Verantwortung in der Beziehung

Liebe merretich, manchmal bin ich in deinem Thread verwirrt ob ich dich richtig verstehe. Hier schreibst du:

Zitat von merretich:

Wie gesagt, ich denke, ich werde versuchen über sie den kontakt zur Kleinen zur
halten. Es wäre sehr schade, wenn ich von heute auf morgen aus ihrem
Leben verschwinde. Auch für mich.

Für mich liest sich das so, dass du vor hast den Kontakt zu dem Mädchen zu halten, weil es dir ein emotionales Bedürfnis ist. Auf meinen Rat, den Kontakt besser liebevoll zu beenden im Rahmen der Trennung vom Kindsvater, schreibst du:

Zitat von merretich:

Ich muss den Kontakt nicht halten. Es tut mir für sie leid, daher wollte ich der Mutter das
anbieten.

Das liest sich für mich wiederum, als gälte deine Sorge lediglich dem Befinden des Mädchens. Habe ich dich bei deinem ersten Eintrag missverstanden? Letztlich musst du das eh für dich entscheiden, aber deine Haltung in dieser Frage erscheint mir eher indifferent.

Wäre es möglich, dass du auch in der Beziehung indifferente Haltungen gezeigt hast? So etwas kann es Menschen, die dafür prädestiniert sind, sehr leicht machen, einfach ihr Ding durchzudrücken.

Zitat von merretich:

ich bin nicht erziehungsberechtigt, ich hab
zwar paarmal was gesagt, mich aber meistens rausgehalten, aber natürlich meine Schlüsse gezogen.

Zu diesem Satz fällt mir ein, dass es sich um eine Vermischung zwei verschiedener Ebenen handelt, und zwar zu deinem Nachteil. Ich versuche mal zu erklären, wie ich das meine:

Auf der einen Seite gibt es die klassische Patchworkbeziehung, in der du voll integrierte Partnerin mit familiärer Mitverantwortung bist. In so einer Beziehung bist du zwar nicht sorge-, aber in Bezug auf die gemeinsame Zeit durchaus erziehungsberechtigt; oft wohnt man dann auch als Familie zusammen und teilt sich Finanzen, Haus- und Erziehungsarbeit. In dieser Rolle hast du eine Menge Pflichten, aber auch eine Menge Rechte in Bezug auf die Gestaltung des Familienlebens.

Auf der anderen Seite gibt es die Beziehung zu einem Alleinerziehenden, in der du primär seine Partnerin und ansonsten eher Gast der Familie bist, d. h. dich nicht oder nur in geringem Umfang in die Erziehungs- und Alltagsarbeitsebene einbringst. In so einer Beziehung wohnt man nicht zusammen und hat hauptsächlich Paarzeit; die Zeit, in der die Kinder einbezogen werden, ist dann auch eher Freizeit anstatt Alltag. In dieser Rolle hast du wenig Pflichten, und entsprechend auch nur geringe Mitspracherechte bei der Gestaltung des Familienlebens oder der Erziehung.

Natürlich gibt es fließende Übergänge zwischen diesen Beziehungsformen, vor allem da Beziehungen zu Alleinerziehenden sich ja häufig zu Patchworkbeziehungen entwickeln, wenn es passt. Zu Beginn sollte es aber mMn zwingend eine genügend lange Kennenlernphase geben, in der sich zunächst die Paarbeziehung entwickeln und etablieren kann, bevor die familiäre Ebene langsam immer mehr wird. Das ist ja auch für die Kinder wichtig, dass nicht von jetzt auf gleich jemand Neues im System herumfuhrwerkt, vor allem wenn es gerade erst eine Trennung der Eltern gegeben hat.

Was du aus deiner Beziehung beschreibst, war nun eine Vermischung dieser beiden Rollen bzw. Beziehungsformen, wobei du dir die für dich nachteiligste Kombination herausgesucht hast: du hast zu viele Pflichten übernommen, ohne den Anspruch auf die dazugehörigen Rechte geltend zu machen.

Ich denke, in deiner Geschichte kamen einige Dinge zusammen: die Situation deines Freundes, der seine Trennung noch nicht ganz überwunden hatte, seine Paschamentalität und sein Geiz auf der einen Seite - und deine zu bereitwillige, eurem Beziehungsstatus noch gar nicht angemessene Unterwerfung in die Rolle der ihm zuarbeitenden Frau an seiner Seite.

Ich vermute, diese Konstellation und Dynamik könnte auch Mitursache dafür sein, falls dein Freund zu wenig Verliebtheitsgefühle für dich entwickelt hat, um eben angemessen in die Beziehung zu investieren. Wenn du magst, beschäftige dich doch einmal damit, welche Dinge förderlich und welche hemmend für den Aufbau von Verliebtheitsgefühlen sind (kann SEHR erhellend sein für Frauen, die dazu neigen, zu viel zu investieren).

Sorry für meine Text-Tapeten, sag mir wenn es dir zuviel ist oder wenn die Art meiner Rückmeldung bei dir als Kritik ankommt, ich hoffe natürlich dass es unterstützt. Deine Geschichte berührt mich auf verschiedenen Ebenen und ich merke dass ich viele Ideen dazu habe, von denen manche vielleicht passen und manche vielleicht weniger.

Morgen kommt der neue kleine Kater zu dir, richtig? Ich wünsche einen gelingenden Einzug