Ihr Lieben,
ich lese schon eine ganze Weile in diesem Forum mit, was mir irgendwie Trost spendet, auch wenn mir natürlich niemand meinen Trennungsschmerz abnehmen kann.
Nun bin ich an einem Punkt, an dem ich auch selbst meine Gedanken hier niederschreiben muss, da ich gar nicht mehr weiß, wohin mit all den Gefühlen, mit Verzweiflung, Wut und Trauer.
Ich bin 33 Jahre alt und wurde vor sechs Wochen von meinem Partner nach über fünfjähriger Beziehung verlassen.
Unsere Beziehung war von Höhen und Tiefen geprägt, wir hatten eine unglaublich tiefe und ehrliche Verbindung, aber auch viel Drama (Eifersucht, Verlustängste, endlose Diskussionen um unsere Gefühlswelt usw.).
Wir beide haben Verhaltensmuster an den Tag gelegt, die uns gegenseitig triggern: Je bedürftiger der eine Part wurde, umso distanzierter und genervter wurde der andere - bis sich die Rollen dann irgendwann tauschten usw. Trotzdem hatten wir über weite Teile unserer Beziehung eine sehr gute Kommunikation, die alles immer wieder ins Lot brachte.
Irgendwann zog dann aber auch der Alltag in unsere Beziehung ein, womit mein Expartner ein großes Problem hatte. Ich muss dazu sagen, dass er wesentlich jünger ist als ich (25 Jahre) und noch mitten im Studium steckt. Für ihn war dieser seriöse Alltag mit mir häufig langweilig und unbefriedigend, er wollte lieber raus und sein Studentenleben genießen (was für mich auch okay war). Dass ich abends nach einem langen Arbeitstag häufig zu müde war, um ihn bei seinen Aktivitäten zu begleiten, fand er immer schade. Und er fühlte sich schlecht, mich allein zu lassen. Dieser Zwiespalt übte wohl einen immensen Druck auf ihn aus und er hatte, wie er sagte, permanent ein schlechtes Gewissen.
Für mich war der Alltag ebenfalls anstrengend, aber ich erwarte von einer Beziehung nicht, dass immer alles nur Rosarot ist. Auch den Alltag miteinander zu meistern, gehört für mich zu einer intakten Beziehung dazu, auch wenn das alles natürlich nicht immer nur spaßig ist. Aber so ist das Leben eben.
Ein großes Thema war bei uns seit etwa drei Jahren mein Kinderwunsch, den er nicht teilte. Er wolle zwar irgendwann Kinder, sagte er, er wisse aber nicht, wann das so weit sein werde. Das machte mich häufig traurig, da ich ihn mir gut als Vater meiner Kinder vorstellen konnte und meine biologische Uhr einfach langsam tickt. Auch andere Zukunftspläne waren mit ihm nicht möglich, da er im Hier und Jetzt leben wolle und nicht sagen könne, was in paar Jahren sei - so seine Worte.
Das war für mich schwierig. Denn ich hätte gerne mit ihm Zukunftspläne geschmiedet - ob sich diese dann erfüllen oder nicht, ist ja zweitrangig. Es ging mir lediglich um das gemeinsame Spinnen von Träumen.
Diese unterschiedlichen Herangehensweisen führten dazu, dass ich mich allmählich immer öfter fragte, ob unsere Beziehung eine Zukunft hat. Ich entfernte mich emotional schon ein Stück aus der Beziehung, hielt aber trotzdem immer noch daran fest, weil ich meinen (Ex-)Partner einfach liebe und er mir so viel geben konnte, was für mich essenziell ist (Nähe, Verständnis und das Gefühl, so sein zu dürfen, wie ich bin).
Auch mein (Ex-)Partner entfernte sich immer weiter von mir bzw. grübelte monate-, wenn nicht sogar jahrelang darüber nach, ob wir eine Zukunft haben (das merkte ich erstens, zweitens sprachen wir auch hin und wieder darüber). Er war in dieser Zeit auch in Therapie, und sein Therapeut ermutigte ihn immer wieder, die Beziehung zu beenden.
Dann Anfang Juli trennte er sich nach einer Sitzung bei ebenjenem Therapeuten von mir, weil unsere Wünsche bezüglich Familiengründung nicht zu vereinbaren seien. Er überlegte es sich aber am nächsten Tag wieder anders mit der Begründung, ihm sei egal, ob wir eines Tages unglücklich würden - er wolle hier und jetzt mit mir zusammen sein.
Zwei Wochen später hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Ich nehme die Pille nicht (was er selbstverständlich wusste!), er selbst legte auf Verhütung keinen großen Wert. Und so passierte es eben.
Ich freute mich über unser Baby, er kam mit der Situation jedoch anfangs überhaupt nicht klar. In dieser Zeit traf er sich auch immer öfter mit einer Kommilitonin. Sie war keine langjährige Freundin, sondern sie lernten sich wirklich erst nach und nach kennen. Sie gingen abends alleine spazieren und tranken in unserem Wohnzummer Wein (ich war zu der Zeit nicht da, sondern ein paar Tage verreist). Ich versuchte, nicht so viel hineinzuinterpretieren und ihn machen zu lassen. Immerhin war ich schon zu Beginn unserer Beziehung häufig eifersüchtig gewesen und wollte ihn nicht noch weiter von mir wegtreiben. Deswegen nahm ich die Annäherung der beiden in Kauf. Mein Bauchgefühl sagte mir allerdings, dass da mehr dahintersteckt. Und irgendwie fand und finde ich es auch nicht okay, sich mit einer anderen zu treffen, wenn die Freundin schwanger und die Situation ohnehin sehr verfahren ist. Ich denke, die Schwangerschaft und die Verantwortung, die er auf sich zukommen sah, war ein großer Treiber dafür, dass er sich seiner Kommilitonin emotional sehr stark annäherte. Ich ließ ihn gewähren - was hätte ich auch tun sollen?
Dann verlor ich das Baby in der 15. Schwangerschaftswoche. Für mich ein Albtraum, für ihn eine Erleichterung, auch wenn er dann doch irgendwie um unser gemeinsames Baby trauerte.
Es folgten vier Wochen, in denen wir uns wieder unglaublich nah waren. Ich hatte das Gefühl, der Tod unseres Kindes hätte uns nun wieder enger zusammengeschweißt. Ich hatte plötzlich wieder sehr starke Gefühle für ihn und dachte, das beruhe auf Gegenseitigkeit.
Doch vier Wochen nach der Fehlgeburt beendete er die Beziehung. Seine Begründung: Erstens wolle er meinem umso stärker gewordenen Kinderwunsch nicht im Wege stehen. Zweitens wisse er nicht, ob er mich noch liebe oder ob seine Gefühle nur noch die Erinnerung an das seien, was wir einmal hatten.
Die ersten zwei Wochen nach der Trennung ging es mir einigermaßen gut. Ich denke, da hatte ich das alles einfach noch nicht realisiert und dachte, er kommt sowieso wieder zurück. Dann dämmerte mir langsam, dass er zu seiner Entscheidung steht und kein Interesse mehr an mir hat. Und seither geht es bergab. Meine Trauer wird nicht besser, sondern schlimmer. Es gibt Tage, an denen ich denke, es geht aufwärts, aber dann kommt der Rückfall umso härter. Ich habe ihm noch einige Male geschrieben, wie sehr er mir fehlt (ich weiß, das sollte man lieber nicht tun), aber es kommt nichts zurück. Die organisatorischen Dinge, die wir wegen unserer gemeinsamen Wohnung zu klären haben, muss auch ich ansprechen, von ihm aus kommt da gar nichts. Wenn er antwortet, dann kurz und knapp, ohne Begrüßung oder Verabschiedung, ohne ein nettes Wort. Da er während unserer Beziehung so unglaublich liebevoll war, trifft mich das natürlich nun noch umso härter. Ich habe das Gefühl, ich bin es nicht einmal mehr wert, gefragt zu werden, wie es mir geht. Hat der Verlassende denn nicht auch nach der Trennung zumindest noch ein bisschen Verantwortung, es dem Verlassenen durch ein so abweisendes Verhalten nicht noch schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist?
Er lebt nun sein locker-flockiges Studentenleben weiter. Ich denke, es geht ihm gut und er genießt seine neu gewonnene Freiheit. Möglicherweise ist er auch schon mit seiner Kommiliton zusammen, zumindest eine lose Affäre kann ich mir gut vorstellen. Sie entspricht einfach exakt seinem Beuteschema.
All das, die Fehlgeburt, die Trennung, das Gefühl, dass er sich schon lange vor dem endgültigen Schlussstrich von mir abgewandt und sich einer anderen zugewandt hat, die vielen Fragen in meinem Kopf und das Gefühl, einfach weggeworfen worden zu sein in einer Zeit, ich der ich ihn so sehr gebraucht hätte, zieht mir einfach den Boden unter den Füßen weg.
Es tut gut, das alles hier aufzuschreiben. Und ich würde mich über ein bisschen Zuspruch freuen . Vielleicht habt ihr ja auch noch ein paar gute Tipps für mich, wie ich ihn loslassen kann (die Hoffnung habe ich leider immer noch nicht ganz aufgegeben, dass er doch noch zurückkommt). Und am häufigsten frage ich mich, warum das alles jetzt derart wehtut, obwohl ich ja selbst schon das ein oder andere Mal an Trennung gedacht habe. Spinne ich?
Ich danke euch, dass ihr meine Geschichte gelesen habt, und wünsche euch, dass euer Tag besser ist als meiner!
12.12.2018 16:46 •
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