Zitat von T4U:wie auch, du Hase 778
Oh, oh, wie böse und treffend! Ich musste jetzt - entschuldige bitte, Joanna - richtig lachen.
Er ist schon ein gewiefter Hund, der Typ. Er hat alles. Die Weiber liegen ihm zu Füßen und vergöttern ihn und dann noch sein tolles Drumherum. Geld scheint er in Hülle und Fülle zu haben und er ist ja so bedeutend. Kennt alle wichtigen Leute und die kennen auch ihn. Er ist ein Hecht im Karpfenteich und mit wichtigen Fischen per Du!
Mann, so wäre ich mal gerne gewesen, aber das gelingt mir einfach nicht. Es ist auch eher was für Männer.
Meiner hatte auch so Anklänge. Er brüstete sich immer gerne mit Berufskollegen, die er kannte. Aus Köln, und aus sonstwo, Hauptsache weit weg. Daraus zog er gewaltig für sein Ego. XY hat das gesagt und WV habe ich jetzt auch kennengelernt. Und R hat mir das Du angeboten, was schon eine Auszeichnung ist, denn der ist da durchaus wählerisch.
Und ich hörte mir den Krampf an anstatt zu sagen, er solle nicht so angeben. Wenn er morgen weg wäre, keiner würde ihn vermissen!
Aber aus irgendwas zieht jeder was für sein Selbstbewusstsein. Er brauchte den Wind von außen, dann fühlte er sich gut. Wenn der Wind ausblieb, hing er traurig in der Gegend rum und haderte mich sich und der Welt.
Manchmal tat er mir sogar leid, weil er so uneins mit sich war. Ständig unzufrieden und dann die wechselnde Befindlichkeit. Einen Tag blühte er auf, alles gelang ihm, am nächsten fühlte er sich unrund wie er zu sagen pflegte. Und ich ging auch noch darauf ein und redete ihm gut zu, bestäigte ihn. Begonie, die Kümmerin und Männer-Versteherin, das ist eine Mission von mir, wie ich erkannt habe. Ich habe sie abgelegt, denn sie lohnt sich nicht. Es gibt einen Menschen in meinem Leben, der viel wichtiger geworden ist: Ich selbst!
Das hat nichts mit Egoismus zu tun, aber es ist mir wichtig, dass es mir gut geht. Ich will unabhängig sein, vor allem finanziell und auch Freiheiten haben und selbst entscheiden, ob ich ins Theater gehe oder nicht. Mein Mann versteht das und weiß, dass ich eine lange Leine brauche. Aber dann funktioniere ich auch einigermaßen und bin zuverlässig und auch fürsorglich.
Aber die schlechten Launen von anderen halte ich nicht mehr aus, dafür bin ich mir zu schade.
Du hast aus der Affäre auch Selbstbestätigung gezogen. Der tolle Hecht im Karpfenteich gibt sich mit der alten Schaluppe ab, wo er doch viel Jüngere haben könnte. Der bedeutende und von allen geschätzte Mr. Oberwichtig mit den Produkten seiner männlichen Pot. lehnt sich zu klein Joanna herunter. Wow, Du musst ja toll sein! Wenn der Dich erhört und mit Dir tollen S hat!
Du hattest auch Vorteile davon, vergiss das nicht.
Dein Leben war auch spannend. Hui, mit dem rührte sich was. Und wenn er nach dem Hasen 778 rief, dann hoppelte der hocherfreut an.Langweilig war es sicher nicht mit ihm.
Und auch diesen Aspekt darf man nicht vergessen. Von einem aufregenden Leben in ein gemächliches, ja fast eindimensionales Leben zu wechseln, ist nämlich auch hart. Es dauert, bis man sich da wieder reingefunden hat und merkt, dass man die Ruhe und den Frieden doch höher schätzt als das falsche Glück, das keines war.
Wenn es mir so richtig dreckig ging, schrieb ich. Bitterböse, wütende, weinerliche Briefe, die ich nie abschickte. Zum Glück, denn später hätte ich mich dafür geschämt.
Als ich glaube ihn vergessen zu haben, kam nochmals eine Phase, in der ich mir einbildete, er müsste ja vlt. doch noch Klärungsbedarf haben. Ich wartete auf ein Signal von ihm, auf eine Mitteilung, auf ein Hallo, wie geht's Dir?. Das ging über Wochen. Dann wurde mir klar, dass ich mir nur ein wenig Aufmerksamkeit gewünscht hätte. Ich war längst abgemeldet und interessierte ihn null die Bohne.
Wenn er mich sah (wir begegneten und einmal oder zweimal im Jahr dienstlich) grüßte er und ging weiter. Ich mache es genauso. Wir grüßen uns, wenn wir Augenkontakt haben, ansonsten übersehen wir uns.
Letztes Jahr sah ich ihn auf einem Kongress an einem Stehtisch. Er war allein und hatte sein Handy vor sich liegen.Außerdem eine Tasse Kaffee und ein Becher Yoghurt oder so was.
Von meinem Standpunkt hatte ich einen guten Blick auf ihn, ohne dass er mich wahrnahm- Ich hätte zu ihm gehen können. Aber wozu? Für ein wenig verlogenes Smalltalk? Nein, kein Bedarf. Ich sah ihm zu und auf einmal dachte ich mir, dass dieser Mann doch völlig reizlos ist. Und dabei war er Mal der Mittelpunkt meines Schmalspur-Lebens. Wegen dem vergoss ich so viele Tränen und starb tausend Tode vor Angst, dass er mich verlassen würde. Hat er dann ja auch getan. Rückblickend die beste Entscheidung, die er für mich treffen konnte.
Liebe Joanna, bitte sei standhaft und mach Dich nicht zum Affen wegen dem. Sei zu stolz für das was er Dir zuteilt! Ich empfehle die 24-Stunden-Regel, die mir oft geholfen habe. Wenn es innerlich jault und man denkt, nur ein kleiner Post, nur mal wieder ein wenig Verbindung spüren, dann tat ich nichts. Mein Ziel, ich warte 24 Stunden und dann überlege ich neu. Nach 24 Stunden war ich oft auch stolz auf mich, denn ich hatte es geschafft. Also vereinbarte ich mit mir die nächsten 24 Stunden und so ging es weiter. Man schafft sich dadurch ein Hintertürchen, durch das man dann doch nicht geht.
Dein Leben wird definitiv besser werden.- nicht gleich, aber irgendwann. Und dann wirst Du Dich fragen, was um alles in der Welt habe ich an DEM gefunden?
Begonie