnachten flauschig weich) wird hoch stilisiert zum Std- Hotel usw.

Was man mir da schon alles an den Kopf warf - und da wohnte ich schon längst nicht mehr bei meinen Eltern!

Das war bei meiner Mutter auch so. Sie war knapp 17 bei ihrer ersten Blutung und glaubte sterben zu müssen ( sehr schlimme Krämpfe). Trotzdem kämpfte sie sich von allen Moralvorstellungen ihrer Zeit frei. Sie bekam mich unehelich und nein trotz bigotter dörflicher Gemeinschaft war ich nicht ausgegrenzt oder gemieden.
Ich glaube die Ehefrauen der Nachbarschaft waren eher neidisch. Meine Mutter hatte 1969 ihr erstes großes Auto und kaufte sich jedes zweite Jahr ein Neues. Dazu musste sie keinen Ehemann Rechenschaft ablegen.
Dieses Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit wurden mir als Werte praktisch in die Wiege gelegt.
Puh,da hatte uch anscheinend auch Glück!
Ach ja die Negligee meiner Mutter hingen ganz normal auf der Wäscheleine.

Zitat von Catalina:

warum Mama ihre Periode hat

Zitat von Catalina:

Meine Mutter hat erzählt, dass sie als Jugendliche zu Tode erschrocken war, als sie das erste Mal ihre Periode bekam und dachte, sie wäre todkrank, weil sie niemand aufgeklärt hatte

Hier auch, ihre Reaktion damals, als hätte mir der Teufel des Nachts aufgelauert.

Keine Erklärung, warum, wieso oder wofür und was man benutzen kann, bekam Haushaltswatte in die Hand gedrückt.