Sprich ihn darauf an, auch oder obwohl Du Angst vor Antworten hast. Sag ihm, dass Du zufällig darauf gestossen bist, was ja auch stimmt und gerne die Hintergründe dieser Aktion wissen möchtest. Das solltest Du aber weder mit einem ängstlichen noch mit einem vorwurfsvollen Unterton tun, sondern rein sachlich fragen.
War er schon öfters mit ihr essen? Sagte er es Dir, wenn er sich mit ihr auf einen Kaffee oder zu einem Essen traf?
Ich meine, das sind Grundpfeiler einer gesunden Beziehung. Wenn ich mich mit Jemand anderem treffe, dann lass ich meinen Partner nicht im Ungewissen, sondern sage ihm, ich treffe mich morgen Abend nach der Arbeit auf einen Wein mit Annabell oder ich bin nächsten Mittwoch mit Eckard zum Essen verabredet. Dann weiß mein Partner Bescheid und wittert keine dunklen Geheimnisse.
Du sagst, Du bist sehr glücklich mit ihm. Aber eine offene und ehrliche Kommunikation gehört inzwischen der Vergangenheit an. Er schreibt wohl öfters mit der Frau mit den 4 Kindern und das gefällt Dir nicht. Du kannst ihm das natürlich nicht verbieten, aber eine partnerschaftliche Kommunikation auf Augenhöhe sieht anders aus.
Ich kenne diese wunderbaren Vereinbarungen sehr gut, die anfangs getroffen werden. Wir müssen offen und ehrlich miteinander umgehen und wir müssen darüber reden, wenn uns etwas im Kopf rumgeht. Das sind Vereinbarungen, die getroffen werden, wenn der Himmel noch voller Geigen hängt und die ihre Gültigkeit oft verlieren, wenn die Beziehung in eine andere Phase übergeht.
Da geht es dann leider doch manchmal mit Heimlichkeiten los oder mit Gedanken wie dem: da sage ich jetzt mal lieber nichts zu Cornelia, denn ich merke an ihrem Gesichtsausdruck, dass es ihr nicht passt. Dann schweige ich lieber und gehe hintenrum vor. Sie weiß ja schließlich , dass ich mit der anderen Kontakt habe, aber Genaues muss sie jetzt nicht wissen.
Der Eine beruhigt sein eigenes schlechtes Gewissen und geht den bequemen Weg, der Partner wittert Unrat und wird ratlos. Und vor allem, er wird ängstlich. Denn er hat Angst vor möglichen Reaktionen.
- Er wiegelt ab. Ach das, ach darüber musst Du Dir keine Gedanken machen, das war doch bloß, weil ....
Du wirst ihm nicht glauben, sondern klein beigeben, Dich selbst für Dein Misstrauen schelten und das schlechte Bauchgefühl beiseite schieben, obwohl es da ist.
- Er wird grantig. Dann hast Du erst Recht schlechte Gefühle und machst Dir selbst Vorwürfe, weil Du ihm womöglich zu Unrecht etwas unterstellst, aber Dein mieses Bauchgefühl bleibt.
- Die schönste denkbare Reaktion wäre, wenn er Dich in den Arm nehmen würde und eine plausible Begründung liefern könnte, so dass Du weißt und vor allem fühlst, dass Du noch die Nummer eins bist.
Wahrscheinlich aber wird es so nicht eintreffen.
Was mir auffällt, dass Ihr keine Beziehung mehr im Gleichgewicht habt. Ihr kommuniziert nicht mehr auf Augenhöhe. Er hat die Machtposition und Du liegst zu seinen Füßen, bildlich gesprochen. Du passt Dich an (er hat schließlich zwei Kinder und eine Exfrau und dann ist da noch diese andere Frau, mit der etwas werden hätte können, wenn ....), Du bist lieb und tust fröhlich, um für gute Stimmung zu sorgen, Du hältst mit Deinen Ängsten hinter dem Berg und Du wirst so, wie er Dich vermeintlich haben will.
Ich kenne das gut von einer früheren Beziehung und das ist eine ganz ungute Konstellation, weil der eine tut, was er für richtig hält und der Unterlegene in seinen Ängsten lebt und innerlich schon resigniert hat. Denn er fühlt zwar, dass etwas nicht rund läuft, aber er traut sich nicht mal mehr, sich das anzusprechen oder er wird mit Allgemeinplätzen abgespeist (Was Du immer hast! Das hat doch absolut nichts zu bedeuten! Warum misstraust Du mir? Du siehst Gespenster!).
Leider ist es dann auch meistens so, dass der Unterlegene feine Witterungen aufnimmt. Er spürt, dass sich etwas verändert hat und er beginnt Gründe zu suchen. Wo ist er mit seinen Gedanken? Was bewegt ihn? Ist er derzeit so unleidlich wegen der OP und den Einschränkungen oder ist da noch was Anderes?
Ich sehe wirklich nur die Möglichkeit, dass Du Deinen Mut zusammen nimmst und mal grundsätzlich mit ihr sprichst über die unerfreuliche Konstellation, die Du empfindest. Nicht nur in Bezug auf diese andere Frau, sondern dass Du das Gefühl hast, dass er sich emotional zurückgezogen hat.
Das Problem ist, dass Männer meist nicht gerne reden, vor allem nicht über Dinge, die mit Gefühlen zu tun haben. Sie ticken da einfach anders.
Ich könnte Dir jetzt auch sagen, Du siehst Gespenster, sprich das nicht an und bausche die inneren Dämonen nicht so auf, aber das Bauchgefühl ist eben durchaus ein Indikator für Veränderungen in der Beziehung.
Ist er älter als Du? Hast Du noch ein eigenes Leben, das Du pflegst? Gehst Du noch eigenen Interessen nach oder hast Du Dich ihm immer mehr angepasst?
Versuche, dieses Machtgefälle abzubauen. Du bist schon zu kleinmütig und das ist manchmal der Anfang vom Ende. Du brauchst Mut, auch den Mut zur Akzeptanz, dass Du eine Beziehung mit einem Machtgefälle zu Deinen Ungunsten nicht auf Dauer leben kannst. Es muss sich was ändern bei Euch, ansonsten sehe ich persönlich schwarz, aber damit muss ich nicht Recht haben. Aber es sind Wolken aufgezogen, die Dein Wohlbefinden und Deine Zuversicht beeinträchtigen.
Eben habe ich gelesen, dass er Pläne für Euch macht. Das ist gut, weniger gut ist, dass Du Dich wieder zurück ziehst und unangenehme Dinge lieber nicht ansprichst, um nichts zu verderben.
Cornelia, stehe innerlich auf! Der Mann muss kapieren, dass Du selbstbewusst bist und Dir nicht auf der Nase rumtanzen lässt.
Das geht nur mit einer anderen Haltung ihm gegenüber.
Es teilt sich alles mit. Er spürt instinktiv, dass Du Dir viel gefallen lässt und vieles hinnimmst, aber damit wirst Du auch unattraktiver. Und unattraktiver ist gleich weniger wert. Du kriegst das, was Du Dir zugestehst.
Wenn Du Dir Deiner selbst unsicher bist, so kann der Partner seinen Machtbereich ausdehnen.
Wenn Du der inneren Überzeugung bist, dass Du nicht viel wert bist, wirst Du auch nicht als wertvoll angesehen.
Wenn Du ängstlich bist, kann er seine Position ausbauen, denn Du traust Dir nichts zu.
Das ist ein grundsätzliches Problem Deiner Persönlichkeit und da musst Du ansetzen. Das ist umso schwieriger, wenn Du etwas zu verlieren hast oder glaubst, dass Du etwas zu verlieren hast.
Begonie
07.04.2020 14:04 •
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