Ihr Lieben,
ich bin wirklich dankbar für die vielen unterschiedlichen Meinungen. Auch wenn es nicht immer das ist, was ich gerne hören will, denn ich WOLLTE ja neutrale Antworten von außen.
Trotzdem habe ich bei der ein oder anderen Antwort zu schlucken, weil sie mir nicht empathisch vorkommt.
Mal ganz ehrlich: Hat sich die ein oder andere mal in die Lage des Betrogenen hinein versetzt?
Wie hättet IHR reagiert? Ich muss sagen, dass auch ICH Angst gehabt hätte, meinem Mann zu sagen, dass es eben NICHT nur die eine Affäre war.
Als ich ihn damals während einer der Beratungen danach fragte und ihn sogar mit Namen konfrontierte, war ich mehr als am Boden zerstört. Ich habe in dieser Zeit weder gegessen, noch geschlafen sondern nur noch geheult und Dinge aus meiner Sicht erzählt.
Hätte zu diesem Zeitpunkt ein Rollentausch stattgefunden hätte ICH es ihm auch nicht gesagt. Weil ich es nicht fertig gebracht hätte, auf jemanden emotional einzutreten, der ohnehin schon am Boden liegt.
Nein, das was da über die Jahre hinweg passiert ist, geschah nicht einfach so. Er fühlte sich genauso unglücklich in seiner Ehe wie ich und wir waren beide ziemlich sprachlos. Einander zuzuhören war unmöglich denn jeder von uns hat sich unverstanden und allein gelassen gefühlt.
Ich muss gestehen, ich hatte vor 2 Jahren auch die Möglichkeit, fremd zu gehen und mich in eine Affäre zu flüchten. Doch ich tat es nicht. Ich fand das Prickeln schön und auch das Gefühl, begehrt zu werden. Das feedback des anderen tat mir gut. Doch ich distanzierte mich von diesem Mann, ehe es ernster werden konnte.
Warum und wieso? Weil ich mein Leben nicht unnötig komplizierter wollte. Weil ich weiß, was ich daheim hab und dieser Mann nur eine Lücke in meinem Herzen hätte füllen müssen, von der ich mir sehlichst wünschte, mein Mann würde diese Lücke füllen.
FT, ich schreibe über meine Zweifel, weil es mir gut tut. Weil ich NATÜRLICH Gedanken unterschiedlichster Art habe und diese erst einmal sortieren muss. Weil ich input von außerhalb hören muss - positiver bzw auch negativer Art.
Es ist ja nicht so, dass meine Entscheidung nur mich betrifft, sondern eben auch meine Kinder. Und da ich eben nicht nur ein oder zwei Kinder, wie der normale deutsche Durchschnitt habe, sondern eine Handballmannschaft, muss ich mir wirklich eindeutig sicher sein, welchen Weg ich wähle.
Ich bin ihm weder hörig, noch unterwerfe ich mich, noch habe ich ein angeknackstes Selbstbewusstsein.
Ohne eingebildet wirken zu wollen: Ich bin 35, stehe in der Blüte meines Lebens, bin schlank, sehe gepflegt und gut aus. Meine Kinder sieht man mir in keinster Weise an. Ich habe den Alltag im Griff, bin belastbar und stark.
Vor dem Alleinsein habe ich nur bedingt Angst. D.h: Ich glaube nicht, dass ich den Rest meines Lebens alleine verbringen würde. Garantiert würde sich jemand für gewisse Stunden (trotz der vielen Kinder) finden. Aber das ist nicht DAS, was ich möchte.
Es ist auch nicht so, dass ich mit Beginn der Ehetherapie denke, er hat sich komplett verändert. Aber ICH habe mich verändert. Und wie ER wurde ich mit Dingen konfrontiert, die unangenehm oder auch überraschend zu hören waren.
Mutzel, deine Worte habe mich zum Nachdenken angeregt, weshalb ich offen das Gespräch mit ihm suchte.
JA, er kann mich gut einschätzen. Das bringt wohl das Eheleben im Laufe der Zeit mit sich. Und er wusste auch, wie er meine Verdächtigungen aus der Welt schafft.
Die Affären, die er hatte, waren ohne Gefühle. Es ging überwiegend um S. und darum, jemanden an seiner Seite zu haben, der Verständnis für ihn hat bzw ihm zuhört. Wenn man so will, hat er diese Leere, die in ihm war, mit diesen Frauen gefüllt obwohl er sich insgeheim wünschte, ICH wäre diese Frau. An meinen damaligen Qualitäten aus SUPERWOMEN kann es nicht gelegen haben, denn ich war aufgrund der Geburten/Stillzeiten in einem Hormonchaos, habe den Haushalt vernachlässigt und auf mich selbst nicht im Mindesten Acht gegeben. Es gab nur Kinder, Kinder, Kinder.
Nein. Ich will sein Verhalten nicht entschuldigen, aber ich habe ein Stück weit Verständnis, weil es MIR, wie ich oben schrieb, auch einmal so erging. Man hat über die Jahre hinweg Sehnsüchte und spricht nicht darüber.
Im Verlauf der Ehetherapie haben wir gelernt, miteinander zu kommunizieren, den anderen wahrzunehmen, zu respektieren und sich nicht persönlich abgelehnt zu fühlen, wenn einer von uns mal gerne ein paar Stunden für sich sein möchte.
Wir wurden mit unseren chaotischen Kindheiten konfrontiert und haben festgestellt, und hatten den ein oder anderen Aha-Effekt. Weil wir nun z.T Erklärungen haben, warum der andere so reagiert, wie er reagiert.
Natürlich kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass er es nie wieder macht. Aber ich habe WIRKLICH den Eindruck, dass sich zwischen uns etwas Gravierendes verändert hat.
Und dieser Veränderung möchte ich Raum geben. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern. Aber ich kann an der Zukunft arbeiten.
An MEINER Zukunft.
LG
03.05.2013 09:32 •
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