N'Abend liebe Leute,
viele Tage bin ich jetzt als Gast hier in Euren Geschichten unterwegs. Natürlich nicht ohne Grund. Heute möchte mich Euch anvertrauen. Bin beeindruckt von so mancher Sichtweise und den Ratschlägen, die hier zu lesen sind. Der Gedanke, nicht allein zu sein mit dem Herzeleid macht es schon einfacher.
Wie bei vielen von Euch wollen mein Herz und mein Kopf sich nicht einigen. Und da könnte ich Eure Impulse und Zuspruch gebrauchen. Eigentlich weiß der Verstand, was das Herz (noch) nicht wahrhaben kann und das ist so kräftezehrend. Bin so müde vom vielen Denken und Fühlen, schleppe mich nur noch so durch die Tage. Ich stehe mit blutendem Herzen gelähmt in der Finsternis...
Vor 20 Tagen bekam ich ziemlich unerwartet eine sms von meinem Jetzt-Ex-Liebsten, er habe mal grundsätzlich nachgedacht, kann mir nicht geben, was ich suche und will niemandem zur Last fallen (er hat ne Diabetes-1-Diagnose bekommen). Auch wenn unsere ca. 1 1/2-jährige Beziehung schon vorher manchmal wackelig war, war das doch ein heftiger Schock für mich. Davor war ich nach einer schlimmen mehrjährigen Beziehung zwei Jahre Single-Frau und glücklich und zufrieden. Ich hatte mich über längere Zeit vorsichtig und Stück für Stück ihm und einer Beziehung mit viel Nähe und Kommunikation geöffnet, es hat seine Zeit gebraucht, bis ich ihn in mein Herz gelassen habe. Dann aber auch so richtig. Vielleicht war ihm das dann zuviel. Ehrlich gesagt, ich verstehe die genauen Gründe nicht so richtig. Dasselbe wie bei vielen anderen hier auch: drei Tage vorher war noch alles harmonisch, liebevoll u.s.w.
Wir sind beide alleinerziehende Eltern von fast erwachsenen Kindern. Hatten viele Gemeinsamkeiten, Interessen, Ansichten und haben uns eine lange Zeit gegenseitig viel zu geben gehabt. Aufmerksamkeit, Wärme, Verständnis, auch mal albern sein, waren gerne zusammen, wie das so ist. Ich habe wohl gemerkt, dass er nicht mehr so gestrahlt hat, wenn wir uns trafen, wie am Anfang. Fand das aber normal und hab das dem Stress, der Gesundheit zugeordnet. Kann ja nicht immer alles rosarot sein. Wir haben uns gegenseitig nicht nur ins Herz, sondern auch ins Leben gelassen. Also auch mit den Kindern hatte sich in alle Richtungen eine Vertrautheit und Beziehung aufgebaut.
Nach dieser sms, die mich auf der Arbeit erreichte und mir richtig den Boden wegriss, hatte ich abends versucht, ihn anzurufen. Er ging nicht ran. Ich schrieb ihm, ob wir mal sprechen könnten. Er schrieb, er müsste wohl ja sagen, könnte es aber nicht. Und als ich dann 24 Stunden später immer noch nix weiter gehört habe, hab ich ihm adieu geschrieben, naja und dass es halt blöd ist, so per sms sich anständig zu verabschieden.
Ich habe danach nichts mehr von ihm gehört oder gelesen. Fast 1 1/2 Jahre gab es wenige Tage, wo wir keinen Kontakt hatten, uns nicht so gut wie jeden Tag einen guten Morgen wünschten, mal auf der Arbeit telefonierten, abends sowieso fast immer. Da es letztens schon zweimal zu sowas wie missverstandenen mehrtätigen Kontaktpausen kam und immer ich diejenige war, die auf ihn zugegangen ist und das Gespräch suchte, wollte ich ihm nicht wieder hinterherlaufen. Ich hoffte das, was hier wohl die meisten hoffen. Lasse ihn mal ne Weile in Ruhe, dann wird er sich wieder beruhigen, merken, was fehlt und wenn er Raum hat, auch auf mich zukommen. Ich hatte seinen Worten von Liebe geglaubt, ich hatte es ja schließlich auch ernst gemeint. Und dass man über alles reden kann. Konnte er aber wohl nicht.
Tja. Hoffnung. Nix weiter. Und nu bin ich seit fast drei Wochen am grübeln und am heulen. Ich muss und will es akzeptieren. Bei allen Mutmaßungen über seine Gründe, dahinter stecken nach meiner Logik nur drei Möglichkeiten: das Gefühl ist bei ihm weg und/oder er steht sich selbst im Weg. Ich denke, da nützt auch kein Kämpfen oder hinterherlaufen mehr. Mit seinem Verhalten hat er mir ja klar zu verstehen gegeben, was er will und dass ich nicht mal ein klärendes abschließendes Gespräch wert bin. Klare Sache vom Verstand her.
Ich vermisse ihn in jeder Sekunde und sehe ihn überall, es gibt nix, wobei ich nicht an ihn denke. Ich weiß, es ist Quatsch, aber es ist alles sinn- und freudlos ohne ihn. Und ich zweifle, ob ich nicht doch noch einmal hätte kämpfen sollen. Der Preis wäre aber wahrscheinlich gewesen, dass der letzte Rest von Selbstwert und Würde auch noch verloren wäre, ich hätte mich verbiegen müssen.
Es tut schlimm weh und ich kann mich zu nix so richtig aufraffen, was nicht unbedingt sein muss. Zu manchem zwinge ich mich, z.B. Freunde besuchen. Kriege aber immer noch täglich Heulanfälle und brauch die Zeit, mich zurückziehen zu können. Drückt mir die Daumen, dass bald die Freude und Wärme wieder in mein Leben zurück kommen.
Danke für's lesen, ist doch ziemlich viel geworden - jetzt geht's mir schon etwas besser und sortierter
Beste Grüße - die Erdfrau
12.04.2016 21:57 •
x 1 #1