Hallo ihr Lieben, ich habe ein bisschen Angst meine Geschichte so zu schreiben. Ich bin immer geschockt, was in den letzten Wochen gelaufen ist. Ich fange am besten von vorne an - es tut mir leid, wenn das etwas länger wird: Ich lernte meinen . Ex-Freund in der Schule kennen. Ich habe mich mit 16 in ihn auf den ersten Blick verliebt. Ich kannte ich ihn gar nicht und war zu schüchtern ihn anzusprechen. Wir lernten uns dann freundschaftlich kennen und er fing an mich zu necken. Kurz vor unserem Abitur sagte er mir, dass er auf mich stand. Wir kamen mit 19 Jahren zusammen. Ich half ihm beim Abitur - er war eher der Typ, der sich weniger für die Schule begeisterte. Ich ermutigte ihn immer, dass er mehr kann, da ich merkte, dass er wohl selber von sich nicht viel erwartete - genauso wie seine Eltern, denen er eher Ärger gemacht hatte. Familie und Freunde waren überrascht, dass er seine Noten doch noch sehr schnell verbessern konnte und er sein Abitur tatsächlich schaffte. Er studierte eine Stunde entfernt von unserer Heimatstadt - er zog auch nach einiger Zeit dorthin, um nicht dauernd pendeln zu müssen. Ich studierte in meiner Heimatstadt. Ich selber habe mich immer als unabhängigen Typen betrachtet, auch viel mit Freunden unternommen und neue Menschen kennengelernt. Auch wollte ich, dass er das tut und nicht das Gefühl zu haben, irgendwas im Studium zu verpassen oder abhängig von unserer Beziehung zu sein. Anfangs klammerte er sehr und hat mich mit Geschenken und Liebesnachrichten überschüttet. Ich hatte das Gefühl, er wollte sich dadurch besser darstellen und kompensierte damit gewisse Verlustängste. Ich betonte immer wieder, dass ich den Schnick Schnack nicht brauchte. Ich liebte ihn - daher musste er sich nichts bei mir einkaufen. Trotzdem war er immer der Ansicht, dass er nur mich zum Leben bräuchte - er vernachlässigte auch Freunde etc., was ich nicht gut fand.
Zwischenzeitlich hatte ich mal das Thema offene Beziehung angesprochen. Er war vehement dagegen. Ich dachte aber ganz nüchtern, dass man aufgrund unserer Distanz und unserem jungen Alter einfach über solche Themen reden sollte. Seine Familie und er sind aber sehr konfliktscheu waren und wichtige Themen und Probleme werden dort eher totgeschwiegen. Dagegen ist meine Familie sehr offen. Er sprach nach und nach tatsächlich auch viel ehrlicher über seine Ängste, Gedanken und negative Gefühle. Anfangs machte er das kaum - gefühlt auch nicht, weil er keine Schwäche zeigen wollte. Dabei ist er ein höchst emotionaler Mensch wie ich merkte, der leider sehr stark auch von der Anerkennung anderer abhängig ist. Er fand es toll, bewundert und gelobt zu werden. Ich dagegen wurde als der unabhängigere Teil in unserer Beziehung von uns sowie von anderen angesehen. Er war seit Beginn unserer Beziehung der Meinung, wir müssten schnell heiraten etc. - wo ich aber eher wollte, dass wir uns ohne Stress kennenlernen und uns nicht gleich mehr Verantwortung aufhalsen als wir schlucken konnten.
Es gab Auf und Abs wie in jeder Beziehung. Zwischenzeitlich wollte er sein Studium schmeißen - ich ermutigte ihn, keine Kurzschlussaktionen zu machen, die er leider öfters machte - er bliebt und war froh darüber. Er machte dann noch ein Auslandssemester im Nirgendwo. Er fing an weiter weg zu arbeiten. Wir telefonierten viel, besuchten uns. An sich waren wir beide aber glücklich. Vor vier Jahren zogen wir dann zusammen. Ich machte meinen Master in der Stadt, wo er arbeitete. Und es lief - einfach toll. Ich lernte auch dort schnell eine sehr gute Freundin kennen, die viel Zeit bei uns verbrachte. Auch sie sagte mir immer wieder, wie unglaublich sie es findet, dass wir uns nach der Zeit noch so liebevoll begegnen - und wie viel Spaß wir miteinander haben. Wir haben immer viel miteinander gelacht.
Er wollte dann die Verlobung. Er fragte mich Ende 2016. Er hatte sich lange vorbereitet und zitterte sehr.
Anfang 2017 machte ich den Abschluss und wir zogen gemeinsam in unsere Heimatstadt zurück. Er konnte seinen Job, für den er immer viel reisen musste, auch von dort aus nachgehen. Ich fand sehr schnell eine Anstellung und eine Wohnung für uns, so dass das auch sehr schnell ging. Ich musste anfangs viel reisen, er auch. Zudem mussten wir nebenbei die Wohnung einrichten etc. Wir waren beide gestresst. Aber wenn wir dann Stunden für uns hatten und wir zusammen waren, war die Zeit wie immer wunderschön. Wir lachten, ich bekochte ihn mit seinen Lieblingsessen, wir redeten uns die Münder fusselig. Wir nahmen uns beide ein langes Wochenende für unser 10jähriges. Er sagte mir immer wieder, wie toll die letzten 10 Jahre waren, er die nächsten nicht erwarten und dass er ohne mich nicht leben könnte.
Dann meinte er einen Monat später, er müsste wieder auf eine Dienstreise und würde da vor Ort auch übernachten. Ich war überrascht, da er sich sonst immer weigerte, irgendwo zu übernachten, weil er nachts immer bei mir sein wollte. Aber ich hatte ihn hier auch unterstützt, da ich nicht wollte, dass er so wenig schlief. Meinen Eltern viel auf, dass er zum telefonieren auf einmal rausging und sehr oft auf Toilette. Sie hatten keinen Verdacht, fanden es nur komisch. Ich sah das nicht. Er schrieb mir von seiner Dienstreise wie bisher auch liebevolle WhatsApp-Nachrichten und äußerte, wie sehr er mich vermisst. Am Wochenende wollte er sich auf einmal an zwei Tagen hintereinander Abends mit Freunden treffen. Das war ungewöhnlich. Ich fand es aber gut, dass er seine Freundschaften wiederbelebte. Mir ging es am Samstag nicht gut und er wollte sich aber noch mit seinem Kumpel treffen. Nach einem Telefonat kam er bockig rein und meinte, das Treffen wird nichts und er müsse noch arbeiten. Kurze Zeit später kam er mit gesenktem Kopf rein und schlummerte in fester Umarmung mit mir ein. Am Sonntag ging es mir besser. Er meinte, er müsse viel arbeiten und vergrub sich in seinem Arbeitszimmer. Abends sendeten uns seine Großeltern ein Bild. Ich ihnen gerne auch eins senden. Nur meine Handykamera funktionierte seit Wochen nicht mehr. Ich ging zu ihm ins Arbeitszimmer, bat ihn um sein Handy. Normalerweise war das nie ein Problem. Er sah mich entsetzt an und starrte kurz auf sein Handy. Dort sah ich einen WhatsApp-Verlauf mit zig Herzen. Ich fragte, was das sei. Er meinte nichts. Dann könne er es mir auch zeigen. Wenn ich dir das zeige, müssen wir reden. Ich fragte wer: Als Gastdozent an seiner alten Uni hatte er eine Studentin kennengelernt - er hatte diese vor 11 (!) Tagen zum ersten Mal so getroffen und sie hätten sich bei dem Restaurantbesuch verliebt - weil . sie sei attraktiv und kennt sich in seinem Arbeitsschwerpunkt aus. Mir fehlten die Worte. Er betonte, dass sie sich nur geküsst hätte - er aber am nächsten Tag bei ihr war - aber angeblich nur, weil die beiden besprochen hatten, dass sie ihre beiden Beziehungen nicht ruinieren wollten. Ich verlangte wieder sein Handy. Er weigerte sich. Ich sagte ihm, er soll zu seinen Eltern gehen. Er packte seine Sachen, betonte noch dreimal, dass er mich liebt und er gerne mit mir reden wollte. Er gab mir dann sein Handy - er hatte jedoch alle verräterischen Nachrichten gelöscht - ich sagte wieder er solle gehen. Ich fuhr zu meiner Familie und brach zusammen. Ich konnte nicht schlafen, ich ging die letzten 11 Tage durch - und schrieb ihm. Ob es wirklich Freunde waren etc. Und nach und nach gab er zu, dass es nicht Freunde waren. Ich rief ihn an. Dann gab er ganz kalt zu, dass sie auch auf der Dienstreise war. Mir wurde klar, dass die dreitägige Dienstreise wohl nur sehr wenig mit Arbeit zu tun hatte. Ich legte auf und brach wieder zusammen. Ich konnte mich nicht beruhigen, sodass die Frage nach einem Notfalleinsatz im Raum stand. Ich meldete mich auf Arbeit krank und blieb bei meiner Familie. Morgens schrieb er, es wäre ein Riesenfehler und es tue ihm von Herzen leid. Er wolle sich nicht rausreden - aber er wäre unsicher wegen Kindern, Hochzeit etc. gewesen und nicht mehr zufrieden mit unserer Situation gewesen. Ich ging im Kopf die letzten Wochen durch - besonders sein Drängen der letzten Wochen, wann wir uns trauen lassen und mit Kindern anfangen. Ich verstand es nicht - seine Nachricht klang wie eine einzige Rechtfertigung. Er wollte in Ruhe mit mir über die Situation und unsere Beziehung sprechen. Ich war entsetzt, wie egoistisch er hier war. Ich konnte kaum sprechen geschweige nach dem Schock klar denken. Ich meldete mich nicht und wollte mich erst mal sammeln. Eine Woche später wollte ich Klamotten aus der Wohnung holen. Er war da, ging ins Nebenzimmer. Ich sah sein Handy liegen. Ich konnte es noch entsperren und schaute mir an, ob er noch mit ihr schrieb. Natürlich. Er hatte ihr einen Tag nachdem es aufgeflogen war geschrieben, er mache ein Pro-und-Contra-Liste zu unserer Beziehung. Die Contras wirkten aber so klein, schrieb er. Sie ermutigte ihn, Neuanfänge sind immer schwer, du verdienst es glücklich zu werden. Er holte sich von seiner nicht mal 2-Wochen-Affäre Rat und Entscheidungshilfe zu unserer Beziehung. Bisher war ich immer sein Vertrauter gewesen - er hatte sie in Windeseile nun dazu gemacht. In meinem Kopf drehte sich alles - ich ging zu ihm und sagte ihm, er soll ausziehen. Er stammelte Sätze wie Seitdem wir wieder in der Stand sind nicht zufrieden, er weiß noch nicht was mit der anderen sein wird . es war zuviel. Die letzten Wochen waren die Hölle. Er schrieb meinen Eltern, dass er Angst vor Heirat etc. bekommen hatte, die 10 Jahre schön waren - aber er neu starten wollte (die Worte seiner Affäre). Alle, die uns kannten, schüttelten darüber die Köpfe. Ich war entsetzt, wie mein wertvollster Mensch mich so schlecht und ohne ein Anzeichen von Gewissen behandeln konnte - sogar bis zuletzt so tat als wäre alles in Ordnung. Sylvester verbrachte ich bei Freunden - er hatte sich die ganze Zeit nicht gemeldet - genau nach Mitternacht schrieb er und wünschte mir trotz der schweren Trennung dass ich gut reinrutsche - und dass ich bald darüber hinweg komme - und er nächste Woche sein Zeug holen wollte. Was soll ich sagen. Ich brach abermals zusammen. Er hatte das Wort Trennung genutzt und schrieb so, als wäre er schon längst darüber hinweg.
Ich blockierte ihn. Mein Vater schrieb ihn, wann er sein Zeug abholen sollte. Mein Vater und zwei Freunde passten auf, als er kam. Er schaute keinen in die Augen und sagte nur das nötigste. Ich ging wieder zur Arbeit, konzentrieren konnte ich mich schlecht, aber es lenkte ein bisschen ab. Dann der Schock diese Woche - ich musste zu einem Kunden - und traf ihn am Hauptbahnhof, genau an der Stelle, wo er mich noch die letzten Monate von meinen Dienstreisen abgeholt hatte. Er stand dort mit Kuchen und sah mich mit einem Ausdruck an . ich war der letzte Mensch den er sehen wollte. Ich wollte erst vorbei gehen, aber er bewegte sich erst, als wenn er wegrennen wollte - Wut flackerte wieder auf. Ich ging auf ihn zu und fragte, was er da macht. Er war mit ihr verabredet und wollte sie abholen.
Nun sitze ich in unserer Wohnung .
Ich habe einige Menschen im Leben verloren. Aber der Schmerz, den ich seitdem fühle, ist damit nicht vergleichbar. Ich habe mich nie so mies, verletzt, wertlos und erniedrigt gefühlt. Das kann nur ein Mensch, der dir wirklich was bedeutet hat - und der dich jetzt wie Dreck behandelt. Ich erkenne ihn seitdem nicht wieder. Ich bin für ihn gerade der letzte Mensch, den er sehen will. Ich weiß nicht, wie ich je darüber hinwegkommen soll. Ich bin zerstört. Unsere ganze Beziehung ist für ihn nichts mehr wert - ich bin auf einen Schlag wertlos geworden. Ich habe keine Ahnung wie das geht - dass man gerade noch mit jemanden sehr vertraut und intim umgeht, in bei jeder Gelegenheit seine Liebe verspricht und zeigt - und dann scheint derjenige keine Gefühle mehr zu haben und den anderen einfach komplett aus dem Leben gestrichen zu haben.
Wie soll man darüber hinwegkommen? Wie kann man sowas verarbeiten? Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.
12.01.2018 14:02 •
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