Zunächst einmal finde ich persönlich es richtig und gut, dass du seine Flirtversuche nicht als Chance siehst, die jetzt so richtig an ihn ranzuschmeißen. Und ich kann auch verstehen, dass eure verbalen Neckereien dir schmeicheln und deiner Seele gut tun.
Doch man darf eben auch nicht die Tatsachen vergessen und die sehen nun mal wie folgt aus:
Er hat eine langjährige Beziehung mit Kindern, in der es wohl aus verschiedenen Gründen kriselt. Demzufolge wird es für ihn auch befreiend und reizvoll sein, mit jemand anderen rumzualbern und seine Wirkung auszutesten, denn zuhause ist diese Wirkung ja nicht mehr so einschlagend - verständlich nach all den Jahren. Das tut dem Selbstbewusstsein gut, besonders wenn man die andere Frau sympathisch findet und sie bei diesem kleinen Spielchen mitmacht. Fühlt sich leicht an, hebt die Laune und hat nichts mit den alltäglichen Problemen zu tun.
Fakt ist jedoch auch, dass ihn irgendwas bei seiner Frau hält und ich bin mir fast sicher, dass diese etwas eingeschlafenen Gefühle für sie wieder zum Leben erwachen, wenn die Beziehung mal richtig durchgerüttelt wird. Wenn alles einfach so läuft, ist man sich nicht mehr so bewusst darüber, was man am anderen eigentlich hat, doch sobald das Ganze ernsthaft auf dem Spiel steht, kommt früher oder später die Angst.
Ist ja bei uns Verlassenen nicht anders: Alles läuft, manches nicht mehr so toll wie früher, aber irgendwie geht es ja, vieles ist so selbstverständlich geworden, man lässt die Aufmerksamkeit mit den Jahren schleifen, doch dann - peng! - macht der andere Schluss und es fällt einem wie Schuppen von den Augen! Und plötzlich kristallisiert sich wieder heraus, wie viel man doch eigentlich noch empfindet.
Nun, wenn du wissen willst, woran du bei ihm bist, kannst du das leicht herausfinden: Wenn er das nächste Mal einen schlüpfrigen Spruch bringt oder dich anflirtet, sag doch einfach mal: Ich glaube, da hätte deine Frau etwas dagegen - verständerlicherweise.
Oder noch deutlicher: Ich denke, das würde deine Frau sehr verletzen.
Wenn du so vernünftig bist, wie es hier den Anschein hat, und dich wirklich nicht auf ihn einlassen möchtest, solange die Geschichte mit seiner Frau nicht geklärt ist, dann solltest du die Tatsachen in solchen Momenten ruhig mal auf den Tisch bringen. Das ist dann zwar nicht mehr so unbeschwert und verheißungsvoll, aber letztlich doch das, was der Realität entspricht.
Und die vergisst man in solchen aufregenden, schmeichelnden, aufbauenden, leichten und kribbelnden Momenten leider viel zu oft, denn auch wenn es sich so anfühlt, als sei man in diesen Momenten nur zu zweit auf der Welt und durch ein unsichtbares Band oder die gleiche Wellenlänge verbunden, so ist es eben ganz und gar nicht so - was dann letztlich auch schmerzlich von allen Beteiligten bemerkt wird, wenn es hart auf hart kommt.
03.09.2012 18:51 •
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