Hallo liebes Forum,
ich habe in den letzten Monaten sehr stark mit Verlustangst zu kämpfen und ich hoffe, dass hier vielleicht der ein oder andere mitliest und das kennt oder vielleicht sogar überwunden hat. Erfahrungsaustausch und Tipps würden mich freuen.
Ich hatte bis vor etwa einem dreiviertel Jahr nie Probleme mit Verlustangst. Ganz im Gegenteil, ich habe aufgrund meiner Vergangenheit sogar einige Jahre fast völlig ohne Emotionen verbracht. Das Ganze war Folge vieler aufeinanderfolgenden Geschehnisse. Mein langjähriger Partner hat mich mehrmals betrogen, der darauf Folgende hat mich isoliert und emotional und körperlich missbraucht. Ich habe den Absprung aus dieser Beziehung geschafft. In dieser Schwäche lernte ich jemanden kennen, der mir seine helfende Hand anbot, was ich dankend annahm. Ich fühlte mich umsorgt, verliebte mich, geriet in eine emotionale Abhängigkeit und er nutzte es aus. Ich erkannte das viel zu spät, ich war seinen Aggressionen und Launen ausgesetzt und hatte keine Kraft mehr, mich dagegen zu wehren. Gewalt und Psychoterror und dann wieder Gerede von Liebe. Ich wurde ungewollt schwanger, die Hölle brach los. Auch dieser Mensch hat mir Schlimmes angetan. Ich musste dann meine Wohnung aufgeben, weil ich sie aufgrund der Schwangerschaft nicht mehr finanzieren konnte. Meine Jobs konnte ich nicht mehr so ausüben, meine finanzielle Unabhängigkeit war weg, ich war auf Hilfe angewiesen. Die fand ich bei meinen Eltern. Dann verlor ich kurz vor der Geburt meinen Vater, und meinen Halt. Ich habe aufgehört zu weinen und zu fühlen.
Ich suchte mir professionelle Hilfe und habe 4 Jahre lang eine Therapie gemacht. Das meiste habe ich gut aufgearbeitet, es geht mir gut. Und wenn ich Euch das so erzähle, dann habe ich das Gefühl, die Geschichte einer anderen Frau zu erzählen.
Mir geht es gut, habe eine neue Ausbildung gemacht, meine Tochter ist klug und wird jeden Tag schöner. Habe einen guten Job, verdiene gut, manchmal ist es nicht leicht aber ich bin stolz auf alles, was ich geschafft habe. Ich habe das meiste meines zerstörten Selbstbewusstseins wieder aufgebaut, was ich anfasse gelingt mir, weil ich es will und ich weiß, ich kann es.
Und nun ist da ein Mann, schon seit längerem, mein Seelenverwandter, bester Freund, mein Vertrauter und meine starke Schulter. Er gibt mir alles was ich brauche und noch viel mehr. Ich lerne viel durch Ihn, wir haben einiges zusammen durch. Ich habe noch nie im Leben jemanden so nah an mich heran gelassen. Durch unseren schwierigen Weg hab ich mich selbst besser kennen gelernt, und auch durch mein Erlerntes aus der Therapie konnte ich viele Probleme in mir lösen.
Ich hätte aber nicht damit gerechnet, dass er soviel in mir auslöst. Er ist mein Spiegel der mir zeigt, was ich nicht sehe. Ich liebe ihn, ohne jeden Zweifel, einfach um seiner selbst Willen. Aber zum ersten Mal im Leben passieren mir, für mich völlig befremdliche Situationen. Ich kannte das normale Gefühl der Angst, jemanden zu verlieren. Ich glaube, das ist zu einem Gewissen Grad auch normal. Aber jetzt ist es so, dass es Situationen gibt, die dermaßen Panik und Angst in mir auslösen, dass ich völlig bescheuert reagiere.
Ich versteinere. In meinem Kopf wird es so laut, dass ich nichts mehr weiß. Mein Herz rast, mir wird schlecht, ich bekomme Schweißausbrüche. Und das Allerschlimmste: ich werde handlungsunfähig. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Mein Herz sagt mir: rede mit ihm. Aber allen in mir blockt. Ich will aber ich kann nicht.
Eine solche Situation kann sein, dass wir abends noch kurz SMS schreiben, normalerweise wünschen wir uns eine gute Nacht. Und dann auf einmal nichts mehr von ihm. Ich bleibe gelassen, denke er ist beschäftigt. Dann wache ich nachts auf, immer noch nichts. Mein einziger Gedanke: Siehste, ihm bist Du auch egal. Dabei ist er nur eingeschlafen. Die Stunden bis er mir das dann mitteilt sind für mich die Hölle. Ich denke, dass er geht. Dass ich ihm nichts bedeute. All die schmerzlichen Erinnerungen in mir kommen hoch, wie ich verarscht wurde, belogen, benutzt. Ich will nicht, dass das nochmal passiert. Ich schäme mich sogar dafür, dass es mir überhaupt passiert ist. Ich erinnere mich an all die Male wo man mich mit Ignoranz bestraft hat, daran, wie man es gegen mich verwendet hat was ich über meine Schwächen preisgegeben habe. Wie man mir Schuld für Dinge gegeben hat, die gar nicht mein verschulden waren. Wie man mir die Möglichkeit genommen hat, dass zu klären indem man mich wegdrückte, aussperrte oder ignorierte.
Diese Blockaden in mir lassen mich auf eine Art und Weise agieren, die ich nicht kontrollieren kann. Ich werde kalt, melde mich nicht mehr, ziehe mich zurück. Ich lasse ihn im Ungewissen anstatt ihm zusagen, dass ich gerade nicht klar denken kann. Ich habe Angst, ihm das zu sagen. Ich denke dann, er könnte mich für verrückt halten, labil, schwach, eifersüchtig. Ich will diese Gefühle in diesem Moment für mich selbst bearbeiten, mich aus der Situation rausnehmen und sortieren. Wenn er sich dann meldet reagiere ich gar nicht bis unmöglich, bis das Ganze eskaliert. Und beim letzten Mal sagte er mir, dass es ihm verdammt verletzt, wenn ich mich so verhalte, ihn auflaufen lasse, im Ungewissen, dass er mit dieser Seite an mir nicht klar kommt.
Das tue ich aber auch nicht, kenne diese Seite nicht an mir. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Wie soll er es denn dann wissen?
Wir haben nun ein Codewort vereinbart, dass ich ihm sage, wenn es mir mal wieder so geht. Es hat nichts mit ihm zu tun, er ist nur gewisermaßen der Auslöser. Ich habe schon daran gedacht zu gehen, damit ich ihm nicht nochmal so weh tue. Ich habe unterschätzt wieviel ich ihm bedeute.
Ich bekomme diese Gedanken nicht in den Griff, die Panik die in mir aufsteigt. Ich werde misstrauisch, als wollte ich vorbereitet sein darauf, dass ich mal wieder jemandem nicht so wichtig bin. Und wenn ich ihm das so sage denkt er vielleicht, dass ich nicht sehe was er für mich tut.
Ich bin nicht übermäßig eifersüchtig, ich vertraue ihm. Ich weiß, dass er ehrlich zu mir ist, auch wenn es mir weh tut. Er ist anders als alle anderen vor ihm, und badet nun aus, was sie hinterlassen haben. Das will ich überhaupt nicht. Dazu kommt jetzt auch noch, dass ich vor Kurzem erst meinen ehemalig besten Freund verloren habe, er hat mich bitter enttäuscht.. Daran hing mein halber Freundeskreis. Welcher mich aber nicht weniger enttäuscht hat. Er war an meiner Seite und hat mich unterstützt. Was könnte schöner sein? Und ich dumme Kuh sage ihm dass ich Angst habe, dass er geht, weil ich ihm egal bin?
Wie kann ich dagegen angehen? Was kann ich tun, wenn ich Panik bekomme, keine Luft mehr bekomme? Es ist so anstrengend das immer nieder zu kämpfen. Ich klammere mich an die schönen Dinge die er für mich tut. Wenn er da ist, ist das auch alles kein Problem. Wenn er nicht da ist und irgendwas anders läuft als gewohnt geht's los. Dabei möchte ich ihn unterstützen. Hat jemand von Euch sowas schonmal erlebt? Ich weiß nicht mehr weiter.
Grüße,
Minkah
15.05.2015 21:33 •
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