Hallo zusammen
Nun zu meiner etwas längeren Geschichte, die ich euch gerne schildern würde.
Ich weiss, der Text ist sehr lang. Ich würde mich dennoch freuen, wenn ihr ihn lesen würdet
Es begann alles mit einem „Schreibkurs“ an meiner Schule, an welcher ich letzten Sommer meinen Abschluss machte. Im September dann beginnt mein Studium…
Er war im Organisationsteam des Kurses und Lehrer an meiner Schule. Er war aber nie mein Lehrer gewesen, ich kannte ihn davor deswegen noch nicht. Jedenfalls wurden uns Teilnehmern dann Mentoren aus dem OK zugeteilt und er wurde mein Mentor/Lektor.
Wir verstanden uns auf Anhieb ziemlich gut, hatten einen „besonderen“ Draht zueinander und mussten, wettbewerbs – bzw. kursbedingt (der Kurs war ursprünglich ein Wettbewerb, der Preis war ein Förderprogramm) hin- und her mailen und uns über meine Texte austauschen. Die Mailwechsel wurden mit der Zeit ziemlich tiefgründig, teils auch persönlich – einfach durch den Inhalt meiner Texte bedingt. Ich ertappte mich irgendwann dabei, dass ich mich mehr als üblich über eine Mail von ihm freute und ausserdem bemerkte, dass er vom Mensch, vom Charakter her so ziemlich mein Typ wäre. Doch ich wusste, dass er verheiratet war und ausserdem zwei Kinder hatte, weswegen ich mich da auch nicht weiter hineinsteigerte.
Irgendwann dann, an der Schlussveranstaltung des Wettbewerbs, sahen wir uns wieder und mir fiel dabei auf, dass er oft meine Nähe suchte, mich in ein Gespräch verwickeln wollte. Wiederum jedoch dachte ich mir nicht viel dabei, denn das musste rein gar nichts bedeuten. Doch als die Lesung und damit der Kurs zu Ende waren, spürte ich, dass er mir fehlte, denn die Zusammenarbeit war doch relativ „eng“ gewesen und hatte sich über mehrere Monate hingezogen. Er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf und ich beschloss dann nach langem Grübeln, ihn zum Kaffee einzuladen. Ich wusste nicht, was ich mir davon erhoffte. Im Grunde gar nichts, denn mir war vollkommen bewusst, dass er verheiratet und somit eigentlich tabu für mich wäre, doch da ich in der Vergangenheit schon oft Gefühle unterdrücken musste, fand ich, dass ja nichts dabei ist, einfach mal ein wenig mit ihm zu plaudern. Ausserdem hatte er mir sehr gut getan mit seiner warmherzigen und sympathischen Art. Seine Antwort kam relativ schnell und überraschte mich. Er schrieb, dass er mich sogar sehr gerne treffen würde. Doch auch das muss ja nichts heissen. Jedenfalls sassen wir dann irgendwann voreinander und unterhielten uns angeregt gute drei Stunden lang. Ich hatte den Eindruck, dass etwas zwischen uns war, etwas, das über reine Sympathie hinausgeht, etwas Besonderes. Jedenfalls gab es Momente, in denen wir uns wortlos einfach nur in die Augen sahen, ziemlich lange sogar. Doch ob ich mir das alles einbildete, dessen war ich mir nicht sicher, ich durfte mir nicht sicher sein.
Wir trafen uns dann wieder und erneut wurde ich das Gefühl nicht los, dass er trotz Ehe Interesse an mir hatte. Gleichzeitig kam mir das aber auch so unwahrscheinlich vor, denn ich hatte ihn als sehr anständigen, loyalen und ehrlichen Menschen kennengelernt, der seine Frau nicht hintergehen würde bzw. der sehr an seiner Familie hängt. Doch jemanden anziehend zu finden, schliesst das ja alles nicht aus. Wie dem auch sei begannen wir nach dem zweiten Treffen damit, uns dauernd SMS zu schreiben. Ich machte vage Andeutungen, um herauszufinden, wo ich bei ihm stehe – er ging darauf ein, sagte Dinge wie, dass ich ihm gefallen würde, innerlich wie äusserlich, und dass er mich gerne wiedersehen würde, ich etwas Süsses träumen solle usw.
Wir trafen uns wieder und verstanden uns erneut blendend. Es war eine Vertrautheit zwischen uns, die ich so noch nie erlebt habe. Wir konnten über alles reden, waren auf derselben Wellenlänge. Ein Grund dafür ist wohl auch der, dass wir uns beide sehr für Literatur interessieren und da viel Gesprächsstoff haben. Jedenfalls habe ich es bis dahin noch nie erlebt, so gut mit einem Menschen reden zu können, jemanden in im Grunde nicht allzu langer Zeit, so nahe zu kommen – auf einer intellektuellen und seelischen Ebene.
Nach dem Treffen gestanden wir uns beide, dass wir uns ineinander verliebt haben. Wir machten kein weiteres Treffen aus, schrieben einfach nur, denn er hatte Angst, dass dann etwas passieren würde, fühlte sich total überfordert, sagte, dass er nie gedacht hätte jemals in solch eine Situation zu geraten. Ich verstand ihn vollkommen, wusste, dass er das nicht einfach nur so sagte, so hatte ich ihn nämlich wirklich kennengelernt, und sprach mit ihm offen über alles. Ich gab ihm Zeit, Zeit, sich darüber im Klaren zu werden, was er eigentlich genau will und auch, was ich will, denn ich wusste, was auf dem Spiel stand. Eine Familie. Zwei Kinder im Kindes- und Jugendalter, die ihren Vater noch brauchen, sein Ruf, vielleicht sogar sein Job, und sein Zuhause. Er überlegte sich nämlich ernsthaft, ob er sich von seiner Frau trennen sollte, da ich ihm etwas gab, das ihm jahrelang gefehlt hatte, nach dem er sich jahrelang gesehnt hatte. Dabei geht es nicht um reine S. (auch wenn aus den SMS mit ihm deutlich wurde, dass er das ebenfalls wollte), nein, wir waren wirklich, trotz des Altersunterschiedes, auf eine Art und Weise „seelenverwandt“. Ich konnte mir sehr oft genau vorstellen, was er denkt und im umgekehrten Fall ging es ihm genauso. Er sagte, dass er noch nie mit einer Frau, auch nicht mit seiner eigenen, auf eine so „intime“ Art und Weise reden konnte, wie mit mir. Das klingt wohl alles vollkommen abgedroschen, kitschig – weiss ich was, doch das mit ihm ist das Schönste, das ich je erleben durfte, und das Beste daran – ihm ging es genauso. Doch so stark und intensiv die Gefühle auch waren, es stand so viel auf dem Spiel, für ihn, aber auch für mich. Er war Lehrer, ich war an derselben Schule Schülerin gewesen. Was würden seine Lehrerkollegen, was seine Schüler sagen, würden wir uns zu unserer „Liebe“ bekennen? Wie würde es seinen Kindern ergehen, verliesse er seine Familie, wenn sie ihn doch noch brauchen? Und wie seiner Frau? Wirft man eine langjährige Ehe einfach für einen „Intensivrausch, auch wenn er mehr war, als nur das, viel mehr sogar“ einfach weg, ohne es mindestens noch einmal versucht zu haben? An dieser Stelle ist es wohl wichtig, zu sagen, dass er seiner Frau bereits eine Eheberatung (vor einigen Jahren) vorgeschlagen hat, sie ihn jahrelang immer mehr emotional und körperlich abgewiesen hatte, ihn nicht unterstützte, wenn er sie gebraucht hätte, und ich ihm das alles geben konnte. Wohl mit ein Grund, weswegen er sich verliebt hat. Er hat also schon viel versucht, diese eingeschlafene Ehe zu retten, doch war er es immer, der am Strang gezogen hat, seine Frau gar nicht oder nur halbherzig. Jedenfalls wusste ich nicht, ob ich ihm das alles „antun“ könnte, würde er sich für mich entscheiden. Er ist ein sehr guter Lehrer, wie ich annehme – durch seine Erzählungen und Schilderungen, wie er den Unterricht gestaltet, welche Werte er zu vermitteln versucht, etc. Er hätte es nicht verdient, seinen Ruf oder gar seinen Job zu verlieren, was sein könnte, würde man ihm anprangern, er hätte bereits eine „Affäre“ mit mir gehabt, als ich noch am selben Ort zur Schule ging. Auch dachte ich an seine Kinder, die mit all dem rein gar nichts zu tun haben – abgesehen natürlich, dass Kinder wohl eine Beziehung grundlegend verändern. Doch sie hätten nichts dafür gekonnt, hätte er sich von seiner Frau getrennt. All der Schmerz, der darauf gefolgt hätte, hätten sie mit verkraften müssen und das hinterlässt vermutlich Schaden, grossen sogar. Ich hätte es nicht gekonnt, bei der ganzen Sache nur an mich selbst zu denken. Das wäre blanker Egoismus gewesen. Auch ihm ging es nicht gut bei allem, er fühlte sich nicht wohl dabei, weil er seine Frau ja dennoch auf einer emotionalen Ebene hinterging und im Grunde so gar nicht der Typ dazu war/ist.
Wir schrieben uns lange E-Mails, bis schliesslich seine Entscheidung kam. Er entschied sich dafür, eine Eheberatung aufzusuchen und seiner Ehe eine zweite Chance zu geben. Es traf mich natürlich enorm, denn ich lieb(t)e ihn so sehr, wie noch nie einen Mann zuvor. Auch bei ihm war es Liebe. Das sagte er mir klar. Er sagte, dass es keine Frau je geschafft hätte, und seine Frau es nie schaffen würde, ihn so sehr zu berühren, wie ich es getan hätte. Dass ich ihm so viel Liebe gespendet hätte, dass er sein Leben lang (glaube mir, das stimmt!, schrieb er noch) davon zehren werde. Und dass er hoffen würde, ich vergässe ihn nie und er mich nie vergessen werde, etc., etc.
Er ist der wohl wichtigste Mensch in meinem Leben und jetzt ist er fort. Er sagte, dass er seit Jahren keine Tränen mehr vergossen habe, aber sie jetzt in Strömen liefen, usw.
Ich verstehe seine Entscheidung, denn hätte ich Familie, würde ich nicht einfach alles aufgeben – jedenfalls nicht, ohne es vorher noch ein letztes Mal versucht zu haben. Immerhin hat man sich da über Jahre hinweg eine Existenz aufgebaut, man hat ein gemeinsames Zuhause, eine gemeinsame Vergangenheit. Trotzdem ist er nicht gerade zuversichtlich, was das „Wiederaufflammen der eingeschlafenen Liebe zwischen seiner Frau und ihm“ angeht, doch da er ein wirklich verdammt guter Mensch ist, der jedem Menschen eine zweite Chance gibt, der die Stärke hat, verzeihen zu können, vielleicht sogar zu oft verzeiht, hat er sich für diesen Weg entschieden, obwohl es ihm genauso geschmerzt hat, wie mir, den Kontakt abzubrechen. Es hat ihn zerrissen, mich auch. Und doch war es richtig, vor allem für seine Kinder. Und das gibt mir ganz viel Trost, zu wissen, dass seine Familie vielleicht doch nicht auseinanderbricht, denn das wünsche ich ihm nicht, auch wenn er dabei auf sein „persönliches Glück“ verzichtet, auch wenn er im Grunde „mit der falschen Frau“ zusammen ist. Trotzdem tut es mir genauso weh, zu wissen, dass er so – falls die Eheberatung das Resultat bringt, dass seine Frau und er wieder zueinander finden – nie richtig glücklich wird sein können. Denn er war mir unendlich dankbar dafür, ihm gezeigt zu haben, zu wie viel Zärtlichkeit und Liebe er noch fähig ist, doch seine Frau wird das nie so sehr zu schätzen wissen, wie ich. Und das ist auch ein verdammter Sch…
Ich habe ihm dann gesagt, dass ich die Entscheidung richtig fände, ihm nicht böse sei, ihn nie vergessen werde, blablabla.
Doch in mir drin schlummert noch immer eine leise Hoffnung. Eine Eheberatung dauert, wie ich gelesen habe, in etwa ein halbes Jahr (wenn es sich um ein „ernsthafteres Problem“ handelt). Er wird mir übrigens mitteilen, was dabei herauskommt. Was also, wenn er in einem halben Jahr schreibt, dass er sich getrennt hat? Ich liebe ihn, wirklich – aufrichtig. Tritt also dieser Fall ein, werde ich ihn nicht nochmals gehen lassen – auf KEINEN Fall!
Doch was, wenn ich in einem halben Jahr erneut enttäuscht werde und sie wieder zueinander gefunden haben. Davor habe ich Angst, wenn ich noch immer diese Hoffnung in mir trage. Er schrieb auch im Mail, dass er (noch) nicht dazu bereit sei, alles für mich aufzugeben. Er ist übrigens ü45 und ich 20. Ja, schockiert, oder?!
Tja, wo die Liebe hinfällt. Die Liebe kennt nämlich keine Grenzen, nur alles, um sie herum. Umstände, Menschen, soziale Stellungen, etc.
Jedenfalls versuche ich jetzt, die Zeit, bis er mir schreibt, zu geniessen, etwas für mich zu tun und mich nicht runterziehen zu lassen, denn ich vermisse ihn schrecklich. Es ist wirklich sehr schmerzhaft – beinahe, als ob jemand gestorben wäre! Die Treffen mit ihm waren so bereichernd für mein Leben, für unsere Leben.
Und das alles ist jetzt fort und ich muss damit klarkommen. Und das werde ich auch. Für ihn, für seine Familie – für mich selbst. Ich bin mir selbst auch zu wichtig, ihn anzuflehen, „zurückzukommen“, sich um zu entscheiden, weswegen ich ihm bis er sich meldet, nicht schreiben werde. Das nützt ja niemandem etwas. Es ist reine Selbstzerfleischung. Er hat sich entschieden – nicht, weil er weniger Gefühle für mich hatte, sondern weil er einfach verdammt viel, zu viel, zu verlieren hatte, weil er es noch ein letztes Mal versuchen wollte. Das weiss ich und das gibt mir doch irgendwo auch Trost.
Was will ich also mit meiner Schilderung bezwecken?
Vielleicht erfahren, ob ihr dieses halbe Jahr noch „ausharren“ würdet. Ich weiss selbst, wie ich damit umgehen soll. Ablenkung und doch auch sich mit der Trauer befassen. Die Hoffnung in mir drin behalten, aber zeitgleich doch nicht zu viel Wert darauf legen, denn ich habe ja auch noch meinen Stolz und tue mir selbst damit keinen Gefallen, mich nach ihm zu verzehren. Irgendwie versuchen mit der Ungewissheit, ob es doch noch etwas wird, klarzukommen, etc.
Klar, er ist bald 50, aber wisst ihr was? Das ist mir schnuppe, denn wenn ihr fühlen würdet, wie stark diese Liebe, diese Verliebtheit (ja, es ist beides!) ist, würdet ihr es verstehen. Er sieht auch jünger aus, als er ist. Manche mögen das vielleicht bereits als abartig anschauen, doch mit diesem Schreiben möchte ich wohl auch zeigen, dass Liebe wirklich keine Grenzen kennt, was alles möglich ist. Dass wir uns auch immer auf Augenhöhe begegnet sind (klar, ich verdiene noch nicht selbst, doch ich bin von zuhause seit längerem bereits ausgezogen und weiss, was es heisst, einen Haushalt etc. alleine zu „bewältigen“, etc.)
Er konnte es selbst kaum fassen, hat mich gefragt, wie es sein kann, dass eine so junge Person wie ich bereits eine so tiefe Ahnung vom Leben hat und sich so gut in ihn hineinfühlen kann. Es liegt wohl daran, dass wir uns einfach verstehen, unheimlich gut sogar.
Und deswegen würde ich all das, die Sprüche des Umfelds (Was willst du denn mit so einem alten Knacker?), die Reaktion meiner Familie, die Tatsache, dass er in zehn Jahren wirklich alles andere mehr als jung ist, etc. auf mich nehmen!
Jedenfalls hatten wir dann 2 Wochen keinen Kontakt, begannen dann aber damit, uns zu mailen und miteinander zu chatten. Er sagte irgendwann, dass er jetzt gehen müsse, weil sonst seine Frau misstrauisch werde - er missachtet also die Forderung von ihr, zu mir den Kontakt völlig abzubrechen. Im Grunde hat er keine Ahnung, was er tun soll und das ist verdammt anstrengend und schmerzhaft für mich.
Am besten wäre es wohl, wenn ich ihn loslassen würde, doch ich bin sicher, dass wir wahnsinnig glücklich miteinander wären (klar, jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen, ich habe eine 3jährige hinter mir, wohnte auch mit meinem Freund zusammen...). Ich denke, dass einem so etwas Besonderes nicht oft im Leben geschieht und deswegen kämpfe ich weiter, ich weiss nur nicht wie.
Würdet ihr also noch hoffen, dass es etwas wird? Was würdet ihr tun oder habt ihr etwas Ähnliches erlebt? Wenn ja, dann würde ich mich freuen, eure Berichte zu lesen!
Liebe Grüsse und vielen Dank an die, welche sich diesen „Roman“ angetan haben
16.04.2014 11:16 •
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