Liebe Mitleidende,
nach den gefühlt drei schrecklichsten Wochen meines Lebens möchte ich hier kurz meine Geschichte erzählen. Im Juni lernte ich über das Internet meinen Ex kennen - meinerseits brauchte es einige Treffen, bis der Funke übersprang- er (53) war gleich Feuer und Flamme. Dann entdeckten wir uns gegenseitig als wertvolle Menschen - zur Verliebtheit kam die Erkenntnis, dass wir uns auch menschlich sehr gut ergänzen und miteinander wohlfühlen konnten. Er wollte mit mir zusammen ziehen, stellte mich seinen engsten Freunden vor. Machte es offiziell bei seinen Söhnen und seiner Exfrau( von der er sich schon vor drei Jahren getrennt hatte) wir verbrachten viel Zeit miteinander, hatten einen wunderschönen Sommer. Er begehrte mich auf allen Ebenen und wollte mich immer in seiner Nähe haben. Es klappte gut, so lange ich beruflich nicht so eingespannt war- aber dann kam im September der harte Alltag auf uns zu, wo wir wenig Zeit füreinander hatten. Wir machten uns das bewusst und beschlossen , uns lieber weniger, dafür ausgeruhter zu sehen. Hinzu kam, dass er in einer existenziellen Krise steckte, die er wohl im Sommer durch all die Hochgefühle mit mir, verdrängt hatte. Dies spitzte sich immer mehr zu und er wollte das vor allem mit sich ausmachen. Trotzdem blieb er sehr zärtlich und leidenschaftlich mir gegenüber. Dass er vielleicht etwas distanziertet war, nehme ich erst im Rückblick wahr, weil er sich einfach immer noch sehr liebevoll mir gegenüber verhalten hatte. Dann kommt die letzte gemeinsame Nacht. Er verabredet sich an dem Abend mit mir noch für den übernächsten Tag, sucht weithin zärtlich meine Nähe - einfach Gesten, die ich nicht mehr an den Tag legen könnte, wollte ich mich von der Person trennen. Am nächsten Tag geht er morgens aus dem Haus und am Abend erhalte ich eine für mich schockierende Nachricht per whatsapp: es hätte sich nicht alles so entwickelt, wie er sich das vorgestellt hätte , die Gefühle stimmten nicht etc. Ich rief ihn entgeistert an und hörte plötzlich, er hätte zwar Gefühle, aber würde keine Liebe spüren und ich sei für ihn wie eine Schwester - das war für mich die absolute Umkehrung zu seinem Verhalten und seinen Worten davor, das nichts dergleichen erkennen ließ - wie ein Schalter umgelegt. Ich bin bis heute ratlos. Zwei Wochen habe ich mich nicht bei ihm gemeldet, nichts von ihm gehört. Dann hielt ich es nicht mehr aus -, sendete ihm eine Nachricht, dass ich gern ein klärendes Gespräch hätte. Er antwortete sofort und sagte, er würde mehr als gern mit mir sprechen. Wann ich Zeit hätte ... Er erzählte mir gleich noch die neuesten Dinge - Klang alles andere als zurückweisend. Ein paar Tage später erfuhr ich von ihm, dass er beruflich endlich das verwirklichen kann, was er schon immer wollte. Als ich ihm gratulierte, deutete er an, dass er zwar beruflich jetzt glücklich sei, aber privat nicht. Es kam zu einem Telefonat - seine Stimme war mir fremd - eher kalt. Ich war verunsichert und fragte ihn, ob er sich wirklich treffen wollte - und dann bekräftigte er, er würde mich wirklich gern sehen, denn er hätte noch Gefühle für mich. Diesen letzten Satz kann ich nun gar nicht mehr deuten. Seitdem wieder nichts von ihm. Morgen soll das Treffen sein, aber ich habe solche Angst davor und das Gefühl, es würde mich wieder zurück werfen. Besonders souverän wäre mein Auftreten wohl auch nicht. Ich bin absolut ratlos, was ich tun soll. Wenn er tatsächlich noch etwas fühlt, würde ich morgen sicherlich alles ruinieren. Andererseits kann ich nicht abschließen, wenn ich immer nur spekuliere, weshalb er gegangen ist. Ich freue mich über jeden Ratschlag und ähnliche Erfahrungen. Vielen Dank.
23.10.2015 16:22 •
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