Hallo ihr lieben,
nach ziemlich langer Zeit habe ich das Gefühl, Rat und Hilfe zu benötigen. Bei mir geht es dabei nicht um akuten Trennungsschmerz, von daher werden sich einige der Meinung sein, ich sei hier fehl am Platz. Aber zum einen ist mein Problem damit doch recht eng verknüpft, zum anderen hat mir dieses Forum schon früher sehr geholfen, und darauf vertraue ich auch jetzt wieder. Vielleicht erinnern sich auch noch einige an meine Geschichte...
In meiner Vergangenheit habe ich eigentlich beziehungstechnisch das erlebt, was jeder so kennt: glückliche Beziehungen und unglückliche Trennungen. Mittlerweile bin ich seit über einem Jahr wieder glücklich liiert. Er ist so, wie ich mir einen Partner immer vorgestellt habe: liebevoll, zärtlich, aufmerksam usw. Ich habe einfach das Gefühl, es paßt an allen Ecken und Enden. Er hat Macken, mit denen ich leben kann, und vor allem habe ich das Gefühl, daß er auch mit meinen Ecken und Kanten zurechtkommt.
Im Grunde genommen ist das eine perfekte Ausgangssituation für eine perfekte Beziehung. Wenn da meine ewigen Ängste und Zweifel nicht wären. Ständig habe ich Angst, ich reiche ihm nicht, bin ihm zu langweilig, nicht attraktiv genug, zu spießig oder zu pedantisch. Immer habe ich Angst, daß er vielleicht jemanden kennenlernen könnte, der reizvoller ist als ich oder daß er einfach so feststellt, daß ich eigentlich eine ziemlich trübe Tasse bin. Und dann kommt die Angst, das zu verlieren, was mir am meisten bedeutet.
Ich weiß nicht, woher das kommt. Normalerweise bin ich selbstbewußt, stehe zu meinen Schwächen und kenne meine Stärken. Aber in punkto Beziehungen bin ich absolut unsicher und ängstlich. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß mich jemand so liebt, wie ich bin, mit all meinen Macken. Mit meinen Schwächen, über die ich normalerweise hinwegsehen kann, gehe ich dabei besonders hart ins Gericht. Er findet mich dick und häßlich, hält mich für eine graue Maus, für zickig und übertrieben ordentlich, für langweilig und spießig. Daher habe ich mich gegen jedes Gefühl abgeschottet, weil ich nicht verletzt werden wollte. Wenn man mich nicht so lieben kann, wie ich bin, dann liebt man mich halt gar nicht. Wohl gemerkt, mein eigenes Gedankenkonstrukt.
Mein jetziger Freund hat es irgendwie geschafft, sich einen Weg in mein eingemummeltes Herz zu bahnen. Ich habe es ihm wirklich nicht leicht gemacht. Aber letztendlich habe ich es zugelassen und mich in ihn verliebt, und zwar heftig. Aber mit jedem Tag, an dem das Gefühl der Liebe stärker wurde, kam auch wieder diese schei. Angst, er könnte mich wieder verlassen. Völlig unbegründet! Und ich vertraue ihm wirklich. Im Moment ist er z.B. mit drei Freunden zum Skifahren. Die Jungs sind ebenfalls lange liiert oder sogar schon verheiratet. Also keine potentiellen Fremdgänger. Und er meldet sich auch regelmäßig, um mir zu sagen, daß es super ist, daß sie viel Spaß hätte und Party machen würde, aber das er sich benehmen würde und mich vermissen würde. Normalerweise sollte ich doch damit ruhig schlafen können, oder? Aber nein, bei mir dreht sich dann wieder die Gedankenspirale im Kopf: Er hat Spaß mit den anderen, vielleicht trifft er eine, die lieber Party macht und nicht so langweilig ist wie ich. Oh mein Gott!
Dabei ist meine größte Angst, damit genau das Gegenteil von dem zu erreichen, was ich eigentlich will, nämlich ihn damit zu nerven, mich als eifersüchtig und klammernd darzustellen und ihn von mir zu entfernen. Deshalb versuche ich, meine Gefühle diesbezüglich etwas vor ihm zu verbergen. Aber er ist ja nicht blöd und merkt, daß ich wegen irgendwas unglücklich bin. Ich habe versucht, ihm das einigermaßen schonend zu erklären, bin aber nur bedingt auf Verständnis gestoßen. Klar, denn aus seiner Sicht besteht zu solchen Ängsten ja gar kein Anlaß.
Und damit seht ihr, wo mein Problem liegt. Ich komme einfach nicht dagegen an, obwohl mir jeder sagt, wie schwachsinnig das ist. Es steckt in mir drin, und egal, was ich mir auch immer wieder sage, es geht nicht weg bzw. kommt immer wieder. Manchmal denke ich gar nicht darüber nach, dann wieder zerfrißt es mich fast, so wie jetzt zum Beispiel. Ich fühle mich diesen Ängsten einfach hilflos ausgesetzt. Was kann ich tun?
12.03.2006 13:06 •
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