So, lieber Willy, nun nach etwa 1000 Kalorien weniger, danach einem Abendbrot mit dick Wurst und Butter aufs Brot, ohne Kalorien zu zählen: aber: davor noch Sauna und da denkt man gut nach, will ich Dir nunmal doch antworten. Dann werde ich auch die Fresse halten; muss heute Abend noch etwas arbeiten, wollte ich eigentlich schon früher tun, bin dann aber hier hängen geblieben.
Ich bin jetzt mal absichtlich etwas negativer. Wir können Dinge ja immer von mindestens zwei Seiten sehen, die eine war und ist weiterhin, dass ich meine, Ihr sollt aneinander arbeiten. Aber wir können die Dinge auch ganz anders sehen. Ich versuche es mal:
Erst einmal eine Sache: fingerdicke Leberwurst bei Deiner Frau, erbsenzählen bei den Kalorien bei Dir. Tut mir leid, Willy: ihr habt beide prinzipiell das gleiche Problem. Ihr habt Probleme mit dem, was Ihr in Euch reinstopft und ausserdem ein Problem mit dem Selbstbild. Mir genügt ein Blick in den Spiegel: ich sehe: einen nicht mehr ganz taufrischen, aber noch ziemlich attraktiven, recht gut trainierten 47jährigen. Das reicht mir. Dann weiss ich, dass ich nach dem Sport heute mir die Wurst aufd Brot legen darf und auch vielleicht noch später ein Bierchen (Vorsicht: Alk=Kalorien) genehmigen darf. Mein Körper sagt mir sowohl kurz-, mittel- als auch langrfristig sehr genau, wenn es zuviel wird, was schlecht für mich ist. Dafür brauche ich einmal im viertel Jahr eine Waage und Kalorien zähle ich nie. Ist genauso abtörnend wie die fingerdicke Leberwurst. Also: intressant, aber es ist so: Du und Deine Frau sitzen essenstechnisch im selben Boot, ihr habt jeder für sich seine kranken Mechanismen. Ihr rudert halt in entgegengesetzte Richtung.
Dann, bevor ich in einem nächsten Post so richtig loslege: Ich kenne die Situation, in der Du bist, sehr gut - als der, der verlässt und als Verlassener. Meine erste Frau hatte Borderline oder so, Jahre nach unserer Trennung landete sie monatelang auf der Geschlossenen. Ein wichtiger Grund für unsere Trennung war: sie hatte mich begonnen zu schlagen (auch, wenn ich grösser und stärker bin, würde ich nie zurückschlagen) und konnte mit dem Küchenmesser vor mir stehen; ich wusste nicht, ob das gegen mich oder sie gerichtet sein sollte. Als das geschah, war es zu spät, ich konnte nur noch gehen. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, dass ich ihre Störung bzw. Krankheit nicht früher erkannt hatte, denn vielleicht hätte das alles retten können. Der S. mit meiner ersten, etwas molligeren Frau war trotzdem genial und sie war durchaus hübsch.
Dann traf ich eine schlanke, fröhliche Dame, war aber noch in einer eben sterbenden Ehe. Ich hatte die Option: 1) Affäre einfach so und irgendwann zuende. 2) Affäre in Komfortzone, wenn es klappt mit der AF kann man ja aussteigen 3) Klare Ansage an meine Frau was los ist und Trennung; umgehend.
Ich wählte Nummer 3) - ich finde es nicht ok einen Menschen, den man mal liebte zu hintergehen oder die bestehende Beziehung als Abschussrampe in eine neuere Beziehung zu nutzen. Oder dann doch zu bleiben, wenn es nicht geklappt hat. Meine Bald-Ex hat 2) gewählt: Komfortzone und auch Ansehen nach aussen etc. solange mitzunehmen, bis es klar ist, dass man einen neuen Partner hat. Das produziert im Endeffekt, dass ich vor ihr jedwede Achtung verloren habe. Einfach noch bleiben, weil man sich noch bekochen lässt oder nicht in eine eigene kleinere Wohnung will, oder, oder ist: dumm, faul, feige und unzuverlässig!
Als ich 3) damals vor vielen Jahren wählte: hatte ich meine neue Flamme weder geküsst, noch war mit ihr im Bett gewesen. Aber ich wusste, dass meine Gefühle so waren, dass es nicht ok war, meiner damals noch-Angetrauten etwas vorzuspielen. Unehrlichkeit ist in diesen Fällen das dümmste und Verletzendste, was man tun kann. So, gleich geht es weiter in einem neuen Post.