So, jetzt habe ich aber einige Stunden an Lektüre hier hinter mir. Aktuell in einer ähnlichen Lage steckend, will ich (vielleicht) noch einige neue Gedanken einwerfen.
Für mich ist und bleibt die wichtigeste Frage, wie man sich WILLENTLICH -und ja es ist willentlich, alles andere wäre naiv- in solch eine Lage bringen kann.Ich schau da -ebenfalls mit Hilfe eine Körpertraumatherapeutin- bei mir genau hin. Und Tatsache ist, ich merke es nicht, wenn mir etwas nicht guttut, bzw. rationalisiere das in Millisekundenschnelle und das Urpsrungsgefühl ist weg oder vergraben. Ich will meine Situation nicht auf Dich übertragen aber aus Deinem ganzen Schreibstil heraus meine ich, dies auch zu erkennen. Mir fehlen bei Dir die eigentlichen und ursprünglichen Gefühle.
Meine Tochter meinte mal zu mir: Mama, egal wie nett dieser Mann ist, Du hast schon zweimal wegen ihm nach wenigen Monaten geweint, das ist mindestens einmal zuviel. Tu Dir das nicht an und steige aus. Sie würde das so tun und genau hier finde ich muss man ansetzen. Warum macht man etwas, das einem nicht guttut und sperrt die dazugehörigen Gefühle so weit weg, dass die eigens hervorgebrachten Argumente zur Weiterführung einer toxischen Beziehung überwiegen und für einen selbst wahrhaftig werden? Weshalb ist es wichtig, dass ein Mann zärtlich, liebevoll, aufmerksam ist, wenn er andererseits lügt, betrügt und unzuverlässig ist? Wo bleibt der jedem Lebewesen natürlich anhaftende Abgrenzungs- und Aggressionstrieb? Für mich gibt es nur eine einzige Anwort. dem liegt eine enorme Verlustangst zugrunde. Die Urspünge liegen tief begraben in der Vergangenheit und haben mit dem aktuellen Geschehen nichts zu tun.
Ich lasse da auch nicht das Argument gelten, dass man eigentlch gut alleine klarkommt, hier werden nämlich die ganz natürlichen Bedürfnisse nach Bindung angetriggert. Was hier im Argen liegt und nicht aufgearbeitet wurde, wird durch diesen Menschen angestossen. Wir sagen Liebe dazu, in Wirklichkeit ist es ein riesiger Hormoncocktail, der da in Gang gesetzt wird und der nur ein Ziel hat: den Ursprungsschmerz nicht mehr zu spüren. Was ja auch eine zeitlang funktioniert, bis der andere eben nicht mehr so funktioniert, wie es für die Aufrechterhaltung des Hormonspiegels ausreicht. Wäre diese Ursprungswunde nicht vorhanden, würden wir uns durch unsere natürlichen Aggressionen sofort aus einer ungesunden Situation lösen. Auch mit der Option, sich eine Weile nicht gut zu fühlen. Davor hätten wir dann überhaupt keine Angst mehr und dieser Mensch hätte nicht den enormen Stellenwert, den wir ihm geben. Wir könnten uns sogar aus sehr liebevollen Beziehungen lösen, die nicht toxisch sind, die aber aus anderen Gründen nicht funktionieren.
Für dieses Gefühl der Bindung tun wir aber alles. u.a. sehen wir den anderen nicht so, wie er wirklich ist, sondern wie wir ihn gerne hätte. Und wenn er das zu 20 Prozent erfüllt, finden wir das zunächst überwältigend. Das das nicht funktióniert, ist vorporgrammiert und wenn wir dann noch einen ebenfalls in seiner Verlassenheitswunde stochernden Menschen treffen, ist das Chaos vorprogrammiert. Es ist sogar so: je älter wir werden und je weniger wir den Ursprung bearbeiten, desto größer ist die Chance, genau diese Menschen anzuziehen.
Und eine zweite Sache: ich glaube, das wir das ernten, was wir sähen. Ich zum Beispiel möchte eine liebevolle, monogame Beziehung. Und bevor mir mein letzter Mann begegnet ist, habe ich es auch nicht so genau damit genommen. Ich hatte zwei kurze, schmerzfreie Verhältnisse mit gebundenen Männern. Das würde ich heute nie mehr tun und mir wurde kurz darauf die Quittung dafür präsentiert. Ich glaube, wenn wir etwas wollen, müssen wir alles lassen, was nicht zu dem führt. Ich glaube daran, dass es energetisch nicht möglich ist, eine monogame Beziehung zu führen, wenn wir selbst dazu beitragen, in Dreiecken zu leben. Insofern finde ich Deinen letzten Satz ABER MIR GEHT ES JETZT UM MICH fragwürdig. Meines Erachtens ging es Dir 4 Jahre lang um Dich, denn die andere Frau war Dir zumindest 3 Jahre lang nicht wichtig genug, um vollkommen unegoistisch aus einem Dreiecksverhältnis auszusteigen.
Ich selbst habe nach meinen Dreiecksgeschichten einen sehr liebevollen und aufmerksamen Mann kennengelernt, der sich im Nachhinein als chronischer Lügner und Betrüger rausgestellt hat. Ich bin fassungslos, dass jemand so leben und handeln kann. Aber die für mich wichtigste Frage war und ist bis heute: warum habe ich den natürlichen Ausstieg nicht an dem Zeitpunkt geschafft, an dem es für mich zeitweise aufreibend und traurig wurde. Warum haben mir ein paar wunderschöne Tage ausgereicht um Lügen immer wieder zu entschuldigen und rationalisieren? Ich habe meine Antwort darauf. Hat mit ihm und seinem Verhalten nur gar nichts zu tun.
29.07.2019 10:57 •
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