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Vernunft oder Gefühle

Cos2k
Hallo zusammen,

vermutlich gehöre ich auch zu denjenigen die nie gedacht hätten, sich mal in einem Forum anzumelden um über so etwas zu sprechen.
Nun denn, ich will mal mein Bestes versuchen das irgendwie niederzuschreiben.

Fakten: 19 Jahre Beziehung (wir: 37/35), dieses Jahr 10 Jahre verheiratet, zwei Kinder mit 6 und 8, Eigenheim, Freundeskreis etc. pp.

Es ist tatsächlich irgendwie sehr schwierig einen griffigen Einstieg zu finden.
Die Kinder waren/sind beide absolute Wunschkinder. Kind 1 hat aber nach einer gewissen Zeit (~11 Monate) einen ziemlichen Ungehorsam an den Tag gelegt, womit meine Frau jedoch absolut nicht klar kam. Da kam der Sohnemann offensichtlich ziemlich nach seinem Vater in jungen Jahren.
Lange Rede kurzer Sinn, haben, sowohl meine Frau als auch ich Seiten an ihr kennengelernt die vorher nicht da waren. Und diese sind nicht schön gewesen. Impulsiv, aufbrausend, schimpfen wie ein Rohrspatz, da flogen Schimpfworte in alle Richtungen durch die Gegend.
Darüber sind wir uns immer mehr ins Gehege gekommen, weil ich mich natürlich? irgendwo vor meinen Sohn gestellt habe, dawir ja die Erwachsenen sind und irgendwo über seinem Verhalten drüber stehen müssten. Mit jedem Mal Kontra in ihre Richtung, wurde es schlimmer, tagelange wurde sich angeschwiegen. Aber gut, irgendwann wurde der kleine Mann älter und vernünftiger und wir bewegen uns derzeit in einem, doch durchaus ruhigen Fahrwasser.
Viel Vorgeplänkel, ich weiß. aber vermutlich fing es hier irgendwie an.

Nun ja, in all diesen ersten Jahren, ist meinerseits immer mehr Gefühl für meine Frau verloren gegangen. Leider bin ich ein Mensch, der gerne erstmal laufen lässt, weil sich das schon wieder einrenken wird. Jedoch bin ich irgendwann an den Punkt gekommen, dass ich ihr offen und ehrlich gesagt habe, dass ich nicht mehr die Art von Gefühle für Sie hätte, die es aus meiner Sicht für eine gute Beziehung benötigt. Dies ist jetzt knapp 4,5 Jahre her.
Das hat sich natürlich tief getroffen und verletzt und sie muss damit seither leben, was mir abgrundtief leid tut, weil sie das nicht verdient hat.
Fakt ist jedoch auch, dass sich meine Gefühle in den ganzen letzten Jahren nicht geändert haben. Ich mag sie, ich respektiere und wertschätze sie, aber alles nur bis zu einer gewissen Ebene.
Ich bin emotional sehr distanziert zu ihr und kann ihr gewisse Dinge nicht mehr so geben, wie ich es fast 14/15 Jahre lang konnte.
Körperliches findet bei uns seit dem nicht mehr statt und auch davor war es sehr wenig und wenn kam es von mir aus.
Eingefordert habe ich nie etwas, was vermutlich ein Fehler war im Nachhinein betrachtet.
Ich bin irgendwann an den Punkt gekommen, dass ich dann eben auch nicht mehr anfangen wollte und habe alle Bemühungen eingestellt (wobei sie immer dabei war, wenn ich was getan habe). Jedoch möchte ich auch gewollt werden.
Sie sagt und das gestehe ich natürlich voll zu, dass sich halt Dinge ändern wenn man Mama wird, die Libido etc., alles gut und daher auch nie Druck gemacht/eingefordert.
Ohnehin war/bin ich eh ein Mensch der Dinge mit sich ausmacht und versucht meinen Stress nicht noch bei ihr draufzupacken, wenn ich sehe das sie eh schon genug zu tun hat.
Zu dem beruft sie sich dann halt auch darauf, dass sie nichts unternimmt, weil sie sich natürlich unsicher in meiner Richtung fühlt, seit ich ihr das mit den Gefühlen gesagt habe (was auch nachvollziehbar ist).
Nun ja, so leben wir jetzt seit geraumer Zeit. Der Alltag läuft, auch weil meine Frau ein absolutes Organisationstalent ist und den Familienalltag wirklich gut managed. Allerdings ist dies Ding Beziehung einfach nicht mehr da und sie selbst sagt durchaus Sprüche wie Zweckgemeinschaft oder könnte ich mit meinem Bruder zusammenleben. Und ja, sie hat Recht.

Ich kann von mir behaupten, in all der Zeit keinen Blödsinn gemacht zu haben und mir nicht irgendwelche Bedürfnisse wo anders geholt zu haben.
. bis ich vor etwas über einem Jahr, durch Zufall, eine andere Frau kennengelernt habe. Wir kannten uns aus einer gemeinsamen Sportgruppe und sind darüber ins Gespräch gekommen und daraus entwickelte sich langsam aber stetig immer ein bisschen mehr, bis sowohl sie als auch ich, an einem Punkt angekommen sind, dass wir Gefühle für einander haben.
Es ist auch nicht bei nur Gesprächen geblieben, so viel Offenheit und Ehrlichkeit muss sein. Das hat aber ziemlich lange gedauert bis dort mehr passiert ist.
Was mich in dieser Hinsicht etwas tröstet, ist die Tatsache das die Gefühle für meine Frau weg waren, bevor ich die Neue kennengelernt habe.
Mir war auch vor dem Kennenlernen irgendwo bewusst, dass meine Ehe nicht mehr an einen Punkt kommt, womit ich zufrieden bin. Natürlich wirkt jemand neues nun auch irgendwie wie ein Katalysator, dass ist mir klar.

Ich habe meiner Frau dann vor knapp 3 Monaten gesagt, dass dies kein Zustand ist, den ich noch 3, 4 oder 5 Jahre so leben möchte. Diese permanente nebeneinander herleben, ohne Zärtlichkeiten, dieses Wohlfühlen beim anderen etc.
Leider bin ich auch derjenige, der irgendwo stur ist, wenn ich einmal an einem Punkt angekommen.
Meine Frau liebt mich, sie hätte auch gerne irgendwie mal einen Kurzurlaub gemacht o.ä. (auch bereits vor 3-4 Jahren schon), dies habe ich alles geblockt, weil ich überhaupt kein Freund von irgendwelchen aufgesetzten/gezwungenen Sachen bin. Vielleicht wäre etwas Zwang hier nicht verkehrt gewesen.
Vor ungefähr drei Wochen habe ich ihr gesagt, dass eine Trennung durchaus eine Option für mich ist, da ich einfach keine Geühle mehr habe und ich mich auch nicht mit ihr alt werden sehe. Und wenn, dann nur nebeneinander, aber nich miteinander. Ihr Eltern sind hier für mich ein recht mahnendes Beispiel, obwohl es die besten Schwiegereltern sind die man sich vorstellen kann.

Eigentlich ist meine Frau bei uns die deutlich emotionalere Person. Aber bei diesen Gesprächen, lernte ich sie auch irgendwie neu/anders kennen. Aber vielleicht gehört das zum Muttersein dazu?!
Eine Trennung ist für Sie absolut keine Option, sie würde auch lieber so weiter nebeneinander herleben, als sich zu trennen.
Natürlich führt sie mit Recht div. Dinge an, die wir haben. Allen voran die Kinder. Und allein der Gedanke daran zerreisst mir das Herz. Ich bin überhaupt kein egoistischer Mensch und bei mir kommen zu 99% alle anderen Menschen vor mir.
Ich finde es schrecklich, dass ich genau in diesem Punkt der Meinung bin, dass ich egoistisch sein muss/kann/darf.
Mir geht es in meinem Alltag nicht schlecht, überhaupt nicht. Aber ich möchte mit einer Person alt werden, zu der ich mich hingezogen fühle, für die ich Gefühle habe. und diese habe ich seit Jahren nicht mehr für meine Frau.
Natürlich weiß sie nicht, dass es jemand anderen gibt. Damit könnte ich das alles beenden, was ich aber nicht will. Es ist schon so schlimm genug (andere würden sagen: lass dir Eier wachsen).

Ich glaube einfach das ich mit der Neuen etwas bekomme, was ich sonst nicht mehr bekommen werde. Ob das alles hält, steht natürlich in den Sternen.
Auf der anderen Seite gibt es auch so viele Rahmenparameter die stimmen und welche ich kaputt machen werde. Allen voran die Kinder die leiden werden.
Gefühlsmässig habe ich mich entschieden, allerdings steht auf der anderen Seite eine gehörige Portion Vernunft im Weg.
Egal welche Abbiegung ich nehme, ich mache viel kaputt. und ich weiß einfach nicht weiter.

Ich habe keine Ahnung ob ich das irgendwie darstellen konnte was mich umtreibt, seit Wochen und Monaten.
Schon mal danke das ihr es bis hier hin geschafft habt!

03.05.2021 16:44 • x 3 #1


B
Hallo, wäre eine Beratungsstelle erstmal eine Option für euch Beide?

03.05.2021 17:00 • #2


A


Vernunft oder Gefühle

x 3


I
Du wirst bei deiner Frau / in eurer Beziehung nur das Ruder rumreissen, wenn du ihr sagst das du für jemanden anderen etwas empfindest.
Deine Frau vermutet wohl , dass du dich in der Rolle des passiven Partners ergeben hast.
Ihr seid halt Eltern und ausschliesslich das und na ja noch ein gutes Team.
Sie wird davon ausgehen, dass du dich wieder einkriegst.

Ich würde es darauf ankommen lassen, sie all das wissen zu lassen, es könnte der berühmte letzte Schuss vorm Bug sein.
Zu verlieren hast du nichts mehr, vielleicht erkennt sie endlich den Ernst der Lage.

03.05.2021 17:08 • x 3 #3


tlell
Ich erlebe zum ersten mal in meiner jetzigen Beziehung, das Differenzen nicht mit harten und heftigen Streiterein ausgetragen werden, sondern mein Partner redet. Er beharrt nicht auf seiner Meinung, sondern holt mich zuerst da ab wo ich stehe. In ruhigen Gesprächen, die mir unheimlich viel Raum lassen, klären wir diese Dinge. Er macht mir niemals Vorwürfe und er greift mich nicht an. Wir finden so Lösungen und Kompromisse. Ich musste das erst lernen. Im Fall deines Sohne wäre es sicher besser gewesen zuzuhören, Lösungen anzubieten und zu versuchen es friedlich zu klären. Deine Frau hat sich ihre Überforderung ja nicht ausgesucht und auch nicht ihre Reaktion drauf. Gemeinsam daran arbeiten, wäre sicher der bessere Weg gewesen.

Zum Rest ich verstehe, das du so nicht weiterleben willst. Ich glaube jeder versteht das. Ich finde aber auch das du es dir sehr einfach gemacht hast. Einfach mal laufen lassen und dann aussteigen. Dieses treiben lassen ist ganz oft der Tod für jedes Gefühl. Wenn du dir die Frage stellst ob du egoistisch sein darfst, muss ich dir aus meiner Sicht sagen du bist schon die ganze Zeit egoistisch. Denn du hast absolut nichts getan um das Ruder rumzureissen. Du solltest mal genau bei dir schauen, was dein Problem ist und warum du alles so laufen lässt. Also im grunde zugeschaut wie die Ehe stirbt und jetzt wenn sie am Ende ist, machst du dich davon! Sehr unfair für vor allem für die Kinder. Nun denn es ist passiert, also ist es zu spät das Drama aufzuhalten. Lös die Situation jetzt fair für alle. Ihr solltet eine Eheberatung machen und miteinander reden. Auch Trennungen kriegt man durch eine Beratung sauber hin. Sie bietet Chancen und einen Raum um sich zu erklären und Dinge zu klären.

Nimms nicht krumm, das ich so direkt war. Es ist nicht böse gemeint. Aber ich hatte das Gefühl jemand sollte dich mal schubsen. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute! Ich hoffe du wirst glücklich.

03.05.2021 17:46 • x 14 #4


I
Zitat von tlell:
Einfach mal laufen lassen und dann aussteigen. Dieses treiben lassen ist ganz oft der Tod für jedes Gefühl. Wenn du dir die Frage stellst ob du egoistisch sein darfst, muss ich dir aus meiner Sicht sagen du bist schon die ganze Zeit egoistisch. Denn du hast absolut nichts getan um das Ruder rumzureissen. Du solltest mal genau bei dir schauen, was dein Problem ist und warum du alles so laufen lässt. Also im grunde zugeschaut wie die Ehe stirbt und jetzt wenn sie am Ende ist, machst du dich davon! Sehr unfair für vor allem für die Kinder. Nun denn es ist passiert, also ist es zu spät das Drama aufzuhalten. Lös die Situation jetzt fair für alle. Ihr solltet eine Eheberatung machen und miteinander reden. Auch Trennungen kriegt man durch eine Beratung sauber hin.


Aber bitte keine Eheberatung ohne alle Karten auf den Tisch zu legen,
Da gehört einfach maximal die 3. Person erzählt.
Alles andere ist unfair und geheuchelt.

So muss man nicht auseinander gehen, nicht nach so vielen Jahren.

( Immer daran denken, ob man auch so behandelt werden möchte) !

03.05.2021 18:11 • x 5 #5


L
Wenn deine Frau dich tatsächlich noch liebt, dann muss das ja schlimm für sie sein zu wissen, dass du es nicht mehr tust. Du lässt sie leiden. Wenn du dich trennen willst, dann mach es. Erwarte nicht von ihr, dass sie hier aktiv wird. Die Kinder werden sicher traurig sein, aber sie werden es verstehen, wenn sie älter sind.

03.05.2021 18:16 • x 2 #6


D
Du hast deiner Frau also vor 4,5 Jahren gesagt, dass du sie nicht mehr liebst. Was war denn da dein Ziel? Sollte sie es einfach mal wissen, wolltest du einen Neustart, wolltest du Friendzone?
Und was hast du in den letzten Jahren getan, um dieses Ziel oben zu erreichen?

Wie kommst du dazu voller Stolz zu sagen, dass du deine Bedürfnisse nicht woanders auslebst? Wenn das eure Absprache ist, ist Stolz da nicht angebracht. Es ist einfach normal. Und dann stellt sich heraus, dass du ebendieses doch tust.

Hm. Es ist unklar, was du willst. Also würde ich vorschlagen, du bekommst darüber Klarheit und dann verfolgst du dein Ziel. Und auch wenn es gerade nicht so aussieht, hast du viele Möglichkeiten, dich für ein Ziel zu entscheiden: Ehe öffnen, Ehe neu beleben, trennen, Affäre aufgeben und mit Frau als Geschwister leben, ach, es gibt bestimmt noch so viel mehr. Was willst du denn? Rausfinden und dann machen.

04.05.2021 06:54 • x 1 #7


S
Du erinnerst mich an meine Ex. Alles nur nicht Probleme ansprechen. Dann neu verlieben. Dem anderen alles hinwerfen. Noch 7 Jahre Rosenkrieg hinten dran anhängen. Ihr Lieblingsspruch in der Ehe war: Es kommt nix besseres nach.

Vermutlich hat sie da Recht. Sonst wäre nach 7 Jahren der Rosenkrieg doch schon vorbei und alles in Watte.

Ich finde Dein Verhalten auch etwas ego. Aber Du entscheidest wie es weiter geht. Es ist dein Leben. Deine Verantwortung. Deine Ehe. Deine Familie. Alles ganz einfach eigentlich.

04.05.2021 07:10 • #8


B
Lieber TE,
was Du schreibst, ist wohl völlig normal, oder sagen wir nicht ungewöhnlich. Ziemlich oft lebt man sich auseinander im Laufe der Zeit.
Ich versuche mal ein wenig Struktur aufzudröseln um Dir dann meine Meinung und Vorschläge zu geben. Wenn DU Dich angepisst fühlst- das habe ich bei einem anderen Thread gerade erlebt, dann halte mal kurz inne- ich kenne nur Deine geschriebe Geschichte und kann nur meine persönliche Geschichte und Erfahrungen dagegenhalten und weil ich weder Dich noch Deine Frau kenne, kann meine Einschätzung falsch sein. Ich bin aber eines- fair und neutral und versuche, nicht mit einer Moralkeule zu winken. Allerdings ist Ehrlichkeit und Offenheit für mich persönlich sehr sehr wichtig.

Ihr habt beide so Stück für Stück Euch verloren. Vielleicht beschleunigt durch die schwierige Frühphase des ersten Kindes.
Hier sehe ich von außen betrachtet eine überforderte Frau und einen Mann, der sie nicht unterstützt. Und beide lösen den Konflikt nicht, sondern er zieht sich in sich zurück. Für die Frau sieht das so aus: Warum stellt er sich dauernd vor sein Kind- sieht er denn nicht meine Not.
Diese unheilvolle Entwicklung lief langsam weiter, man war kein Paar mehr, sondern ein Familienunternehmen, was sehr flutscht.
Du hast ihr zwar Deine Unzufriedenheit mitgeteilt, aber ihr habt nichts daraus gemacht. Stattdessen weiter abwärts gefahren. Du hast Dich in Dich zurückgezogen und sie stand hilflos davor.
Und dann kam sie, aufregend unbefangen, lebhaft... gutaussehend whatever. Mit ihr kannst Du Deinem drögen Alltag entfliehen. Jau, das ist wieder Leben. Gespräche S., Gemeinsamkeit, Träume- richtig?


Tja und nun. Vielleicht hast Du schon gemerkt, worauf ich hinauswill: Du bist passiv. Schon Euer ganzes gemeinschaftliches Leben lang. Statt Probleme aktiv anzugehen, hast Du Dich in Dich zurückgezogen und Deiner Frau jegliche Chance genommen, an Eurer Partnerschaft zu arbeiten, gemeinsam die Zäsur des ersten Kindes zu stemmen
.
Zitat von Darlena:
Was war denn da dein Ziel? Sollte sie es einfach mal wissen, wolltest du einen Neustart, wolltest du Friendzone?
Und was hast du in den letzten Jahren getan, um dieses Ziel oben zu erreichen?

Ich würde sagen- nichts.
Zitat von tlell:
Zum Rest ich verstehe, das du so nicht weiterleben willst. Ich glaube jeder versteht das. Ich finde aber auch das du es dir sehr einfach gemacht hast. Einfach mal laufen lassen und dann aussteigen. Dieses treiben lassen ist ganz oft der Tod für jedes Gefühl. Wenn du dir die Frage stellst ob du egoistisch sein darfst, muss ich dir aus meiner Sicht sagen du bist schon die ganze Zeit egoistisch. Denn du hast absolut nichts getan um das Ruder rumzureissen. Du solltest mal genau bei dir schauen, was dein Problem ist und warum du alles so laufen lässt. Also im grunde zugeschaut wie die Ehe stirbt und jetzt wenn sie am Ende ist, machst du dich davon!


So, und nun genug eingedroschen. Das hilft ja auch nicht weiter, denn Du hättest Dich nicht hier angemeldet und um Rat gefragt, wenn Du nicht jetzt Deine Situation ändern wollen würdest.
Ich fürchte, Du musst nun endlich Dich mit Dir beschäftigen und herausbekommen, was Du willst.
Fair wäre es auch, mit Deiner Frau gemeinsam zu arbeiten. Und zwar wirklich ergebnisoffen. Im Moment besteht zwischen Euch ein Machtgefälle- sie will an Euch festhalten, und Du hast sie schon verlassen und betrügst sie.
Ihr beide solltet miteinander reden und Euch austauschen, etwas entwickeln. Persönlich halte ich von Geschwisterehen eher nix- die hast Du ja schon und bist unzufrieden. Und sie auch.
Offene Partnerschaften finde ich superschwierig. Klar gibt es sie, aber es ist superselten, dass es wirklich ausgewogen auf Augenhöhe klappt. Die meisten Menschen sind eben seriell monogam, in den meisten Fällen wird wohl einer ganz zufrieden sein und der andere spielt halt mit und leidet in Wirklichkeit.
Letztenendes sind meine beiden präferierten Lösungen Trennung oder Neustart.
Beide Varianten haben so ihre Vor- und Nachteile, sie verbindet aber eines: Sie sind ehrlich, sie laufen auf Augenhöhe, lösen Machtgefälle auf.
Allerdings bedeuten beiden Lösungen auch, dass Du diese verdammte Passivität überwinden musst und gemeinsam mit Deiner Frau Dir die Karten legen musst. Offen, ehrlich, schonungslos. Damit kann auch Deine Frau auf den selben Grundlagen entscheiden, was sie will.

Der Weg dahin ist schwierig. Und zwar deswegen, weil ihr vermutlich alleine gar nicht reden könnt, habt ihr ja bislang nicht auf die Reihe gebracht. Von daher braucht es einen neutralen Mediator, der helfen wird diese Basis zu schaffen. Und der Euch nicht in eine Richtung drängt, sondern Euch im Neuanfanfang wie in einer Trennung unterstützt, damit beide Parteien gestärkt aus der Sache hervorgehen.

Was Deine Außenbeziehung betrifft. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie eine Episode deines Lebens sein- in den wenigsten Fällen gelingen Warmwechsel. Die Gründe findest Du in den dröfzig Threads nebenan.
Wenn Du etwas wirklich ändern willst in Deinem Leben, wird es kein Sapziergang, soindern harte Arbeit und Du wirst leiden.
Aber Du wirst wieder leben. Und zwar frei und unbeschwert. Wie in Deiner Außenbeziehung. Bloß ehrlich!

04.05.2021 07:43 • x 7 #9


E
Ist es nicht bei allen so? Wenn man jahrelang mit einem und denselben Menschen zusammenlebt, dann schleicht sich der Trott ein. Beide müssen morgens zur Arbeit, kommen abends nach Hause und man hat fürs Miteinander kaum noch einen Nerv dafür, weil der Tag dann auch schon fast rum ist und es gibt ja noch die anderen alltägliche stressigen Nebengeräusche, die man meistern muß. Und wenn der Spaß flöten geht, dann lebt man irgendwann wie Bruder und Schwester zusammen. Beide wissen es, keiner tut was dagegen. Dann kommt eine andere Frau ins Leben und sorgt für neuen mentalen Schwung. Alles toll und der S. boomt. Hurra, Hurra. Aber Vorsicht. Diese Phase kann schnell verpuffen oder sie wird deine nächste Schwester.
Fakt ist: Niemand hier wird dir jemals wirklich helfen können. Viele hier leben selbst wie Bruder und Schwester mit ihren Partnern/innen. Nur du selbst kannst die Entscheidung deines Lebens treffen.

04.05.2021 08:20 • x 4 #10


B
Zitat von Magnum:
Ist es nicht bei allen so? Wenn man jahrelang mit einem und denselben Menschen zusammenlebt, dann schleicht sich der Trott ein. Beide müssen morgens zur Arbeit, kommen abends nach Hause und man hat fürs Miteinander kaum noch einen Nerv dafür, weil der Tag dann auch schon fast rum ist und es gibt ja noch die anderen alltägliche stressigen Nebengeräusche, die man meistern muß.

Einverstanden. Die Frage ist, was man daraus macht. Das Tolle ist, man kann den Spaß wieder finden.

04.05.2021 08:23 • x 1 #11


E
Zitat von BernhardQXY:
Einverstanden. Die Frage ist, was man daraus macht. Das Tolle ist, man kann den Spaß wieder finden.


Wenn man Zeit hat.
Bei Fulltime-Jobs nicht einfach. Schließlich muß man ja auch relaxen und schlafen. Und bei Ü50 jährige wird es schwieriger.
Hatte ich alles schon durch.

04.05.2021 08:27 • x 1 #12


Cienne
Eine kluge Scheidungsanwältin hatte mal in einem Interview erzählt, dass sich viele Männer abwenden, eine neue Frau finden und sich dann wundern, dass am Ende wieder alles ist wie bei der vorherigen Frau, vielleicht sogar schlechter.

Mir stößt dieses Ich glaube einfach das ich mit der Neuen etwas bekomme, was ich sonst nicht mehr bekommen werde. etwas auf. Das hört man so oft, die Hoffnung, dass etwas Neues dann das Richtige ist. Ich glaube, dass das davor war schon etwas Richtiges war, das Nächste wohlmöglich ebenso, aber nach ein paar Jahren wirst du denselben Trott haben, wenn du nicht aktiv Beziehungspflege betreibst.

Was verbindet dich mit der Neuen? Habt ihr gemeinsame Interessen, die ihr zusammen erleben könnt, wenn die heiße Liebesphase um ist? Das Bett verbindet anfangs sehr, aber es bindet nicht auf die Ewigkeit, so sind wir Menschen eben nicht gestrickt.

04.05.2021 08:29 • x 2 #13


B
Zitat von Magnum:
Wenn man Zeit hat.
Bei Fulltime-Jobs nicht einfach. Schließlich muß man ja auch relaxen und schlafen. Und bei Ü50 jährige wird es schwieriger.
Hatte ich alles schon durch.

Falsch, wenn man sich die Zeit *nimmt*.

Es klingt wie eine Binsenweisheit, aber man hat für die Dinge Zeit, für die man sich welche nimmt. Und noch eine Binsenweisheit: Qualitytime hängt nicht von der Quantität ab.

Und nur mal so für uns: wir investieren bewusst 30 min alle 10 Tage für ein Grundlagengespräch. Zusätzlich bestreiten wir ein 30 minütiges gemeinsames Workout alle 2 Tage. Ich gebe zu, dass wir zur Zeit uns eher für Schäferstündchen verabreden, aber so 2 bis 3 mal die Woche können wir einen Timeslot finden. Mit ü50 sind die Kinder aus dem Gröbsten raus und beschäftigen sich überwiegend selbst. Aber wir reden locker 1h die Woche mit ihnen, essen gemeinsam.

Hobbies haben wir auch, genmeinsame und getrennte. Wasalso machen wir falsch?
Nein keine Zeit ist eine Ausrede, kein Fakt.

04.05.2021 08:41 • x 2 #14


Wurstmopped
Zitat von Cos2k:
Körperliches findet bei uns seit dem nicht mehr statt und auch davor war es sehr wenig und wenn kam es von mir aus.
Eingefordert habe ich nie etwas, was vermutlich ein Fehler war im Nachhinein betrachtet.
Ich bin irgendwann an den Punkt gekommen, dass ich dann eben auch nicht mehr anfangen wollte und habe alle Bemühungen eingestellt (wobei sie immer dabei war, wenn ich was getan habe). Jedoch möchte ich auch gewollt werden.

Hallo lieber TE, diese Situation kennen viele Menschen in langen Partnerschaften.
Und ja ich kann das absolut nachfühlen, einerseits will man keinen Druck aufbauen und etwas einfordern was nicht freiwillig und aus der Leidenschaft entsteht und andererseits, leidet man, weil man sich selbst nicht mehr wahrgenommen und begehrt fühlt. Das aufzulösen ist mal so richtig schwierig.
Man versucht es irgendwie wegzudrücken, es nicht mehr an sich ran zu lassen, kompensiert, sucht eine Nische, Hobby oder stürzt sich in die Arbeit.
Und automatisch entfernt man sich vom Partner, weil mein diese gefühlte Ablehnung nicht mehr ertragen will.
Das geht schleichend vor sich aber unaufhaltsam.
Für dich gehört Körperlichkeit und Leidenschaft zu einer gesunden Beziehung dazu, es ist für Dich priortär.
Das zu erkennen ist sehr gut und wichtig.
Deine Frau setzt andere Prioritäten und kann einfach nicht verstehen, dass Du hier ein Bedürfnis hast, was für Dein Glücklich sein eine große Rolle spielt.
Sie versucht es bestimmt, aber sie schafft es einfach nicht.
Ich denke, ihr habt über das Thema schon oft und ausgiebig gesprochen.
Und je öfter man darüber redet umso mehr verliert es seine Leichtigkeit, bis irgendwann nichts mehr geht und man aufgibt.
Ob eine Paartherapie helfen kann? Gute Frage, die Frage ist, kannst Du überhaupt noch zurück oder ist der Schmerz und die Enttäuschung so groß, dass Du dich endgültig von deiner Frau verabschiedet hast?
Eine Affäre zu führen ist keine gute Lösung, weil es das Problem nicht auflösen kann, du kompensierst und wirst letztendlich nicht glücklich.

04.05.2021 08:42 • x 1 #15


A


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