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Verlustangst/Angst vorm Alleine bleiben

B
Zitat von bravecat:
Bin auch so aufgewachsen das Alleinsein nicht gut ist, dass man die Familie braucht und das man eben entsprechend zu funktionieren hat, damit man in der Familie sein darf. Das ist wahrscheinlich auch so ein Familientrauma

Typus Gefühlsklärer. Eindeutig. Ist der andere vielleicht Typus Loslasser? Wäre ja naheliegend. Dein Ex meine ich.
Gefühlsklärer werden Menschen bezeichnet, in deren Kindheit mehr Wert auf Leistung und Funktion, als auf Emotiion und Gefühle. Emotionales Verhalten und das Zeigen von Gefühlen waren eher unerwünscht. Diese Kinder mussten funktionieren.
Für gute Noten und gute Leistung wurden sie belohnt mit Zuneigung und Anerkennung. Mit liebevoller nestwärme ist das aber nicht u vergleichen. Im Kern sind Gefühlsklärer sehr sensible Menschen und dieses Vorenthalten von wahrer Liebe und angenommen werden um seiner selbst willen um so mehr. Dadurch kommt ein Mensch heraus, der sich auf Leistung und Funktion konzentriert, weil Liebe ihm nie etwas zu geben hatte. Oder sie wurde ihm total verweigert. Gefühlsklärer versuchen im Außen etwas zu erreichen und sich darüber zu definieren.

Gefühlsklärer sind klar und rational, zielsträbig und wirken nach Außen stark und zuverlässig. Haben einen großen Freundeskreis aber bleiben stets sehr unverbindlich. Emotionen übervordern sie schnell und Gefühlsduselei fällt ihnen eher zur Last. Sie haben es nie gelernt. Vorallem wenn andere Gefühle von ihnen fordern.

Kommt dir da irgendetwas bekannt von vor? Die Grenzen sind fließend. Aber ich vermute mal, es geht in die Richtung..

23.02.2022 19:52 • x 1 #16


B
@Bumich
Was ist Typus Loslasser?

Ja, deine Beschreibung trifft ins Schwarze.
Rational, klar, stark nach außen. Aber innerlich sehr sensibel. Würde auch sagen, dass ich sehr gut Gefühle und Stimmungen wahrnehmen kann und recht feinfühlig bin.
Vor dieser ganzen Sache hätte ich mich niemals als sensibel und emotional gesehen aber ich erkenne nach und nach, dass ich es bin. Hab mich da in den letzten Jahren schon verändert. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich früher meine Gefühle gar nicht richtig wahrnehmen konnte bzw konnte ich das nicht identifizieren. Ich habe dann ehr körperlich reagiert.
Es fällt mir immer noch schwer meine Gefühle zu fühlen. In einer extremeren Situation z.b., nehmen wir mal Liebeskummer. andere werden verlassen und brechen in Tränen aus, sind traurig etc.
Ich schalte da erstmal in so eine Art Überlebensmodus. Ich funktioniere noch 1-2 Wochen bis ich dann zur Ruhe komme und das zulassen kann aber dann dauert es auch weil es nur portionsweise raus kommt.
Mir kommen gerade die Tränen beim schreiben. Das ist traurig

Und ja, ich hatte immer viele Kontakte aber alle waren recht oberflächlich. Es ging ehr um Spaß.
Mein Ex war der Mensch dem ich mich vollkommen anvertraut habe. Er war sehr offen mit seinen Emotionen. Das hat mir immer sehr imponiert und er hat mir definitiv geholfen mich zu öffnen. Hatte immer das Gefühl bei ihm kann ich sein wie ich bin. Wir waren sehr lange zusammen. Rückblickend hab ich aber auch bei ihm versucht ne Distanz rein zu bringen, denk ich. Ich war halt auch immer so krass gestresst weil ich ja 1000 Sachen erfüllen wollte (vorallem in der Familie und auch im Job). Das ganze ging auseinander weil er mich betrogen hat. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Hab mir mein Verhalten sehr lange vorgeworfen, deswegen hab ich mich auch so intensiv damit beschäftigt. Ich war in der Zeit fix und fertig, wollte mich unbedingt ändern und bei ihm bleiben. Da hat wohl das erlernte Muster voll gegriffen.
Meine Seele und mein Körper haben dann aber die Reißleine gezogen. Ich hab Panikattacken bekommen und konnte plötzlich nicht mehr funktionieren und war gezwungen mich zu fragen was los ist. Am Ende hab ich mich von ihm getrennt.

23.02.2022 21:00 • x 2 #17


A


Verlustangst/Angst vorm Alleine bleiben

x 3


T
Jeder definiert Alleinsein anders.
Für mich der absolute Horror.

Neuer Ort, keine Bekannten und Freunde, neuer Job im Homeoffice, kein Kontakt zur Familie, alte Freunde = aus den Augen aus dem Sinn... das bedeutet Alleinsein für mich und das Leben ist, so traurig es klingt nicht mal wirklich lebenswert.

Ich leide auch stark unter Verlustangst und die derzeitige Situation erschwert das alles noch zusätzlich... vorallem wenn man absolut gar keine Bezugsperson mal hat. Die langjährige Freundin die ich habe tut das mit einen schaff dir ein Hund an ab und meldet sich teilweise Wochen nicht zurück.

23.02.2022 21:10 • x 4 #18


Hansl
@Tisaiy

Ja.
Da spricht jemand deutliche Worte, Erfahrung.
Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.

23.02.2022 21:33 • x 1 #19


Hansl
@l3uschte

Du bist auf der richtigen Fährte.
Unabhängig davon, was Deine Freundin bisher lebte.
Lass Dir nicht eininpfen, nur die anderen sind schuld.
Das hast nun erkannt es stimmt was nicht.
Verfolge diese Fährte.

23.02.2022 21:36 • #20


T
Zitat von Hansl:
@Tisaiy Ja. Da spricht jemand deutliche Worte, Erfahrung. Mehr gibt's dazu nicht zu sagen.


Ja, denn Alleinsein hat für mich etwas mit Isolation und Einsamkeit zu tun.

Auch wenn ich verstehe, was die anderen meinen, Singledasein aber eben nicht einsam sein aber allein ist man dennoch nicht.

24.02.2022 11:10 • #21


Heike1307
Zitat von Tisaiy:
Neuer Ort, keine Bekannten und Freunde, neuer Job im Homeoffice, kein Kontakt zur Familie, alte Freunde = aus den Augen aus dem Sinn... das bedeutet Alleinsein für mich und das Leben ist, so traurig es klingt nicht mal wirklich lebenswert


Als ich mich so gefühlt habe Anfang letzten Jahres, habe ich mir 2 Ehrenämter gesucht. Vielleicht ist das eine Option für dich? Mir hat das sehr geholfen. Ich lernte viele neue Leute kennen und habe mittlerweile viel Spaß.

24.02.2022 11:52 • #22


Columbo
@Heike1307

Zitat:
Als ich mich so gefühlt habe Anfang letzten Jahres, habe ich mir 2 Ehrenämter gesucht. Vielleicht ist das eine Option für dich? Mir hat das sehr geholfen. Ich lernte viele neue Leute kennen und habe mittlerweile viel Spaß.

Diese Überlegung eines Ehrenamtes hatte ich auch schon, mir fehlen hier aber die Ideen.
Magst du mir evtl. ein paar Tipps dazu geben?

24.02.2022 12:44 • #23


Heike1307
Zitat von Columbo:
Magst du mir evtl. ein paar Tipps dazu geben


Also ich habe im Internet Ehrenamt in unserer Stadt gesucht. Und habe mir dann das raus gesucht, was ich mir vorstellen konnte.

Das geht von Vorlesen in Altenheimen, diverse Angebote bei der Caritas bis zahlreiche ehrenamtliche Projekte verschiedener Kategorien und Möglichkeiten.

Ich hatte mir im Zuge von Corona eine Spazierpatenschaft mit einer Flüchtlingsfrau ausgesucht und bin aktives Helferlein in einem Schenke-Umsonstladen. Beides macht sehr viel Spaß. Meine Iranerin und ich gehen nun nicht mehr spazieren, sie kommt direkt in den Laden zu mir und wir trinken zusammen Kaffee und plaudern.

24.02.2022 12:58 • x 1 #24


Columbo
@Heike1307

Dankeschön.
Werde mich dann demnächst mal auf Suche begeben.

24.02.2022 13:17 • #25


T
Habe auch gerade geschaut aber nichts gefunden was zu mir passt.

24.02.2022 13:29 • #26


L
Zitat von bravecat:
Was ist Typus Loslasser? Ja, deine Beschreibung trifft ins Schwarze. Rational, klar, stark nach außen. Aber innerlich sehr sensibel. Würde auch sage...

Es ist, als würdest du mich und mein Leben beschreiben! Bei mir war es von Kindheit bis zum Ende meiner langen Beziehung genau identisch und selbst die Tatsache, dass der Körper irgendwann boykottiert hat, damit ich in diesem kaputten Konstrukt nicht mehr weiter funktionieren kann und endlich aufwache, habe ich so erlebt.
Ich finde eure Texte hier ganz besonders interessant @bravecat und @Bumich, danke für euren Input, werde euch gerne weiter lesen.

25.02.2022 08:54 • x 1 #27


B
Hallo @LichtundSchatten,
magst du erzählen wie es dir damit ergangen ist? Konntest du das für dich schon lösen?
Würde mich sehr interessieren.

25.02.2022 09:42 • x 1 #28


L
Zitat von bravecat:
Hallo @LichtundSchatten, magst du erzählen wie es dir damit ergangen ist? Konntest du das für dich schon lösen? Würde mich sehr interessieren. ...

Zum Teil konnte ich es lösen. Habe mich auch in psychologische Hände begeben, einiges beleuchtet, bearbeitet, ergründet, angenommen und auch verziehen. Ich habe mich mir selbst, wie ich ticke angenähert und kann nun in gewissen Momenten entsprechend entgegen steuern.
Meine Intuition ist im zwischenmenschlichen oft Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil ich durch die feinen Antennen bereits die Baustellen der anderen 10 Meter gegen den Wind rieche und die Kompromisse mir einfach zu groß wären, die ich für eine Beziehung eingehen müsste. Segen, weil ich mich dadurch natürlich auch vor vielem schützen kann. Dies zum Thema Distanz im zwischenmenschlichen.

Zum Thema Allein sein, ich genieße es die allermeiste Zeit mittlerweile, muss aber auch gestehen, dass ich manchmal im Kontakt mit anderen den Verdacht habe, dass ich nicht mehr ganz mitkomme... ich habe das Gefühl mich nicht richtig anpassen/integrieren zu können. Das liegt manchmal an (für mich) oberflächlichen Themen in Gesprächen, manchmal erwische ich mich, wie ich beispielsweise kein Verständnis und Mitgefühl aufbringen kann und denke, das Problem des anderen ist hausgemacht.
Es kommen aber nach wie vor viele zu mir um mich nach Rat oder meiner Meinung zu fragen. Was aber auch vermehrt auffällt ist, dass die Menschen in meinem Dunstkreis gerne ihren Ballast von der Seele reden aber so gut wie nie mal ernsthaft nachfragen, wie geht es dir eigentlich?

25.02.2022 10:35 • x 1 #29


B
Zitat von LichtundSchatten:
Ich habe mich mir selbst, wie ich ticke angenähert und kann nun in gewissen Momenten entsprechend entgegen steuern.

Ja, wie ich ticke verstehe ich auch immer mehr. Ich beschäftige oder beschäftigte mich viel mit Persönlichkeitsentwicklung. Hab Persönlichkeitstests gemacht. Auch mal etwas in die spirituellere Richtungen und konnte da schon Erkenntnisse gewinnen. Sei es nur, um mich nicht mehr so knallhart selbst zu bewerten im Kopf und Mitgefühl mir selbst gegenüber zu entwickeln.

Zitat von LichtundSchatten:
Meine Intuition ist im zwischenmenschlichen oft Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil ich durch die feinen Antennen bereits die Baustellen der anderen 10 Meter gegen den Wind rieche und die Kompromisse mir einfach zu groß wären, die ich für eine Beziehung eingehen müsste. Segen, weil ich mich dadurch natürlich auch vor vielem schützen kann. Dies zum Thema Distanz im zwischenmenschlichen.

Ja, kenn ich. Ich erkenne auch schnell die Baustellen anderer. Ich glaube der Fluch ist, das man manchmal versucht dem Anderen das aufzuzeigen. Ich glaub, da geht auch manches an Augenhöhe verloren weil man sich dadurch schnell überlegen fühlt. Es geht einen aber nix an und man hat auch nicht das Recht, da zu urteilen und ungefragt drauf hin zuweisen. Habe mich in der Vergangenheit oft in sowas verbissen bzw erliege der Illusion das der Mensch nur xy lösen müsste und dann wäre die Beziehung gut. Weist du was ich meine?

Zitat von LichtundSchatten:
manchmal erwische ich mich, wie ich beispielsweise kein Verständnis und Mitgefühl aufbringen kann und denke, das Problem des anderen ist hausgemacht.

Kann ich auch unterschreiben. Ich höre mir zwar die Probleme an, sag auch meine Meinung dazu oder versuche zu helfen wenn man mich fragt aber nach einer gewissen Zeit, geht es mir auf den Keks und frage mich, warum derjenige das Problem jetzt nicht einfach endlich mal löst. Ich block das dann ab.
Eine Freundin von mir meint, dass sei ein gesunder Selbstschutz weil das verhindert, dass die Probleme anderen Menschen einen selbst negativ beeinflussen.
Manchmal hab ich aber auch das Gefühl, dass mich das von anderen Menschen trennt.
Wobei ich mir hier denke, vielleicht ist das ein Muster aus der Vergangenheit. Vielleicht ist es wirklich gesund aber eben ungewohnt, weil man mit den Problemen der anderen aufgewachsen ist und sich als Kind damit arrangieren musste. Da konnte man sich ja nicht entziehen. Ist vielleicht so ne Art schlechtes Gewissen, dass einen dann denken lässt Wenn ich da jetzt von weg gehe, mag mich der andere nicht mehr. / Liebe heißt Aufopferung ? Und dann fühlt man sich abgetrennt .. ?

Zitat von LichtundSchatten:
Es kommen aber nach wie vor viele zu mir um mich nach Rat oder meiner Meinung zu fragen. Was aber auch vermehrt auffällt ist, dass die Menschen in meinem Dunstkreis gerne ihren Ballast von der Seele reden aber so gut wie nie mal ernsthaft nachfragen, wie geht es dir eigentlich?

Ansich ist es ja auch schön wenn Menschen sich einem anvertrauen möchten. Man sollte aber darauf achten, das es nicht zu einseitig wird und ich glaube man muss sich den anderen auch einfach mal zumuten und von selbst sagen, wie es einem geht. Oft ist man überrascht wieviel Zuspruch man erhält und wenn nicht, dann den Kontakt überdenken

25.02.2022 11:47 • x 1 #30


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