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Verbogen bis kurz vorm Zerbrechen

B
@DieGute

Ein guter Beitrag.
Vielen Dank

24.02.2019 17:08 • x 2 #466


H
Zitat von DieGute:
Vielleicht ist dies ein großes Problem der Kriegskinder, also unserer Mütter.


Das sehe ich auch so. Kennt Ihr das Buch Kriegsenkel von Sabine Bode? Hoch interessant.
Und trotzdem bleibt eine Wut, dass ich z.B. manchmal das Gefühl habe, WIR (also unsere Generation) muss mit dem Müll aufräumen und die Schäden beheben, für die wir nicht zuständig sind/waren und die die Elterngeneration einfach ignoriert hat.
Die Wut ist allerdings nicht wirklich hilfreich, denn sie impliziert nach wie vor, dass man etwas erwartet, anstatt zu akzeptieren, dass und was und wie es war.

Zitat von DieGute:
Wir sind nicht mehr die ungeliebten Kinder! Diese Zeit ist vorbei. Jetzt ist die Zeit, sich selbst zu lieben und Menschen, die lieben können, zu begegnen. Diese suchen wir uns aus. Und wenn man die eigene Geschichte kennt, weiß man, auf was man zu achten hat.
Jetzt seid ihr verantwortlich für euch. Nicht mehr die Mutter, die nicht lieben kann. Das ist vorbei.
Und in dem Moment, in dem ihr die Verantwortung für euch selbst übernehmt, kann niemand mehr eine solche Macht ausüben.


Und gleichzeitig die schwerste Sache überhaupt (wie ich finde).
Es zu akzeptieren. Nichts mehr erwarten. Nicht lebenslänglich erwarten, dass man doch noch (von jemand anderem) bekommt, was man in erster Instanz und als man in der Tat lebensnotwendig davon abhängig war bitterlich entbehrt hat.
Das IST einfach ungerecht. Zu akzeptieren: Ja, IST es. Ungerecht. Und man hat es nicht bekommen. Damals.. Aber hilft mir auch nicht weiter, darüber zu jammern oder noch schlimmer: z.B. durch falsche Partnerwahl und Selbstbehandlung immer wieder in dieselbe Kerbe zu schlagen.
Ich habe irgendwo mal ein schönes Bild gelesen zu dem Thema, dass wenn man sich nach Vernachlässigung (in der Kindheit und dass man das eigentlich nie aufholen kann) selber schlecht behandelt - und sei es durch falsche Partnerwahl, das wäre, als ob ein kleines trotziges Kind sagt: Es ist kalt, meine Finger frieren fast ab, aber ich ziehe mir keine Handschuhe an, um MAMA zu bestrafen.
So in etwa kommt es mir vor, wenn man sich weigert, sich selber gut zu behandeln.
Sei es z.B. sich selber gut zu behandeln, indem man von einem Mann weggeht, der einem aber SOWAS von nicht gut tut.
Das ist wie in der Eiseskälte stehen und sich weigern, Handschuhe anzuziehen. Weil man erwartet, dass jemand anderes das für einen tut. Oder zumindest dafür leidet, dass man sich die (! nicht die vom anderen. Die eigenen!) Finger abfriert.
Sehr, sehr kindliches Denkschema. Auch hier wieder: etwas rational zu begreifen und danach auch zu handeln, sind leider zwei Paar (Hand )Schuhe.

24.02.2019 17:14 • x 6 #467


A


Verbogen bis kurz vorm Zerbrechen

x 3


D
Es ist auch dieses Gefühl, das ich oft beim Lesen der Threads hier habe.
Man hält an etwas fest, in der Hoffnung, doch noch geliebt zu werden.
Obwohl man weiß, dass dies nicht passieren wird.
Dennoch...es wird investiert. Immer mehr.
Weil es Dinge gibt, die man nicht glauben mag.
Weil es nicht sein darf.

Es gibt den Moment, in dem man der Mutter/dem AM nicht mehr hinterherrennt. Verstanden hat, da ist halt keine Liebe. Egal, was ich tue. Aber irgendwie hat das gar nichts mit mir zu tun. Ich hätte auch jemand anders sein können.
Das ist der Moment der Befreiung.

Wenn ihr selbst Kinder habt, dann versteht ihr, was ich meine.
Es ist nämlich auch die Entscheidung, die eigenen Kinder zu lieben.
Befreit und selbstverständlich

24.02.2019 18:38 • x 8 #468


Ortrere
Was für sagenhaft gute Beiträge gestern und heute hier. Sprecht Ihr mit jemandem in Eurem Umfeld ebenso? Ich wünsche jeder einzelnen der tollen Frauen hier, einen realen Menschen nah bei sich zu haben, mit dem genau diese Dinge im Vertrauen, in der Geborgenheit von Freundschaft oder Liebe besprochen werden können. Mich erfüllt es mit großer Dankbarkeit, dass ich, ebenfalls in den vergangenen vier Jahren, zwei solcher Menschen kennenlernen durfte, wir uns jeweils gegenseitig in unser Herz aufgenommen haben und uns diese Dinge anvertrauen können. Was gibt es Wichtigeres?
Eine der beiden neueren Freundinnen hat ebenfalls eine schwierige Beziehung beendet, die andere kennt die Situation der unglücklich Liebenden. Es ist kein Zufall, dass man in bestimmten Situationen bestimmte Menschen kennenlernt, die so genau zum eigenen Lebensmoment passen. Meine alten Freunde passen auch noch, aber nicht alle haben die Geduld mit mir, die ich hier erfahre. Ich verstehe das und bin darüber nicht sauer.
Für alle, die so jemanden nicht haben, aber auch alle, die verständnisvolle, geduldige, kritische, liebende Freunde haben: ich nehme Euch jetzt gerade mal alle in den Arm. Es ist schön, dass es Euch gibt und ich freue mich bei aller Angst darauf, mit Euch gemeinsam diesen Lebensabschnitt zu einem Ende zu bringen, einen neuen zu beginnen. Gesund zu werden. An Herz und Kopf....

Zitat von Hallatar:
Ich dachte bis vor einiger Zeit noch, meine Kindheit wäre ganz normal verlaufen. Ist sie wohl aber nicht.

Dachte ich ebenfalls. Eine Frau hier im Forum und fast zeitgleich meine Therapeutin haben mich zum Nachdenken gebracht....
Zitat von bazinga:
ohne Hochleistung keine Anerkennung, Überlagern meiner durchaus vorhandenen Kreativität mit Pflichten, Pflichten, Pflichten, Funktionalität als Lebenskonzept ......

Passt vieles bei mir. Das Funktionieren. Der Leistungsgedanke, nicht nur in Schule und (Leistungs)Sport. Eigentlich immer. Liebe ja, aber wenig Geborgenheit. Ich war ein Schlüsselkind. Ohne Geschwister. In idyllischer, einsamer Gegend. Kaum andere Kinder. Der Vater bekannt in der Stadt und rundum, respektiert und angehimmelt. Mutter Karrierefrau, die Konflikte bis heute immer ausgesessen hat, bis es ab und zu unfair aus ihr herausplatzt.
Zitat von YsaTyto:
So schrecklich es ist- es wird irgendwann einfach als normal empfunden und manchmal ist es sogar so, dass später liebevolles Verhalten irritiert.

Das kam später. Dass mich liebevolle Gesten ohne Gegenleistung bzw. Vorleistung irritiert haben. Bis heute steckt das wohl in mir. Dass ich mir Liebe einerseits verdienen will, andererseits voraussetze. So kenne ich das aus meinem Elternhaus. Mein Gott, ich bin fast 50!
Zitat von juliet:
meine therapie ging auch im wesentlichen darum, zu wenig bemuttert worden zu sein.

Bemuttert wurde ich nie. Meine Mutter war eher meine Freundin. Respektsperson war mein Vater.

Zitat von DieGute:
Man hält an etwas fest, in der Hoffnung, doch noch geliebt zu werden.
Obwohl man weiß, dass dies nicht passieren wird.

Ich wusste das nie. Ich habe immer gehofft. Und blauäugig geglaubt, wenn ich mich nur genug anstrenge, anpasse, geschmeidig genug bin, dann wird er zu mir kommen. Ich habe so lange den verqueren Charakter als anspruchsvoll angesehen. Als Herausforderung gesehen? Als Aufgabe, die das Leben für mich parat hält? Ich weiß es nicht mehr. Es ist wohl schon lange zerbrochen, was ich für Liebe gehalten habe. Die es eher nie war. Warum konnte ich das nicht fühlen? Warum habe ich unser Verbundensein so verwechselt? Wie konnte ich nicht erkennen, dass ich ein Bedürfnis seines kümmerlichen Selbstwertes befriedige? Es ging nicht um mich. Es ging immer nur um ihn. Das habe ich vergangene Nacht erst richtig realisiert. Kein einziges Wort des Mitgefühls, weder für die Frauen früher, noch für uns zwei aktuelle Schafe. Nur Ich, ich, ich... über Stunden.

24.02.2019 19:57 • x 5 #469


E
Zitat von Ortrere:
Es ist kein Zufall, dass man in bestimmten Situationen bestimmte Menschen kennenlernt, die so genau zum eigenen Lebensmoment passen.


Damit hast du sowas von Recht!

Und so,wie es die Frauen hier geschafft haben, wirst auch du es schaffen.
Sei dir selbst mehr eine Freundin und strafe dich nicht.Du bist in Bewegung und darauf kommt es an.
Du hast auch eine sehr interessante Art zu schreiben, hast du mal überlegt,sowas mal etwas zu intensivieren? Verarbeitung in Form von Kurzgeschichten?
Ich lese deinen Beitrag von Anfang an und habe den Gedanken schon öfter gehabt.

24.02.2019 20:04 • x 2 #470


Ortrere
Zitat von EchtJetzt:
Du hast auch eine sehr interessante Art zu schreiben, hast du mal überlegt,sowas mal etwas zu intensivieren? Verarbeitung in Form von Kurzgeschichten?

Vielen, vielen Dank! Das ist ein großes Kompliment.
Schon mein ganzes Leben, seitdem ich (natüüüürlich vor der Einschulung....) schreiben kann, denke ich durch Schreiben. Für mich. Manchmal in Briefen oder Mails an Partner, Freunde, Eltern. Ich sortiere mich beim Schreiben. Oft schreibe ich nach tiefgründigen oder erhellenden Gesprächen mit Freundinnen direkt etwas dazu. Und habe erst letzte Woche meiner Therapeutin mehr dazu erzählt und eben Deine Idee angesprochen. Sie meint dazu sehr sanft, das könne ich in 20 Jahren machen. Wenn ich heil da raus bin. Ich solle keine Angst haben, dass mir Details entfallen, traumatische Erlebnisse werden zuverlässig gespeichert. Sie ist der Meinung, dass JETZT das Aufschreiben, das Erinnern beim Erzählen, das Sammeln von Begebenheiten die Wunden offen hält. Mir nur vordergründig Entspannung bringt, nämlich, weil das die Soft-Form der Dro. AM ist. Ich würde ein Phantom wachhalten dadurch.
Ich denke daran noch herum. (Schreibend ....

24.02.2019 20:13 • x 3 #471


E
Zitat von Ortrere:
ir nur vordergründig Entspannung bringt, nämlich, weil das die Soft-Form der Dro. AM ist.


Was ist denn dann dieses Forum hier?
Ich finde die Aussage irgendwie schwierig, du verarbeitest dadurch ja auch und knüpfst dir etwas zusammen.
Wenn ich z.B. an euer Treffen denken,wie du schreibst, hatte ich dazu einen Film im Kopf.
Ich bin jetzt kein großer Schreiber,aber mein Mann war es.Wenn ich so überlege,hat er,je nach Situation, nicht autobiografisch geschrieben, sondern so,als ob er die Szenerie beobachtet und beschreibt.Vielleicht hat er es so für sich geschafft,gewisse Ereignisse mit mehr Distanz zu bearbeiten? Da habe ich ihn nie nach gefragt,wie mir gerade auffällt,ich habe nur jede Geschichte,die ich lesen konnte,verschlungen.
Mein Sohn hat heute noch sein selbstgeschriebenes Kinderbuch.
Du kannst es besser beurteilen, ob dies für dich hilfreich sein kann.

24.02.2019 20:33 • x 2 #472


Y
@Hanne123

Zitat:
Das IST einfach ungerecht. Zu akzeptieren: Ja, IST es. Ungerecht. Und man hat es nicht bekommen. Damals.. Aber hilft mir auch nicht weiter, darüber zu jammern oder noch schlimmer: z.B. durch falsche Partnerwahl und Selbstbehandlung immer wieder in dieselbe Kerbe zu schlagen.
Ich habe irgendwo mal ein schönes Bild gelesen zu dem Thema, dass wenn man sich nach Vernachlässigung (in der Kindheit und dass man das eigentlich nie aufholen kann) selber schlecht behandelt - und sei es durch falsche Partnerwahl, das wäre, als ob ein kleines trotziges Kind sagt: Es ist kalt, meine Finger frieren fast ab, aber ich ziehe mir keine Handschuhe an, um MAMA zu bestrafen.
So in etwa kommt es mir vor, wenn man sich weigert, sich selber gut zu behandeln.
Sei es z.B. sich selber gut zu behandeln, indem man von einem Mann weggeht, der einem aber SOWAS von nicht gut tut.
Das ist wie in der Eiseskälte stehen und sich weigern, Handschuhe anzuziehen. Weil man erwartet, dass jemand anderes das für einen tut. Oder zumindest dafür leidet, dass man sich die (! nicht die vom anderen. Die eigenen!) Finger abfriert.
Sehr, sehr kindliches Denkschema. Auch hier wieder: etwas rational zu begreifen und danach auch zu handeln, sind leider zwei Paar (Hand )Schuhe.


darüber habe ich auch schon viel nachgedacht und drüber gelesen. Ich kenne diese Theorie, dass man dadurch, dass man schlecht zu sich ist, seine Eltern bestrafen wil. . .
Ich glaube nicht, dass das immer die unbewusste Motivation ist. Kann es aber natürlich nicht wissen. Aber auf mich wirkte diese Theorie schon damals recht verkopft.
Ich habe auch noch Probleme damit, so gut zu mir zu sein, wie ich es mir wünsche und fühle dem oft nach. Ich kann nicht in mein Unterbewusstsein schauen, mein Gefühl sagt mir aber, dass es ganz andere Gründe hat, als meine Eltern zu bestrafen. Ich glaube auch nicht, dass das die Motivation bei der Wahl eines destruktiven Partners ist.

25.02.2019 09:02 • x 2 #473


Ortrere
Guten Morgen!
Gestern hat das Erleben der vorherigen 50 h sehr in mir gearbeitet. Ich habe innerhalb weniger Tage zwei komplett verschiedene Persönlichkeiten meines AM gesehen. Den Kämpfer, der nicht aufgeben will, was er gern hat und ihm gute Zeiten sichert, der mit Verve und Ideen und großer Zugewandheit ackert. Mich umgarnt und mir Spaß macht.
Und den zerrissenen, zweifelnden Waschlappen, der kopfschüttelnd vor seinem eigenen Leben steht, das blöde Gefühl an sich heranließ, einen gewaltigen Dachschaden zu haben und der nicht in der Lage ist zu reflektieren, was er durch sein Verhalten jetzt und in der Vergangenheit bei den Menschen anrichtet, die sich auf ihn einlassen.

Ich muss mir nachhaltig bewusst machen - da bin ich noch mittendrin, aber weiter als vorgestern - dass es bei allem, was dieser Mann sagt und tut, niemals um mich als Mensch geht. Dass meine Befindlichkeit, meine Gefühle, mein Wohlergehen maximal Mittel zum Zweck sind, dass es ihm gut geht. Dass er seine Macke ausblenden kann, seine Bedürfnisse gedeckt sind.
Ich bin nicht nützlich für ihn außerhalb der romantischen Liebe...weder habe ich passende geschäftliche Verbindungen für ihn, noch einen ausländischen Wohnsitz als Sicherheit, erst recht keine finanziellen Reserven für ihn. Ich bin lediglich eine attraktive, aktive, selbständige Frau, die ihm körperlich und intellektuell viel gibt, was ihm super gefällt und die aufgrund ihrer irren Verliebtheit seinem Ego enorm schmeichelt. Ich habe den Freundeskreis, in dem er sich wohl fühlt, ich mag und mache Sachen, die er auch mag.

Romantische Liebe - ich drücke das jetzt mal so aus, wissend, dass Liebe bei ihm wohl nicht angelegt ist. Er kann keine Liebe geben. Er kann nur die Delikatessen nehmen. Was ihm nützt. Den Rest von mir lässt er auf dem Teller.
Das Leben besteht aber nicht nur aus den Delikatessen.

Wir hier wissen, dass in einer Beziehung der Teamgeist, die Verbindlichkeit, die Loyalität essentiell sind. Nichts davon bekomme ich von ihm. Der Alltag, der auch mal langweilig ist, der unspektakuläre Pflichten umfasst, wo Müdigkeit oder Zahnschmerzen vorkommen, den will er mit mir nicht haben. Den lebt er mit der LG, die wiederum andere von den Delikatessen abbekommt. Pläne, gemeinsame Träume, zusammen über Erreichtes freuen, das sind Beziehungsbestandteile, die ich bei diesem Mann inzwischen komplett ausgeblendet habe. Erschreckend! Das war mir immer wichtig und im ersten Jahr mit dem AM, damals noch ganz klar Mr. Right, auch unglaublich intensiv. Zurückblickend muss ich wohl realisieren: es war Spinnerei.

Und das Schlimmste: schon seit sehr langer Zeit glaube ich ihm gar nichts mehr, ich habe überhaupt kein Vertrauen zu ihm, bezweifle innerlich so ziemlich alles, was er erzählt. Wie konnte ich so werden?

Das Menü, was ich bisher mit ihm genossen habe, bestand nur aus Häppchen, Kaviar, Macadamias und Sekt. Kurze genüssliche Erfüllung, dazwischen aber ständiger Hunger.

Ich werde mich jetzt darum kümmern, mich anständig zu ernähren, mit Kartoffelbrei, Gemüse, Pfeffer und Salz. Ab und zu ein Rinderfilet darf sein, zunächst geht es wohl aber ums Aufpäppeln.....

25.02.2019 09:06 • x 7 #474


Y
Zitat:
Und das Schlimmste: schon seit sehr langer Zeit glaube ich ihm gar nichts mehr, ich habe überhaupt kein Vertrauen zu ihm, bezweifle innerlich so ziemlich alles, was er erzählt. Wie konnte ich so werden?


wieso? Du misstraust ihm doch zu recht. Wäre ja eher setsam, wenn Du ihm nach alledem noch traust.
Das heißt ja nicht, dass Du generell nicht vertrauen kannst.

25.02.2019 09:31 • x 3 #475


P
Liebe @Ortrere

drucke dir deine eigene Post aus. Du fasst deine Situation gerade in dermaßen gute Worte, dass ich dem gerade nichts hinzuzufügen habe.

Ich weiß nur, daß manche eigenen Erkenntnisse, so klar sie zwischendurch sind, sich wieder verwischen können, bis sie durch die nächsten heftigen Phasen bestätigt und verfestigt werden.

Es tut weh, zu erkennen, was man tatsächlich hatte. Und es ist unglaublich befreiend. Du gehst einen starken Weg!

25.02.2019 09:36 • x 3 #476


Ortrere
Zitat von YsaTyto:

wieso? Du misstraust ihm doch zu recht. Wäre ja eher setsam, wenn Du ihm nach alledem noch traust.
Das heißt ja nicht, dass Du generell nicht vertrauen kannst.

Du hast schon recht, es ist richtig ihm zu misstrauen. Viele vage Gefühle da stimmt doch was nicht haben sich im Nachhinein ja als völlig korrekt herausgestellt.
Ich meinte mit meiner Frage eher genau das: wie konnte ich so werden, dass ich es akzeptiere, mit einem notorischen Hochstapler und Lügner zusammen zu sein? Wo war die Stelle, als mich meine eigene Aufrichtigkeit, mir gegenüber, verlassen hat? Wann habe ich ebenfalls angefangen, verlogene taktische Spielchen zu spielen? Denn das habe ich! Um vermeintlich den Kopf oben zu halten, habe ich mehr als einmal absichtlich nicht auf seine Nachrichten reagiert, habe so getan, als ob ich wahnsinnig unterhaltsam unterwegs bin, habe andere Männer gedatet, ohne ihm das natürlich zu sagen, habe ihn nicht über Events im Freundeskreis informiert, zu denen er gern mitgekommen wäre. Das BIN ich überhaupt nicht! Im Gegenteil, von klein an bin ich berüchtigt dafür, eher zu spontan loszupoltern, meine Meinung offen und authentisch zu vertreten und eine furchtbar schlechte Schauspielerin zu sein, da selbst Fremde in meiner Mimik lesen können wie in einem Bilderbuch. Ich habe mich verbogen. Siehe Titel.
Zitat von Perzet:
Es tut weh, zu erkennen, was man tatsächlich hatte. Und es ist unglaublich befreiend.

Dann habe ich in den letzten 1,5 Tagen etwas verstanden. Heute fühle ich mich im Kopf geklärt, über meine Situation, noch nicht über meinen nächsten Schritt. Aber ich bin dran, eine Idee formt sich.
Zitat von Ema:
Und man ist unfähig zu sehen, dass er völlig unfähig ist diesen Schmerz zu erlösen und die Sehnsucht zu erfüllen.
Im Gegenteil: Er verstärkt beides.

Thats it. In vielen Threads, die ich ja seit Weihnachten etwa hier still gelesen habe, habe ich gelesen, aber nicht verstanden, dass der Verursacher des Schmerzes nicht der Heiler sein kann. Die Sehnsucht war einfach lange größer als der Schmerz.

Im Moment, jetzt gerade eben, ist gar kein Schmerz da. Und keine Sehnsucht. Ich bin erfüllt von Verwunderung über mich, von Enttäuschung, auch von mir. Nicht, weil ich so schwach war, ich habe innigst und aufrichtig geliebt, sondern weil ich die Augen angestrengt fest zugekniffen habe vor meiner Veränderung. Nun muss ich ziemlich weit zurück schauen, 7 Jahre, um mein Bild von mir selbst, wo ich ausgeglichen, frohsinnig, Gott- und lebensvertrauend vorwärts gelebt habe wiederzufinden. Ich gebe mir mal Mühe, denn ich ahne: es lohnt sich....

25.02.2019 10:31 • x 6 #477


Ortrere
Ich habe meine Idee umgesetzt.

Wir haben uns heute verabschiedet. Am Telefon. Ganz. Er war einverstanden.

Seitdem ziehe ich sämtliche Fotos und Mails und Briefe auf einen großen Stick. Bis Freitag sind all meine Geräte von sämtlichen Sehnsuchtsfallen befreit.

Jetzt ist der Schmerz da und übermächtig.

25.02.2019 19:58 • x 3 #478


H
Zitat von Ortrere:
Ich habe meine Idee umgesetzt.

Wir haben uns heute verabschiedet. Am Telefon. Ganz. Er war einverstanden.

Seitdem ziehe ich sämtliche Fotos und Mails und Briefe auf einen großen Stick. Bis Freitag sind all meine Geräte von sämtlichen Sehnsuchtsfallen befreit.

Jetzt ist der Schmerz da und übermächtig.


Ich meine das ernst: Ich beglückwünsche Dich. Du hast die beste Entscheidung für Dich, Deine Gesundheit, Deine Seele gefällt. Eine mutige Entscheidung. Und die einzig richtige für DICH.

Ja, es tut erstmal höllisch weh und das wird es noch eine ganze Weile.
Aber irgendwann lässt der Schmerz nach. Und irgendwann ist er ganz weg.
Und Du wirst Dir selber gebührend danken.

Vielleicht kaufst Du Dir morgen selber einen wunderschönen Blumenstrauß und gratulierst Dir selber damit.

25.02.2019 20:04 • x 5 #479


E
Es tut mir so leid für dich.

Ich weiß, dass es in so einer Situation kaum ein richtiges Wort gibt.
Habe das gleiche durch.

Mir hilft immer zu wissen, dass er nicht der Richtige war. Du weißt, dass es so ist, er hat dich nicht glücklich gemacht.

Aber kluge Worte helfen jetzt wohl nicht. Lass deine Trauer raus, es gehört dazu. Fühl dich umarmt.
Es wird besser.

25.02.2019 20:05 • x 2 #480


A


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