Verlassene Betrügerin

L
Hallo Jazz,

ich danke Dir für Deine Zeilen, zumal sie von einer Person kommen, die genau auf der anderen Seite steht.

Es ist richtig, dass es eine Beziehung sprengen kann, wenn eine/r von beiden massive Probleme mit sich herumschleppt. Aus diesem Grund war ich auch bereit gewesen, professionelle Hilfe zu suchen, um unsere Liebe von diesen Problemen zu entlasten. Aber es war einfach zu spät.

Ich stimme Dir zu, dass es verletzend ist, wenn einem jahrelang die Wahrheit vorenthalten wird. Aber mal ehrlich, warum fragt man denn nicht nach der Wahrheit? In meinem Fall war es so, dass ich genau gefühlt habe, dass mein Mann auch unter der Situation leidet, die ja schon so war, lange bevor ich meinen Freund kennenlernte. Aber auch mein Mann war in all den Jahren nie in der Lage, es anzusprechen.

Ich denke auch, dass die vielen - sich vermutlich doch auch mal ähnelnden - Geschichten nicht pauschal ver- oder beurteilt werden können. Denn es stehen immer unterschiedliche Menschen dahinter, die auch unterschiedliche Hintergründe haben.
Und vermutlich ist es auch nur menschlich, dass Trennungen und die dadurch ausgelösten Schmerzen immer wieder passieren werden.

Und eben weil wir alle Menschen sind, sollten wir bemüht sein, auch im Falle einer Trennung das möglichste zu tun, die damit verbundenen Schmerzen so gering wie möglich zu halten. Sofern das überhaupt möglich ist.

Ich bin ja in der selbstverschuldeten Lage, dass ich mich eigentlich sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite befinde. Auch wenn es blöd klingt, ich habe mich immer von dem Bemühen, meinem Mann nicht weh tuen zu wollen, davon abhalten lassen, rechtzeitig den richtigen Schritt zu machen. Und ich kann mich nicht damit herausreden, dass ich nicht schon vorher gewusst habe, dass mein Schweigen und Ertragen der falsche Weg ist.

Aber ich habe daraus gelernt. In der Beziehung zu meinem Freund habe ich nicht geschwiegen, was leider auch nicht richtig war. Vermutlich muss ich nur noch das richtige Maß lernen.

Gruß Luna


20.02.2005 21:03 • #16


L
Ach Wuppi,

*mal aufseufze* auch ich verstehe Deine Haltung zu diesem Thema sehr gut.... denn Du hast ja recht mir dem was Du schreibst.

Es ist einfach nur so, dass ich mich immer wieder frage, warum ich ihm nicht die Liebe entgegenbringen kann, die er so sehr verdient. Jede könnte sich glücklich schätzen einen solch liebevollen und fürsorglichen Mann zu haben...... jede, nur ich nicht . :'(
Ich frage mich fast jeden Tag, warum ich das Glück, das so nahe ist, nicht ergreifen kann.
Vermutlich bin ich nur abgrundtief dumm. ;)

Ich hoffe, dass auch mein Mann bald erkennt, dass er besser ohne mich dran ist... es wird ein langer Weg, aber ich werde versuchen, diesen mit ihm gemeinsam zu beschreiten, bis er so weit ist, die Trennung als Chance für sich zu begreifen. Nenn mich blöd, aber ich will ihm möglichst wenig weh tun. Ich mag ihm nicht einfach einen solchen Tritt versetzen, wie ich ihn bekommen habe.

Viele Grüße
Luna

20.02.2005 21:34 • #17


A


Verlassene Betrügerin

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J
Hallo Luna,

ich bin sehr froh, dass wir in einen Austausch treten können.

Wenn ich Deine Zeilen lese, dann kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen ... oder besser gesagt ich stelle es mir ganz schrecklich vor, über so viele Jahre eine Beziehung zu führen, in der es kaum noch Zärtlichkeiten gibt ... und sich mit diesem Zustand vielleicht auch noch so zu arrangieren, dass man irgendwann gar nicht mehr merkt, was man eigentlich alles vermisst. Natürlich höre ich so etwas nicht zum ersten Mal. Ich glaube, ich könnte das gar nicht :-[

Und genau an diesem Punkt denke ich zum Beispiel, dass klar immer zwei dazugehören. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Sehnsucht einfach irgendwann stärker wird und man ausbricht.

In welchem Punkt ich Dir aber nicht zustimme ist Dein Argument: Er hätte es ja auch mal thematisieren können.

Ich denke, jeder kann immer nur die Verantwortung für sein eigenes Denken, Fühlen und Handeln übernehmen. Ich denke, dass vielleicht viele, die verlassen wurden, auch schon lange vor der Trennung gespürt haben, dass da etwas grundsätzlich nicht mehr läuft oder irgendwie schief ist. Viele haben dafür dann aber auch andere Erklärungen gefunden (vielleicht auch zum Teil ein Nicht-Sehen-Wollen?).

Ich selbst habe schon bevor es ihm überhaupt bewusst wurde gespürt, dass sich etwas verändert. Ich habe ihn mehrmals darauf angesprochen. Er konnte mir nichts dazu sagen (weil er es selbst noch gar nicht realisiert hatte). So hatte ich immer dieses Unwohlsein, eine Verwirrung / ich habe meine eigene Wahrnehmung in Zweifel gezogen, weil seine Worte und mein Gefühl einfach nicht zueinander gepasst haben. Irgendwann ist er dann mal in sich gegangen ... ist ehrlich zu sich selbst ... und zum Glück auch zu mir gewesen und wir haben ein Gespräch geführt. Das war dann auch gleichzeitig die Trennung. Es war zwar sehr schmerzlich, aber andererseits auch in irgendeiner Form entlastend, endlich zu wissen, woran ich bin. Gewusst hatte ich es rein intuitiv ja sowieso schon die ganze Zeit. Es war erleichternd, dass ich doch zumindest meinem Gefühl vertrauen konnte.

Ich finde, das Argument, er hätte ja auch anfangen können, entbindet Dich nicht von der Verantwortung für Dein eigenes Handeln. Aber das ist nur meine Meinung. Jeder ist ja auch anders gestrickt. Und vielleicht kann manch einer besser mit einer Lüge leben als mit der Wahrheit.

Was bedeutet es denn, die Verletzung so gering wie möglich halten zu wollen? Verlassen zu werden ist doch in jedem Fall ein hammerharter Schock und eine extreme Verletzung. Wird diese Verletzung geringer indem man die Trennung hinauszögert? Wie kann man eine Trennung portionieren, um den Schmerz zu reduzieren?

Aus meiner Sicht ist die einzige Art, ehrlich mit dem anderen umzugehen. Sein Leid kann ich gar nicht verhindern. Aber indem ich ehrlich bin respektiere ich ihn als Person. Ich habe dann auch die Folgen zu tragen. Er wird vielleicht wütend auf mich sein, mich ungerechtfertigt angreifen (das habe ich schon erlebt). Ich halte das aus (auch wenn ich seine Sicht nicht teile / er vielleicht ungerecht ist), weil ich weiß, dass ich ihn sehr verletzt habe ... und es mir auch Leid tut ... aber wenn ich ihn ernst nehme, bin ich es ihm schuldig, ihm nichts vorzumachen.

Kann es sein, dass hinter dem nicht weh tun wollen noch eine andere Motivation steht?

Ich hoffe, Du verzeihst mir meine deutlichen Worte. Ich bemühe mich wirklich um ein Verstehen von beiden Seiten und ich denke auch, dass beide eine Verantwortung tragen. Es scheint so, als würde es Euch beiden, Deinem Ehemann und Dir schwer fallen, das offene Gespräch zu suchen. Ich selbst bin auch noch nicht verheiratet gewesen.

Und ich kenne auch Menschen, die sagen: Ich möchte es gar nicht wissen, wenn mein Partner ´fremdgeht´. Die Menschen sind einfach so verschieden.

So, ich höre mal besser auf. Kriege meine Gedanken grad nicht mehr so richtig sortiert :)

Ich würde mich noch mal über eine Antwort von Dir freuen.

Viele Grüße
Jazz

20.02.2005 22:39 • #18


E
Hi Luna,

ich bin der Meinung, das Du Dich nicht rechtfertigen mußt, weshalb Du ihn nicht mehr so liebst wie früher. Das Leben ist manchmal so, und es läßt sich nicht immer erklären. Ich habe es auch akzeptiert das mein Mann mich nicht liebt. Das wieso und warum hilft mir auch nicht weiter.

Aber wie Jazz schon geschrieben hat, die Verletzungen kannst Du nicht verhindern. Auch wenn Du alles freundschaftlich regeln willst ist das vielleicht nicht der Weg der ihm gut tut.
Kann sein das er froh ist, das endlich eine Klärung erfolgt ist. Kann aber auch sein das er die hier viel gepriesene Kontaktsperre einhält. Dann mußt Du, und Dein schlechtes Gewissen, das aushalten. C`est la vie!

Ich komme aber nochmal auf Dein eigentliches Problem der verlassenen Betrügerin zurück.

Wenn Du die Beiträge hier liest wirst Du öfter lesen, das die Flucht in eine neue Beziehung nicht von Dauer ist. Ich bin auch der Meinung das man erst mit einer Sache abschließen muß, um für die nächste frei zu sein. Abgesehen davon wie die ganze Affäre lief. Vielleicht wäre es gut für Dich einen richtigen Neuanfang zu machen.

LG
Wuppi

20.02.2005 23:33 • #19


L
Hallo Jazz,

ich denke, dass ich im Grunde meines Herzens immer gespürt habe, dass etwas sehr wichtiges in meinem Leben fehlt. Wenn ich mich zurück besinne, kann ich mich aber daran erinnern, dass ich mir so oft gesagt habe, dass ich bei einem solchen Mann doch einfach glücklich sein muss..... Wir sind beide halbwegs gesund, sind finanziell abgesichert, er ist intelligent, freundlich, hilfsbereit und sieht sogar gut aus.
Es mag nicht zu verstehen sein, aber irgendwie habe ich mich gezwungen gefühlt, glücklich zu sein. Da ich es insgeheim nicht war, fühlte ich mich immer schuldiger.
Mir hat mal jemand gesagt, dass ich keinen Grund habe unglücklich zu sein, ich hätte doch einen Job und wäre gesund. Es ist sozusagen jammern auf hohem Niveau :-[

Ich gebe Dir recht, dass immer beide an einem solchen Schweigen Schuld sind - ich wollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich nur ihm die Schuld in die Schuhe schiebe.

Als ich ihn auf unsere Probleme ansprach wollte er auch kaum mit mir reden. Er sagte, dass ich ihm rhetorisch das Wort im Mund herumdrehe..... ich gebe zu, dass er es geschafft hat, mich mit dieser Aussage mundtot zu machen.

Du hast recht *seufz*, eine Trennung ist immer ein Hammer, so dass mein Wunsch nach einer schmerzlosen Variante vermutlich einfach illusorisch ist. Vielleicht bin ich dieser Illusion auch deshalb erlegen, weil ich so sehr unter der Trennung von meinem Freund leide.

Ich freue mich wirklich über unseren Austausch... und das gerade wegen der offenen Worte :) Was nützt mir jemand, der mir nach dem Mund redet und keine Denkimpulse gibt?

Liebe Grüße
Luna

21.02.2005 21:09 • #20


L
Hallo Wuppi,

das sagt sich so leicht: Das Leben ist halt manchmal so, und es lässt sich nicht immer erklären.
Sicherlich hilft das warum letztlich niemandem weiter, aber ich würde es dennoch so gerne verstehen. Mich lässt diese Frage einfach nicht los.

Wie ich Jazz schon schrieb, ich fühle mich schuldig, weil ich sozusagen auf einem hohen Niveau jammere..... ich habe das Gefühl, versagt zu haben. Wenn es mir bei solch günstigen Rahmenbedingungen nicht gelingt glücklich zu werden, wie soll ich es dann jemals werden?

Ich gebe Dir recht, dass die Flucht in eine neue Beziehung nicht von Dauer ist, so lange man nicht mit der alten Sache abgeschlossen hat.
Aber ich bin nicht wirklich geflüchtet, sondern eher reingestolpert..... und ja, ich war zu schwach mich diesem wunderschönen Gefühl, das mir mein Freund oft gab, zu entziehen. Ich liebe ihn wirklich, weil er ein Mann war, der mich immer meine eigenen Sichtweisen hat hinterfragen lassen.

Du hast recht, diese Liebe kam zu einem falschen Zeitpunkt, aber ich bin ein Mensch, der daran glaubt, dass es die große Liebe - wenn man Glück hat - ein- oder zweimal im Leben gibt. Der Gedanke, dass ich sie so leichtfertig verspielt habe, verfolgt mich Tag und Nacht.

Das mit dem Neuanfang ist grundsätzlich ein richtiger Hinweis, aber ich bin in einer Phase, in der ich für absolut nichts mehr Kraft habe. Ich bin einfach am Ende. :(
Aber die Gespräche mit meinem Mann werde ich wieder aufnehmen, denn so geht es nicht weiter.

Liebe Grüße
Luna

21.02.2005 21:29 • #21


E
Hallo Luna,

ich verstehe noch nicht, was Du mit den Gesprächen mit Deinem Mann bezweckst. :-/

In welche Richtung sollen sie gehen. Weiter wie bisher mit kleinen Veränderungen, oder Trennung?

Gerade wenn du schreibst, das Du keine Kraft mehr hast, klingt das nicht nach Veränderung, sondern nach festhalten an den alten Verhaltensmustern.

Wenn Dein Freund zu Dir zurückkommen würde, würdest Du Deinen Mann dann verlassen? Wenn ja, dann suchst Du doch nach einem Fluchthelfer und hast Angst das Alleine durchzustehen.

Ich will Dir hier keine Trennung einreden. Vielleicht gibt es ja auch noch eine Chance mit Deinem Mann, wenn sich einiges ändert. Das kannst nur Du entscheiden, denn Du kennst die ganze Geschichte. Ich kann das nur aus dem beurteilen was Du geschrieben hast.
Wenn man enttäuscht ist sieht man alles nur negativ, ging mir genauso. Also nimm Dir Zeit und finde den richtigen Weg für Dich.
Bei mir hat es Jahre gedauert, bis ich endlich so weit war. Ich bedaure es jetzt das ich diesen Schritt nicht schon viel früher getan habe. Bin aber froh, es überhaupt geschafft zu haben.

Du siehst, auch die bösen Weiber finden hier Aufnahme.
Denn es leiden nicht nur die Verlassenen. Ich habe das schlechte Gewissen, denn bei mir sind auch noch 3 Kinder betroffen. Zwar schon erwachsen, sie leiden aber trotzdem unter der Trennung.

Ich wünsche Dir, das Du die richtige Entscheidung für Dich triffst.

Gruß
Wuppi

22.02.2005 11:05 • #22


Z
Hallo Luna,

Ich verfolge diesen thread mit grosser Aufmerksamkeit, auch wenn ich selbst nicht allzuviel beizusteuern habe.
Nur bin ich halt in der Situation, dass ich mich in eine verheiratete Frau verliebt habe, die in etwa das Gleiche sagt, wie du: sie hat eigentlich einen sehr guten Mann, der sich um sie kümmert, mit dem sie über ihre Probleme reden kann, der für sie da ist, der sie von Anfang an mit ihren beiden Kindern angenommen hat, ohne Wenn und Aber, und diese gut und gerne versorgt; auch materiell fehlt es an nichts, vor einem halben Jahr wurde ein Haus gekauft..., aber trotzdem ist sie nicht richtig glücklich und verurteilt sich dafür.
Manchmal ist er sehr verschlossen, weil er ein Erlebnis aus seiner Kindheit nicht vergessen kann. Auch wenn letzteres nicht in direkter Verbindung mit ihrer Ehe steht, belastet es die Frau sehr, weil die Erinnerung ihn zeitweise sehr verändert und ihn gar von ihr entfremdet. So leben sie sich immer mehr auseinander, obwohl das Ganze eigentlich nichts mit ihrer Beziehung zu tun hat.
Sie sagt auch, dass ich ihr etwas gebe, was sie vorher nicht gekannt hat.
Sie hat eine Affäre mit mir angefangen, behauptet, in mich verliebt zu sein, hat mir aber trotzdem immer wieder klar gemacht, dass sie um ihre Ehe kämpfen möchte, bis es vielleicht irgendwann nicht mehr funktioniert...in 3 Monaten, in 6, in einem Jahr? Oder klappt es eines Tages doch wieder?

Also musste ich sie loslassen, weil ich es nicht mehr ertragen konnte. Und doch: irgendwo habe ich gelesen: wo der Partner untreu wird, steht die Trennung schon an der Hintertür. Vielleicht ist es so, vielleicht auch nicht...

@ wuppi: ja, die Sache mit dem Fluchthelfer. Weisst du, dies ist der typische Vorwurf, dem die Verlassenen den Verlassern immer wieder machen. Lieber warten, sich der eigenen Probleme bewusst werden, Abstand gewinnen, sich selber erstmal finden, ...
Wahrscheinlich ist viel Wahres dran, aber es ist nicht so, als wenn solche Beziehungen immer zum Scheitern verurteilt wären.
Ich bin auch mal wegen eines anderen ziemlich brutal verlassen worden und habe meine Ex deswegen verflucht, nur: die Frau, mit der ich jetzt etwas hatte, gab mir eine - wie ich finde - recht gute Antwort auf meine Frage, ob sie auch so jemand sei, der einen anderen Menschen benötigt, um sich aus einer bestehenden Beziehung zu lösen und Angst hat, allein zu sein, nämlich, dass die Verlassenen sich notgedrungenerweise hinterfragen, weil sie alleine da stehen und irgendwann nach und nach wie von selbst erkennen, was sie falsch gemacht haben und an sich ändern müssen. Sie sind allein und müssen auch allein wieder auf die Beine kommen. In dieser Selbstfindungsphase sind sie logischerweise nicht bereit, eine Beziehung zu einem neuen Partner aufzubauen.

Ganz anders aber würde es sich beim Verlasser verhalten, der  sich schon länger Gedanken über die Beziehung gemacht, den letzten Schritt aber nicht gewagt habe, weil er nicht daran gewohnt sei, allein zu sein, und wohl auch zu feige, es zu versuchen.

Zumindest sehe ich persönlich einiges diesbezüglich etwas differenzierter.

Natürlich sind alle Verlassenen davon überzeugt, es niemals so zu tun, wie ihr ehemaliger Partner vorgegangen ist - nur, können wir da wirklich so sicher sein?
Sicherlich zeugt es nicht von Charakterstärke, wenn man ständig jemanden braucht, der einem in den Arm nimmt und einen unterstützt; andererseits funktionieren wohl (leider) die meisten Menschen nach genau diesem Schema und haben so ein grosses Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit, dass sie diesem Verlangen alles unterordnen.
Traurig, aber wahr...

zira

22.02.2005 12:29 • #23


L
Hallo Wuppi,

tja, was bezwecke ich? So genau kann ich Dir diese Frage gar nicht beantworten.... ich hoffe einfach, dass ich dann vielleicht endlich verstehe, warum es kam wie es gekommen ist. Du brauchst nichts zu sagen: Ich weiss, dass das nichts ändert und ich es vermutlich auch nie ergründen werde *seufz*.

Natürlich habe ich Angst, das alles alleine durchzustehen... es wäre eine glatte Lüge zu sagen, dass ich das nicht hätte. Ich habe keine Freunde und wäre daher wirklich auf mich allein angewiesen - ein abschreckender Gedanke.
Ich halte es auch nicht für schlimm, wenn man Angst vor dem Alleinsein hat, es darf nur nicht dazu führen, dass andere darünter leiden müssen.
Dieser Punkt ist in meiner Ehe erreicht, so dass ich endlich gehen muss.

Die Frage was ich täte, wenn mein Freund wieder zu mir zurückkehrt stellt sich nicht, denn er wird es niemals tun. Im Übrigen kann ich ihm nicht verzeihen, was er mir angetan hat. Ja, ich leide wie ein Tier, dass ich ihn verloren habe, aber ich bin nicht so dumm, mir vorzumachen, dass er auch nur noch ein Fünkchen von Zuneigung für mich empfindet. Er ist froh, dass er mich los ist und dabei werde ich es bewenden lassen.
Aber ich räume eines ein: ich würde mir meine große Liebe nicht nocheinmal durch die Lappen gehen lassen, denn ich glaube nicht an die zweite Chance im Leben.
Ich gebe es zu, dass ich früher mal gesagt habe, dass ich meinen Mann nicht verlassen werde, ohne eine neue Perspektive zu haben. Das war die klassische Geschichte mit dem Fluchthelfer. Aber selbst ich werde klüger... und ich hoffe, dass mir diese Klugheit hilft, den richtigen Weg zu finden. Vielleicht finde ich ja einen Weg, auf dem ich nicht mehr von meinem schlechten Gewissen aufgefressen werde und etwas Frieden finde.

Gruß
Luna







22.02.2005 19:45 • #24


E
Hallo Luna,

nun möchte ich mich auch zu Wort melden und meinen Senf dazu geben.

Irgendwie fühlte ich mich bei deiner Geschichte um 3 Jahre zurückversetzt. Ich war damals die neue Frau im Leben eines verheirateten Mannes, dem es in der Beziehung mit seiner Frau ebenso ging wie dir.
Man hatte sich auseinandergelebt, jeder machte sein eigenes Ding, und plötzlich verliebte er sich - in mich. Wir kannten uns da schon 2 Jahre, waren im gleichen Verein und es gab vieles was uns verband, Gemeinsamkeiten, Interessen usw. all das, was ihm bei seiner Frau seit Jahren gefehlt hat.

Die Trennung der beiden verlief fair und einfach, beide waren erleichtert, dass endlich jeder sein Glück finden konnte, sie wollten Freunde bleiben, und sahen sich wegen Kinder und gemeinsamen Betrieb täglich.

Auch ihnen ging es gut, sie mochten sich, waren finanziell unabhängig, etc. eben genauso wie bei euch. Kein Grund zum Jammern und doch fehlte etwas. DAS Gefühl nämlich.

Lange Rede kurzer Sinn, nach 8 Monaten kam durch häufige Streits das Aus für ihn und mich. Er ging zurück zu ihr und zu seinen Kindern, zu seinem Betrieb, seinem alten Leben.

Das Problem war nur, er konnte diesem Gefühl was er mit mir hatte nicht entfliehen, kann es immer noch nicht. Seit über zwei Jahren gibt es bei den Beiden einen Neuanfang nach dem anderen, er bekommt mich nicht aus seinem Kopf, hält aber mit aller Gewalt an dieser Beziehung fest, immer auf der Suche nach diesem grossen Gefühl, immer wieder fragend, warum er sie nicht so lieben kann wie mich.

Sie geniesst es gewonnen zu haben, obwohl er ihr gleichgültig ist (das nennt man dann Harmonie und Liebe), und fordert von ihm das gleiche Gefühl, welches er bei mir hatte.

Nach aussen hin sind sie das perfekte Paar, welches es geschafft hat. Die Stürme die innerlich toben sieht niemand. Es gab Hunderte von Gesprächen, die aber nichts am mangelnden Gefühl ändern können. Gefühle kann man nicht herbeidiskutieren.

Wenn du mich fragst, was der Grund für dein Bleiben und Noch-Festhalten an der Beziehung zu deinem Mann ist, dann behaupte ich, es ist Bequemlichkeit, Feigheit, Angst vor dem Alleinsein, ein Leben nach dem Motto: lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

Eine sanfte Trennung gibt es nicht Luna, wenn du endlich ein Leben nach deinen Vorstellungen leben willst, dann musst du deinen Mann freigeben, und nicht darauf warten, bis er etwas tut, denn vielleicht tut er nie etwas.

Du hast jedes Recht auf Gefühle und Zärtlichkeit, und wenn ihr euch das nicht mehr geben könnt, dann müsst ihr die Konsequenzen ziehen, in diesem Falle du, weil du diejenige bist, die jetzt schmerzhaft zu spüren bekommen hat, dass es auch noch etwas anderes gibt, als den perfekten, netten Partner, der neben dir herlebt.

Gewiss ist es ein langer Prozess, sich endgültig von einer Ehe / Beziehung zu verabschieden, aber ich denke du siehst inzwischen keinen Weg für Veränderungen in eurer Beziehung, da dir ja schon jahrelang etwas gefehlt hat.

Ich kann nicht wirklich verstehen, warum zwei Menschen zusammenbleiben und unzufrieden sind, weil etwas fehlt. Man redet sich gern ein, es könnte sich ja wieder ändern, nur wie lange willst du noch warten ob sich etwas ändert?

Deine heimliche Affäre hat dir gezeigt was dir fehlt, und du glaubst daran, dass es die grossse Liebe mehrmals im Leben gibt. Also nutze deine Chance, das Leben ist zu kurz und wertvoll, um noch länger unglücklich in einer Beziehung gefangen zu bleiben.


Gruss
Thilde

22.02.2005 20:16 • #25


L
Hallo zira,

ich danke Dir für Deinen Beitrag, gibt er doch einen Blick auf das frei, was mein Freund vermutlich empfunden hat.

Einige Parallelen zu Deiner Ex sind unstreitbar da, nur dass es in meiner Beziehung so ist, dass ich meine erkaltete Beziehung nicht damit erklären kann, dass mein Mann Probleme aus seiner Kindheit mit sich herum schleppt, die ihn zeitweise verändern.
Ich möchte hier weder Deine Ex verurteilen, noch eine Lanze für sie brechen, aber möchte gerne einige Gedanken äussern, die mir durch den Kopf schossen, als ich Deine Zeilen las.
Mir ist nicht ganz klar geworden, warum sie auf der einen Seite eine Affäre mit Dir angefangen hat, aber andererseits um Ihre Ehe kämpfen wollte. Ich war ja, als ich in meine Affäre stolperte, schon lange über den Punkt hinaus, um meine Ehe zu kämpfen (was fast noch schlimmer ist).
Ich entnehme Deinen Zeilen aber auch, dass eine gemeinsame Zukunft mit Dir nie ganz ausgeschlossen war. Aus dem eigenen Erleben muss ich zugeben, dass es einfach unsagbar schwer ist, einen liebevollen Mann zu verlassen, wenn man ihm eigentlich keine wirklichen Vorwürfe machen kann. Bei mir war es auch so, dass die langen Jahre des Zusammenlebens einfach eine - wie auch immer geartete - Nähe erzeugt haben, die nur schwer wieder aufzulösen ist. Man fühlt sich verpflichtet, die Zuneigung zu erwidern.... und das vermutlich noch mehr, wenn der Mann auch noch die eigenen Kinder liebevoll aufgenommen hat. Das schlechte Gewissen hat mich z. B. Tag und Nacht verfolgt.

Ich bin der Meinung, dass niemand eine Affäre eingeht, der eine glückliche Beziehung führt. Aber ich bin realistisch genug zu sagen, dass dennoch viele beim Ehepartner verharren, aus welchen Gründen auch immer.
Aber ich glaube auch daran, dass sich manche Affären zu einer wirklich glücklichen Beziehung entwickeln können - da können mich gerne alle als naiv bezeichnen.
Vermutlich hat Deine Ex auch gar nicht so unrecht mit ihrer Analyse von den Verlassenen und den Verlassern. Ich persönlich halte Feigheit einen solchen Schritt zu wagen auch nicht für verwerflich. Selbstverständlich würde es viel Leid ersparen, wenn sich die Verlasser früher aufraffen könnten, den entscheidenden Schritt zu tun. Andererseits halte ich es für menschlich, wenn sie Angst vor diesem Schritt haben, so dass ich niemanden hierfür verurteilen würde. Diese Angst ist ebenso menschlich wie das Gefühl nach Wärme und Geborgenheit.

Und ich gebe Dir recht: Wir können uns niemals sicher sein, nicht genauso zu handeln, wenn wir in dieser Situation sind.

Grüße von einer nachdenklichen
Luna

22.02.2005 20:22 • #26


E
Hallo luna1967,

ich weiß ich bin ein bisschen spät dran, aber vielleicht liest du ja hier noch mit ... ein Satz von dir stimmte mich sehr nachdenklich:

Leider sagt nur mein Kopf, dass Liebe nicht alles verlangen darf, aber im Grunde meines Herzens sehne ich mich danach, so geliebt zu werden, wie ich wirklich bin...... und ich weiss, dass dieser nahezu unerfüllbare Wunsch dazu führt, dass ich das Gefühl habe innerlich zu zerbrechen.


Manchmal ist das die Umschreibung für die Sehnsucht nach der bedingungslosen Liebe einer Mutter, die man möglicherweise nie erfahren durften und auf ewig vermisst ... man erhofft und erwartet ohne genau zu wissen was, man spürt nur dass nie genügt was dem anderen zu Geben möglich ist, dass man nie glücklich ist mit dem was man hat, immer scheint noch etwas zu fehlen ... ein Hunger der nie gestillt werden kann ... eine Sehnsucht die so nie erfüllt werden wird ...

LG von lilac

01.03.2005 21:11 • #27


Z
Hallo Luna,

Ich habe jetzt erst bemerkt, dass du schon letzte Woche auf meinen Beitrag geantwortet hast  :-[.

Ich weiss nicht, warum meine Ex (mit der ich mittlerweile schon wieder zweimal unterwegs war, mit Küsschen, umarmen, usw) einerseits eine Affäre mir mir angefangen hat und andererseits noch um ihre Ehe kämpfen möchte. Ich habe schon so viel über alles nachgedacht, in meinem eigenen thread wurden Seiten gefüllt, und ich habe mich schon so oft mit ihr unterhalten, aber es läuft immer nur darauf hinaus, dass sie kämpfen möchte, um sich nicht später den Vorwurf machen zu müssen, es nicht wenigstens versucht zu haben.
Noch am letzten Freitag hat sie mir gesagt, wie sehr sie mich lieben würde, aber ihre Entscheidung steht: entweder ich lasse mich darauf ein, um nach vielleicht monatelanger Wartezeit am Ende doch nicht mir ihr zusammen sein zu können, oder ich lasse es bleiben.
Vielleicht gebe ich mit der Zeit von selbst auf, weil mir die Kraft fehlt und das ganze mich zu sehr aufreibt und mitnimmt.

Wäre schön nochmal zu hören, wie es bei dir weiter geht.

LG

zira

02.03.2005 17:54 • #28


L
Hallo zira,

aus technischen Gründen konnte ich eine Weile nicht online gehen, so dass ich Deine Zeilen erst jetzt lese. Mir geht es immer noch nicht besser, als vor einigen Wochen. Ich habe das Gefühl, dass der Schmerz einfach nicht aufhört. Aber dieses Gefühl kennen hier wohl viele.

Das Hin- und Hergerissensein zwischen dem langjährigen Partner und der neuen Liebe kann ich nachvollziehen. Und ich kann es nur bewundern, wenn Du die Kraft hast, auf Deine Freundin zu warten.
Aus eigenem Erleben muss ich sagen, dass ich mich in all der Zeit meiner Affäre (welch ein fürchterliches Wort, das den Gefühlen die ich hatte und immer noch habe so gar nicht gerecht werden will) immer nach einem Zeichen meines Freundes gesehnt habe, dass er auch wirklich eine richtige Beziehung mit mir aufnehmen will. Dieses Signal - und er würde das jetzt rigeros abstreiten - kam nie. Ich hatte in all der Zeit nie das Gefühl, dass er bereit ist, etwas für mich aufzugeben, um so unser gemeinsames Leben zu ermöglichen. Es hat mir sehr weh getan, dass dieses Signal nie kam und er sich auch noch auf Signale von mir zurückzog. Das Schlimmste aber war, dass er mir nach der Trennung sagte, ich habe mich ja nie trennen wollen.

Viele werden jetzt sagen, dass ich mal wieder nur aus Bequemlichkeit und Angst heraus handelte, aber ich war nicht bereit, meinem Mann für einen Geliebten weh zu tun, der mich gar nicht wirklich haben will.

Ich wünsche Dir für Deinen Weg jedenfalls viel Kraft, für welchen auch immer Du Dich entscheidest.

Liebe Grüße
Luna


12.03.2005 15:30 • #29


L
Hallo Thilde,

ich danke Dir für Deinen Senf. ;)

Du hast recht mit der Behauptung, dass ich Angst vor dem Alleinsein habe. Das haben vermutlich viele. Und ich gebe Dir auch recht mit dem Hinweis, dass ich diejenige sein muss, die die Konsequenzen zieht.

Ich weiß das alles nur zu gut..... und dennoch habe ich nicht mehr die Kraft etwas zu ändern, zumindest nicht im Moment. Wie viele Momente sind schon vergangen, in denen ich mich nach einem anderen Leben gesehnt habe, wirst Du berechtigterweise fragen. Es waren schon viel zu viele, so dass es jetzt auch nicht mehr darauf ankommt.
Meine Zeilen hast Du übrigens in einem Punkt falsch interpretiert: Ich glaube nicht daran, dass es die große Liebe mehrmals im Leben gibt - ich habe nur ausdrücken wollen, dass ich mit der Erfahrung von heute, in der selben Situation vermutlich anders handeln würde.

Auch wenn mich die Depressionen fest im Griff haben, werde ich dennoch versuchen zu überleben. Vielleicht hatte mein Freund sogar recht, wenn er sagte, dass man sich auch mal mit 80% zufrieden geben muss. Ich werde versuchen, mich damit zu begnügen, dass ich ein Leben führen kann, um das mich viele beneiden würden, und ich werde damit umgehen lernen, dass es in meinem Leben Zuneigung geben wird, aber keine Liebe mehr.

Es ist mir egal, wenn mich jetzt alle für diese Haltung verurteilen werden, aber diese Haltung ist die einzige, die mich derzeit am Leben hält.

Gruß Luna



12.03.2005 15:57 • #30


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