Hallo Dirk,
ich kenne diese Situation nur zu gut. Vor 5 Jahren verließ ich meinen Mann, einige Zeit nachdem eine künstliche Befruchtung fehlschlug und ich dabei fast 'hops' ging. Allerdings hatten wir zu dem Zeitpunkt bereits eine 4jährige Tochter. Ein Wunder, wie sich nach Untersuchungen rausstellte, denn mein damaliger Mann war unfruchtbar, kaum 'Schwimmer', wie Du es nennst.
Das waren harte Jahre. Wenn Du Dir nichts sehnlicher wünscht als ein Kind bzw. in unserem Fall viele Kinder, dann fällt es schwer andere Dinge in den Vordergrund zu stellen.
Das ist eine harte Probe für die Beziehung, die unsere leider nicht überstanden hat.
In dieser Zeit wird deutlich, wie tief die Liebe ist, ob jeder nur mit seiner Trauer, Wut, Umgang mit der Tatsache beschäftigt ist oder aber auch den anderen versteht, es zusammen durchstehen wird.
In dieser Zeit dachte ich viel nach. Vielleich tat Deine Frau dies und Du sicher auch. Es wurde mir bewusst, was eigentlich wirklich schief bei uns lief. Der starke Kinderwunsch war nur vorgeschoben, vielleicht um abzulenken. Ich fing an ehrlich vor mir selbst zu sein: Was wollte ich eigentlich? Wie wollte ich leben? Passt dies mit den Vorstellungen meines Mannes zusammen? Befinden wir uns wirklich auf einem Pfad?
Ich stellte fest, dass es bei weitem nicht so war. Grundlegende Dinge sahen wir völlig verschieden, z.B. ich liebte es unter Leuten zu sein, er nicht; ich arbeitete ehrenamtlich mit Kindern aus soz. Brennpunkten, nahm sie auch mal mit nach Hause, er haßte es. So kam eins zum anderen und ich merkte, dass wir eigentlich nicht miteinander lebten, sondern nebeneinander. Wie ein Blitz traf mich diese Erkenntnis. Ich trennte mich.
Ich glaube, er hat es bis heute nicht verstanden, sondern mir immer vorgehalten, nur weil er keine Kinder zeugen kann, verlasse ich ihn. Anfangs hat er mir das Leben zur Hölle gemacht, weil er mit seiner Trauer nicht klar kam. Er war so gemein, zweifelte sogar unsere gemeinsame Tochter an,was mir bestätigte, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen hatte.
Ich lebe immer noch allein und bin eigentlich ganz glücklich.
Ich schreibe Dir dies, um Dir die Dinge mal aus der Sicht einer Frau, die ebenso betroffen, wie Deine Frau war. Vielleicht kann es Dir helfen sie zu verstehen. Wenn Eure Liebe fest war bzw. ist, dann wird eine Pause Euch gut tun, um sich anderen Dingen zuwenden zu können. Ihr werdet wieder zueinander finden.
Wenn aber grundlegende Dinge nicht stimmten, die für eine gemeinsames Leben ausschlaggebend sind, dann wird es eine Trennung für immer sein.
Ich wünsche Dir und Deiner Frau alles Gute!
Sissi
29.07.2003 18:27 •
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