Karin, diese Starre ist schlimm, ich kenne das. Und rosenblüte hat recht, in so einem Zustand kann man keine adäquaten Entscheidungen treffen. Hab also bitte keinen Zorn auf dich! Es ist schwer, sich als jemand mit Verlustängsten den Konsequenzen zu stellen, von denen man eigentlich weiß, dass sie auf lange Sicht unausweichlich sein werden.
Das Hochgefühl, der aufkommende Lebenssaft, wenn er mal wieder Nähe zulässt ... wie oft lachst du in den Zeiten dazwischen und wie oft laufen Tränen und tut es weh? Wie oft denkst du über dich, und wie oft über ihn nach? Ich bin leider wirklich nur durch völlige Kontaktsperre und mit einem Ausstiegsplan rausgekommen.
Er hat mich kürzlich per Mail kontaktiert, und ist emotional geworden, als er gemerkt hat, dass ich auf seinen Subtext nicht mehr eingehe. Auf einmal spielt er das Opfer, obwohl er derjenige war, der mir gesagt hat, dass er eine andere ... aber ach, egal. Denn was ich eigentlich erzählen möchte: Nach 2, 5 Monaten echtem, weil selbst entschiedenem Kontaktabbruch hat mich während dieser Email die Erkenntnis wie der Blitz getroffen: Ich bin seit 2,5 Monaten ohne ihn, und es geht, es funktioniert! Ich muss keine Angst mehr haben, ihn mit einem falschen Wort zu vertreiben, zu verlieren, denn das _ist_ ja bereits. Weißt du, was das für eine Erleichterung war?
Zu deiner anderen Frage noch - also, ich würde sagen, dass der Wunsch nach Geborgenheit ein menschliches Grundbedürfnis ist, das so gut wie jeder von uns hat. Und erfüllbar ist das auch, so hoffe ich zumindest.
Ich glaube, dass bei vielen das Problem darin liegt, sich nicht das Grundrecht zuzugestehen, sich die höchste Selbstfürsorge angedeihen zu lassen. Weil man es sich selbst nicht wert ist. Weil man das nie gelernt, oder irgendwann verlernt hat. Bei mir musste es auch erstmal klick machen. Es war für mich eine (Über)lebensfrage.
Zum Thema Geborgenheit zum Beispiel - in meiner Vorstellung konnte ich nur in den Armen/in der Nähe von jemand anderem Geborgenheit finden. Dabei habe ich komplett übersehen, wie oft ich mir selbst das Gefühl von Geborgenheit geben kann: Abends auf dem Sofa vor dem TV oder mit einem leiwanden Buch, wenn ich alles erledigt habe, unter meiner kuscheligen Decke lümmle und mich rund herum gut versorgt habe. Oder jetzt, wo es kalt wird, meine weiche Felldecke in meinem Bett, eingebettet, ja geborgen, zwischen meinen Polstern, mit einem feinen Hörspiel, oder manchmal, da setze ich mir tagsüber in Räumen einfach eine Haube auf, weil ich das Bedürfnis nach wärmendem Schutz habe ... alles Selbstfürsorge - das Sorgen für mein Wohlbefinden. Und alles kleine Schritte, kleine Tätigkeiten, die nicht weh tun, und auch wenn man sich erstmal daran gewöhnen muss, an die Dinge, die nicht weh tun ... es geht!
Ich finde das alles so wichtig, weil die Fähigkeit zur Sebstfürsorge auch eine Entlastung des Partners (oder anderer Bezugspersonen) bedeutet. Wenn ich für mich selbst gut sorgen kann, so macht das den anderen auch freier, und mich selbst sowieso. Eine der Säulen für eine Beziehung, wie ich sie mir in Wahrheit wünsche.
Alles Liebe euch allen!
30.10.2012 14:55 •
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