Zitat von Salamitbrot:Was ist denn im Grunde der Unterschied zwischen einer Affäre und einer Beziehung?
Eine Beziehung ist letztlich genau so unverbindlich.
Na ganz so ist es nun doch nicht.
Affairen dienen in erster Linie dazu, frivolen Spaß miteinander zu erleben und sich eine Auszeit vom Alltag zu nehmen. Sie sind also
Spielwiesen, mehr nicht. Die meisten Affairen werden zudem heimlich geführt, vor allem wenn einer der beiden anderweitig gebunden ist.
Beziehungen sind
Partnerschaften. Sie dienen dazu, gute und schlechte Zeiten gemeinsam zu bewältigen und füreinander da zu sein, in der Liebe ebenso wie im Alltag, wobei letzteres nicht bedeuten muß, daß man 7 Tage die Woche 24 Stunden täglich aneinander klebt, aber man läßt den anderen am eigenen Leben
teilhaben. Wie weit das konkret geht, bleibt jedem Paar selbst überlassen: Manche führen über Jahre hinweg Fernbeziehungen, andere leben zusammen im gemeinsam erbauten Haus. Manche gründen Familien, andere machen gemeinsam ein einziges Abenteuer aus ihrem Leben, wie die Harts in Hart aber herzlich (uralte US-Serie).
Beziehungen sind allerdings noch keine Ehen (=
Lebensbünde), auch wenn nicht wenige Beziehungen länger halten und womöglich auch besser funktionieren, als manche Ehe. Das muß man klar sagen, denn schon rechtlich ergeben sich daraus Unterschiede, die sich nicht nur im Trennungsfall deutlich erkennbar machen können. Wer sich auf längere Sicht bewußt gegen eine Ehe bzw. auch gegen eine eingetragene Lebenspartnerschaft entscheidet, hegt also zumindest innere Vorbehalte, was die sich aus einer rechtlichen Formalisierung ergebende Verbindlichkeit betrifft.
Daß selbst Ehen keine Garantie für lebenslanges Miteinander sind, ist an der Scheidungsquote rasch erkennbar. Aber zwischen Ehe und Beziehung und beidem im Verhältnis zur Affaire liegen dennoch Welten.
Meines Erachtens ist der Hauptunterschied die Motivation: Wer eine Affaire eingeht, sucht in erster Linie die körperliche Befriedigung, wer eine Beziehung eingeht, will darüber hinaus auch emotionale Komponenten bedienen und wer heiratet, will die rechtlich unverbindliche Beziehung in einen Lebensbund überführen, der auch rechtlich weitergehende Konsequenzen hat.
Eine Garantie, daß diese Motivation über die Jahrzehnte erhalten bleibt, gibt es jedoch in allen drei Fällen nicht. Für mich ist entscheidend, wie
ehrlich jemand es zu Beginn und während der Beziehung mit mir meint und wie
offen er dies kommuniziert hat - und umgekehrt.
Wer nur eine Affaire will und das von vornherein klar sagt, muß sich nicht von seinem mittlerweile hoffnungslos verliebten Gegenüber als gewissenloser Egoist beschimpfen lassen, wenn er die Liaison von einem Tag auf den anderen beendet, weil er Lust auf Frischfleisch bekommen hat.
Ein Ehepartner, der jahrelang ohne Not körperlich und / oder emotional verhungern mußte, muß sich nicht des Wortbruchs zichtigen lassen, weil er konsequenterweise die Scheidung einreicht. Schon gar nicht, wenn die bessere Hälfte eine Paartherapie entweder verweigert, oder sich nicht wirklich auf die Sitzungen eingelassen hat und auch sonst nicht willens ist, die Not des anderen als Problem auch nur wahrzunehmen.
Und jemand, der sich einem anderen in ehrlicher Absicht genähert hat und irgendwann auch intim geworden bist, muß sich nicht vorwerfen lassen, er sei oberflächlich - bloß weil er nach ein paar Monaten feststellt, daß es eben doch nur ein Strohfeuer war und die Beziehung wieder beendet.
Solange Ihr beide Euch einander in ehrlicher Absicht genähert hattet und es lediglich daran gescheitert ist, daß das Ganze sich als trauriger Irrtum der Gefühle herauskristallierte mit der Zeit, hattet Ihr dennoch eine Beziehung - so beendet sie jetzt auch ist - und eben keine Affaire.