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Borderline und Gefühle / Vermissen von anderen Menschen

Raida
Und noch eins, falls ihr dann noch nicht genug gelesen habt:
Irren ist menschlich

16.02.2020 22:18 • x 1 #166


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Zitat von Finii:
Der große Unterschied ist mMn dass die Angst in einer Angststörung etappenweise und wellenartig kommt. D.h sie kommt, erreicht ihren Höhepunkt nach ein paar Minuten und nimmt dann automatisch wieder ab. Das tut die Angst, die man in BL Situationen hat aber leider nicht. Die bleibt. Und wird schlimmer. So schlimm, dass man es irgendwo mit kompensieren muss. Von daher, natürlich spielen Ängste eine wesentliche Rolle bei der Krankheit, aber ganz andere Ängste halt :/


Du vergleichst beides miteinander, weil Du zugrunde legst, was wir als Angststörung definieren. So einfach ist das aber eben nicht. Und so habe ich das ganz sicher auch nicht gemeint.

16.02.2020 22:50 • x 2 #167


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Borderline und Gefühle / Vermissen von anderen Menschen

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Zitat von SimplyRed:
Ich sage nur sehr knapp, daß ich derzeit nicht von einer vorliegenden Interaktionsstörung ausgehe. Denn dann würden wir uns eher in das Feld der Unzurechnungsfähigkeit bewegen, was nach meinem Dafürhalten Unsinn ist. Ebenfalls spricht dagegen, daß es (wie bereits erwähnt) ausreichend Beispiele dafür gibt, mit anderen Methoden sehr gute Erfolge zu erzielen, was bislang als weitgehend ausgeschlossen galt.

Es war nicht meine Absicht, Unzurechnungsfähigkeit zu unterstellen. Allerdings erschließt sich mir auch nicht, warum eine Interaktionsstörung Unzurechnungsfähigkeit implizieren sollte, eine Angststörung hingegen aber anscheinend nicht. Genausowenig erschließt sich mir, warum Interaktionsmuster, die ja größtenteils erlernt sind, nicht grundsätzlich änderbar sein sollten. Ich kann nur vermuten, dass es tradierte Auffassungen über diese Phänomene gibt, die in die von Dir skizzierte Richtung gehen.

Wie auch immer: Ich persönlich als interessierter Laie verstehe die äußere Manifestation vieler PS einfach nur als eine Menge auffälliger Verhaltensmuster und Interaktionsmuster, die sich Menschen im Laufe ihres Lebens unbewusst angeeignet haben, weil sie sich damit in Situationen, in denen sie große Belastung oder Frustration empfanden, zumindest vorübergehend Linderung verschaffen konnten. Mir liegt es völlig fern, daraus irgendwelche Schlussfolgerungen bzgl. Zurechnungsfähigkeit oder Therapierbarkeit abzuleiten. Ich verstehe es aber so, dass sich die Betroffenen bei reinen Angststörungen dem ursächlichen Affekt in viel stärkerem Umfang bewusst sind, die erlernten Verhaltensmuster viel unmittelbarer auf die Vermeidung angstauslösender Situationen abzielen, und Außenstehende weit weniger für aus der Angststörung resultierende Erregungszustände oder deren Linderung verantwortlich gemacht werden.

16.02.2020 23:55 • x 1 #168


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Wie oben bereits erwähnt, ich sehe den reinen Begriff Störung bereits sehr skeptisch. Da mache ich keinen Unterschied.

Und ich sagte doch nicht, daß Du Unzurechnungsfähigkeit unterstellen möchtest, da verstehst Du etwas komplett falsch. Die Steuerungsfähigkeit eines Menschen hängt jedoch zwingend mit dem Grad, der Therapierfähigkeit zusammen und wenn ich dies bei einer PS auf der einen Seite als sehr unwahrscheinlich einstufe, kann ich nicht auf der anderen Seite die volle Zurechnungsfähigkeit annehmen und umgekehrt.

Aber wie bereits gesagt, so sehr vertiefen wollte ich das Ganze hier jetzt nicht.

Liebe Grüße
Simply

17.02.2020 00:05 • x 1 #169


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@SimplyRed : soweit ich das gelesen habe, leiden Borderliner unter frei flottierenden Ängsten. Das sind zwar auch Ängste, aber keine Angststörung mit Panikattacken gem. ICD 10 F.41.

Meine Ex z.B. war sich ihrer übertriebenen Ängste u vor allem auch Katstrophengedanken sehr bewusst. Panikattacken hatte sie aber noch nie in ihrem Leben. Sie wirkt btw. in sämtlichen Situationen stets wie die Ruhe selbst und sagt das auch von sich selbst. Meiner Erfahrung nach, wirken BL nach außen hin sehr souverän.

Was sie aber hatte, waren Dissoziationen - allerdings wohl nicht während unserer Beziehungszeit. Kann mir daher vorstellen, dass Ängste bei Borderlinern zu Dissoziationen, aber nicht zu Panikattacken führen. Oder eben in Richtung Psychose. Nur, dass der BL eben (meist) noch klar unterscheiden kann, was ist Fantasie und was nicht. So hat mir meine Ex z.B. erzählt, dass sie stets imaginäre Freundschaften und Liebesbeziehungen führt. Habe btw auch noch eine Freundin, die BL hat, und bei der ich, wenn sie was erzählt, regelmäßig nachfragen muss, ob das wirklich passiert ist oder sie sich das nur denkt. Sie sagt dann z.B., dass sie Gedanken von anderen Personen schlicht empfängt. Letzeres geht für mich dann schon eher in Richtung Psychose. Zumal BL ja eine Mischung aus Neurose und Psychose sein soll.

17.02.2020 13:36 • x 1 #170


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Zitat von zebra2020:
keine Angststörung mit Panikattacken gem. ICD 10 F.41.


So ist es! Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. So wie ich bereits sagte.

Zitat von zebra2020:
Sie sagt dann z.B., dass sie Gedanken von anderen Personen schlicht empfängt.


Diesen Satz habe ich bereits mehrfach gehört und in sehr gefestigten Paarbeziehungen sogar beobachten können, daher würde ich das jetzt nicht unbedingt der B-PS zuschreiben wollen

Liebe Grüße
Simply

17.02.2020 13:39 • x 1 #171


distress
Zitat von Raida:

Danke für den Beitrag.
Damit ist alles gesagt?
Alles geklärt?
Alles erklärbar?

Meine Gedanken wandern...
Dann ist Borderline also eine Angststörung?


Meine Ex hat das so beschrieben:

Momente größten Glücks ist sie nicht lange zu halten in der Lage, weil sich dann sofort Zweifel, oder besser die unverrückbare Gewissheit einstellt, die Ursache des Glücks oder der Zufriedenheit wieder zu verlieren.
Dieses Gefühl wird immer stärker und alles bestimmend, was zu völliger Verzweiflung führt. Das Wort Angst hat sie dabei nie aber benutzt.

Mir fehlt leider das Wissen um Angsterkrankungen, um das wirklich einschätzen zu können.

17.02.2020 14:24 • x 2 #172


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Zitat von SimplyRed:



Diesen Satz habe ich bereits mehrfach gehört und in sehr gefestigten Paarbeziehungen sogar beobachten können, daher würde ich das jetzt nicht unbedingt der B-PS zuschreiben wollen


Ja, aus gefestigten Paarbezieungen und sehr engen Freundschaften kennt man so etwas. Man spürt auch auf die Distanz z.B wie es dem anderen gerade geht bzw., dass gerade was passiert sein muss. Oder man denkt in demselben Moment aneinander und versucht sich, z.B. gegenseitig anzurufen. Oder denkt in denselben Momenten tatsächlich das gleiche. Das liegt aber daran, dass man sich eben sehr gut kennt, denke ich.

Bei der Freundin von mir ist das allerdings anders: sie hat das ja mit Menschen, die sie gar nicht näher kennt bzw. gerade erst ein Mal gesehen hat, z.B. Chef, Vermieter etc. Deswegen fällt mir dann ja auch auf, dass das Fantasie sein könnte. Sie erzählt dann Dinge, die sich so schlicht nicht zugetragen haben können, weil sie meinem Gefühl nach, mit der Person ja noch gar nicht so nahe sein kann als das man solch intime Gespräche schon geführt haben könnte. Sie hat mir auch neulich erst erzählt, dass sie auch imaginäre Gespräche führt. Das kennen zwar auch die meisten Menschen. Aber ich glaube, bei ihr vermischt sich das dann - und da geht es dann in Richtung Psychose - nur mit dem Unterschied, dass wenn man nachfragt, die Betroffenen noch erkennen können, dass das schlicht Fantasie war. Sie gibt mir ggü. ja dann auch zu, dass sie sich das nur denkt bzw. von der anderen Person meint, zu empfangen. Hinzu kommt auch dieses ständige S..ualisieren sämtlicher Begegnungen mit Menschen. Meine Ex meinte, bei ihr sei letzteres früher auch so gewesen.

17.02.2020 14:45 • x 1 #173


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Ich möchte zu der Freundin von mir auf jeden Fall noch ergänzen: wir schätzen uns gegenseitig sehr. Und sie schätzt es insbesondere, dass ich da so nachfrage, weil ihr das hilft, wieder in der Realität zu landen bzw. den Boden unter den Füßen zurück zu gewinnen. Auch sie hat immer ein gutes, offenes Ohr für meine Belange.

17.02.2020 14:59 • #174


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