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Verzaubert und zerrissen

S
Am wichtigsten scheint mir an diesem Punkt zu sein, jedem seine persönliche Umgehensweise zuzugestehen. Wertschätzend auch dem Gegenüber aufzutreten, das eine konträre Haltung hat.

Die Unterschiedlichkeit macht doch einen wichtigen Teil der Menschheit aus - und ist nicht selten die Grundlage für die größte Anziehung

06.05.2019 19:13 • #166


T
Zitat:
Wertschätzend auch dem Gegenüber aufzutreten, das eine konträre Haltung hat.


Genau das ist der Punkt. Jemanden abzuwerten oder als krank zu bezeichnen, weil man anders lebt und fühlt, ist für mich nicht okay.

06.05.2019 19:18 • #167


A


Verzaubert und zerrissen

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6rama9
Zitat von Tabea2018:
Gefühle sind definitiv nicht verhandelbar. Gefühle machen einen Menschen aus.

Ehrlich? Du lässt deine Wut und deinen Zorn so richtig ungebremst raus? Keine Gefühlskontrolle? Erstaunlich, wie du damit in Beruf und Privatleben zurechtkommst. Oder kann es sein, dass du sehr wohl deine Gefühle lenkst, nur nicht die, in denen du gerne schwelgst?

Ich wette, du kannst deine Gefühle genauso gut wie andere Menschen lenken, aber dein Wertemodell und der Glaube an die romantische Liebe hindert dich daran, diese Kontrolle dort einzusetzen, wo sie vielleicht am wichtigsten ist: In der Partnerschaft.

Zitat von Tabea2018:
es gehört Mut dazu, zu sich und seine Gefühlen zu stehen.

Nein, es gehört Mut dazu, sich seinen Gefühlen zu stellen.

06.05.2019 20:19 • #168


Ema
Zitat von 6rama9:

Ehrlich? Du lässt deine Wut und deinen Zorn so richtig ungebremst raus? Keine Gefühlskontrolle? Erstaunlich, wie du damit in Beruf und Privatleben zurechtkommst. Oder kann es sein, dass du sehr wohl deine Gefühle lenkst, nur nicht die, in denen du gerne schwelgst?


Du redest von zwei völlig unterschiedlichen Dingen.

Gefühle sind zunächst einmal da. Insofern sind sie nicht verhandelbar.
Und sie haben - jedes für sich - eine wichtige Funktion.

Sie ungebremst herauszulassen hat damit gar nichts zu tun. Das nennt man mangelnde Impulskontrolle und das ist in der Tat mit einem sozialen Miteinander kaum zu vereinbaren und daher auch nicht empfehlenswert.

Seine Gefühle jedoch lenken zu können - wie du sagst - ist wieder etwas ganz anderes. Das geht nämlich nicht. Gefühle sind relativ unabhängig von rationalen Beeinflussungen.

Um es mit einem Beispiel zu sagen: Wenn ich Wut auf meinen Chef habe, ist es unklug, ihm diese ungebremst um die Ohren zu hauen.
Die Wut zeigt mir aber an, dass ich einen Konflikt habe.
Jetzt kann ich die Ratio einschalten und überlegen, wie ich diesen Konflikt löse. Wenn der Konflikt gelöst ist, ist auch die Wut weg.

Ich kann die Wut auch unterdrücken. Das empfiehlt sich aber auf Dauer nicht. Nicht zuletzt deshalb nicht, weil das Unterdrücken von Emotionen keine taugliche Konfliktlösungsstrategie ist.

Ist ein Konflikt mit dem Chef nicht zu lösen oder flammt immer wieder auf, kann eine Lösungstrategie auch darin bestehen, den Job zu wechseln.

Das ist nicht steuern der Gefühle. Das ist im Gegenteil das Gefühl ernstnehmen und danach handeln.

Mit Liebe verhält es sich kaum anders.
Wenn ich keine Liebe und Zuneigung zu jemandem verspüre (oder nicht mehr) und dies dauerhaft, dann werde ich dieses Gefühl nicht herbeibeordern können. Das geht einfach nicht.

Das kann ich nur akzeptieren und danach handeln. Wie ich handele, steht auf einem anderen Blatt. An diesem Punkt kann ich - und sollte ich - durchaus wieder meinen Verstand hinzuziehen.

06.05.2019 21:07 • x 7 #169


Y
Zum Thema Gefühle sind oder sind nicht verhandelbar hat Alabamo etwas wichtiges geschrieben

Zitat:
Wenn der TE mit seiner Freundin nicht über ihre oder seine Schwierigkeiten, Wünsche, Leiden redet, kann sie ihm ihr Herz auch nicht mehr öffnen, weil er ihr diese Möglichkeit verwehrt, demnach ist sein Gefühl richtig, dass er sie nie mehr lieben kann, weil er dadurch nicht mehr weiss, wie er sie lieben soll.

Jemanden zu Lieben bedeutet auch jemanden zu verstehen. Dafür müsste er ihr von Herzen zuhören und ihr auch gewisse Fragen stellen, um zu erfahren, wie es ihr in dieser Beziehung geht.


das können viele Menschen gar nicht so richtig und dann kann auch gar keine innere Verbindung aufrecht erhalen werden.
Wenn ich meinem Partner nach Jahren eher nur noch floskelhaft begegne, nicht an meinem Inneren teilnehmen lasse, verhindere ich doch jede emotionale In timität- also Gefühle.
In diesem Sinne sind Gefühle für mich schon verhandelbar.
Es hat auch nicht wenig mit der eigenen emotionalen Erlebnisfähigkeit zu tun. Es gibt nicht weige Leutchen, die innerlich wegdämmern, sobald sie den Partner sicher haben und die S Anziehung nachlässt.
Klar kann man da auch einfach nur sagen- Gefühle sind nicht verhandelbar. Aber manchmal hat es gar nichts mit dem Gegenüber zu tun- sondern mit der eigenen Gefühlsarmut oder auch der mangelnden Fähigkeit, In timität zu erleben.

06.05.2019 22:17 • x 1 #170


Nela-Mary
Gefühle, besonders die Liebe, sind ein Prozess. Sie sind nicht einfach so da oder weg, sie entwickeln sich in die eine oder die andere Richtung. Leider achten viele Menschen in einer Beziehung nicht genug auf ihre Gefühle und reden erst recht nicht mit ihrem Partner darüber. Sonst würde man nie plötzlich merken: Oh, ich liebe ihn/sie ja gar nicht mehr!

Wenn man frühzeitig merkt, dass Gefühle nachlassen, bzw. man sich etwas anderes wünscht, dann kann man genug dafür tun, dass die Wünsche erfüllt und damit auch die Gefühle wieder stärker werden. Kommunikation ist das Zauberwort. Der Partner kann nichts ändern, wenn er nichts davon weiß. Man selbst trägt ja auch oft mit dem eigenen Verhalten zu Gewohnheiten etc. bei, die man im Zuge dessen ggf. auch ändern kann.

Wenn es zu spät ist, weil man nicht achtsam genug mit den eigenen Gefühlen und denen des Gegenübers war, was dann?
Tja. Dann ist die Trennung wohl unausweichlich. Man sollte sich trotzdem immer bewusst sein, dass man in der nächsten Beziehung mehr darauf achten sollte, denn sonst kommt man irgendwann wieder zum gleichen Punkt.
Gefühle müssen gepflegt werden.

06.05.2019 22:28 • x 5 #171


T
@6rama9: Wut ist für mich nicht ausschließlich destruktiv. Es hat ja einen Grund, wenn Menschen oder Umstände, dieses Gefühl in mir auslösen. Wut beruht auch auf Verletzung, sich damit nicht auseinanderzusetzen, löst sie nicht auf. Dabei unterstützen mich meine anderen Gefühlsressourcen, der Verstand hilft beim Zuordnen.
Ich kenne tiefe Trauer und Ohnmachtsgefühle. Der Verstand konnte sie nicht auflösen. Ich habe sie angenommen und akzeptiert, das hat mich gestärkt.
Im Grunde genommen unterstellst du mir, ich würde positive Gefühle leichtfertig ausleben. Ganz sicher nicht, ich gehe mit allen Gefühlen verantwortungsvoll um. Sie geben mir den Ausgleich, um gesund zu bleiben.
Mein Wertemodell kennst du nicht und Romantik ist nur ein Aspekt der Liebe.
Im Falle einer Trennung zu unterstellen, man hätte sich nicht ausreichend bemüht, finde ich nicht richtig. Manchmal entwickelt man sich in unterschiedliche Richtungen und es reicht nicht mehr für ein gemeinsames, glückliches Leben. Da kann man dann noch so viele Kerzen aufstellen..

07.05.2019 07:13 • x 1 #172


bifi07
Wenn Gefühle verhandelbar wären, gäbe es dann nicht auch weniger Leid?
Man könnte sich nach einer Trennung sagen Ok, er liebt dich nicht mehr, also hab ab jetzt keine oder weniger Gefühle für ihn! und schon ginge es einem besser...um es einmal so krass auszudrücken.

Erinnerungen an schöne gemeinsame Zeiten mögen zum Zeitpunkt etwas Hoffnung auf eine Wiederbelebung bringen, aber wenn dann der Alltag und vor allen Dingen die *alten* Probleme...von einer dritten Person mal ganz abgesehen...wieder auftreten, war es das auch schon.

07.05.2019 07:36 • #173


T
Naja, man würde wohl schmerzhafte Gefühle per Knopfdruck ausstellen. Ich stelle mir vor, wie farblos das Leben dann wäre (mein ganz persönliches Empfinden).
Man hinterfragt doch alles viel weniger, es geht einem ja gut.
Ich denke, ich habe es schon einige Male geschrieben. Wenn in einer Beziehung wesentliches verloren gegangen ist, dann sollte man sich die Mühe machen, sich damit auseinanderzusetzen. Vielleicht hat man sich nur aus den Augen verloren und es sind noch ausreichend Gefühle vorhanden. Aber dieses MUSS, unabhängig davon, wie unglücklich man damit ist, das verstehe ich nicht. Das ist für mich Wegschauen/Verdrängen. Gefühle wollen auf etwas aufmerksam machen.
In meinem Fall war es wohl der Hinweis, dass mein Mann und ich nicht zusammen leben konnten, ohne dass jeder von uns massive Abstriche machen musste.
Eine Trennung ist nie ein leichter Gang, auch wenn man weiß, dass sie richtig ist.
Leider kenne ich einige ältere Paare, die nicht aus Liebe zusammen geblieben sind. Deren Beziehung ist ziemlich lieblos und so gehen sie auch miteinander um. Es macht den Eindruck, als würde jeder dem anderen unterschwellig den Vorwurf machen, er sei dafür verantwortlich, dass man unglücklich ist. Dabei hat man selbst so entschieden. Und das auf die letzten Meter.

07.05.2019 10:13 • x 1 #174


6rama9
Zitat von Tabea2018:
Im Falle einer Trennung zu unterstellen, man hätte sich nicht ausreichend bemüht, finde ich nicht richtig. Manchmal entwickelt man sich in unterschiedliche Richtungen und es reicht nicht mehr für ein gemeinsames, glückliches Leben. Da kann man dann noch so viele Kerzen aufstellen..

In vielen Fällen ist aber mangelendes Bemühen und emotionale Trägheit der eigentliche Trennungsgrund. Ein gemeinsames, glückliches Leben fällt keinem Paar zu. So etwas ist immer Arbeit. Und ich bin überezugt, wenn die sprichwörtlichen Kerzen und Kaminfeuer rechtzeitig und häufig genug angezündet werden, lässt sich das Gefühl Liebe sowohl verhandeln, als auch steuern. Natürlich verhandelt und steuert man Gefühle immer nur indirekt (durch das Erzeugen von Stimmungen, durch bewusstes Agieren, durch Annehmen von Gefühlen, durch Unterdrückung von Gefühlen, usw), aber man steuert sie ein Leben lang. Daher ist Liebe zum großen Teil Einstellungs- und damit natürlich auch Charaktersache und erfordert Willsenstärke.

Zitat von Tabea2018:
Leider kenne ich einige ältere Paare, die nicht aus Liebe zusammen geblieben sind. Deren Beziehung ist ziemlich lieblos und so gehen sie auch miteinander um. Es macht den Eindruck, als würde jeder dem anderen unterschwellig den Vorwurf machen, er sei dafür verantwortlich, dass man unglücklich ist. Dabei hat man selbst so entschieden. Und das auf die letzten Meter.

Ich kenne sowohl als auch. Rentner-Ehepaare, die aus Liebe und Rentner-Ehepaare, die aus Vernunft zusammengeblieben sind. Ist das letztere ein schlechterer Grund zusammenzuleben? Wenn ich in meinem Leben nicht den perfekt passenden Deckel gefunden habe... muss ich dann unbedingt weitersuchen, anstatt mich in meinem Leben einzurichten? Muss ich dann unbedingt alleine die Zeit totschlagen, anstatt in einer Vernunftbeziehung zu verbleiben? Liebe ist doch nur ein kleiner Teil des Gefühlskosmos... da gibt es doch noch viel mehr, wie Selbstverwirklichung, Macht, Einfluss, Erfolg, usw usw. Wie naiv wäre es anzunehmen, dass jeder nur in einer Liebesbeziehung glücklich werden kann. Das wäre genauso naiv wie die Annahme, dass jeder nur in finanziell sicheren Verhältnissen glücklich werden kann. Beides hilft glücklich zu werden, aber beides sind keine Voraussetzungen.

Zitat von Ema:
Seine Gefühle jedoch lenken zu können - wie du sagst - ist wieder etwas ganz anderes. Das geht nämlich nicht. Gefühle sind relativ unabhängig von rationalen Beeinflussungen.

Das sehe ich definitiv anders. Gefühle lassen sich ausschließlich durch die Ratio (inkl von der Ratio entschiedenen Aktionen) beeinflussen. Dazu gibt es genug pschologische Studien und Methoden. Die weitverbreitet kognitive Verhaltenstherapie ist eine davon. Dabei geht es ganz bewusst um die rationale Steuerung negativer Gefühle. Und natürlich funktioniert es. Ich verstehe absolut nicht, woher dieser Irrglaube kommt, dass man Gefühle nicht beeinflussen könne, dabei zielt unsere gesamte Sozialisierung und Erziehung genau auf nichts anderes als die Lenkung und Kontrolle von Gefühlen.

07.05.2019 10:53 • x 1 #175


T
Meine Eltern lebten 55 Jahre glücklich zusammen. Sie mussten sich nicht bemühen, weil sie sich einander wichtig waren und jeder den anderen gesehen hat.
Aktuell sehe ich an anderer Stelle ein Paar, der Mann im Pflegeheim, sie besucht ihn notdürftig in großen Abständen, aber auch nur, weil sie sich verpflichtet fühlt. Absolut trostlos.
Auch wenn du es nicht nachvollziehen kannst, für mich will ich so etwas nicht. Ich habe allerdings sehr viele Menschen um mich, die für mich da sind.
Alleine die Zeit totschlagen? Ich muss sie nicht totschlagen, ich nutze sie. Eine Vernunftehe wäre für mich unerträglich, absolut nicht denkbar. Wenn andere sich damit arrangieren können, ist das völlig okay. Ich kann es halt nicht. Für mich bleibt Liebe ein ganz besonderes Gefühl, da kann ich auch keine Kompromisse eingehen.
Geht halt einfach nicht, aber da spreche ich wirklich nur für mich.

07.05.2019 13:38 • x 4 #176


6rama9
Zitat von Tabea2018:
Für mich bleibt Liebe ein ganz besonderes Gefühl, da kann ich auch keine Kompromisse eingehen.

Für die einen ist es die Liebe für die sie keine Kompromisse eingehen, für die anderen die Selbstverwirklichung, für wieder andere der berufliche, sportliche oder künstlerische Erfolg.

Es gibt viele Wege zum Glück, böld wirds halt dann, wenn unterschiedliche Lebensvorstellungen aufeinandertreffen, zB Liebesbedürftige und Selbstverwirklicher.

07.05.2019 13:47 • x 1 #177


T
Zitat:
Für die einen ist es die Liebe für die sie keine Kompromisse eingehen, für die anderen die Selbstverwirklichung, für wieder andere der berufliche, sportliche oder künstlerische Erfolg.


Das ist wohl wahr. Jeder kann nur für sich entscheiden, was einen nährt und Entwicklung zulässt oder was man als Belastung und erstickend empfindet.
Deshalb leben mein Exmann und ich getrennt. Wir schätzen unsere gemeinsame Zeit und sind immer noch für einander da. Aber ein gemeinsames Leben passt leider nicht.

07.05.2019 15:11 • x 2 #178


H
Zitat von Tabea2018:

Das ist wohl wahr. Jeder kann nur für sich entscheiden, was einen nährt und Entwicklung zulässt oder was man als Belastung und erstickend empfindet.
Deshalb leben mein Exmann und ich getrennt. Wir schätzen unsere gemeinsame Zeit und sind immer noch für einander da. Aber ein gemeinsames Leben passt leider nicht.


...the same here...der Respekt ist geblieben!

Bazinga hat absolut recht....Gefühle sind nicht verhandelbar! Liebe ist ein Gefühl...Liebe muss Spass machen, kein ich hab für meine Liebe gekämpft, alles was in Kampf ausartet entsteht unter Zwang! Ich hab um meine Ehe gekämpft und gewonnen, ja aber um was für einen Preis?

07.05.2019 15:53 • x 2 #179


V
Zitat von 6rama9:
Ehrlich? Du lässt deine Wut und deinen Zorn so richtig ungebremst raus? Keine Gefühlskontrolle? Erstaunlich, wie du damit in Beruf und Privatleben zurechtkommst. Oder kann es sein, dass du sehr wohl deine Gefühle lenkst, nur nicht die, in denen du gerne schwelgst?

Ich wette, du kannst deine Gefühle genauso gut wie andere Menschen lenken, aber dein Wertemodell und der Glaube an die romantische Liebe hindert dich daran, diese Kontrolle dort einzusetzen, wo sie vielleicht am wichtigsten ist: In der Partnerschaft.


Nein, es gehört Mut dazu, sich seinen Gefühlen zu stellen.


Ich denke das Problem hier ist, dass viele glauben, es gäbe den einen Maßstab. Die Menschheit ist aber sehr individuell.

07.05.2019 23:14 • x 1 #180


A


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