Tja, wie der Titel schon sagt, nach 10, 5 Jahren hat mein Mann mich Mitte März informiert, dass er sich trennt. Ich fiel aus allen Wolken und habe, glaub ich eine halbe Stunde nur gebettelt, er solle endlich aufhören mit diesem grausamen Scherz.
Aber er meinte es ernst.
Zwei Wochen blieb er noch in der gemeinsamen Wohnung, die wir erst 6 Monate vorher neu bezogen hatten. Zwei Wochen, in denen ich wie betäubt dem Alltag nachging und versuchte, zu verstehen, was passiert ist und vielleicht noch zu retten, was zu retten ist.
Anfang April zog er dann aus, zu seinen Eltern. Vorher hatten wir einen heftigen Streit, da ich ihn fragte, wie es nun finanziell weiter gehen soll (Unterhalt fürs Kind usw...) Er schrie nur, er zahle nichts für uns Schmarotzer, das Kind hat ein Dach überm Kopf und ein Bett zum schlafen, der Kühlschrank sei voll-also habe das Kind alles, was es brauche. Und ich solle mich an die nächste Straßenecke stellen, wenn ich Geld bräuchte.
Am nächsten Tag zog er aus.
Die darauf folgenden Tage verbrachte ich damit, meiner Tochter und mir das Dach überm Kopf zu sichern, bei meiner Arbeit ließ ich mich von einem Minijob zur Festeinstellung anstellen, einen Anwalt habe ich beauftragt und und und...
In all der Zeit ging es mir zwar nicht gut, ich fand kaum Schlaf und hatte 1000 Dinge im Kopf, doch war ich erleichtert. Ein immenser Druck schien von mir abgefallen zu sein und ich konnte seit langer Zeit wieder durchatmen. Ich fing an, morgens vor der Arbeit im Feld laufen zu gehen und fühlte mich befreit, ich war viel mit Freundinnen unterwegs und hatte viel Hilfe.
Vielleicht war die Trennung das beste für uns...ihn jemals zurück zu nehmen oder auch nur zu wollen schien mir undenkbar.
Nach einer Weile Funkstille mussten wir notgedrungen wieder Kontakt aufnehmen, da er das gemeinsame Auto mitgenommen hatte, die Versicherung aber noch auf mich lief gab es einigen Klärungsbedarf. Auch wie es Trennungs-und Scheidungsmäßig weitergehen sollte haben wir versucht zu besprechen.
Anfangs war es schwer, doch es wurde von Mal zu Mal besser. Zurück wollte ich ihn dennoch nicht.
Verwandte und Bekannte sagten immer wieder (auch die hielten es immer für einen Scherz, wenn ich erzählte, dass er mich verlassen hat), dass er zu mir zurück kommen wird, dass er nur etwas Abstand brauche und dann zurück kommt. Selbst mein Anwalt wollte erst gar nicht tätig werden, weils ja noch so frisch sei und man erstmal seine Gedanken ordnen sollte. Jedesmal, voller Überzeugung sagte ich, ein Zurück ist von meiner Seite ausgeschlossen, dazu hat mein Mann mir zu sehr wehgetan.
Klar, es gab auch Tage (Karfreitag, 1. Mai...usw)da war ich sehr traurig und allein (das Kind war dann immer mit seinen Freunden unterwegs) aber auch das ging vorbei und ich kam wieder in diese befreite Stimmung.
Mitte Juni also ca 12 Wochen nach der Trennung war mein Ex bei mir zuhause, um mir einen PC einzurichten. Er blieb recht lange, wir aßen zusammen zu Abend und brachten das Kind gemeinsam ins Bett und unterhielten uns einfach nur gut über alles Mögliche. Am nächsten Morgen kam er nochmal, brachte Frühstück mit und werkelte weiter am PC, auch an diesem Tag war alles Ok zwischen uns. Es kam zu zufälligen Berührungen und die alte Vertrautheit war für mich wieder da. Allein durch seine Anwesenheit fühlte ich mich beschützt und geborgen. Mehr ist nicht passiert, ich weiß dass er, seit der Trennung mit mehreren anderen Frauen was am Laufen hat.
seit diesen zwei Tagen fehlt er mir schrecklich und jeder neue Tag ist eine Qual für mich.
Ich verstehe nicht, warum drei Monate nach der Trennung plötzlich solch eine Traurigkeit kommt. Wo ist das befreite Gefühl vom Anfang hin?
Meine Freundinnen waren beeindruckt, wie schnell ich mich nach der Trennung wieder gefasst hatte und nach vorne geschaut habe. Mit meiner Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit kommt keiner klar und die Unterstützung vom Anfang hat auch deutlich nachgelassen.
Mittlerweile fühle ich mich einsam und verlassen. Ich gehe zur Arbeit, kümmere mich um meine Tochter und unsere Haustiere und das wars.
Er hat mittlerweile eine neue feste Freundin. Er, der keine Beziehung mehr wollte. Er, der Zeit für sich allein gebraucht hat.
16.07.2015 09:04 •
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