Liebe Henrike
Nun, mein Mann hatte auch vor einigen Jahren eine Affäre in unserem Freundeskreis. Nur war es nicht die Frau seines besten Freundes dafür handelte es sich um meine Freundin. Trotzdem, befreundet waren die Männer ebenfalls.
Von dieser Affäre wissen nur wir 4. Auch in unseren Ehen gibt es Kinder, die sich ebenfalls kennen.
Schon zu deren Schutz haben wir 4 geschwiegen.
Nun, nach einigen Jahren kann ich zusammenfassend sagen, dass dies für uns eine gute Entscheidung war.
Zitat von Henrike:Wäre es besser gewesen, gleich alles öffentlich zu machen?
Somit würde ich diese Frage mit nein beantworten.
Denn so war es meine Entscheidung, wie es für mich weiter gehen kann. Ich wurde nicht durch Freunde gedrängt, die konsequentes Beenden gefordert und dann den Ausschluss der beiden Affärenbeteiligten aus dem Freundeskreis vollzogen hätten.
Wenn du es öffentlich machst, musst du dich auch vor dieser Instanz erklären. Das hilft dir nicht. Zudem entsteht auch immer Gerede, das zusätzlich verletzt.
Es gibt Menschen, die seltsamerweise Freude daran haben, euch beide (die AF und dich) dann öffentlich miteinander zu vergleichen und die Affäre zu bewerten, obwohl sie euch kaum kennen. Das ist nicht schön!
Es ist eh alles schwer genug.
Zitat von Henrike:Muss man(n) nichts aufarbeiten?
Ja klar, muss man das!
Du schreibst, dass dein Mann keine Verantwortung übernehmen will bzw. die Notwendigkeit nicht sieht.
Da wäre ich mir nicht so sicher. Er wird schon ziemlich genau wissen, was er angerichtet hat. Aber zwischen Wissen und Sichbekennen klafft eine große Lücke. Es gehört Mut dazu sich mit seinen Unzulänglichkeiten auseinander zu setzen. Dieser Mut wird ihm fehlen, daher mauert er. Er zieht den Kopf ein und wartet, dass das Unwetter vorbei zieht.
Ja klar, muss man den Fokus auf die Zukunft richten. Aber, die Vergangenheit muss geklärt sein, um abzuschließen. Das ist extrem wichtig für dich. Dein Vertrauen ist weg. Ohne Vertrauen geht es nicht weiter. Das muss dein Mann verstehen.
Wenn die Affäre noch frisch ist, wird er noch in seinem rosaroten Nebel feststecken.
Desto schwerer ist es, sich damit auseinander zu setzen. Aber, er muss erkennen, was er dir damit angetan hat. Kann er das jetzt schon?
Ist die Affäre tatsächlich beendet - nicht nur formal sondern auch in seinem Kopf und seinem Herz...?
Die Gründe würde ich später aufarbeiten. Zuerst einmal muss er in der Lage sein, sich grundsätzlich damit auseinanderzusetzen.
Sich einzugestehen, dass er Freund und Frau bitter enttäuscht hat ja irgendwie auch verraten, wird ihm extrem schwer fallen. Dieses Gefühl zuzulassen und dazu zustehen, ist vermutlich das schwierigste für ihn.
Hat dein Mann mittlerweile seiner AF unmissverständlich klar gemacht, dass er keinen Kontakt mehr wünscht?
Glaubst du ihm, dass er das auch will?
Schwören alleine reicht nicht.
Versteht dein Mann, dass du ein massives Problem damit hast, ihm jetzt zu glauben.
Ohne Lügen kann eine Affäre nicht funktionieren. Ich vermute somit, dass du während der Affäre von ihm angelogen wurdest. Warum solltest du jetzt seinen Schwüren glauben.
Versteht dein Mann, dass sein eisernes Schweigen ihn noch unglaubwürdiger erscheinen lässt?
Versteht er, dass du mit seinem Mauern keine Chance hast, ihm je wieder zu vertrauen?
Da du eh schon Kontakt zu der AF hattest, würde ich ihr ganz klar mitteilen, dass du bei weiteren Kontaktaufnahmen ihrerseits ihren Mann mit ins Boot holst.
Allerdings finde ich es schwer zu beurteilen, ob es grundsätzlich besser wäre, ihn zu informieren. Wie ist er denn so? Wie würdest du deren Ehe beurteilen?
Nun, in unserm Fall wissen wir 4 Bescheid und glücklicherweise waren/sind wir 4 in der Lage zu schweigen.
Problematisch ist dabei immer die erste Zeit, wenn die Gefühle sich überschlagen und man zu Kurzschlussreaktionen neigt.
Besonnenheit hilft zwar, sollte aber nicht eine Duldung bedeuten.
Ich würde ihn mit der Situation konfrontieren - so oft es für dich wichtig ist. Seine Befindlichkeiten spielen jetzt mal keine Rolle. Hier geht es um dich. Er hat diese Situation verursacht.
Du magst am momentanen Zustand der Ehe ebenfalls beteiligt sein, aber das gibt ihm kein Recht eine Affäre zu beginnen.
Ich würde eine Auseinandersetzung mit dem, was er getan hat, einfordern. Allerdings wird es ganz sicher weitere Gespräche geben müssen. Es muss alles auf den Tisch: Deine und seine Erwartungen, Wünsche, Ansichten.
Lt. meiner Erfahrung würde ich behaupten, dass ihr eure alte Ehe nicht fortführen werdet - es gar nicht könnt. Es kann aber eine Chance für einen Neustart sein.
Ich wünschen dir viel Kraft - lass dich nicht unterkriegen.