Joanna, das wird dauern, bis Du den verdaut hast,glaub mir. Man kann auch an Ar-- unglaublich lange hängen. Ich bin ja auch so ein Exemplar,das sich emotional nur sehr schwer und sehr langwierig löst.
Aber es gibt schon Möglichkeiten, sich selbst zu heflen.
Erstens akzeptieren, dass jetzt die schwere Zeit ist, die mit Kummer, Kopfkino und Schmerz eingeht. Das ist so und kann nicht anders sein, denn Du hast trotz allem etwas verloren, was bedeutsam war und Dir auch Annehmlichkeiten und Bestätigung bescherte.
Zweitens aber sich auch bewusst davon zu distanzieren. Der Mann hat Abgründe, die tief wie der Ozean sind und er ist ein emotionaler Krüppel. So was kann kein anderer Mensch an ihm ändern. Er will auch gar nicht anders sein. Seine Therapie, um sein schwaches Ego zu füttern, sind Frauen, die sich ihm vor die Füße werfen. Du warst eine davon, schlimm genug aber nicht zu ändern. Du bist nicht Mutter Theresa, die ihn auf den Pfad der Tugend führen kann und die sein verqueres Frauenbild umkehren kann. Der Mann ist so und will auch so sein. Der lässt nichts an sich ran, zuckt allenfalls mit den Schultern und geht weiter zum nächsten Termin. Verfögeln, dieses Wort passt perfekt!
Aber muss Dir dieser Krüppel Dein Leben komplett versauen?
Ich hatte nach der Trennung auch riesige Probleme, weinte viel, haderte mit mir und meinem Unvermögen und musste daneben aushalten, dass er jetzt womöglich schon die Next im Visier hat, während ich heulte und Sehnsucht hatte.
Aber ich ging dennoch ins Kino, ich ging ins Theater, verabredete mich mit Freundinnen und ich bemühte mich, das auch zu schätzen und mir hinterher auf die Schulter zu klopfen.
Ich sagte mir immer wieder: Lass ihn nicht zweimal gewinnen! Ich wurde trotzig, obwohl er es natürlich nicht mit bekam und es ihm auch am A.. vorbei gegangen wäre, hätte er es gewusst. Aber es ging um Selbstachtung!
Er dominierte die Beziehung, er trennte sich und er gewann damit, denn damit hatte er mein Selbstwertgefühl demoliert. Aber das muss nicht so bleiben und vor allem, nicht ständig zu bleiben.
Reiß Dich am Riemen, geh raus, geh mit Deinen Kinder Kaffee trinken und Eis essen und sei es Dir wert, daran auch Freude zu haben! Lerne, das zu schätzen und gib Deinen schlechten Gedanken während anderer Aktivitäten auch mal Urlaub.
Dem Kummer kommst Du nicht aus, man kann auch um einen Ar... trauern, aber doch nicht permanent!
Du kennst Deine Baustellen, Du weißt, woher das alles kommt. Eltern, Erziehung, schlechte Mutterbindung, all das schleppst Du mit Dir um und lebst Du später aus, auf der Suche nach Heilung. Und weil Du Dir selbst nicht helfen konntest, hast Du Dir diesen Krüppel ausgesucht und wolltest ihm helfen, ihm ein besseres Frauenbild vermitteln, ihn zu mehr Wärme und Liebesfähigkeit umerziehen. Denn damit hätte Dein Leben Bedeutung gehabt. Joanna, die perfekte Geliebte und hingebungsvolle und alles nachsehende Affärenfrau macht aus einem dezifitären Mann einen guten Mann! Das war Deine Mission. Wer sich selbst nicht helfen kann, hilft anderen und zieht daraus Bestätigung.
Auch das kenne ich von mir. Er, ein Bindungsühobiker aus dem Bilderbuch, wurde von mir diagnostiziert. In meiner grenzenlosen Naivität und Selbstüberschätzung ( und da kommt mein eigener narzistischer Anteil ins Spiel, denn eine Vorrednerin bereits sehr klarsichtig genannt hat) wollte ich aus ihm einen bindungsfähigen Partner machen. Mr. Beziehungsuntauglich wird modelliert, damit er meinen Wünschen entspricht. Das ist erstens strohdumm und zweitens egoistisch. Er war so und er ist so und es ist nicht meine Aufgabe, hier was zu heilen, damit er so würde, dass ich glücklich war.
Aber ich glaubte tatsächlich, wenn ich das schaffe, dann wird in mir endlich die einzigartige und ganz besondere Frau sehen, die ich gerne gewesen wäre. Auch ich narzistisch? Ich befürchte es.
Ein Hilfloser will einem Hilflosen helfen. Das ist zum Lachen, das wäre was für Charlie Chaplin! Und anstatt bei sich anzufangen, wo man etwas bewirken könnte, sucht man sich eine andere Baustelle, die einen so wunderbar vom eigenen miesen Selbstbild, von mangelndem Selbstwertgefühl und unerfüllten, unrealistischen Wünschen nach Liebe ablenkt. Mach den Mann zu dem, den Du haben willst und Du wirst glücklich. Und vor allem, was das Wichtigste daran ist: Dann bist Du endlich mal zufrieden mit Dir selbst!
Den eigenen Antrieb zu entlarven kann einen ganz schön beschäftigen, denn das rüttelt dann wieder am schlechten Selbstbild.
Ich versuchte das Unmögliche, damit ich glücklich sein würde, irgendwann in fernen Tagen, die nie eintrafen. Gut so!
Es ist meine Angelegenheit, mit seinen Defiziten zu leben und ihn zu lassen. Wenn ich damit nicht umgehen kann, gehe ich. Ich tat es nicht, dazu war ich zu schwach. War leider so.
Ich bin auch so wie ich bin und möchte akzeptiert werden. Wenn ich aber Akzeptanz und Wertschätzung bei einem Mann suche, der mit sich und dem Leben im Allgemeinen nicht klar kommt, bin ich selbst Schuld und brauche hinterher nicht zu jammern.
Der Mann, den Du da schilderst! Uff, das kriege ich Gänsehaut! Was wolltest Du denn mit dem? Gibt es nichts Besseres für Dich? Warst Du Dir nicht selbst was Besseres wert? Einen Mann, der Dich liebt und schätzt und über Deine Schwächen lächelnd hinweg sieht, ohne überheblich zu sein?
Nein, Du suchtest das Glück bei einem Menschen, der mindestens so unglücklich ist wie Du. Nur, er hat seine Mechanismen gefunden, sich damit nicht auseinander zu setzen. Er läuft davon, zum nächsten Frauenkörper und dem nächsten Or...
Das ist jetzt eine Zeit des Kummers und des Schmerzes, die Du Dir selbst und ganz freiwillig eingebrockt hast. Wer so mit sich umgeht, hat es nicht anders verdient. Ist zwar jetzt böse von mir, aber es ist was dran.
Du hast einen gesucht, der ebenso durchs Leben eierte wie Du, auf der Suche nach etwas, vom dem Du nicht weißt, was es ist, aber hinter dem nächsten Hügel könntest Du es finden. Lass den lonesome Cowboy alleine weiter reiten und klinke Dich aus.
Er wird weiterhin mit Frauen schlafen, aber nicht weil er Frauen liebt und schätzt, sondern um sein Ego zu füttern und seine Defizite nicht spüren zu müssen. Das Foto mit diesen schillernden Augen, das Du mir geschickt hast, spricht Bände. Die Gefahr, die von ihm ausgeht, hätte Dir jeder vorher sagen können, aber Du hättest nicht darauf gehört.
Verlieben wird er sich nicht, das ist nicht seine Sache. Er liebt sich nicht, ich glaube sogar, er hasst sich für das was er ist, aber er will es nicht spüren. Wer sich selbst hasst, liebt nicht, er ist zu sehr in seinen Verstrickungen gefangen und kann sich nicht einem anderen Menschen zuwenden. Außerdem schützt er sich vor Liebe und daher will er auch keine von Anderen, denn Liebe beeinträchtigt ihn und daher schiebt er sie weg und geht lächelnd darüber hinweg.
Bitte sei es Dir ab und zu wert, gut zu Dir zu sein und mal für eine Stunde eins mit Dir zu sein. Lass ihn nicht immer noch gewinnen und über Dein Leben bestimmen. Du bist mehr wert als das, was er Dir zuteilte, aber das musst Du erst mal begreifen.
Ochsen kann man nicht melken, nimm das als von der Natur gegeben so hin. Und verzeih Dir selbst, irgendwann mal. Er war eine Verirrung, aber Du kannst gerade aus so was Kapital schlagen. Das kommt nicht umsonst in Dein Leben, denn das Leben willl Dir damit was beibringen. Es will Dir zeigen, wo es bei Dir hakt, damit es Dir und Deiner verletzten Seele irgendwann besser gehen kann. Mach was draus, das bist Du dir schuldig!
Der Mann da ist völlig uniteressant, er kam gerade des Weges und es hätte auch ein anderer sein können, an dem Du das lernen kannst. Er ist austauschbar.
Übrigens, Bildung geht nicht unbedingt mit Herzensbildung einher. Es gibt Männer mit wenig Bildung, die das Herz auf dem rechten Fleck haben und eine Frau schätzen und hochhalten. Es gibt aber mehr Männer, die gebildet und beruflich erfolgreich sind, emotional aber verkrüppelt.
Begonie