Verlustangst - Chaos im Inneren

Hallo liebe Community,

ich stehe vor einer emotional herausfordernden Situation und würde gerne eure Meinungen und Ratschläge dazu hören. Ich habe vor kurzem ein Mädchen kennengelernt, das ich durch eine gemeinsame Bekannte getroffen habe. Da wir uns von Anfang an vertraut fühlten und beide keinen Wert auf Spielchen legen, sind wir nach nur einer Woche intensiven Schreibens direkt auf mehrere Treffen und eine Beziehung zugegangen. Es war eine Art Love-Bombing, wir haben uns regelrecht in die Beziehung gestürzt.

Nach dieser intensiven Phase hat sich plötzlich eine Distanz eingestellt. Sie sagt, sie will die Beziehung nicht beenden, aber ihre langjährige Single-Vergangenheit und die Tatsache, dass sie bei mir keine Mängel findet, haben kalte Füße verursacht. Obwohl sie versichert, nicht Schluss machen zu wollen, überkommt mich eine starke Verlustangst.

Ich habe bereits mit ihr darüber gesprochen, aber meine Unsicherheiten und Ängste sind geblieben. Diese Verlustangst beeinflusst mich psychisch so stark, dass ich seit Tagen kaum etwas esse und ständig befürchte, dass die Beziehung jeden Moment enden könnte. Wie kann ich besser mit dieser Unsicherheit umgehen? Warum distanziert sich jemand nach einem intensiven Start, obwohl das Interesse zuvor so stark schien?

Zudem interessiert mich, wie ihr euer Selbstwertgefühl stärkt und das Gefühl überwindet, nicht wertvoll zu sein oder ständig verlassen zu werden. Wie findet man einen Ausweg aus diesem Dilemma, insbesondere wenn man befürchtet, dass dieses Muster sich auch in zukünftigen Beziehungen wiederholen könnte?

Vielen Dank im Voraus für eure Perspektiven und Unterstützung.

Zitat von Fragesteller1:

und die Tatsache, dass sie bei mir keine Mängel findet, haben kalte Füße verursacht.

Tja - was will sie denn? Immer das Haar in der Suppe finden zu müssen ist kein Anzeichen eines freien Aufklärergeistes, sondern einfach Drama (und Rechthaberei?). An deiner Stelle würde ich mich fragen, ob da noch Augenhöhe in eurer Beziehung ist.

Zitat von ElGatoRojo:

ja - was will sie denn? Immer das Haar in der Suppe finden zu müssen ist kein Anzeichen eines freien Aufklärergeistes, sondern einfach Drama

Mag sein, aber ich lese nichts von Drama.

Eine Distanzierung nach intensiver Annäherung muss doch gar nichts schlechtes sein. Ich kenne das auch, auch aus meinem Umfeld. Man widmet sich wieder mehr sich selbst.

Ich frage mich nur, warum das direkt Verlustängste auslöst. @Fragesteller1 hast du schon öfter mit solchen Ängsten zu kämpfen gehabt?

Zitat von Fragesteller1:

Zudem interessiert mich, wie ihr euer Selbstwertgefühl stärkt und das Gefühl überwindet, nicht wertvoll zu sein oder ständig verlassen zu werden. Wie findet man einen Ausweg aus diesem Dilemma, insbesondere wenn man befürchtet, dass dieses Muster sich auch in zukünftigen Beziehungen wiederholen könnte?

Schlussendlich hast du 2 Probleme:

1. Du vertraust ihr nicht genug um ihre Begründung für die Distanz, die sie aufbaut, zu glauben.

2. Du vertraust dir selbst nicht genug, dass du auch ohne diese Person glücklich werden kannst.

zum 1.: Wie äußert sich diese Distanz?

Zitat von Odette:

Mag sein, aber ich lese nichts von Drama. Eine Distanzierung nach intensiver Annäherung muss doch gar nichts schlechtes sein. Ich kenne das auch, auch aus meinem Umfeld. Man widmet sich wieder mehr sich selbst. Ich frage mich nur, warum das direkt Verlustängste auslöst. @Fragesteller1 hast du schon öfter mit ...

Ja das habe ich auch in der Vergangenheit gehabt jedoch habe ich das nie so gesehen wie ich es heute sehe.
Früher habe ich nicht reflektiert - heute schon und ich suche in erster Line das Problem in mir.
Mir ist bewusst, dass das Problem in mir liegt. Auch wenn ihr Problem die kalten Füße sind, müsste mir das letztendlich auch egal sein weil dann ist sie nicht die Richtige. Das ist alles so leicht gesagt und rational nachvollziehbar jedoch macht mich der Gedanke traurig sie zu verlieren. Vielleicht auch ein Grund, weil ich seit Jahren mal wieder jemand kennengelernt habe wo ich etwas fühle.

Zitat von Alduin:

Schlussendlich hast du 2 Probleme: 1. Du vertraust ihr nicht genug um ihre Begründung für die Distanz, die sie aufbaut, zu glauben. 2. Du vertraust dir selbst nicht genug, dass du auch ohne diese Person glücklich werden kannst. zum 1.: Wie äußert sich diese Distanz?

Ich denke, es liegt an vergangenen Erfahrungen aus der Jugend. Jeder hat mal einen Menschen kennengelernt, der aus heiterem Himmel sich zurückgezogen hat und somit dieses Gefühl vermittelt hat, dass dir das jederzeit passieren kann. Eventuelle denke ich so negativ, damit wenn es passiert, ich schon darauf eingestellt bin. Ich habe über die Jahre eine starke negative Erwartungshaltung entdeckt, da wenn etwas was mir wichtig war nicht so eingetroffen ist wie ich es wollte, die Welt für mich zusammenbrach. Denke daher meine Einstellung.

Zitat von Fragesteller1:

Es war eine Art Love-Bombing, wir haben uns regelrecht in die Beziehung gestürzt.

Red Flag 1
Merke: Nichts fühlt sich so richtig an, wie die falsche Beziehung.

Zitat von Fragesteller1:

Nach dieser intensiven Phase hat sich plötzlich eine Distanz eingestellt.

Red Flag 2

Zitat von Fragesteller1:

ihre langjährige Single-Vergangenheit und die Tatsache, dass sie bei mir keine Mängel findet, haben kalte Füße verursacht.

Red Flag 3

Zitat von Fragesteller1:

Diese Verlustangst beeinflusst mich psychisch so stark, dass ich seit Tagen kaum etwas esse und ständig befürchte, dass die Beziehung jeden Moment enden könnte.

Du bist leider total im Pluspol der Liebessucht und Abhängigkeit.
Red Flag Nr. 4

Zitat von Fragesteller1:

Warum distanziert sich jemand nach einem intensiven Start, obwohl das Interesse zuvor so stark schien?

Häufiges Muster bei Bindungsängstlern/innen.

Zitat von Fragesteller1:

Zudem interessiert mich, wie ihr euer Selbstwertgefühl stärkt und das Gefühl überwindet, nicht wertvoll zu sein oder ständig verlassen zu werden. Wie findet man einen Ausweg aus diesem Dilemma, insbesondere wenn man befürchtet, dass dieses Muster sich auch in zukünftigen Beziehungen wiederholen könnte?

Frieden schließen mit dem Schattenkind, ausreichend Selbstliebe sowie Autonomie entwickeln und erstmal Alleinsein üben.

Zitat von Fragesteller1:

Ich habe über die Jahre eine starke negative Erwartungshaltung entdeckt, da wenn etwas was mir wichtig war nicht so eingetroffen ist wie ich es wollte, die Welt für mich zusammenbrach. Denke daher meine Einstellung.

Frei nach Albert Ellis: Es ist furchtbar, katastrophal und nicht auszuhalten, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich es gerne hätte.

Zitat von Fragesteller1:

Sie sagt, sie will die Beziehung nicht beenden, aber ihre langjährige Single-Vergangenheit und die Tatsache, dass sie bei mir keine Mängel findet, haben kalte Füße verursacht. Obwohl sie versichert, nicht Schluss machen zu wollen, überkommt mich eine starke Verlustangst.

Also für mich klingt das nach „wasch mich aber mach mich nicht nass“. So würde ich dir den schwarzen Peter zuschieben, wenn ich gemerkt hätte, dass nach dem ersten hoch der Gefühle nichts mehr nachkommt.
Ich denke ab nun wird der Kontakt immer weniger, die Distanz immer größer, Trennung auf Raten bzw. ausschleichen lassen wenn du ihr nicht den Gefallen tust und es in die Hand nimmst, das zu beenden.

Zitat von Fragesteller1:

Warum distanziert sich jemand nach einem intensiven Start, obwohl das Interesse zuvor so stark schien?

Weil nach dem ersten Rausch die Hormone abflachen und der Rausch vorbei ist. Solche Geschichten enden meist nicht gut, weil man irgendwann wieder aus dem Nebel aufwacht.
Ich würde mir zum Selbstschutz ganz genau anschauen was da in naher Zukunft kommt

Zitat von Iunderstand:

Ich denke ab nun wird der Kontakt immer weniger, die Distanz immer größer, Trennung auf Raten bzw. ausschleichen lassen wenn du ihr nicht den Gefallen tust und es in die Hand nimmst, das zu beenden.

Sehe ich ähnlich.
Du warst ein williges und nettes Zwischendurch-Häppchen und Distanz ist der sozialverträgliche Versuch, sich aus der Sache auszuklinken.

Mal noch so von Frau zu Mann: Nichts ist so wenig anziehend wie Unsicherheit, Verlustangst, Klammern und ewige Rückversicherungen.

Zitat von Fragesteller1:

Wie kann ich besser mit dieser Unsicherheit umgehen?

Indem Du Deinen Standpunkt innerhalb dieses Geflechts veränderst. Das ist aber weitaus schwieriger, als man denkt.

Gugg mal Deine emotionale Situation aus der Helikopterperspektive an. Sie distanziert sich, Du gehst - weil Du eine von ihr ausgesprochene Trennung als Vollkatastrophe für Dich ansiehst - in die emotionale Achterbahn. Da bist Du als mit beiden Beinen im Leben stehende Person nicht mehr vorhanden.... Du machst Dich quasi von ihr abhängig in Deiner emotionalen Gesundheit.....

Scheinbar hast Du vergessen, dass Du als Person vollkommen ausreichst und keinen Partner brauchst, um glücklich zu sein. Ansonsten würdest Du in diese Abhängigkeit nicht gleiten (wollen) und Dich eher auf den Standpunkt dann isset halt so.... neue Frau, neues Glück stellen.

Du musst in diese Unabhängigkeit wieder zurück. Kein Partner darf Deine psychische Situation bestimmen können. Tut er das, stimmt was nicht - und da musst Du ran.

Egal, wie toll diese Frau in Deinen Augen ist - wenn sie sich nicht klar zu Dir bekennen kann, dann ist sie raus. So einfach muss das für Dich sein. Ihr Verhalten sollte Dich kalt lassen. Bleib ganz bei Dir und lass Dich nicht von Abstandsspielchen beeindrucken (sofern das hier der Fall ist). Wenn sie Dich will, wird sie kommen. Und wenn Du auf Spielchen nicht einsteigst, macht Dich das umso attraktiver.

Zitat von c_minor:

Sehe ich ähnlich. Du warst ein williges und nettes Zwischendurch-Häppchen und Distanz ist der sozialverträgliche Versuch, sich aus der Sache auszuklinken. Mal noch so von Frau zu Mann: Nichts ist so wenig anziehend wie Unsicherheit, Verlustangst, Klammern und ewige Rückversicherungen.

Das ist mit bewusst - diese Gedanken sind in mir und sie hat davon überhaupt keine Ahnung. Ich bin da sehr souverän eingestellt. Jegliches Gefühl mache ich mit mir aus und reflektiere bevor ich überhaupt auf sie zugehe. Die Unterhaltung mit ihr ist so, wie wenn ich überhaupt nicht darauf reagiere, wenn mal etwas weniger kommt.
Das heißt, sie kann gar keine Unsicherheit meinerseits spüren.

Zitat von KlausHeinrich:

Indem Du Deinen Standpunkt innerhalb dieses Geflechts veränderst. Das ist aber weitaus schwieriger, als man denkt. Gugg mal Deine emotionale Situation aus der Helikopterperspektive an. Sie distanziert sich, Du gehst - weil Du eine von ihr ausgesprochene Trennung als Vollkatastrophe für Dich ansiehst - in ...

Stark!

Du hast vollkommen recht! Ich sehe das genauso und deshalb meine Frage nach dem Selbstwertgefühl.
Ich sehe den Fehler in mir - warum ich in so eine Situation so denke. Die Partnerin ist mal dahingestellt. Das hätte auch meine Ex sein können - das Muster in mir ist dasselbe. Und das will ich lösen...

Danke für deine Worte!

Zitat von Fragesteller1:

Auch wenn ihr Problem die kalten Füße sind, müsste mir das letztendlich auch egal sein weil dann ist sie nicht die Richtige.

Egal kann und sollte es dir nicht sein, sonst wäre das ein Anzeichen für emotionale Abgestumpftheit. Dieses Ich bin der Hauptpreis und wenn ihr mich nicht wollt seit ihr eh alle zu schlecht Gelabber ist in 99% der Fälle auch aufgesetzt.

Du solltest aber mit dir selbst soweit im Einklang sein, dass du jeder Frau, die mit Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich bin mir nicht mehr sicher.... anfängt die Tür aufhalten und ihr noch ein schönes Leben wünschen kannst.

Zitat von Alduin:

Egal kann und sollte es dir nicht sein, sonst wäre das ein Anzeichen für emotionale Abgestumpftheit. Dieses Ich bin der Hauptpreis und wenn ihr mich nicht wollt seit ihr eh alle zu schlecht Gelabber ist in 99% der Fälle auch aufgesetzt. Du solltest aber mit dir selbst soweit im Einklang sein, dass du ...

Ich denke wir meinen das gleiche als ich meinte es kann mir egal sein.
Denn genau so, wie du es sagst sehe ich es und muss es nur noch umsetzen.

Wenn jemand mich nicht will MUSS es mir egal sein. Das heißt aber nicht, dass ich emotional abgestumpft bin und mir alles egal ist was um mich passiert. Wir reden hier immer im Härtefall. Und der Härtefall ist, wenn jemand gehen will, dann tschüss - somit ist hier das Egal angebracht.

Zitat von Alduin:

Dieses Ich bin der Hauptpreis und wenn ihr mich nicht wollt seit ihr eh alle zu schlecht Gelabber ist in 99% der Fälle auch aufgesetzt.

Nein, das ist RedPill-Denken. Darum geht es nicht. Die Haltung würde ich auch nicht meinen. Wenn aber das Verhalten der Frau seine Psyche in einen Liebeskummer kickt, wo noch gar nicht klar ist, ob die Trennung bevorsteht, dann ist er nicht stabil genug. Das hat halt mit Selbstwert zu tun......