Winterbank !
Sie sitzt in ihrem Arbeitszimmer und betrachtet eine winterlich verschneite Bank auf einem Kalenderblatt, daneben ein knorriger alter Baum. Traumverloren geht sie ein paar Schritte darauf zu. Unter ihren Schuhen knirscht der Schnee, kalte klare Luft. Sie fegt den Schnee mit den Händen etwas zur Seite, damit sie sich setzen kann. Weit hinaus geht der Blick. .noch weiter gehen die Gedanken. Eigenartig. So lange schon ist alles her, doch immer wieder ist alles wieder klar vor ihren Augen. Wie glücklich wir doch waren, denkt sie. . wie nahe. So eine Nähe zu einem anderen Menschen gab es niemals und . wird es dies jemals wieder geben ? Bis jetzt hat sie nichts zugelassen. Hat gebührend getrauert um die Liebe ihres bisherigen Lebens. Sie lächelt. weißt du. wir haben uns immer diese Fotos geschickt. von verträumten Wegen, Bänkchen, die zum Verweilen einladen, zum Genießen einer atemberaubenden Aussicht. Von Himmelbildern, die mochten wir beide ganz besonders. Ungewöhnliche Wolken, Sonnenuntergänge, knorrige Bäume, die Geschichten erzählen können. Ja, wir sind die berühmten zwei Seelen gewesen, die vor Urzeiten eigentlich eine einzige waren. .
Das wird uns niemals jemand wieder wegnehmen. Lächelnd flüstert sie vor sich hin. . . aber weißt du. nun wird es Zeit. . los zulassen. Auf so einer Bank sollte ein Mensch nicht für immer alleine sitzen. und die Lebensstufen, du kennst das Gedicht von Hesse. .die wollen gegangen werden. Schön, dass es dieses wir gegeben hat. Ich danke dir dafür.
wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde. .
Es ist spät geworden, sie steht auf, wirft noch einen Blick auf dieses Kalenderblatt mit der verschneiten Bank und löscht das Licht. Morgen ist ein neuer Tag.
Eine kleine Anmerkung zum Schluss. dies ist eine Traumsequenz, eine vergangene, aber nicht endende Liebe, die keine Bitterkeit, keinen Groll hat. auch so kann ein Lebensabschnitt beendet werden.
12.12.2018 09:42 •
x 12 #1