Hallo liebe Leute, wie immer zu spät... sollte wohl endlich mal 10-Finger-schreiben lernen
Verantwortung...
Stimmt wohl: jeder ist für seine Handlungen, sein Verhalten, sein eigenes Leben verantwortlich. Aber eben nicht nur das. Kommen andere Menschen mit ins Spiel, wird die Angelegenheit schon ein wenig komplizierter.
Zum Beispiel Kinder: klar sind Eltern für ihre Kinder verantwortlich, Kinder müssen erst die ausreichende Reife erlangen, um für ihr eigenes Verhalten verantwortlich zu sein. Wenn die entsprechende Reife erreicht ist, sind die Kinder erwachsen und tragen die Verantwortung für sich selbst alleine.
Glücklicherweise (oder blöderweise?) sind wir eben nicht alleine auf der Welt. Zum Beispiel tragen wir alle die Verantwortung für die Umwelt, oder dafür wie unsere Gesellschaft aussieht, ob wir eine kalte Egoisten-Gesellschaft haben, in der sich jeder das nimmt, was er kriegen kann, ohne die Konsequenzen für das grosse Ganze (und damit auch für die Mitmenschen) zu berücksichtigen, oder ob wir eine Gesellschaft haben die sich an eher humanistischen, solidarischen Werten orientiert. Die Gesellschaft ist schließlich doch die Summe des Verhaltens all ihrer Mitglieder.
Es ist nicht entscheidend, was passiert, sondern was man daraus macht! Super-toller Spruch! Ist das Lebensmotto von Daisy, wegen der ich letztlich hier im Forum gelandet bin (by the way: Danke, Du Miststück! ;D ). Man kann diesen netten kleinen Aphorismus auf zwei Weisen interpretieren:
Variante 1: When the world is runnig down, you'll make the best of what's still around (The Police) Das bedeutet nichts anderes, als dass ich mit meiner inneren Einstellung einen Einfluss darauf habe, wie ich mich fühle. Zwei Menschen gehen die selbe Strasse runter. Der eine denkt: Boah, ist das lebendig hier, die durcheinander wuselnden Autos, die vielen Menschen ,die wie die Ameisen über die Bürgersteige ziehen, die schönen Häuser hier, das schöne Sonnenlicht - ach ist das schön, das ist Leben! Der andere denkt: schei. hier, alles zubetoniert, dann die ganzen Abgase! Und erst die Menschen, soviele auf einen Haufen - ist doch klar dass hier niemand Ruhe findet. Dazu noch diese hautkrebserzeugende UV-Strahlung. Eine schei. ist das... In diesem Augenblick hat jeder die Verantwortung dafür, wie er sich fühlt. Die Umwelt (die Ereignisse) ist dieselbe. Die Wirkungen grundverschieden.
Variante 2: Ich mach was ich will - und ihr seht, wie ihr damit klarkommt. Das ist der Ego-Film. Logischer Schluß ist doch schließlich, dass wenn jeder für seine eigenen Gefühle verantwortlich ist, ich niemals die Verantwortung für die Auswirkungen meines Handelns auf andere zu übernehmen brauche. Rücksicht nehmen? Wozu? Ist doch nicht mein B., wie mein Gegenüber mit meinem Verhalten umgeht. Das ist (siehe oben) kindliches Verhalten, eine kindliche Einstellung, die jegliche Verantwortung ausschließt. Zugegeben: Verantwortung zu delegieren ist ja heutzutage Volkssport geworden. Schuld an der Umweltverschmutzung ist die Regierung, aber doch nicht ich mit meinem Verhalten. Schuld an der wirtschaftlichen und sozialen Situation ist der Markt, nicht ich mit meinem Konsumverhalten und meinem Verhalten meiner Mitwelt gegenüber. Schuld an der Verrohung der Jugend sind die Schulen und das Fernsehen, die Werbung, nicht etwa ich als Vater, der es nicht versteht meinen Kinder vernünftige Werte mit auf den Weg zu geben und sich keine Zeit nimmt. Nö, verantwortlich sind immer nur die andern. Ich bin bloss das arme Opfer. Und was soll ich denn machen in einer Welt von Wölfen? Als einziges Schaf werde ich doch sofort gefressen. Also her mit dem Zahnanspitzer... Es ist gut ein Ar. zu sein... Das solch ein kultureller Abfall in diesem unserem Lande solch reissenden Absatz gefunden hat, spricht Bände... Hier ist dieser Spruch zu einem Freibrief pervertiert. Paragraf 1 - jeder macht seins. Kotz...
Ja, ja, ja, wir sind alle mit verantwortlich dafür, wie es den andern Mitmenschen durch unser Verhalten so geht und erst recht, wenn wir uns in näheren Beziehungen zueinander befinden. Klar ist jeder (durch die eigene Einstellung) für seine eigenen Gefühle verantwortlich, aber dadurch, dass ich jemandem nahe stehe, habe ich auch einen entscheidenden Einfluss darauf, wie dieser sich fühlt. Und damit übernehme ich eben auch Verantwortung für diesen Menschen. Vielleicht habe ich ihm etwas zu sagen, von dem ich weiss, dass es ihm nicht gefallen wird. Lässt sich manchmal nicht umgehen. Aber WIE ich das mache (Ob ich also verantwortungsbewußt oder verantwortungslos handle), ob ich es ihm mit der Brechstange oder mit Diplomatie beibringe, hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie sich mein Gegenüber nach Übermitteln der Botschaft fühlt.
Natürlich können wir weiter so tun, als ob uns der Rest der Welt (einschliesslich eventueller Freunde und Partner) nix angeht und jeder sich selbst der nächste ist. Aber dann werden hier im Forum vermutlich irgendwann nicht mehr 1.300 Mitglieder sein, sondern 13 Mio. ... Wollen wir das wirklich?
Nein, wir haben auch Verantwortung für unsere Mitmenschen, gleich ob Partner oder nicht. Wenn man es als Metapher sehen will: wir sind wie Bergsteiger in der Wand, hängen alle an einem Seil und jeder trägt seinen Teil der Verantwortung für das Team...
Wer dieser Verantwortung nicht gerecht werden will, der soll gefälligst alleine klettern. schei. auf den egomanischen ich lebe mich aus und verwirkliche mich selbst - ohne Rücksicht auf Verluste und koste es (die anderen) was es wolle - Film!
Beziehungen sind wie Verträge und solche sollte man tunlichst im gegenseitigen Einverständnis ändern oder auflösen (auch wenn das meist nicht funktioniert). Für das Wahrnehmen der Rechte und die Erfüllung der Pflichten aus diesen Verträgen ist jeder selbst verantwortlich. Und Rechte und Pflichten bedingen sich gegenseitig. No right - no duty! aber eben auch No duty - no rights.
Ich denke, dass mit Was Du nicht willst, das man Dir tu', das füg' auch keinem anderen zu. eigentlich alles gesagt ist. Ich übernehme gleichzeitig die Verantwortung für mich selbst und für mein Handeln, sprich: meine Auswirkungen auf die Welt und meine Mitmenschen. Und wenn sich mir jemand öffnet, dann bin ich eben in der Verantwortung, die daraus resultierende Verletzlichkeit zu berücksichtigen und muss mich eben besonders behutsam verhalten. Auch wenn ich dem anderen vielleicht negative Botschaften zu übermitteln habe.
Der kleine Prinz... Ich denke nicht, dass man sein Leben lang für etwas verantwortlich ist, was man sich vertraut gemacht hat. Solange es einem vertraut ist, ja. Aber wenn der Vertrag aufgelöst wurde, nein. Dann ist das, was mit der Zeit immer weniger vertraut sein wird, ein Teil der Vergangenheit, ein Trittstein im Leben, Teil der eigenen Geschichte. Aber Ex ist dann nicht mehr Teil meines Verantwortungsbereichs. Das war nur auf dem gemeinsamen Weg der Fall. Trennen sich die Wege an einer Gabelung und kreuzen sich nicht mehr, endet auch die gegenseitige Verantwortlichkeit. Alles andere halte ich, bei allem Respekt, für eine moralisch und romantisch verbrämte Weigerung endlich loszulassen, was sich längst von einem losgesagt hat...
Meine Ex hat sich von jeglicher Verantwortung für ihr Verhalten in der Beziehung freigesprochen (siehe oben: Lebensmotto) damit entbinde ich mich automatisch selbst von jeglicher Verantwortung für sie...
Fazit für mich: ich bin für mich selbst verantwortlich und ich bin bin für mein Verhalten und dessen Auswirkungen verantwortlich. Wenn dies gleichermaßen für alle gilt, spinnt sich ein Netzwerk von Verantwortlichkeiten und wir gehen plötzlich alle viel rücksichtsvoller miteinander um. Und Ausreden zählen nicht! Z.B. nach dem Motto: Ich war betrunken und daher nicht verantwortlich für mein Handeln... Wer's nicht verträgt, sollte einfach die Finger davon lassen...
Ein weites Feld dieses Thema... puuuh... Soweit meine subjektive Sicht der Dinge.
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende.
donald
27.06.2003 10:09 •
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