Verlassene Betrügerin

L
Ich bin seit über 15 Jahren mit dem liebsten Mann verheiratet, den ich kenne. Wie es geschehen konnte weiss ich nicht, aber irgendwie haben wir es nie geschafft, über Probleme in unserer Beziehung zu reden. Hinzu kam, dass mein Mann beruflich bedingt in den letzten Jahren nur am Wochenende zuhause war, teilweise auch halbjährliche Aufenthalte im Ausland hatte. Körperliche Nähe existiert bei uns seit Jahren schon nicht mehr.
Es kam der Tag Ende 2002, an dem mich meine Einsamkeit in einen Chat trieb. Ich plauderte und vertrieb mir meine Zeit, und es kam wie es vermutlich immer kommt, ich lernte einen Mann kennen, dem ich mich immer näher fühlte. Ich verliebte mich in ihn, selbst als ich spürte, dass da noch eine andere Frau in seinem Leben ist, konnte ich meine Gefühle für ihn nicht abtöten. Ich muss zugeben, dass ich lange an ihm und seiner Zuneigung zweifelte, was sich im letzten Sommer auch als richtig herausstellte, da er bis Ende 2003 Kontakte mit anderen Frauen pflegte, die in meinen Augen über das normale Maß einer Bekanntschaft hinaus gingen.
Diese Kontakte, die er damals immer abstritt, die ich aber dennoch fühlte, ließen mich in ein Verhaltensmuster fallen, in dem ich „klammerte“, was ihn natürlich nur abschreckte, zumal er immer sagte, ich würde meinen Mann eh nie verlassen. Er zweifelte von Anfang an an der Perspektive für unsere Beziehung.
Anfang 2004 musste er zwangsweise sein Haus verkaufen, da er es nicht mehr finanzieren konnte. Es war eine schlimme Zeit für ihn, die uns aber letztlich enger zusammen gebracht hat. Erstmals hatte ich das Gefühl, nicht mehr eine unter „vielen“ zu sein.
Da mein Mann im Sommer mal wieder ein halbes Jahr im Ausland war, verbrachte mein Freund über einen Monat bei mir. Dieser Alltagstest sollte zeigen, ob uns mehr verbindet, als eine schlichte Chat-Liaison. Ich muss sagen, dass dieser Sommer die glücklichste Zeit im meinem Leben war: Erstmalig sah ich, wenn ich nach Hause kam, echte Liebe in seinen Augen.
Es war uns beiden klar, dass ich mit meinem Mann zunächst in Urlaub fahren werde, wenn er aus dem Ausland zurück kommt. Eine Trennungsgespräch über eine so weite Entfernung hinweg erschien mir unfair und wenig tolerabel. Ich erlebte zwei schlimme Urlaubswochen, in denen mein Mann immer fragte, was denn los sei, da ich seiner Aussage nach immer traurig guckte. Ich gab ihm nur ausweichende Antworten, da ich es nicht richtig fand, ihn im Urlaub damit zu konfrontieren, da wir dort ja auch keinerlei Möglichkeiten hatten, uns aus dem Weg zu gehen.
Als ich aus dem Urlaub kam, verhielt sich mein Freund ungewöhnlich abweisend, ich wusste einfach nicht, ob ihm der Sommer mit mir gezeigt hatte, dass ich nicht die richtige bin. Ich begann wieder zu „klammern“. Zu allem Übel kam hinzu, dass ich Angst hatte, schwanger zu sein. Ich fragte meinen Freund, der kurz vor einer Reise mit seinen Eltern stand, ob er die Reise absagt, wenn sich der Test als positiv herausstellt und mir dann bei den anstehenden Entscheidungen beistehe. Seine Antwort war, dass er das noch nicht wisse. Er kam mich dann besuchen und war sehr verletzt, das ich nicht die erste Nacht seines Aufenthaltes mit ihm im Hotel verbrachte, weil mein Nachbar mich hatte das Haus verlassen sehen. Von dieser Verletzung erfuhr ich allerdings erst als er sich von mir trennte. Meine „Klammerei“ führte dazu, dass er sich immer mehr zurück zog, auch auf meine Nachricht, dass ich begonnen habe, mit meinem Mann zu sprechen, reagierte er sehr zurückhaltend, als ob ihn das alles nicht beträfe.... ich wurde immer unsicherer. Zwei Tage vor Weihnachten, besprachen wir, wie wir unseren problematischen Umgang im Chat miteinander verbessern können. Ich hatte das Gefühl, dass wir endlich wieder einen Weg gefunden hatten. Als er mir am nächsten Tag sagte, dass er es nicht könne und sich auch an das Gespräch am Vortag nicht erinnern wollte, war ich am Boden zerstört und verließ den Chat weinend.
Am nächsten Tag fuhr er zu seiner Familie und schickte mir noch eine Mail, in der er mir für die schöne Zeit dankte, aber derzeit nicht wisse, wie es weitergehen solle. Wir mögen doch die Weihnachtszeit nutzen, um uns über alles im klaren zu werden. Wir schickten uns in der Zwischenzeit SMS, die relativ „normal“ erschienen. Seine letzte SMS war, dass er jetzt nach Hause fahre (es war sein Geburtstag). Auf meine SMS und Mails, die ich ihm daraufhin schickte, bekam ich an dem Tag keine Antwort mehr, was mir Sorgen machte.
Am nächsten Tag sah ich ihn im Chat und konfrontierte ihn damit, dass er sich gar nicht mehr gemeldet habe (obwohl er im Chat gewesen war, so dass er zumindest eine Mail hätte schreiben können) und ich mir Sorgen gemacht hätte, dass etwas passiert sei. Ich bekam zur Antwort, dass er Besuch gehabt hätte und im Übrigen ja über Zugunglücke im TV berichtet würden. Im Übrigen hätte er keine Lust gehabt, sich meine Jammereien an seinem Geburtstag anzuhören. Ich konnte nach meiner ersten Empörung nur noch matt erwidern, dass ich ihm seinen Geburtstag nicht hatte verderben wollen, man sich aber auch Sorgen machen kann, wenn man nicht weiss, ob der Liebste evt. zu Hause allein sitzt und sich grämt.
Nur wenige Tage danach beendete er unsere Beziehung. Ich muss gestehen, dass mir erst zu dem Zeitpunkt klar wurde, wie sehr ich ihn verletzt haben muss, denn so kalt wie er sich jetzt mir gegenüber verhielt und die Vorwürfe, die er mir nun machte, habe ich vorher nicht realisiert.
Er sagt, dass er mein Freund bleiben will, aber sein eiskaltes Verhalten und sein Zynismus straft seine Worte lügen. Auch seine Aussage, dass er kein Bedürfnis habe, mit mir zu reden und es daher von mir ausgehen müsse, zeigt keine Spur unserer ehemaligen Freundschaft. Ich habe mich sogar soweit erniedrigt, ihn zu bitten, mir ins Gesicht zu sagen, was für eine miese Freundin ich ihm war. Aber ich habe einen Rückzieher gemacht, als ich merkte, wie unangenehm ihm das war, und er einem Treffen letztlich nur zustimmte, um endlich seine Ruhe zu haben. Er sagt, dass er mich nicht sehen will, bis er das Gefühl hat, dass ich ihn nicht mehr will. Auf meine Frage, was für ihn daran so schlimm sei, denn es reiche doch, wenn einer von zweien nicht will, bekam ich keine Antwort. Er erzählte mir aber, dass er sich zwischenzeitlich mit einer anderen Chatterin getroffen hat, wobei das Date nicht so ausging, wie er es sich erhofft hatte.
Ich habe immer gesagt, dass ich es nicht will, dass unsere Beziehung – wenn sie schon enden muss – auf diese Weise endet. Ich habe genaugenommen keine richtigen Freunde, daher ist die Lücke, die mein Freund gerissen hat so unermesslich schmerzlich. Schon früher habe ich mich manchmal einsam gefühlt, aber damals wusste ich auch nicht, dass einem ein Mensch jemals so nahe stehen kann. Ich vermisse diese Nähe so sehr.
Ich liebe ihn noch so sehr, dass kein Tag vergeht, an dem ich nicht in Tränen aufgelöst bin.
Gleichzeitig quäle ich mich mit dem Wissen, dass ich meinen Mann niemals glücklich machen werde und ich ihn daher verlassen muss, auch wenn ich mich dazu derzeit nicht wirklich in der Lage fühle. Ich hätte diesen Schritt viel früher tun müssen. Auch diese Schwäche lässt mich weinen.

Ich danke Euch, dass ihr den Mist gelesen habt. Es war mir einfach wichtig, es mal aufzuschreiben. Ich bin mir bewusst, dass die Wahrheit immer die Wahrheit eines einzelnen darstellt, aber da ich ein sehr selbstkritischer Mensch bin, denke ich, dass ich die Geschichte nicht zu sehr zu meinen Gunsten gefärbt habe.

20.02.2005 13:01 • #1


E
@ Luna

Bevor ich loslege eine Anmerkung: ich wurde nicht verlassen, sondern habe verlassen. Bei mir war auch kein Anderer im Spiel, das hatte andere Gründe.

Jetzt zu Dir. Wenn ich Deinen Eintrag lese, kommt mir die Galle hoch. Viele die hier gestrandet sind wurden von ihren Partnern so behandelt, wie Du es mit Deinem Mann machst. Das man einen Menschen nicht mehr liebt ist o.k., aber ihn dann so lange zu hintergehen, finde ich eine Schweinerei. Jeder Mensch hat es verdient das man ehrlich zu ihm ist.
Was Du mit ihm machst ist purer Egoismus. Hast ein schönes Heim und läßt es Dir gut gehen. Hättest Du Deinen Mann schon verlassen wenn der Andere Dir das Alles bieten könnte?

Und was ist mit dem Kind. Wenn es von Deinem Freund ist und der will nicht mehr, schiebst Du es dann Deinem Mann unter?

Nee, da habe ich kein Verständnis für. :(

Ich kann Dich auch nicht bedauern. das Dein Freund sich so verhält. Denn den behandelst Du auch nicht viel besser als Deinen Mann. Wie war es mit dem Versprechen im Urlaub klare Verhältnisse zu schaffen?

Schaff endlich klare Verhältnisse! Wenn Du Glück hast bleibt Dir einer erhalten.

W.

20.02.2005 13:34 • #2


A


Verlassene Betrügerin

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E
Auch wenn es hart ist, aber der Typ hat dich nur verarscht und ausgenutzt. Was Du schreibst, klingt so, als hätte er nie ernste Absichten gehabt. Und als ihm die Sache zu heiß wurde (Deine Trennungsabsichten, eine eventuelle Schwangerschaft) und zu nervig, da hat er sich abgeseilt. Der ganze Quatsch, dass Du ihn verletzt hättest (er scheint sich ja schon bei lächerlichsten Kleinigkeiten gekränkt zu fühlen) dient nur dazu, davon abzulenken, dass er ein Schwein ist. Er versucht Dir einzureden, dass Du auch noch am Ende der Beziehung Schuld wärst. Damit kann er dann sein schlechtes Gewissen beruhigen und muss nicht befürchten, von Dir auch noch berechtigte Vorwürfe zu hören.
So, und nun zu Deinem Mann. Wenn Dein Mann so toll ist,dann kämpfe um ihn. Rede mit ihm über Eure Probleme, über Deine Bedürfnisse, aber auf keinen Fall über Deine Affäre. Diese Affäre war meiner Meinung nach Ausdruck Deiner starken Sehnsucht und Deiner viel zu lange unbefriedigten Bedürfnisse nach Liebe, Zärtlichkeit und körperlicher Nähe. Da bei Dir diesbezüglich verständlicherweise eine riesengroße Lücke klafft, hast Du bei Deinem Lover auch so geklammert. Er verkörperte die Hoffnung auf Erfüllung Deiner Sehnsucht, spielte aber das Wie-bringe-ich-einen-bedürftigen-Menschen-möglichst-schnell-und-effektiv-in-Abhängigkeit-damit-ich-selber-Narrenfreiheit-habe-Spiel. Zu diesem Spiel gehört das System von Zuckerbrot und Peitsche (Zuwendung und Ablehnung). Und leider ist es einem ausgehungerten Menschen kaum möglich, sich der Sogwirkung dieses Spiels zu entziehen. Aber jetzt ist es vorbei. Nimm es als Signal für Deine Bedürfnisse und sorg dafür, dass Deine Bedürfnisse in Deiner Ehe besser als bisher befriedigt werden. Vielleicht rennst Du bei Deinem Mann ja sogar offene Türen ein. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er glücklich ist bzw.ich denke, er ist genauso unglücklich wie Du. Vielleicht hilft ja auch eine Paarberatung, damit ihr endlich mal miteinander redet und nicht weiterhin den Kopf in den Sand steckt. Und wenn Du glauben solltest, Du müsstest nur einen neuen Partner kennen lernen,damit Du wieder glücklich wirst, dann habe ich große Zweifel daran.Denn anscheinend hattest auch Du ein Problem damit, Probleme anzusprechen, und solange Du dieses Problem nicht löst, wirst Du über kurz oder lang wieder in einer ähnlichen Situation landen.
Viele Grüße! Und alles Gute!

20.02.2005 13:40 • #3


E
Hey Wuppi,
lies Dir den Text mal genau durch und hör auf zu projizieren. Dieser Lover war ein völlig windiger Hund, der noch andere Eisen im Feuer hatte. Wahrscheinlich hat er eine bequemere Frau für seine Spielchen gefunden, und dann Luna in den Hintern getreten. Und ihr Mann hat ja nun auch etwas zu den Eheproblemen beigetragen mit seiner Konfliktunfähigkeit und seinem offenbaren Gleichmut,mit dem er die Situation jahrelang mitgetragen hat. Diese Ehe klingt nach der Dante'schen Hölle. Und beide haben den Kopf ins Eis gesteckt bis eine/r von beiden endlich ausgebrochen ist. Nun sollte Luna klug und besonnen versuchen, das ganze zu einem vielleicht doch noch glücklichen Ende zu bringen.
Grüße

20.02.2005 13:53 • #4


L
@Wuppi55

Ich habe meine Geschichte nicht gepostet, um Mitleid zu erhalten, sondern zum einen, um sie mir von der Seele zu schreinen, und zum anderen, um Sichtweisen von Dritter Seite zu erhalten, die mich meine Situation aus einem anderen Blickwinkel reflektieren lassen.
Aus diesem Grund danke ich dir für Deine Einschätzung.

Ich möchte hierzu aber verdeutlichen, dass ich nie gesagt habe, dass ich meinen Mann nicht liebe. Das mag Dir komisch vorkommen, aber wie ich schon sagte, ist er der liebste Mensch den ich kenne. Allerdings liebe ich ihn nicht mehr, wie man seinenen Mann lieben sollte, das weiss er, aber er steckt - wie XGastX so treffend formulierte - den Kopf in den Sand.... so wie ich es auch jahrelang geschafft habe.
Des Weiteren möchte ich betonen, dass sich damals herausstellte, dass ich doch nicht schwanger war... zumindest bekam ich nach 2 Monaten wieder meine Tage.

Im Übrigen habe ich meinen Freund damals nicht versprochen, mit meinem Mann im Urlaub zu reden - das hätte ich nämlich niemals getan.

Dass Du mir allerdingst unterstellst, dass ich meinen Mann schon längst verlassen hätte, wenn mir mein Freund hätte materiell mehr bieten können, empfinde ich als zu weit gehend, denn das ist eine Deutung meines textes, der wirklich zu weit geht. Ich habe einen guten Job und habe zu meinem schönen Heim wie Du es nennst, einen erheblichen Beitrag geleistet. Ich wäre auch in der Lage gewesen, von meinem Einkommen meinen Freund zu ernähren.

Dein letzter Satz hat mich allerdings nachdenklich gemacht, denn ich dachte, dass ich in meinem Text deutlich gemacht hatte, dass es mir nicht darum geht, einen mit Glück zu behalten. Denn es ist kein Glück, mit jemandem zu leben, dem man nicht die Gefühle entgegen bringen kann, die er verdient, oder aber mit jemandem zu leben, der die eigenen Gefühle nicht erwidert.

Aber ich gebe Dir recht, wenn Du sagst, dass jeder Mensch Ehrlichkeit verdient hat. Und ich gebe zu, dass ich diese Ehrlichkeit habe vermissen lassen.

20.02.2005 14:18 • #5


L
@ XGastX

Auch Dir danke ich für die Einschätzung meiner Situation.

Du hast zutreffend analysiert, dass mein Klammern Ausdruck meiner Sehnsucht nach Glück, Nähe und Zärtlichkeit war. Es schmerzt mich, einräumen zu müssen, dass er vielleicht wirklich dieses Spiel von Zuckerbrot und Peitsche gespielt hat, dem ich mich bei allem Willen gar nicht entziehen konnte.

In einem Punkt bin ich mir allerdings nicht mehr sicher: Aus der Beziehung mit meinem Mann heraus hatte ich dahingehend gelernt, dass ich mit meinem Freund über alles sprach, was mich bedrückte. Im Nachienen stellte sich heraus, dass ihm das eine zu große Belastung war. Er sagte immer, dass ich mir ja nicht helfen lassen wolle und jeden Widerspruch als Beweis des Nicht-Liebens empfinden würde. Ich gebe zu, dass ich bei Kritik meines Partners eine Wiele für mich die Situation reflektieren muss, aber ich ziehe mich nicht zurück, um zu erreichen, dass mir der andere hinterherläuft. So wurde es aber immer empfunden, da konnte ich reden was ich wollte.

Mir haben die beiden sehr konträren Erfahrungen mit meinem Mann und meinem Freund gezeigt, dass es nicht gut ist, die Probleme vom anderen abhalten zu wollen (wie bei meinem Mann), es aber auch unmöglich ist, sein innerstes zu offenbaren (wie bei meinem Freund), da das den Partner zwangsläufig überfordert. Die richtige Balance zu finden, erscheint mir unsagbar schwer.

Mein Freund sagte mir mal, dass ich in ihm nur einen Therapeuten suche, er sich aber in die unbeschwerte Frau verliebt habe.... nicht in die von Zweifeln und Ängsten geplagte. Mich hat das gelehrt, doch wieder meine Maske aufzusetzen, um mir und anderen Verletzungen zu ersparen (so weit das möglich ist).

Du hast auch in einem anderen Punkt 100%-ig recht: ein neuer Partner ist keine Lösung für meine Probleme.

Ich danke Dir für Deine Zeilen.

20.02.2005 14:39 • #6


J
Hallo Luna,

puh ... ich möchte Deine Geschichte erst mal noch eine Weile auf mich wirken lassen. Vielleicht kann ich auch einiges bezüglich meiner eigenen Konstellation daraus lernen (der Mann, in den ich mich eine Weile nach seiner Trennung verliebt habe, wurde auf die Weise, wie Du es beschreibst, von seiner Frau hintergangen).

Ich möchte nur zu einem Punkt Stellung nehmen. Du schreibst

Zitat:
Mein Freund sagte mir mal, dass ich in ihm nur einen Therapeuten suche, er sich aber in die unbeschwerte Frau verliebt habe.... nicht in die von Zweifeln und Ängsten geplagte. Mich hat das gelehrt, doch wieder meine Maske aufzusetzen, um mir und anderen Verletzungen zu ersparen (so weit das möglich ist).


Das Interesse des Mannes, in den ich mich verliebt hatte, schien ab dem Moment zu schwinden, in dem die Leichtigkeit unserer anfänglichen Begegnungen bedingt durch meine äußeren Lebensumstände - mein Vater lag im Sterben - einer tiefen Schwermut, Verzweiflung, Angst und dem Bedürfnis nach Unterstützung von meiner Seite wich. Da begann seine Abkehr.

Ich ziehe daraus allerdings nicht den Schluss, dass ich mich besser hätte zurücknehmen sollen - in dieser Situation sicher auch gar nicht denkbar - sondern dass offensichtlich seine Gefühle für mich nicht stark genug waren, mich durch diese Situation zu begleiten.

Was ist denn eine Freundschaft / Liebe / Liebschaft ... was auch immer Wert, wenn man nicht so akzeptiert wird, wie man wirklich ist?

Gruß
Jazz

20.02.2005 16:05 • #7


L
Hallo Jazz,

du stellst zu recht die Frage, was eine Liebe wert ist, wenn man nicht so akzeptiert wird, wie man ist?

Auch ich habe mir diese Frage oft gestellt. Aber ich stelle auch die Gegenfrage: Darf man man im Namen der Liebe alles zumuten?

Sag ruhig, dass es ein Zeichen meiner ewigen Selbstzweifel ist, aber ich denke, dass Liebe nicht alles darf. Liebe muss auch Fürsorge für den Partner bedeuten.... was mich halt zu dem Schluss kommen ließ, dass ich ihn nicht unendlich mit meinen Problemen, die auf einer ungelösten Beziehung zu meiner verstorbenen Mutter basieren, belasten darf. Ich hätte erkennen müssen, dass es ihm zu viel wurde, das habe ich damals falsch eingeschätzt.

Leider sagt nur mein Kopf, dass Liebe nicht alles verlangen darf, aber im Grunde meines Herzens sehne ich mich danach, so geliebt zu werden, wie ich wirklich bin...... und ich weiss, dass dieser nahezu unerfüllbare Wunsch dazu führt, dass ich das Gefühl habe innerlich zu zerbrechen.

Grüße
Luna

20.02.2005 17:14 • #8


E
@ Luna

Zitat:
[glow=red,2,300]Es war uns beiden klar, dass ich mit meinem Mann zunächst in Urlaub fahren werde, wenn er aus dem Ausland zurück kommt. Eine Trennungsgespräch über eine so weite Entfernung hinweg erschien mir unfair und wenig tolerabel.[/glow]

Ich sehe da schon ein Versprechen.


Wenn Du Deinen Mann noch liebst, und er so ein lieber Mann ist, hat er erst recht ein Anrecht auf Klarheit. Ich meine nicht, das Du ihm die Affäre beichten solltest, das mußt Du entscheiden, aber auf ein Gespräch, ob eure Ehe noch einen Sinn hat.

Zitat:
[glow=red,2,300]Dass Du mir allerdingst unterstellst, dass ich meinen Mann schon längst verlassen hätte, wenn mir mein Freund hätte materiell mehr bieten können, empfinde ich als zu weit gehend, denn das ist eine Deutung meines textes, der wirklich zu weit geht.[/glow]

Ich meine nicht das Materielle, sondern die Bequemlichkeit.
Es ist eben einfacher bei dem zu bleiben was man hat, als sich ins Ungewisse zu begeben.



@ XGastX

Du interpretierst auch nur. Nur eben anders als ich. ;)
Und auf wen sie sich da eingelassen hat, wußte sie ganz genau!

20.02.2005 17:25 • #9


E
Hallo

Dieses Verhaltensmuster, konnte ich in meiner Beziehung seinerzeit auch beobachten.

Vielleicht hängt das auch alles mit der Person selber zusammen. Manche Menschen sind mit Ihrem Partner zusammen,weil er das hat,was sie selbst nicht haben. Und wenn das der einzige Grund für diese Menschen ist, der sie in einer Beziehung hält ist das in meinen Augen einfach zu wenig.

In meinem Fall war es auch so ähnlich.
War immer jemand,, der die dinge möglichst nie sich selbst überlassen hat. Habe mir über mein Handeln immer viele gedanken gemacht,bevor ich etwas wirklich wichtiges durchführte. Bei Ihr liefen die Dinge anders. Und oft hat sie später immer festgestellt, dass sie zu intuitiv handelte und Konsequenzen schwer abschätzen konnte.
Dann war ich immer da,wo sie hinkonnte,der ihr den halt gab, und ihr oft immer wieder geholfen hat, sachen wieder irgendwie hinzubiegen.

dann kam bei mir ne krise, meine familie drohte auseinanderzubrechen, Probleme mit den Job. Alles zum Glück jetzt überwunden.
Nur zu der Zeit,etwa vor nem halben Jahr,stand ich fast machtlos dem gegenüber und der gedanke fast nichts tun zu können, hat mich fertig gemacht. Hab das Interesse an Aktivitäten verloren, einfach Lustlos. Hab dann abends dann einfach genossen, die nähe meiner ex zu fühlen.
NAch 2 Monaten war es ihr wohl zu viel.
Sie forerte nur noch,ich solle mich wieder ändern und nicht dauernd so ein gesicht machen.
Sie änderte sich so rasch, dass ich nicht mehr mal mit ihr reden wollte, wie sehr mir alles im mom an den nieren zerrt.
Ich war plötzlich derjenige, der jetzt mal wirklich Unterstützung gebraucht hätte, sie jedoch wollte einfach wieder den alten Freund haben.
Ich konnte damals nichts ändern.
Dann war sie weg.
Heute erst sehe ich, dass ich sie in den ganzen 5 Jahren nie wirklich gebraucht habe um mir Hillfe zu geben, weil ich ja immer alleine alles wieder hinbekommen habe. In dem Moment, wo ich den Halt und die Stärke menschlicher Beziehung wirklich gebraucht hätte, da war sie weg. Sie hat immer nur die Sonnenseiten gesehen.

Man muss einfach wissen, dass zu einer glücklichen Beziehung einfach mehr gehört als ein Gefühl. Es ist keine Kunst mit den Fehlern des anderen leben zu können,man muss das vom Herzen und vom Verstand her wollen.

Bis demnächst
*Smell the flowers while you can*

20.02.2005 17:42 • #10


L
@ Wuppi55

Ja, ich schrieb, dass ich meinen Mann noch liebe. Aber wie ich ebenfalls schrieb: ich liebe ihn nicht, wie ich meinen Mann lieben sollte. Lange Jahre habe ich geglaubt, dass körperliche Nähe und Zärtlichkeiten nicht wichtig sind, dass man ggf. auch auf sie verzichten kann. Aber seit ich der Versuchung nach ein wenig Zärtlichkeit erlegen bin, weiss ich erst, was ich in all den Jahren vermisst habe.

Anscheinend ist es in meinem Text nicht deutlich geworden, aber ich habe mit meinem Mann über dieses Thema gesprochen, so dass die von Dir angemahnte Klarheit, von mir - wenn auch sehr spät - hergestellt wurde. Zugegebenermaßen habe ich nur über die Probleme in unserer Beziehung gesprochen und nicht über meinen Freund. Ich wollte nicht, dass mein Mann denkt, ich würde nur deshalb gehen wollen. Es hätte davon abgelenkt, was unsere wirklichen Probleme sind. Mag sein, dass das falsch ist.

Lass mich hier noch einen Gedanken zur Sprache bringen, auch wenn das bei Dir wieder die Galle hochkommen lässt ;)
War ich wirklich so untreu? Sicherlich, auf den ersten Blick würde jede/r sagen, ja, du warst untreu, du hast ihn betrogen. Das halte ich mir auch fast jeden Tag vor Augen.
Aber auf den zweiten Blick stellt sich doch zumindest ganz leise die Frage, was ich ihm denn mit meiner Untreue weggenommen habe? Ich gebe zu, dass ich mich jeden Tag über meine Untreue gräme, aber ich bemühe mich auch, mir immer wieder zu sagen, dass auch ich ein Recht auf ein wenig Zärtlichkeit habe und hatte. Denn das hat jede/r. Es ist traurig, aber nicht zu ändern, dass mein Mann und ich uns dieses Bedürfnis gegenseitig nicht mehr erfüllen können.
Ich lege Wert darauf, dass ich in all der Zeit meinen Mann niemals dahingehend verraten habe, dass ich, wie so viele andere, schlecht über ihn geredet oder aber seine Gefühle in Abrede gestellt habe. In dieser Hinsicht war ich ihm nie untreu. Ja, ich habe ihm nicht alles erzählt, aber er hat auch nie gefragt.
Ich gebe zu, dass der Grat zwischen Schweigen und Lüge ein ganz gefährlicher ist, aber am Scheitern einer Partnerschaft ist niemals nur einer Schuld - auch ich hätte von meinem Mann auch mehr verdient als ewiges Schweigen.

Dein Hinweis an XGastX, dass ich genau gewusst habe, auf wen ich mich einlasse, ließ mich leise schmunzeln. Ich habe nicht gewusst, auf was oder wen ich mich einlasse, denn das weiss man am Anfang einer Beziehung nie - das Leben ist ein einziges Risiko *lächel*. Etwas anderes zu behaupten ist Schwachsinn.
Ich habe ihn - trotz seiner Fehler, oder eigentlich gerade wegen seiner Fehler - geliebt, und ich tue es immer noch.
Aus Deiner Sicht mag es mir recht geschehen, dass sich meine große Liebe von mir getrennt hat - auch mir erscheint es als Ironie des Schicksals, das kannst Du mir glauben.






20.02.2005 19:01 • #11


J
Hallo Luna,

ich denke, dass unsere Situationen nicht so vergleichbar sind.

Tiefe Trauer und Verzweiflung als Reaktion auf den Verlust eines nahestehenden Menschen sind ja ganz normale menschliche Reaktionen ... und wenn dann die nächsten Freunde (egal ob nun Freunde oder der/die Partner/in) so gar nicht in der Lage sind, das mitzutragen, ist das schon schmerzlich und stellt auch einiges in Frage.

Ich kann aber auch nachvollziehen, dass es eine Beziehung sprengen kann, wenn eine/r von beiden massive ungelöste Probleme mit sich selbst hat, die vielleicht noch Verhaltensweisen mit sich führen, die eine konstruktive Beziehung eher erschweren. Da kann ich mir gut vorstellen, dass das einen Partner auch überfordern kann. Und dann gilt es vielleicht, sich fremde Hilfe zu holen - auch um die Partnerschaft zu entlasten.

Und natürlich entbindet einen der Wunsch danach, so angenommen zu werden, wie man ist, nicht von der Verantwortung, an sich selbst zu arbeiten.

Ich kann zugegebenermaßen Dein Verhalten, Deinem Freund / ich meine Deinem langjährigen Partner das alles so lange vorzuenthalten, auch noch nicht wirklich nachvollziehen ... und ich neige auch dazu, das Verhalten der EX meines Mannes zu verurteilen. Ich bin selbst schon so behandelt worden und da ich weiß, wie verletzend das ist, gehe ich ganz anders damit um. Ich würde immer so bald wie nur möglich das Gespräch darüber suchen bevor überhaupt etwas passiert ist.

Deshalb begreife ich Dich / Deine Geschichte / was Du schreibst aber auch als Chance, vielleicht ein bisschen mehr darüber zu verstehen, warum ein Mensch sich so verhält.

Wir haben hier in diesem Forum so viele Menschen, die schon auf diese Art verletzt worden sind. Ich finde es sehr verständlich, dass das viel Bitterkeit auslöst. Aber allein schon die Quantität, in der das passiert, lässt mich mit der Art der Verarbeitung (die ich ja auch an mir selbst beobachten kann), es einfach pauschal zu verurteilen, unbefriedigt zurück.

Viele Grüße
Jazz

20.02.2005 19:10 • #12


L
Hallo BonoVox,

es ist etwas Wahres an dem Spruch, dass zu einer glücklichen Beziehung einfach mehr gehört als ein Gefühl. Und es keine Kunst ist, mit den Fehlern des anderen leben zu können, sondern man das vom Herzen und vom Verstand her wollen muss.

Leider stehen Herz und Verstand nicht immer im Einklang, und das kann zermürben......

Grüße von einer ratlosen
Luna



20.02.2005 19:12 • #13


J
Unsere Beiträge haben sich überschnitten :)

20.02.2005 19:13 • #14


E
Hi Luna

Zitat:
[glow=red,2,300]Ja, ich schrieb, dass ich meinen Mann noch liebe. Aber wie ich ebenfalls schrieb: ich liebe ihn nicht, wie ich meinen Mann lieben sollte.[/glow]

Ich kann Dich besser verstehen als Du glaubst. :'(

Mein Mann wäre nie gegangen, eben aus besagter Bequemlichkeit. Ich bin mir sicher das er gegangen wäre, wenn er jemanden gefunden hätte. Das war auch der Grund weshalb ich auf Trennung bestanden habe, denn ich liebe ihn immer noch, und das hätte ich nicht verkraftet. Aber die Ehe war nicht mehr zu retten, und da muß man ehrlich sein und einen Schlußstrich ziehen.

Das Du Sehnsüchte hast kann ich verstehen. Es ist doch aber für beide Seiten fairer die Sache dann zu beenden. Diese Ehrlichkeit hätte ich von meinem Mann erwartet, denn es ist schlimm nur noch nebeneinander her zu leben.

Wie Du schreibst bist Du finanziell unabhängig, dann geh Deinen Weg. Du kannst dann ganz offen nach einen neuen Partner suchen, ohne diese ganzen Heimlichkeiten. Und auch Dein Mann hat dann eine Chance ein neues Leben zu beginnen.

Das ist eben meine Meinung, als alter Moralapostel. ;)

Gruß
Wuppi

20.02.2005 19:55 • #15


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