Hallo ihr Lieben,
seit Tagen lese ich hier im Forum mit und habe mich nun entschlossen mir meinen Kummer mal selbst von der Seele zu schreiben. Ich weiß überhaupt nicht wo ich anfangen soll, es ist alles zu verzwickt und fühlt sich auch zum Teil sehr unreal an.
Mein Mann hat letzten Mittwoch nach 5 gemeinsamen Jahren und drei Jahren Ehe Schluss gemacht, er hat sich in seine Arbeitskollegin verliebt. Diese Tatsache kenne ich seit Ende Januar, da wollte er das erste Mal gehen, hatte sich aber für mich entschieden und ist geblieben.
Wir haben einen recht großen Altersunterschied, ich bin Ende Zwanzig, er ist Mitte 40.
Ich bin seit 2009 in Psychotherapie, verlor damals meinen Job wegen meiner Erkrankung und bin zur Zeit Erwerbsgemindert, mein Mann hat einen guten Job. Es war alles nicht einfach, aber wir sind zusammen da durch, er kümmerte sich um mich, half mir wieder zurück ins Leben. Ich bin noch immer in Therapie (es wurde eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert), bin aber sehr krankheitseinsichtig und habe schon viele Fortschritte gemacht. Und jetzt?
Jetzt ist er krank. Vor etwas mehr als einem Jahr begannen die Probleme. Mein Mann verlor seinen Vater, seine Mutter hatte Krebs und wir sind umgezogen (allen in kürzester Zeit). Wie so oft kamen die Probleme gleichzeitig auf einen zu. Natürlich stand ich meinem Mann in dieser für ihn (und auch für mich) schweren Zeit bei, tröstete ihn, kümmerte mich, versuchte ihm halt zu geben. Anfangs nahm er diese Hilfe auch an, distanzierte sich dann aber immer mehr von mir.
Er kam immer später von der Arbeit nach Hause, war aggressiv, alles was ich machte war falsch. Er fühlte sich eingeengt, kontrolliert, fing an sich ständig zu betrinken, konnte nicht mehr schlafen. Reden wollte er nicht mit mir. Einen Psychologen bräuchte er nicht. Irgendwann im Herbst letzten Jahres setzte ich ihm die Pistole auf die Brust und sagte ihm so ginge es nicht weiter, ich würde mich nicht mehr so behandeln lassen. Es wurde tatsächlich besser, das jedenfalls war mein Eindruck.
Ende Januar diesen Jahres kam nun der Supergau. 1 x die Woche geht er seinem Hobby nach und ist deswegen erst gegen Mitternacht zu hause. Ich fragte wie sein Tag gewesen sei, alles wie immer, war die Antwort. Am nächsten Morgen lag sein Handy im Badezimmer und ich konnte einfach nicht wiederstehen, ich schaute hinein (was sonst nicht meine Art ist), aber ich hatte so ein Gefühl, ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Was ich fand war unschön. SMS mit seiner Kollegin, wie lecker das Essen war das sie für ihn gekocht hatte, wie toll er sei usw.
Natürlich stellte ich ihn zur Rede, es kam dabei raus, dass er früher von der Arbeit weg war um mit zu ihr gehen zu können und dann etwas später zu seinem Hobby fuhr. Es sei außer einem Kuss nichts gewesen, aber er hätte sich in sie verliebt. Er fuhr dann zur Arbeit, am Abend als er wieder da war wollte er Schluss machen. Wir redeten lange und ausführlich, es gab keine Vorwürfe und er entschied sich bei mir zu bleiben.
Die letzten 5 Monate waren sehr durchwachsen. Ich leide unter starken Verlustängsten und habe erstmal ca. einen Monat gebraucht um mich runterzubringen und die Eifersucht zu überwinden. Ich muss dazu sagen, dass mein Mann nicht bereit war den Kontakt zur Anderen abzubrechen, weil dies bedeutet hätte, den Job wechseln zu müssen. Außerdem ist sie ja nicht nur eine Kollegin sondern auch eine gute Freundin von ihm gewesen. Meiner Bitte den Kontakt aufs berufliche zu beschränken ist er eine Zeit lang nachgekommen, hat sich dann aber doch wieder mit ihr zur Mittagspause getroffen usw.
Tja, und jetzt sitze ich hier in unserer Wohnung mit unseren drei Katzen. Wir haben bis Donnerstag eine Kontaktsperre eingerichtet, er will über alles nachdenken, braucht Zeit. Ist erstmal zu seinem Bruder gegangen. Und ich? Ich versuche mein Leben weiterzuleben, stark zu sein.... Aber es tut so weh!
Er weiß selbst überhaupt nicht was er möchte. Behauptet er können nichts gegen seine Gefühle ihr gegenüber machen, würde mich ja auch noch lieben aber halt nicht mehr so wie früher. Er will mit ihr zusammen sein(sie auch mit ihm), fühlt sich seelenverwandt. Genauso war es bei uns auch!
Mir tut einfach nur alles so weh. Ich kann nicht essen, nicht klar denken. Ich weiß, mein Leben geht auch ohne ihn weiter. Ich bin stark. Ich liebe ihn sehr! Und wenn er zurückkommt, wie solls dann weiterlaufen? Dann sieht er seine Kollegin ja doch jeden Tag, wie soll das gehen? Er ist hat mich jetzt das zweite Mal deswegen verlassen.
Verzweiflung, Schmerzen und Tränen paaren sich mit Wut und Angst. Ich habe solche Angst vor Donnerstag. Ich bin nicht gläubig und doch bete ich jeden Abend, dass er zur Vernunft kommt.
Natürlich frage ich mich auch, ob ich ihn überhaupt noch will. Und ich muss leider immer wieder zur Erkenntnis kommen, dass ich ihn wirklich liebe. Er hat in sehr schweren Zeiten zu mir gestanden, mich trotz meiner Krankheit geheiratet, wollte immer das es mir gut geht und mir meine Wünsche erfüllen. Das erste Mal in meinem Leben habe ich mich wirklich geborgen und geliebt gefühlt. Ein Zuhause gefunden. Ich war und bin dankbar für die Unterstützung die ich von ihm bekommen habe.
Ich würde unserer Ehe noch einmal eine Chance geben. Und mag gar nicht daran denken, was passiert, wenn er am Donnerstag endgültig Schluss macht.
So ich höre jetzt mal auf, ist schon sehr lang geworden...
Eure verzweifelte Minah
24.06.2013 11:40 •
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