@angel09
Zitat von angel09:Verstehe ich das soweit richtig?
Das würde ich so unterschreiben, absolut, ja!
Zitat von angel09:Wenn ja, dann kann man seinen eigenen Umgang oder die Veränderung zum Thema Vertrauen nicht so losgelöst betrachten. oder sehe ich das falsch?
Falsch würde ich nicht sagen, weil ich glaube, das lässt sich so einfach nicht verallgemeinern. Eben weil der Umgang mit eigenen Defiziten ebenso individuell ausfällt, wie die Erfahrungswerte selbst, demnach auch die Vorbelastungen eines Menschen, sich eben auch nur teilweise auswirkt, am stärksten eben auf die Fähigkeit zu vertrauen. Und da liegt glaube ich der Hund begraben, denn wenn man es ganz genau betrachtet, ist Vertrauen kein schlichter Instinkt, wie bei Tieren. Wir Menschen entwickeln das etwas komplexer. Zunächst wird im
kognitiven Bereich festgestellt, ob jemand meines Vertrauens würdig (doofes Wort) sein kann, oder nicht. Die Massstäbe, die ein Mensch hierfür ansetzt, sind
abermals ganz individuell, so kann also die Hürde sehr hoch, aber bei anderen Menschen eher niedrig angesetzt sein. Was immer gleich abläuft, ist das Abwägen des Bedrohungspotentiales. Vertrauen erwirkt vereinfach gesagt lediglich, dass ich meine persönlichen
Schutzmechanismen herunter fahre, im Umgang mit einer Person. Ich öffne mich ihr und werde dadurch angreifbar, zeige mich verletzlich. Was also passiert ist, ich versuche abzuschätzen, wie gefährlich es für mich sein könnte, ein
nicht zu kontrollierendes Risiko einzugehen, nämlich dass ich durch diesen Menschen, dem ich mein Vertrauen entgegen bringe,
vorsätzlich verletzt werden könnte.
So kann es zum Beispiel auch sein, dass wir einer Person auf der
Freundesebene leichter unser Vertrauen entgegen bringen, als möglicher Weise einem
potentiellen Partner. Je nachdem eben, wie wir eingestellt sind.
Haben wir uns entschieden, der Person unser Vertrauen entgegen zu bringen, benötigen wir zusätzlich zu der kognitiven Einstellung/Entscheidung auch noch die
Fähigkeit vertrauen zu können. Es ist also
eine Sache, zu sagen ich vertraue Dir - eine
ganz andere Sache ist es, diese Entscheidung auch
emotional tragen zu können. Das beste Beispiel ist das wohl
Eifersucht. Im Kopf haben wir uns entschieden dem Partner zu vertrauen, die emotionale Basis ist in diesem Falle aber nicht fähig, diese Entscheidung mitzutragen, es entstehen Zweifel, quälende Unruhe und eben
Misstrauen, obwohl wir bereits
entschieden haben zu vertrauen.
Da es sich jedoch um eine Partnerschaft handelt, besteht dieses Vertrauen im Normalfall
gegenseitig, bedeutet natürlich, auch die gleiche
Problematik kommt zum tragen. Das könnte in etwa folgender Massen aussehen:
Der Partner ist allein auf einer Party. Ich vertraue ihm, sage ich. Es fliesst Alk. und am Schluss fallen die Hemmungen und ein Partygast versucht mich penetrant anzubaggern. Obwohl ich klar meine Grenze aufzeige und mein Desinteresse, fällt er mir im Rausch plötzlich um den Hals und drückt mir einen überschwänglichen Kuss auf den Mund. Ich kann mich nur mühsam befreien. Nun fahre ich nach Haue und fange an zu überlegen, ob es mir der Anstand gebietet, offen und ehrlich den Vorfall zu schildern. Und nun kommt der Punkt, der sehr oft nicht in Betracht gezogen wird:
Ich kenne meinen Partner und weiß, dass er sehr eifersüchtig ist. Ich halte es durchaus für möglich, dass er die Situation überbewertet und es zu einer lauten Auseinandersetzung kommt, an deren Ausgang ungewiss ist. Da ich selbst einige traumatische Erfahrungen gemacht habe als Kind, sowie schon eine destruktive Partnerschaft hinter mir habe, konnte ich nie die Erfahrung der sicheren Bindung abspeichern. Ich liebe meinen Partner sehr und will ihn nicht verlieren, der Gedanke macht mir Angst,
weil ich vertrauen will aber nicht gleichermassen kann.
Ich entscheide mich also nichts zu sagen, weil aus meiner Sicht nichts vorgefallen ist, kein Zutun meinerseits. Zunächst ist es an dieser Stelle erledigt. Monate später, erfährt mein Partner durch Zufall von dem Vorfall und es kommt zu dem, was ich befürchtet hatte, ein übertriebener Streit und mein Partner beendet die Beziehung, entzieht mir sein Vertrauen. Zu meinem Verdruss, hat er jedoch bezüglich des Vorfalls ganz vorbildlich reagiert, den Umstand, dass ich geschwiegen habe, bewertet er um ein vielfaches höher und unterstellt mir, heimlich Gefühle für besagten Partygast, denn anders könne er sichnicht erklären, warum ich den Vorfall verheimlichen sollte. Ich versuche zu erklären, dass ich ja weiß, dass mein Partner zuweilen sehr eifersüchtig ist und dass ich ihn nicht damit belasten wollte, da nichts relevantes passiert war und weil ich Angst hatte, er könne damit eventuell nicht umgehen und mich verlassen.
Fazit: In dem Moment, in dem mein Partner nun sagt, er könne mir nicht mehr vertrauen, weil ich geschwiegen habe, sagt er das aus seiner
inneren Haltung heraus, denn ich habe das zuvor für mich anders bewertet. Was er nicht berücksichtigt ist, dass ich ebenso zwar hätte vertrauen
sollen, es aber gleichfalls nicht
konnte, weil meine emotionale Basis nicht ausreichte um das zu leisten,
ich hatte Verlustangst.
Welches Vertrauen wird nun eigentlich wirklich enttäuscht? Die Absicht war, ein Risiko eingehen zu können, sich verletzlich zeigen zu können. Man war sich sehr sicher, vorsätzlich würde der Partner einem nicht wehtun wollen.
Also muss man sich fragen, ist denn das überhaupt passiert? Hat der Partner in Kauf genommen dass ich verletzt werde? Ich antworte mit nein, denn darum habe ich geschwiegen, einerseits um nicht unnötig einen Stich zu versetzen und andererseits weil ich selbst nicht so gut vertrauen konnte, wie wollte.
Ich kann also nicht meinen Partner in die Verantwortung nehmen und ihm vorwerfen, nicht sofort den Vorfall erwähnt zu haben, also
bewusst verheimlicht zu haben, wenn ich selbst nicht erkenne, dass mein Partner dennoch nichts mein Vertrauen enttäuscht hat, denn er hatte positive Absichten, sowie negative Vorrausetzungen. In diesem Fall, wäre also
in Wahrheit mir selbst der Vorwurf zu machen, weil ich im Grunde
aus meiner Eifersucht heraus verletzt bin, dies könnte ich durchaus auch in den Griff bekommen indem ich mir bewusst mache, dass ich mit dieser Entscheidung, die Beziehung zu beenden, gerade sehr anschaulich mache, dass ich selbst mich gerade
nicht vertrauenswürdig zeige und der Partner mit seiner Verlustangst letztlich erneut eine negative Erfahrung gemacht hat, denn aus seiner Sicht, habe
allein ich nicht genügend Basis um zu vertrauen, indem ich zweifele und eifersüchtig bin.
****
Ich habe das erstmal bewusst nicht auf das Fremdgehen angewendet, das mag jeder auf seine spezielle Situation anwenden. Vertrauen ist also nicht allein meine Baustelle in einer Partnerschaft, selbst wenn ich belogen und betrogen wurde. Entscheidend ist einzig und allein, wie der Partner und seine Fähigkeit zu vertrauen zu mir eingestellt sind. Vor diesem Hintergrund, ist diese Aussage völlig legitim, aber bitte gegenseitig zweipolig.
Zitat von angel09:Ich vertrete aber die Meinung, dass Achtsamkeit im Umgang miteinander sehr wichtig ist, eben weil nichts im luftleeren Raum stattfindet!
Ich hoffe ich habe jetzt nicht für noch mehr Verwirrung gesorgt. Und natürlich führt diese Erkentnis absolut nicht dazu, dass es eben auch Menschen gibt, die unser Vertrauen schamlos ausnutzen und sich leider einen Dre. um uns und unsere Gefühle scheren.
Soweit dann von mir, ich möchte hier nicht weiter schreiben - wenn Du noch Fragen hast, schick mir einfach eine PN.
@Forenleitung ich für meinen Teil kann das sehr gut ohne Schiedsrichter auflösen, Herr Paulaner müsste dafür aber auch auf seine diversen Post verzichten, in denen er mich OT angreift, ohne überhaupt Thema zu sein oder zitiert worden zu sein. Einfach ignorieren wenn er ein - wie auch immer - Problem mit mir hat. Aber ständig schreiben und sticheln ist nicht so eine gute Taktik, wenn man doch eigetlich seine angebliche Ruhe haben möchte. Ich halte es weiterhin so!
Liebe Grüße
Simply