Pugilator,
wenn sie davon ausging, ihr hättet euch auf ein Nestmodell geeinigt. Und Du davon ausgehst, ihr habt keine Einigung, dann habt ihr ein Kommunikationsproblem. Mach doch einen Termin bei der Diakonie, um dort aufzuschreiben, worauf ihr euch einigen könnt und worauf nicht.
Ich persönlich halte das Nestmodell für das dem Kindeswohl in einer Trennungssituation am besten entsprechende. Vielleicht kannst Du Dir ja Bedingungen ausdenken, zu denen Du das Nestmodell auch den Kindern zuliebe mittragen könntest.
Es ist im übrigen völlig legitim, verletzt und erbost darüber zu sein, dass sie Dich nach so langer Zeit und so viel Verbindlichkeit in eurer Beziehung verlassen hat, Du nicht mehr an sie herankommst und sie nun Pläne verfolgt und Handlungen zeigt, die Deinen Plänen für euer Leben völlig entgegen laufen.
Da musst Du gar nicht anführen, was sie alles hatte und dass sie als Mutter doch anders agieren sollte.
Dein Schmerz und Deine Angst sind bedeutend und müssen nicht hinter dem Schmerz und der Angst der Kinder oder dem allgemeinen Unverständnis darüber, was sie alles aufgibt, um die Partnerschaft mit Dir zu beenden, zurückstehen.
So entschlossen, wie sie sich von Dir trennt, nur auf das Stichwort von Dir gewartet hat, um den Koffer zu packen, in Windeseile eine Wohnung hat und hinsichtlich ihrer Entscheidung kein sentimentales Hadern zeigt, ist da vermutlich ein schon länger andauernder Prozess in ihr zum Schlusspunkt gekommen. Der andere Mann scheint ihr ein zu Ziel sein, für das sich der Aufbruch lohnt. Die Unzufriedenheit wird aber sicherlich nicht über Nacht gekommen sein. Gerade als MS-kranke Frau hat sie vor Augen, dass sie nicht unendlich viele gute Tage noch zur Verfügung hat.
Geh auch davon aus, dass sie die Dinge nicht so wie Du sieht, dass es für die Kinder am besten wäre, alles bliebe beim Alten. Ihre Sicht der Dinge wird sein, dass sie den Kindern eine bessere Mutter sein kann, wenn sie selbst wieder energiegeladen und in sich rund ist. Eine Frau, die auf einer New York Reise mit der Familie in eine Handygame flüchtet, ist weder glücklich, noch in der Situation zufrieden, noch mit sich im Reinen.
Wenn sie sich jetzt in eine Situation bringt, mit der sie zufriedener ist, wäre sie tatsächlich die bessere Mutter für die Kinder. Auch wenn das bedeutet, dass es für Dich künftig schwerer wird, ein guter Vater zu sein.
Ich finde es gut, dass Du sofort reagiert hast und für Dich das HomeOffice durchsetzen könntest. Für Deine Kinder da zu sein ist neben Eigenfürsorge jetzt das Wichtigste.
Arbeite bitte an Deinem Selbstbewusstsein und Selbstverständnis als Vater. Du schreibst oben, dass Du nicht verstehen kannst, wie Deine Noch-Frau die Kinder an Heiligabend nachts bei Dir lassen konnte. Sie scheint Dir als Vater mehr zuzutrauen als Du Dir selbst. Tausch in dem von Dir geschriebenen Satz mal die Rollen Mutter und Vater aus und Du verstehst, was ich meine. Vielleicht warst Du ja auch schockiert, dass sie Dich an Heiligabend allein gelassen hat. Dann gestehen Dir das ein, denn Du darfst darüber traurig sein. Nur projizier das nicht auf die Kinder. Die werden sich unter Deiner Obhut hoffentlich genauso wohl und sicher fühlen wie unter der Obhut Deiner NF, wenn sie mit den Kindern allein ist.
Wenn Du meinst, dass sie nach der Trennung auch gut noch mit Dir in dem Haus hätte bleiben können, dann überleg wirklich mal in Ruhe, ob das Nestmodell für euch in Frage kommt. Ihr könntet das Haus behalten, die Kinder ihr gewohntes Umfeld und jeder von euch hätte in seiner kleinen Wohnung einen eigenen Bereich, in dem er sich als Mann bzw. Frau nach einer gescheiterten Ehe wieder neu aufstellen und neu finden kann, ohne die Kinder mit diesen Selbstfindungen und Neuanfängen konfrontieren zu müssen. Aus Kindersicht wäre das wirklich das Beste. Könnt ihr euch zwei kleine Wohnungen neben dem Haus leisten? Was ging denn z.B. für Urlaube im Jahr weg und reicht das für den zusätzlichen Aufwand des Nestmodells?
26.12.2018 10:50 •
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