Arzt und Patient - sollte eigentlich eher ein sachlich orientiertes Verhältnis sein und bleiben. Bei Euch ist die Lage anders, denn der Bezug ist über Jahrzehnte gewachsen und geht schon lange über das normale Mass heraus.
Gerade bei Ärzten ist die Gefahr immer groß, dass Frauen sich verlieben, denn Ärzte sind meist von Berufs wegen freundlich. wirken je nach Typ oft fürsorglich und interessiert. Und da findet oft eine Art Übertragung statt. Die Frau interpretiert in den Alltagsmenschen des Arztes viel hinein.
Ich hatte mich mal vor Jahren in meinen Shiatsu-Masseur verknallt. Er ist single, geschieden, 3 Kinder, dürr, aber irgendetwas in ihm sprach mich an. Shiatsu bedeutet ja durchaus auch eine gewisse körperliche Nähe und eines Tages fragte ich ihn nach der Behandlung einfach, ob er mal einen Kaffee mit mir trinken würde.
Es hätte mich interessiert, mich mal auf privater Ebene mit ihm auszutauschen. Er lehnte aber sofort und ohne nachzudenken ab. Das fand ich damals ziemlich schroff, aber es war ehrlich. Er hätte die Ablehnung netter verpacken können, z.B. mit den Worten, dass er Privates und Dienstliches niemals vermischt, aber das lag ihm offenbar nichtg.
Nun ja, ich packte meine Sachen, verabschiedete mich und verließ die Praxis hoch erhobenen Hauptes.
Die Absage beschäftigte mich über Wochen, aber meine Güte, ich hatte mich etwas getraut und war nicht belohnt worden. Er setzte damals eine klare Grenze, obwohl wir durchaus schon ein wenig Privates gesprochen hatte.
Ich vereinbarte den nächsten Termin und sprach das Thema niemals mehr an. Er äußerte meiner Erinnerung nach so etwas, wie dass er nicht sicher war, ob ich bei der Behandlung bleiben wolle. Ich sagte darauf hin nur: Warum denn nicht?
Unser Verhältnis zueinander hat darunter nicht gelitten. Deine Angst, Euer Verhältnis könnte bei einer Absage darunter leiden, ist eher unbegründet. Es kommt nur darauf an, wie beide damit umgehen.
Du glaubst, er sei in Dich verliebt. Das kann stimmen oder auch nicht, denn manchmal laufen wir Gefahr, in Belanglosigkeiten etwas hinein zu interpetieren, was nicht da ist, aber da zu sein scheint.
Das musst du immer einkalkulieren.
Ich an Deiner Stelle würde dem Elend ein Ende machen und beim nächsten Termin die Lage sondieren. Geht er eher auf Abstand oder ist neuerdings eine Sprechstundenhilfe mit ihm Raum oder gibt er Arbeiten, die er früher selbst gemacht hat, ab? Wenn ja, dann würde ich Deiner Stelle nichts sagen, denn dann scheint er bewusst Distanz zu schaffen
Ist der Blickkontakt tatsächlich so intensiv, wie Du ihn schilderst, wirkt er erfreut, Dich zu sehen, dann würde ich ihn einfach mal fragen und eine Brücke bauen. Möglicherweise ist er ja auch interessiert und dann sogar erfreut, weil er als Arzt sich nicht getraut hätte, auf Dich zuzugehen.
Sollte er dann ablehnen, dann begrenze den Kontakt künftig auf die sachliche Ebene. Sei weiterhin freundlich und so, wie Du bist. Absagen sollte man nicht persönlich nehmen.
Übrigens, Deine von Dir angesprochene Eitelkeit in nicht mehr so jungen Jahren finde ich gut! Es ist einfach ein Zeichen, dass Du es Dir wert bist, gut auszusehen und dass Du auf Dich hältst. Ich bin ja nun auch nicht mehr jung, aber ich achte auch auf Kleidung, die mir steht und zu meinem Typ passt und ohne Make-up gehe ich nie aus dem Haus. Ich bin nicht angemalt, aber es ist nicht verkehrt, Vorzüge zu betonen oder auch mal etwas nachzuhelfen und z.B. die Augenbrauen dezent nachzuziehen. Gerade in etwas höherem Alter sieht man damit etwas frischer und besser aus.
Es wäre schön, wenn Du uns mitteilen würdest, wie die Sache weiter geht. Es ist schon ein wenig eine Hedwig-Courths-Mahler-Geschichte, aber vielleicht wird sie ja sogar Realität.
Alles Gute und Mut, an dem es Dir aber nicht zu mangeln scheint!