Ich möchte dir noch ein bisschen über meinen Weg schreiben, liebe @Happy54 vielleicht hilft dir das ja.
Nachdem ich meine Arbeitsstelle, wo ich meinen AM kennen gelernt hatte, gekündigt hatte. Suchte ich mir schnell eine neue. Auch weil ich ja nicht wusste, ob unsere Ehe das ganze Drama überleben würde. Mein Mann hatte mich zwar wieder aufgenommen aber die Verarbeitung hatte ja gerade erst angefangen. Es waren kräftezehrende und tränenreiche Gespräche, die mein Mann und ich führen mussten. Bzw. Gespräche war eigentlich zu viel gesagt, meistens saßen wir beide heulend auf dem Sofa und brachten kein Wort heraus. Mein Mann wollte natürlich wissen, warum ich die Affäre angefangen hatte und so richtig antworten konnte ich ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Stattdessen machte ich ihm Vorwürfe. Du hast mich nicht mehr als Frau gesehen, du hast mir keine Komplimente gemacht, du hast dies nicht und das nicht....
Letztendlich aber war der Grund, dass ich damals glaubte, mir wäre die Liebe zu meinem Mann verloren gegangen. Ich glaubte, Liebe muss sich so anfühlen, wie die Gefühle für den AM. Prickeln, Freude am anderen, sich gerne Berühren und gemeinsam lachen und so. Ja und dann natürlich der S.. Der war in meiner Ehe ja irgendwie zum Pflichtprogramm verkommen. Den AM dagegen hätte ich mit Haut und Haaren auffressen mögen. Ich dachte, dass genau das eben Liebe ist und zweifelte deshalb die Gefühle für meinen Mann an.
Wie soviele Menschen habe ich nicht wahrhaben wollen, dass Gefühle sich verändern im Laufe des Lebens. Dass die Anfangsverliebtheit sich eben nicht auf ewig konservieren lässt. Dass anstelle des feuchten Höschens irgendwann eben absolute Vertrautheit und Geborgenheit tritt. Tja und als ich den AM traf und das Prickeln nach den vielen sorgenvollen Jahren endlich wieder spüren konnte, da habe ich der Liebe zu meinem Mann dann den inneren Dolchstoß verpasst. Ich habe ihn mir selbst schlecht geredet, weil ich mir ja irgendwie meine Verliebtheit in den AM erklären musste. Das ging dann so: Kein Wunder, dass ich den nicht mehr lieben kann. Wie der schon aussieht, wie der redet, wie der sich bewegt usw usw. Und dazu kamen dann noch alle mehr oder weniger berechtigten Kritikpunkte mit auf die Liste. Du weißt schon, er hat sich nie um die Kinder gekümmert, hat mich allein gelassen, hat sich nie um meine Eltern bemüht.... Ja, da kam viel zusammen.
Als der AM mich dann abschoss, war das alles natürlich nicht automatisch weg und ich liebte meinen Mann zu diesem Zeitpunkt möglicherweise wirklich nicht mehr. Aber er war da und fing mich auf und ich ließ es geschehen, weil ich zu schwach für alles andere war.
Meine Therapeutin riet mir dann zur Akzeptanz. Also akzeptierte ich zunächst mal unsere aus Vernunftgründen fortgeführte WG. Und siehe da, es wurde leichter. Wir funktionierten wieder als Familie zusammen. Der Alltag lief wieder etwas runder und die ersten zarten, eher freundschaftlichen Gefühle kamen zurück. Ok, dachte ich, das ist ja schön aber nicht das, was ich mir wirklich wünsche. Aber ok, vielleicht reicht ja nach über 30 Jahren gemeinsamen Leben tatsächlich auch nur die Freundschaft. Besser als nix, also weiter.
Ja und dann kam eins zu anderen. Wir konnten wieder zusammen lachen, gingen wieder mehr raus, ins Kino, Theater etc. Dann kam Corona und es wurde nochmal so richtig hart. Mein Mann 24/7 im Homeoffice und ich nur halbtags arbeiten. Da wurde dann wieder gestritten und gekämpft. Aber ich hatte ja inzwischen meine Therapie abgeschlossen und habe an meinem Konfliktverhalten gearbeitet. Das bedeutete dann, nichts mehr schlucken, sondern alles raus. Also haben wir begonnen zu streiten, wie die Kesselflicker. Und wir haben uns immer wieder versöhnt. Ab da kam dann plötzlich wie aus dem Nichts mein Verlangen nach S. zurück. Und da keiner sonst da war, nahm ich mir dazu meinen Mann vor. Der wusste teilweise gar nicht wie ihm geschieht und wirkte manchmal etwas überfordert. Aber er nahm es, wie es war und wir landeten wieder häufig zusammen im Bett.
Ok, rein körperlich hatte sich auch da inzwischen etwas geändert. Es war nicht mehr jede Stellung möglich bzw. brachte den Spaß, wie früher. Also nahmen wir auch da, was es eben noch so gab an Möglichkeiten und ich lernte auch das zu genießen. Nicht als den ulitmativen Gefühlsrausch einer frischen Verliebtheit aber als ein köstliches Vergnügen, das so herrlich entspannend war, wie das Gefühl nach 10 km Jogging. Kopfkino erlaubte ich mir dabei übrigens ausdrücklich selbst. Nur eine Bedingung: Der AM durfte dabei keine Rolle spielen.
Tja und nun, 8 Jahre später stelle ich erstaunt fest, dass die Liebe zu meinem Mann zurück ist. Sie fühlt sich anders an, als früher. Und sie ist ganz anders als die Liebe, die ich für meinen AM zu spüren glaubte. Aber sie ist da und wärmt mein Herz. Sie ist so lebendig und tief, dass ich mein Glück kaum fassen kann und das schöne ist, sie wird erwidert. Ich muss noch nichtmal etwas dafür tun. Sie wird mir jeden Tag geschenkt, egal, wie ich aussehe, was ich getan habe und was auch immer hinter uns liegt.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich für dieses Geschenk bin. Die Sonne ist in unserem Leben zurück. Und jetzt ist mir auch egal, was der AM so macht. Ich hoffe, es geht ihm gut. Warum auch nicht, er hatte ja auch eine Sch.eiß Zeit.
Und dir wünsche ich eine ähnliche Erfahrung.
Unser Weg hat Jahre gebraucht. Hab also Geduld! Du stehst am Anfang. Aber auch der schwierigste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Alles Liebe dir!
01.08.2022 09:02 •
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