Hallo,
hier vielleicht noch mal etwas aus der anderen Perspektive - ich war die, die eine Beziehung nach über acht Jahren und zwei Kindern ähnlich aufgegeben hatte. (Der Unterschied: Ich habe vorher nichts mit dem anderen angefangen; das hätte ich meinem Ex nicht antun können.)
Ich dachte zunächst, dass ich keine Gefühle mehr hätte. Nun ist es ungefähr ein 3/4 Jahr her. Der Neue ist (zum Glück) weg, ich bin immer wieder gewankt und hatte auch noch ein paar Mal was mit meinem Ex. Wir wollten es jetzt versuchen und dabei hat er festgestellt, dass er doch viel zu sehr in seine Bekanntschaft verliebt sei. (Ich kann das irgendwie nicht glauben.)
Jedenfalls dachte ich, wie schon gesagt, ich hätte keine Gefühle mehr für meinen Ex und wäre total verliebt in den Neuen. Da hätte mir auch sonst jemand sagen können, dass es nicht so ist - ich hätte es nicht geglaubt, weil ich es ja besser wusste ... dachte ich jedenfalls.
Rückblickend betrachtet habe ich meinen Ex sehr wohl noch geliebt; ich hatte nur über Jahre hinweg nicht mehr das Gefühl gehabt, geliebt zu werden. Und das hatte mich gekränkt. Ich hatte es zwar immer wieder irgendwie meinem Ex signalisiert, aber scheinbar ist es nicht angekommen (oder er war tatsächlich nicht mehr in mich verliebt; das weiß ich leider nicht). So richtig erkannt habe ich es erst jetzt. So richtig formulieren kann ich es jetzt. Zwischendurch hatte ich immer wieder Angst, dass wenn wir wieder zusammen kommen, sich nichts ändern würde. Ich hatte Angst davor, dass es wieder so wird, wie es war. Und ich hatte Angst davor, irgendwann zu erkennen, dass der Neue doch der richtige gewesen wäre. Für mich stand fest, dass ich die Beziehung zu diesem Mann erst mal zu Ende leben musste. Und das habe ich auch. Es war tatsächlich nur eine Übergangsbeziehung. Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass man in so einem Moment DEN oder eben auch DIE Richtige/n findet, ist schwindend gering.
Meine Ex hätte nur warten müssen. Aber das geht natürlich auch nicht. Man sollte nicht ein halbes Jahr warten (oder länger). Man sollte anfangen, die Dinge anzugehen. Und dazu muss man erst einmal ein Stück weit emotional unabhängig werden. Man darf nicht denken, ohne den anderen nicht mehr leben zu können oder das ganze Lebensglück hänge nur von einer Wiedervereinigung ab.
Und man sollte anfangen, nicht die Schuldige/ den Schuldigen zu suchen. Beide sind meistens gleichwertig schuld am Scheitern einer Beziehung - wenn man hier überhaupt von Schuld sprechen darf. Man sollte damit beginnen, die Ursache zu ergründen und die Beziehung zu reflektieren - aber nicht zu bewerten (Schuld). Nur so kann man es meiner Ansicht nach in der nächsten Beziehung (mit wem auch immer) besser machen. Das dauert aber seine Zeit. Und dabei kommen ALLE Emotionen hoch: Wut, Trauer, Angst, Freude usw. Das ist wohl auch wichtig. Davor wegzulaufen halte ich für falsch.
Ok, ich schwafel wahrscheinlich schon wieder zu viel. Ich wollte Euch nur mal eine mögliche andere Perspektive auftun. Das heißt nicht, dass es bei Euch auch so ist, da ja (wie hier jetzt schon öfter geschrieben) jeder und jede Beziehung individuell ist.
Ich bin gerade auch dabei, meinen Schritt nicht bereut zu haben. Das fällt mir genauso schwer.
Herzliche Grüße
Susi